Bearbeiten von „Großbodungen zu Anfang des 19. Jahrhunderts

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{{idt2|25}}Der Ausbruch des Reichskrieges gegen die Republik Frankreich, der sich besonders durch eine erhebliche Steigerung der Steuern fühlbar machte, gab der Schwarzburgischen Regierung, unter der Großbodungen damals stand, Veranlassung zu einer tief eingreifenden Steuerreform. Bis dahin war die Contribution, so nannte man damals die Steuer, ausschließlich dem bäuerlichen Grundbesitz zur Last gefallen. Ritter- und Freigüter, die Beamten, die Geistlichen und die Kammergutpächter waren immer von Steuern befreit gewesen. Das wurde kurz vor der Jahrhundertwende anders. Nun wurden die bisher frei gewesenen auch besteuert. Von dem Besitzer der Kemnot, die ein Freigut war, hören wir, daß er im Jahre 1799 im ganzen 205 Thaler 9 Silbergroschen Steuern zu zahlen hatte, eine ganz erkleckliche Summe. Doch war der Prozentsatz bei denen die bisher steuerfrei gewesen, nur diesmal so hoch (40—50"/.. des Jahreseinkommens), weil ein Ausgleich gegen die frühere Steuerfreiheit herbeigeführt werden sollte. Später wurde der Prozentsatz auf 1"/« ermäßigt. Als im Jahre 1804 neue Kriegslasten gedeckt werden mußten, war Großbodungen in der glücklichen Lage, die erforderlichen Geloer in Höhe von 276 Thaler einem Barbestand entnehmen zu können. Aber in den folgenden Jahren machten sich alljährlich Steuererhebungen notwendig.
{{idt2|25}}Der Ausbruch des Reichskrieges gegen die Republik Frankreich, der sich besonders durch eine erhebliche Steigerung der Steuern fühlbar machte, gab der Schwarzburgischeu Regierung, unter der Großbodungen damals stand, Veranlassung zu einer tief eingreifenden Steuerreform. Bis dahin war die Contribution, so nannte man damals die Steuer, ausschließlich dem bäuerlichen Grundbesitz zur Last gefallen. Ritter- und Freigüter, die Beamten, die Geistlichen und die Kammergutpächter waren immer von Steuern befreit gewesen. Das wurde kurz vor der Jahrhundertwende anders. Nun wurden die bisher frei gewesenen auch besteuert. Von dem Besitzer der Kemnot, die ein Freigut war, hören wir, daß er im Jahre 1799 im ganzen 205 Thaler 9 Silbergroschen Steuern zu zahlen hatte, eine ganz erkleckliche Summe. Doch war der Prozentsatz bei denen die bisher steuerfrei gewesen, nur diesmal so hoch (40—50"/.. des Jahreseinkommens), weil ein Ausgleich gegen die frühere Steuerfreiheit herbeigeführt werden sollte. Später wurde der Prozentsatz auf 1"/« ermäßigt. Als im Jahre 1804 neue Kriegslasten gedeckt werden mußten, war Großbodungen in der glücklichen Lage, die erforderlichen Geloer in Höhe von 276 Thaler einem Barbestand entnehmen zu könven. Aber in den folgenden Jahren machten sich alljährlich Steuererhebungen notwendig.


{{idt2|25}}Das Jahr 1805 brachte Großbodungen die erste Einquartierung preußischer Grenadiere. Im Jahre 1806 lernte man den Feind im eigenen Lande kennen. Am 23. September 1806 waren preußische und sächsische Truppen hier einquartiert. Wenige Wochen später nach der unglücklichen Schlacht von Jena und Auerstedt nahm die flüchtende preußisch-sächsische Armee ihren Weg über Nordhausen und ihr folgten auf dem Fuß die Franzosen. Damals wurde der Pfarrer Stilke in Kleinwerther — später Superintendent in Großbodungen — wiederholt von den Franzosen unter eigener Lebensgefahr ausgeplündert. Nach Großbodungen kamen im^»er nur einzelne Trupps der Besiegten.
{{idt2|25}}Das Jahr 1805 brachte Großbodungen die erste Einquartierung preußischer Grenadiere. Im Jahre 1806 lernte man den Feind im eigenen Lande kennen. Am 23. September 1806 waren preußische und sächsische Truppen hier einquartiert. Wenige Wochen später nach der unglücklichen Schlacht von Jena und Auerstedt nahm die flüchtende preußisch-sächsische Armee ihren Weg über Nordhausen und ihr folgten auf dem Fuß die Franzosen. Damals wurde der Pfarrer Stilke in Kleinwerther — später Superintendent in Großbodungen — wiederholt von den Franzosen unter eigener Lebensgefahr ausgeplündert. Nach Großbodungen kamen im^»er nur einzelne Trupps der Besiegten.


{{idt2|25}}Sobald die Franzosen Herren im Laude waren, säumten sie nicht, ungeheuere Lieferungen an Brod und Getreide zu fordern. Die wiederholte Kriegskontribution hatte bewirkt, daß die Schulden unserer Gemeinde im Jahre 1807 bereits 1329 Taler betrugen, während 1804 noch ein Barbestand vorhanden gewesen war.
{{idt2|25}}Sobald die Franzosen Herren im Laude waren, säumten sie nicht, ungeheuere Lieferungen an Brod und Getreide zu fordern. Die wiederholte Kriegskontribution hatte bewirkt, doß die Schulden unserer Gemeinde im Jahre 1807 bereits 1329 Taler betrugen, während 1804 noch ein Barbestand vorhanden gewesen war.


{{idt2|25}}Das härteste war, daß alle die Opfer nur den Eroberungsgelüsten eines Fremdherrschers dienten. Wie die übrigen Mittel- und Kleinstaaten, so hatte auch das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen dem Rheinbunde beitreten müssen, an dessen Spitze Napoleon stand. Nur um diesen Preis erlangte der Sondershäuser Fürst Ermäßigung einer schier unerschwinglichen Contribution von Napoleon. Dabei mußten sich die beiden Fürstentümer verpflichten, gemeinsam ein Bataillon Infanterie zu 650 Mann aufzustellen und den Truppen des Rheinbundes zuzuweisen. Und nun wurde den Bewohnern von Großbodungen auch die Blutsteuer nicht erspart. Im Jahre 1807 nämlich wurden 6 Rekruten ausgehoben: Franz Roßbach, ein gewesener Soldat, ferner Andreas Wittmann, Johann Heinrich Christian Hofer, Gottfried Hesse, Gottlieb Peter und Heinrich Friedrich Steinmetz. Im November 1808 gingen 2 schwarzburgische Kompagnien nach dem Kriegsschauplatz in Spanien ab und vereinigten sich in Metz mit anderen Kompagnien zum sogenannten Fürstenbataillon. Das Bataillon hat unter sehr schweren Verlusten an dem greuelvollen Kriege in Spanien teilgenommen und zählte schon im September 1809 nur noch 50 dienstfähige Leute. Vermutlich siud die vorhin genannten Großbodunger Söhne dort umgekommen. Aus dem Jahre 1809—1813 wissen wir nur, daß immer neue Kriegssteuern von den Franzosen verlangt wurden.
{{idt2|25}}Das härteste war, daß alle die Opfer nur den Eroberungsgelüsten eines Fremdherrschers dienten. Wie die übrigen Mittel- und Kleinstaaten, so hatte auch das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen dem Rheinbunde beitreten müssen, an dessen Spitze Napoleon stand. Nur um diesen Preis erlangte der Sondershäuser Fürst Ermäßigung einer schier unerschwinglichen Contribution von Napoleon. Dabei mußten sich die beiden Fürstentümer verpflichten, gemeinsam ein Bataillon Infanterie zu 650 Mann aufzustellen und den Truppen des Rheinbundes zuzuweisen. Und nun wurde den Bewohnern von Großbodungen auch die Blutsteuer nicht erspart. Im Jahre 1807 nämlich wurden 6 Rekruten ausgehoben: Franz Roßbach, ein gewesener Soldat, ferner Andreas Wittmann, Johann Heinrich Christian Hofer, Gottfried Hesse, Gottlieb Peter und Heinrich Friedrich Steinmetz. Im November 1808 gingen 2 schwarzburgische Kompagnien nach dem Kriegsschauplatz in Spanien ab und vereinigten sich in Metz mit anderen Kompagnien zum sogenannten Fürstenbataillon. Das Bataillon hat unter sehr schweren Verlusten an dem greuelvollen Kriege in Spanien teilgenommen und zählte schon im September 1809 nur noch 50 dienstfähige Leute. Vermutlich siud die vorhin genannten Großbodunger Söhne dort umgekommen. Aus dem Jahre 1809—1813 wissen wir nur, daß immer neue Kriegssteuern von den Franzosen verlangt wurden.
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{{idt2|25}}Ein völliger Umschlag, aber freilich keine Erleichterung der Kriegslasten trat mit den entscheidenen Siegen der Verbündeten über Napoleon im Herbst 1813 ein. Die Franzosen mußten weichen, der Rheinbund löste sich auf. Ein Teil der verbündeten Armeen nahm seinen Weg durch unsere Gegend. Durch Großbodungen sind unter anderen auch Truppen von Kosaken gekommen.
{{idt2|25}}Ein völliger Umschlag, aber freilich keine Erleichterung der Kriegslasten trat mit den entscheidenen Siegen der Verbündeten über Napoleon im Herbst 1813 ein. Die Franzosen mußten weichen, der Rheinbund löste sich auf. Ein Teil der verbündeten Armeen nahm seinen Weg durch unsere Gegend. Durch Großbodungen sind unter anderen auch Truppen von Kosaken gekommen.


{{idt2|25}}Von besonderem Interesse würde es sein, wenn sich ermitteln ließen, ob und in welchem Umfange sich Bewohner von Großbodungen an den deutschen Freiheitskämpfen gegen Napoleon tätig beteiligt haben. Es steht das fest nur von einem, dem jungen Geußenheiner, der nach dem Tode seiner Mutter Besitzer der Kemnot war. Er nahm in der Blücherschen Armee im Winter nnd Frühjahr 1814 an dem Feldzuge in Frankreich teil. Im übrigen weiß man nicht, ob außer ihm noch andere Söhne von Großbodungen mit in den Kampf gegen Frankreich gezogen sind; es ist das jedenfalls so lange unwahrscheinlich, so lange das Fürstentum Sondershausen dem Rheinbund angehörte. Entscheidend für die Zukunft der Gemeinde Großbodungen wurden Friedensverhandlungen des Wiener Kongresses und die aus denselben hervorgegangenen Staatsverträge zwischen Preußen und den angrenzenden deutschen Kleinstaaten. Im Interesse der Abrundung der einzelnen Landesgebiete wurden nämlich einzelne Landesteile ausgetauscht. So trat am 15. Juni 1816 der Fürst von Sondershausen die Gemeinden des Amtes Großbodungen und des Allerbergischen Gerichtsbezirks, sowie das Dorf Haynrode tauschweise an die Krone Preußens ab.
{{idt2|25}}Von besonderem Interesse würde es sein, wenn sich ermitteln ließen, ob und in welchem Umfange sich Bewohner von Großbodungen an den deutschen Freiheitskämpfen gegen Napoleon tätig beteiligt haben. Es steht das fest nur von einem, dem jungen Geußenheiner, der nach dem Tode seiner Mutter Besitzer der Kemnot war. Er nahm in der Blücherschen Armee im Winter nnd Frühjahr 1814 an dem Feldznge in Frankreich teil. Im übrigen weiß man nicht, ob außer ihm noch andere Söhne von Großbodungen mit in den Kampf gegen Frankreich gezogen sind; es ist das jedenfalls so lange unwahrscheinlich, so lange das Fürstentum Sondershausen dem Rheinbund angehörte. Entscheidend für die Zukunft der Gemeinde Großbodungen wurden Friedensverhandlungen des Wiener Kongresses und die aus denselben hervorgegangenen Staatsverträge zwischen Preußen und den angrenzenden deutschen Kleinstaaten. Im Interesse der Abrundung der einzelnen Landesgebiete wurden nämlich einzelne Landesteile ausgetauscht. So trat am 15. Juni 1816 der Fürst von Sondershausen die Gemeinden des Amtes Großbodungen und des Allerbergischen Gerichtsbezirks, sowie das Dorf Haynrode tauschweise an die Krone Preußens ab.


{{idt2|25}}Das wären die politischen und kriegerischen Ereignisse, die gegen Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts das öffentliche Leben unserer Gemeinde beeinflußten!
{{idt2|25}}Das wären die politischen und kriegerischen Ereignisse, die gegen Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts das öffentliche Leben unserer Gemeinde beeinflußten!
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{{idt2|25}}Auch sonst zeigt sich im Handel und Wandel größere Regsamkeit.
{{idt2|25}}Auch sonst zeigt sich im Handel und Wandel größere Regsamkeit.


{{idt2|25}}Wichtig war es, daß in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts neben dem Apotheker ein studierter Arzt seinen Wohnsitz in Großbodungen nahm, vielleicht schon 1760 ein Hr. Hope, sicher etwas später ein Herr Obbarius, und zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein !)>-. Gielen, der letztere war hierher gekommen, weil sein Schwiegervater Francke hier Gerichtsinspektor war, übrigens ein Sohn oder Enkel des berühmten Stifters des Halleschen Weisenhauses, A. H. Francke.
{{idt2|25}}Wichtig war es, daß in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts neben dem Apotheker ein studierter Arzt seinen Wohnsitz in Großbodungen nahm, vielleicht schon 1760 ein Or. Hope, sicher etwas später ein Herr Obbarius, und zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein !)>-. Gielen, der letztere war hierher gekommen, weil sein Schwiegervater Francke hier Gerichtsinspektor war, übrigens ein Sohn oder Enkel des berühmten Stifters des Halleschen Weisenhauses, A. H. Francke.


{{idt2|25}}Ein Verlust für Großbodungen bedeutet es nicht, daß die Gemeinde nicht mehr ihren eigenen Scharfrichter hatte. Im Jahre 1767 wurde dies Meisterei-Privilegium an den Nachrichter Crusius in Worbis verliehen.
{{idt2|25}}Ein Verlust für Großbodungen bedeutet es nicht, daß die Gemeinde nicht mehr ihren eigenen Scharfrichter hatte. Im Jahre 1767 wurde dies Meisterei-Privilegium an den Nachrichter Crusius in Worbis verliehen.
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