Bearbeiten von „Geschichte des Theaters Nordhausen

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Erste Eintragungen finden sich im Jahre 1583, wobei hier nicht die Schauspiel-Wandertruppen gemeint sind, die in Nordhausen gastierten, sondern die Initiativen von Bürgern der Stadt, die eigenes Theater machen wollten. Vor allem Schüler des Gymnasiums waren es, die die Bürger Nordhausens mit Theaterstücken erfreuten. So war das Theatergeschehen bis 1700 zuerst auf den Marktplatz, die Kirchen und die Aula des Gymnasiums verteilt. Doch bald darauf wollten auch berufsmäßige Schauspieltruppen in Nordhausen tätig werden. Ende des 18. Jahrhunderts war es soweit, und die Bürger der Stadt Nordhausen konnten 1789 zum ersten Mal "Die Räuber" von Friedrich Schiller und 1807 dann "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart in professionellen Aufführungen erleben.  
Erste Eintragungen finden sich im Jahre 1583, wobei hier nicht die Schauspiel-Wandertruppen gemeint sind, die in Nordhausen gastierten, sondern die Initiativen von Bürgern der Stadt, die eigenes Theater machen wollten. Vor allem Schüler des Gymnasiums waren es, die die Bürger Nordhausens mit Theaterstücken erfreuten. So war das Theatergeschehen bis 1700 zuerst auf den Marktplatz, die Kirchen und die Aula des Gymnasiums verteilt. Doch bald darauf wollten auch berufsmäßige Schauspieltruppen in Nordhausen tätig werden. Ende des 18. Jahrhunderts war es soweit, und die Bürger der Stadt Nordhausen konnten 1789 zum ersten Mal "Die Räuber" von Friedrich Schiller und 1807 dann "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart in professionellen Aufführungen erleben.  


Die Bühne befand sich in der Barfüßerstraße 6, wurde im Volksmund "Flohburg" genannt und war eine Scheune des Gasthofs "König von Preußen“. Ab 1815 fanden dann die Vorführungen im "Eyl'schen Saale" statt, doch war dies mehr eine Notlösung. Die Kaufmannsfamilie Kettembeil ließ 1817 in der Rautenstraße 46 ein Theater errichten. In einem großzügigen Fachwerkbau fanden 500-600 Zuschauer Platz. Der Volksmund hatte auch für dieses Theater einen Spitznamen und nannte es "Berliner Hoftheater", da sich das Theater gleich hinter der Gaststätte "Berliner Hof" befand. Seit 1843 hieß es das "Schreibersche Theater", da die Kettembeils es an eine Familie Schreiber verkauften. Man spielte vor allem die Dramen Friedrich Schillers, Carl Maria von Webers "Der Freischütz" und Werke von Kotzebue und Iffland. Nach einem Umbau im Jahre 1851 wurde das Theater 1881 mit einer Aufführung von Ludwig van Beethovens "Fidelio" geschlossen, da es den polizeilichen Vorschriften nicht mehr genügte. Doch seit 1852 hatte im Gehege bereits ein Sommertheater bestanden, und 1869 hatte der Schirmfabrikant Burghardt ein Tivoli-Theater in einem Garten parallel zur Stadtmauer, in der Nähe der Baltzerstaße erbauen lassen. Es wurden hier Schauspielergesellschaften engagiert, die in Nordhausen Gastspiele gaben.  
Die Bühne befand sich in der Barfüßerstraße 6, wurde im Volksmund "Flohburg" genannt und war eine Scheune des Gasthofs "König von Preußen". Ab 1815 fanden dann die Vorführungen im "Eyl'schen Saale" statt, doch war dies mehr eine Notlösung. Die Kaufmannsfamilie Kettembeil ließ 1817 in der Rautenstraße 46 ein Theater errichten. In einem großzügigen Fachwerkbau fanden 500-600 Zuschauer Platz. Der Volksmund hatte auch für dieses Theater einen Spitznamen und nannte es "Berliner Hoftheater", da sich das Theater gleich hinter der Gaststätte "Berliner Hof" befand. Seit 1843 hieß es das "Schreibersche Theater", da die Kettembeils es an eine Familie Schreiber verkauften. Man spielte vor allem die Dramen Friedrich Schillers, Carl Maria von Webers "Der Freischütz" und Werke von Kotzebue und Iffland. Nach einem Umbau im Jahre 1851 wurde das Theater 1881 mit einer Aufführung von Ludwig van Beethovens "Fidelio" geschlossen, da es den polizeilichen Vorschriften nicht mehr genügte. Doch seit 1852 hatte im Gehege bereits ein Sommertheater bestanden, und 1869 hatte der Schirmfabrikant Burghardt ein Tivoli-Theater in einem Garten parallel zur Stadtmauer, in der Nähe der Baltzerstaße erbauen lassen. Es wurden hier Schauspielergesellschaften engagiert, die in Nordhausen Gastspiele gaben.  


Doch das Tivoli-Theater war von finanziellen Sorgen geplagt. Der amtierende Intendant Hoffmann nahm sich darüber sogar das Leben. Das Defizit ließ sich nicht mehr auffangen. 1911 kauften die Stadtväter das Theater für 121.000 Mark. Der Umbau und die Renovierungskosten erwiesen sich aber als zu hoch.
Doch das Tivoli-Theater war von finanziellen Sorgen geplagt. Der amtierende Intendant Hoffmann nahm sich darüber sogar das Leben. Das Defizit ließ sich nicht mehr auffangen. 1911 kauften die Stadtväter das Theater für 121.000 Mark. Der Umbau und die Renovierungskosten erwiesen sich aber als zu hoch.
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== Das Theater zur Zeit seiner Erbauung  ==
== Das Theater zur Zeit seiner Erbauung  ==


Die Bauherren setzten trotz des Krieges ihre Arbeit fort. Die ursprünglich am Bau beteiligten Architekten, Stadtbaurat Geißler und Dipl.-Ing. [[August Nerlich|Nerlich]], konnten ihre Arbeit am Bau des Theaters nicht weiter verfolgen, da sie eingezogen wurden. Regierungsbaumeister Onneken und Architekt [[Gustav Ricken|Ricken]] führten das Werk zu Ende.
Die Bauherren setzten trotz des Krieges ihre Arbeit fort. Die ursprünglich am Bau beteiligten Architekten, Stadtbaurat Geißler und Dipl.-Ing. Nerlich, konnten ihre Arbeit am Bau des Theaters nicht weiter verfolgen, da sie eingezogen wurden. Regierungsbaumeister Onneken und Architekt Ricken führten das Werk zu Ende.


Die Architektur des neuen Theaters wird häufig gelobt. "An unserem schönsten und bevorzugtesten Platz unserer Vaterstadt erhebt sich, recht geschickt in die ganze grüne Umgebung hineingruppiert, der stolze und prächtige Bau unseres neuen Theaters, äußerlich sich durch seine Bauart als Musentempel kennzeichnend. Der Bau ist im äußeren wie in seinem Inneren in den klassischen Formen des modernen Empire erbaut. Die Massen des ganzen großen Gebäudekomplexes sind gegeneinander gut abgewogen und es zeichnet sich überhaupt der ganze Bau durch eine vornehme, stolze Ruhe aus.
Die Architektur des neuen Theaters wird häufig gelobt. "An unserem schönsten und bevorzugtesten Platz unserer Vaterstadt erhebt sich, recht geschickt in die ganze grüne Umgebung hineingruppiert, der stolze und prächtige Bau unseres neuen Theaters, äußerlich sich durch seine Bauart als Musentempel kennzeichnend. Der Bau ist im äußeren wie in seinem Inneren in den klassischen Formen des modernen Empire erbaut. Die Massen des ganzen großen Gebäudekomplexes sind gegeneinander gut abgewogen und es zeichnet sich überhaupt der ganze Bau durch eine vornehme, stolze Ruhe aus."


In diesen Räumen sollten und werden Theaterstücke zur Aufführung kommen, die politische, gesellschaftliche und philosophische Fragestellungen beinhalten. Die Spielpläne der letzten achtzig Jahre zeigen, daß die Nordhäuser ein erstaunlich vielfältiges Programm zu sehen bekamen. Dies war und ist allerdings nur möglich, wenn Theater als Luxusgut einigermaßen unabhängig ist von ökonomischen Einschränkungen. Was bedeutet in diesem Zusammenhang die "Freiheit der Kunst" (GG Art. 5, Abs. 3)?
In diesen Räumen sollten und werden Theaterstücke zur Aufführung kommen, die politische, gesellschaftliche und philosophische Fragestellungen beinhalten. Die Spielpläne der letzten achtzig Jahre zeigen, daß die Nordhäuser ein erstaunlich vielfältiges Programm zu sehen bekamen. Dies war und ist allerdings nur möglich, wenn Theater als Luxusgut einigermaßen unabhängig ist von ökonomischen Einschränkungen. Was bedeutet in diesem Zusammenhang die "Freiheit der Kunst" (GG Art. 5, Abs. 3)?


In Lessings "Emilia Galotti" (I/2) wird der Maler Conti vom Prinzen gefragt "Was macht die Kunst?" worauf der Maler antwortet: "Prinz, die Kunst geht nach Brot.Manch einer hält diesen Sachverhalt für durchaus in Ordnung. Die Inhalte, von denen am Theater auch noch die Rede ist, sollen möglichst unmerklich oder nur bei Schulveranstaltungen zu Worte kommen.
In Lessings "Emilia Galotti" (I/2) wird der Maler Conti vom Prinzen gefragt "Was macht die Kunst?" worauf der Maler antwortet: "Prinz, die Kunst geht nach Brot." Manch einer hält diesen Sachverhalt für durchaus in Ordnung. Die Inhalte, von denen am Theater auch noch die Rede ist, sollen möglichst unmerklich oder nur bei Schulveranstaltungen zu Worte kommen.


Heute lodert der Disput um das Unterhaltungs- oder das Bildungstheater angesichts wie Pilze aus dem Boden schießender Musicalhäuser und Stadttheater in existentieller Bedrängnis wieder hell auf.
Heute lodert der Disput um das Unterhaltungs- oder das Bildungstheater angesichts wie Pilze aus dem Boden schießender Musicalhäuser und Stadttheater in existentieller Bedrängnis wieder hell auf.  


== Die Intendanten der Gründungszeit ==
== Die Intendanten der Gründungszeit ==
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Als erster Leiter des neuen Stadttheaters wurde der Fürstlich Schwarzenburgische und Fürstlich Hohenzollersche Theaterdirektor Julius Heydecker ernannt. In der ersten Spielzeit (1918/19) war vor allen Dingen das Schauspiel vertreten, 1919/20 dann auch große Oper: "Carmen" von Bizet, Opern von Wagner, Verdi, Weber, Beethoven, D'Albert, Lortzing und acht Operetten. Heydeckers Nachfolger wurde 1920 Direktor Erich Frisch. Das Theater erwarb sich schon früh einen guten überregionalen Ruf wegen seiner Leistungen und seines inhaltlichen Anspruches.
Als erster Leiter des neuen Stadttheaters wurde der Fürstlich Schwarzenburgische und Fürstlich Hohenzollersche Theaterdirektor Julius Heydecker ernannt. In der ersten Spielzeit (1918/19) war vor allen Dingen das Schauspiel vertreten, 1919/20 dann auch große Oper: "Carmen" von Bizet, Opern von Wagner, Verdi, Weber, Beethoven, D'Albert, Lortzing und acht Operetten. Heydeckers Nachfolger wurde 1920 Direktor Erich Frisch. Das Theater erwarb sich schon früh einen guten überregionalen Ruf wegen seiner Leistungen und seines inhaltlichen Anspruches.


"Zu dankbarer Rückschau haben Theater und Publikum in Nordhausen allen Anlaß! Eine mittelgroße Industriestadt ohne die in Nachwirkungen einer jahrhundertelang als Magnetnadel aller Kunstbestrebungen tätigen Hofhaltung, ohne Universität und ohne größere Museen hat wirklich alles Menschenmögliche geleistet, wenn sie im Zusammenwirken von Theaterleitung, Darstellern und Bürgertum sich fast aus dem Nichts heraus in schweren Nachkriegsjahren eine Theaterkultur schuf, die es ermöglichen konnte, daß ein ernster, auf einem tiefen Gedanken basierender Spielplan, der in der maßgebendsten deutschen Presse, welche sagt, daß im Nordhäuser Stadttheater ernste und ehrliche Kunst gemacht wird, anerkannt ist.
"Zu dankbarer Rückschau haben Theater und Publikum in Nordhausen allen Anlaß! Eine mittelgroße Industriestadt ohne die in Nachwirkungen einer jahrhundertelang als Magnetnadel aller Kunstbestrebungen tätigen Hofhaltung, ohne Universität und ohne größere Museen hat wirklich alles Menschenmögliche geleistet, wenn sie im Zusammenwirken von Theaterleitung, Darstellern und Bürgertum sich fast aus dem Nichts heraus in schweren Nachkriegsjahren eine Theaterkultur schuf, die es ermöglichen konnte, daß ein ernster, auf einem tiefen Gedanken basierender Spielplan, der in der maßgebendsten deutschen Presse, welche sagt, daß im Nordhäuser Stadttheater ernste und ehrliche Kunst gemacht wird, anerkannt ist."


Welch ein Stolz muß die Nordhäuser erfüllt haben, die unter so schwierigen Umständen ihr eigenes Theater erbaut haben. Wohlgemerkt in einer "mittelgroßen Industriestadt" am Rande des Südharzes. Doch schwierige Zeiten hatte das damals junge Theater erst noch vor sich.
Welch ein Stolz muß die Nordhäuser erfüllt haben, die unter so schwierigen Umständen ihr eigenes Theater erbaut haben. Wohlgemerkt in einer "mittelgroßen Industriestadt" am Rande des Südharzes. Doch schwierige Zeiten hatte das damals junge Theater erst noch vor sich.
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Der damalige Spielplan in Nordhausen verzeichnet einen Rückgang der ernsten Oper und eine Zunahme der Operettenpremieren. Auch sieht man beim Spielplan von 1932/33, daß lediglich zwei ausländische Schauspiele vertreten waren, und zwar das Lustspiel "Wenn der neue Wein blüht" von Bjönsterne Björnson und "Das Wintermärchen" von William Shakespeare. Man spielte vor allem Autoren wie Goethe, Schiller, Wildenbruch und Lessing.
Der damalige Spielplan in Nordhausen verzeichnet einen Rückgang der ernsten Oper und eine Zunahme der Operettenpremieren. Auch sieht man beim Spielplan von 1932/33, daß lediglich zwei ausländische Schauspiele vertreten waren, und zwar das Lustspiel "Wenn der neue Wein blüht" von Bjönsterne Björnson und "Das Wintermärchen" von William Shakespeare. Man spielte vor allem Autoren wie Goethe, Schiller, Wildenbruch und Lessing.


Als damals gängige Autoren waren vertreten: Sigmund Graff "Die einsame Tat" (1932/33), "Die spanische Fliege" (1933/34) von den Autoren Arnold und Bach sowie "Heroische Leidenschaften" von E.G. Kolbenmeyer (1934/35). Die letzteren sind Tendenzstücke des Nationalsozialismus, so auch Friedrich Bethges "Marsch der Veteranen" (1936/37) und Hünens "Uta von Naumburg“. Die Operetten wurden zur reinen Traumseligkeit mißbraucht und standen völlig im Widerspruch zum Zeitgeschehen. Man muß stark annehmen, daß die Inszenierungen nicht die feine Kritik- und Ironiefähigkeit der Operettenkomponisten nachempfanden. Leider fehlen auch entsprechende Belege im Theater- und im Stadtarchiv. Die Spielzeit 1938/39 wurde jedenfalls mit dem Motto "Mit Kraft durch Freude ins Stadttheater Nordhausen" eröffnet.  
Als damals gängige Autoren waren vertreten: Sigmund Graff "Die einsame Tat" (1932/33), "Die spanische Fliege" (1933/34) von den Autoren Arnold und Bach sowie "Heroische Leidenschaften" von E.G. Kolbenmeyer (1934/35). Die letzteren sind Tendenzstücke des Nationalsozialismus, so auch Friedrich Bethges "Marsch der Veteranen" (1936/37) und Hünens "Uta von Naumburg". Die Operetten wurden zur reinen Traumseligkeit mißbraucht und standen völlig im Widerspruch zum Zeitgeschehen. Man muß stark annehmen, daß die Inszenierungen nicht die feine Kritik- und Ironiefähigkeit der Operettenkomponisten nachempfanden. Leider fehlen auch entsprechende Belege im Theater- und im Stadtarchiv. Die Spielzeit 1938/39 wurde jedenfalls mit dem Motto "Mit Kraft durch Freude ins Stadttheater Nordhausen" eröffnet.  


== Nachkriegszeit ==
== Nachkriegszeit ==


Nach Kriegsende kam die Zeit der sowjetischen Besatzung. Das Orchester und das Schauspielensemble begannen in den Räumen der ehemaligen "Harmonie", dem heutigen Jugendclubhaus, Molieres "Der eingebildete Kranke" zu spielen und brachten das erste Sinfoniekonzert am 18. September 1945 in der "Heinrich-Mittel-Schule" zu Gehör. Ein Zeitzeuge berichtete, daß das Publikum Kohlen zur Vorstellung mitbrachte, damit überhaupt in der "Harmonie" zur kalten Jahreszeit gespielt werden konnte. Hans Himmler ordnete noch im Jahr 1946 als frischernannter Oberbürgermeister an, das teilzerstörte Stadttheater an der Promenade bespielbar zu machen. Unter Leitung von Intendant Otto Roland ging kurz darauf das erste Sprechstück über die Bühne.  
Nach Kriegsende kam die Zeit der sowjetischen Besatzung. Das Orchester und das Schauspielensemble begannen in den Räumen der ehemaligen "Harmonie", dem heutigen Jugendclubhaus, Molieres "Der eingebildete Kranke" zu spielen und brachten das erste Sinfoniekonzert am 18. September 1945 in der "Heinrich-Mittel-Schule" zu Gehör. Ein Zeitzeuge berichtete, daß das Publikum Kohlen zur Vorstellung mitbrachte, damit überhaupt in der "Harmonie" zur kalten Jahreszeit gespielt werden konnte.


1946 wurde das Theater wiederum städtisch, und Otto Roland, der zuletzt Oberspielleiter in Weimar war, wurde Intendant. Das Orchester war ein eingetragener Verein und probte in der Loge, die heute in der Domstraße dem Theater noch als Probebühne dient und die Tischlerei, die Dekorations- und Kaschierabteilung sowie den Malsaal des Theaters beherrbergt. Die Intendanten wechselten in diesen Jahren häufig.
1946 wurde das Theater wiederum städtisch, und Otto Roland, der zuletzt Oberspielleiter in Weimar war, wurde Intendant. Das Orchester war ein eingetragener Verein und probte in der Loge, die heute in der Domstraße dem Theater noch als Probebühne dient und die Tischlerei, die Dekorations- und Kaschierabteilung sowie den Malsaal des Theaters beherrbergt. Die Intendanten wechselten in diesen Jahren häufig.


1947 übernahm Regisseur und Schauspieler Hermann Staudt das Amt, ein Jahr später folgte kommissarisch Albert Grüne. Das in der Loge bestehende Orchester und das Theater schlossen sich im Juli 1947 zusammen und fungierten bis 1989 unter dem Namen "Bühnen der Stadt Nordhausen“. Oberbürgermeister Hans Himmler machte sich um den zweiten Aufbau des Theaters verdient. Er sorgte dafür, daß das Haus am 15. Oktober 1949 wieder seine Pforten öffnen konnte.
1947 übernahm Regisseur und Schauspieler Hermann Staudt das Amt, ein Jahr später folgte kommissarisch Albert Grüne. Das in der Loge bestehende Orchester und das Theater schlossen sich im Juli 1947 zusammen und fungierten bis 1989 unter dem Namen "Bühnen der Stadt Nordhausen". Oberbürgermeister Hans Himmler machte sich um den zweiten Aufbau des Theaters verdient. Er sorgte dafür, daß das Haus am 15. Oktober 1949 wieder seine Pforten öffnen konnte.




"In dieser Zeit nun entstand auf Initiative der Stadtverwaltung und des Theaterpersonals der Plan, das zerstörte Theater wieder aufzubauen. Das war durchaus nicht so einfach, wie es sich heute anhört. Es fehlte nicht nur an Baumaterial, Arbeitskräften und finanziellen Mitteln, sondern bei einem nicht geringen Teil der Bevölkerung auch an Verständnis dafür. Er meinte, man sollte erst Wohnungen und dann das Theater aufbauen. Deshalb mußte man ihn davon überzeugen, daß es notwendig war, beides zu gleicher Zeit zu tun. Und so geschah es auch.Doch gerade die Bürger waren es, denen das Gelingen zuzuschreiben ist. Viele Handwerker erklärten sich zu unentgeltlichen Arbeiten bereit, viele Sachspenden halfen mit, daß der Theaterbau schon bald wieder eröffnet werden konnte. Die Bürger der Stadt stellten sich ein zweites Mal hinter ihr Theater.
"In dieser Zeit nun entstand auf Initiative der Stadtverwaltung und des Theaterpersonals der Plan, das zerstörte Theater wieder aufzubauen. Das war durchaus nicht so einfach, wie es sich heute anhört. Es fehlte nicht nur an Baumaterial, Arbeitskräften und finanziellen Mitteln, sondern bei einem nicht geringen Teil der Bevölkerung auch an Verständnis dafür. Er meinte, man sollte erst Wohnungen und dann das Theater aufbauen. Deshalb mußte man ihn davon überzeugen, daß es notwendig war, beides zu gleicher Zeit zu tun. Und so geschah es auch." Doch gerade die Bürger waren es, denen das Gelingen zuzuschreiben ist. Viele Handwerker erklärten sich zu unentgeltlichen Arbeiten bereit, viele Sachspenden halfen mit, daß der Theaterbau schon bald wieder eröffnet werden konnte. Die Bürger der Stadt stellten sich ein zweites Mal hinter ihr Theater.


Der Aufbau erwies sich jedoch als sehr kompliziert. "Der empfindliche technische Theaterorganismus mit seinem verzweigten Nervensystem von elektrischen Leitungen und Seilzügen war schwer beschädigt. Die technischen Zentren waren dadurch unbrauchbar geworden. Mit der Wiederherstellung ergab sich somit eine Fülle komplizierter handwerklicher, technischer und organisatorischer Aufgaben, die meist unerfüllbar schienen.1947 wurde, am dreißigsten Jahrestag der Gründung des Theaters, eine Festwoche durch Oberbürgermeister Himmler veranstaltet, an welcher sich die Theatermitglieder beteiligten.
Der Aufbau erwies sich jedoch als sehr kompliziert. "Der empfindliche technische Theaterorganismus mit seinem verzweigten Nervensystem von elektrischen Leitungen und Seilzügen war schwer beschädigt. Die technischen Zentren waren dadurch unbrauchbar geworden. Mit der Wiederherstellung ergab sich somit eine Fülle komplizierter handwerklicher, technischer und organisatorischer Aufgaben, die meist unerfüllbar schienen." 1947 wurde, am dreißigsten Jahrestag der Gründung des Theaters, eine Festwoche durch Oberbürgermeister Himmler veranstaltet, an welcher sich die Theatermitglieder beteiligten.


Am 15. Oktober 1949 wurden mit Mozarts "Die Hochzeit des Figaro" die Bühnen der Stadt Nordhausen wieder eröffnet. Ein Vertreter der thüringischen Landesregierung überreichte nachträglich die Baugenehmigung und legalisierte damit den "Schwarzbau“. Das zweite Theaterwunder war amtlich beglaubigt worden, inmitten der Trümmer war wieder ein Ort entstanden, an dem die verschiedensten Künste wirkten und dem erwartungsvollen Publikum die Ergebnisse vorführen konnten. Neuer Intendant wurde Hans Bornmann, der zuvor als Redakteur in Halle tätig war. "ähnlich, wie zur Zeit Lessings das Feudaltheater abgelöst wurde durch das bürgerliche Theater, so ist nunmehr - bedingt durch die gesellschaftliche Umschichtung, die in der ganzen Welt vor sich geht - der Zeitpunkt herangekommen, wo auch das bürgerliche Theater an seinem Ende steht und von einem Theater der Massen des werktätigen Volkes abgelöst werden muß.
Am 15. Oktober 1949 wurden mit Mozarts "Die Hochzeit des Figaro" die Bühnen der Stadt Nordhausen wieder eröffnet. Ein Vertreter der thüringischen Landesregierung überreichte nachträglich die Baugenehmigung und legalisierte damit den "Schwarzbau". Das zweite Theaterwunder war amtlich beglaubigt worden, inmitten der Trümmer war wieder ein Ort entstanden, an dem die verschiedensten Künste wirkten und dem erwartungsvollen Publikum die Ergebnisse vorführen konnten. Neuer Intendant wurde Hans Bornmann, der zuvor als Redakteur in Halle tätig war. "ähnlich, wie zur Zeit Lessings das Feudaltheater abgelöst wurde durch das bürgerliche Theater, so ist nunmehr - bedingt durch die gesellschaftliche Umschichtung, die in der ganzen Welt vor sich geht - der Zeitpunkt herangekommen, wo auch das bürgerliche Theater an seinem Ende steht und von einem Theater der Massen des werktätigen Volkes abgelöst werden muß."
Dieser Anspruch erforderte eine neue ästhetik. Man gedachte dem werktätigen Volke Theater nahezubringen, indem man die "Oper auf dem Dorf" unternahm und an verschiedentlichen Abstecherorten Theater machte. Auch in der Spielplangestaltung sollte es sich zeigen. Schillers "Kabale und Liebe" war zu sehen sowie "Was den Damen gefällt" von Hans Saßmann, "Stützen der Gesellschaft" von Ibsen und Ludwig Thomas "Moral“.
Dieser Anspruch erforderte eine neue ästhetik. Man gedachte dem werktätigen Volke Theater nahezubringen, indem man die "Oper auf dem Dorf" unternahm und an verschiedentlichen Abstecherorten Theater machte. Auch in der Spielplangestaltung sollte es sich zeigen. Schillers "Kabale und Liebe" war zu sehen sowie "Was den Damen gefällt" von Hans Saßmann, "Stützen der Gesellschaft" von Ibsen und Ludwig Thomas "Moral".


Am 15. Oktober 1949 wurden mit Mozarts "Die Hochzeit des Figaro" die Bühnen der Stadt Nordhausen wieder eröffnet. Ein Vertreter der thüringischen Landesregierung überreichte nachträglich die Baugenehmigung und legalisierte damit den "Schwarzbau“. Das zweite Theaterwunder war amtlich beglaubigt worden, inmitten der Trümmer war wieder ein Ort entstanden, an dem die verschiedensten Künste wirken und dem erwartungsvollen Publikum die Ergebnisse vorführen konnten. Neuer Intendant wurde Hans Bornmann, der zuvor als Redakteur in Halle tätig war. "ähnlich, wie zur Zeit Lessings das Feudaltheater abgelöst wurde durch das bürgerliche Theater, so ist nunmehr - bedingt durch die gesellschaftliche Umschichtung, die in der ganzen Welt vor sich geht - der Zeitpunkt herangekommen, wo auch das bürgerliche Theater an seinem Ende steht und von einem Theater der Massen des werktätigen Volkes abgelöst werden muß.
Am 15. Oktober 1949 wurden mit Mozarts "Die Hochzeit des Figaro" die Bühnen der Stadt Nordhausen wieder eröffnet. Ein Vertreter der thüringischen Landesregierung überreichte nachträglich die Baugenehmigung und legalisierte damit den "Schwarzbau". Das zweite Theaterwunder war amtlich beglaubigt worden, inmitten der Trümmer war wieder ein Ort entstanden, an dem die verschiedensten Künste wirken und dem erwartungsvollen Publikum die Ergebnisse vorführen konnten. Neuer Intendant wurde Hans Bornmann, der zuvor als Redakteur in Halle tätig war. "ähnlich, wie zur Zeit Lessings das Feudaltheater abgelöst wurde durch das bürgerliche Theater, so ist nunmehr - bedingt durch die gesellschaftliche Umschichtung, die in der ganzen Welt vor sich geht - der Zeitpunkt herangekommen, wo auch das bürgerliche Theater an seinem Ende steht und von einem Theater der Massen des werktätigen Volkes abgelöst werden muß."


Dieser Anspruch erforderte eine neue ästhetik. Man gedachte dem werktätigen Volke Theater nahezubringen, indem man die "Oper auf dem Dorf" unternahm und an verschiedentlichen Abstecherorten Theater machte. Auch in der Spielplangestaltung sollte es sich zeigen. Schillers "Kabale und Liebe" war zu sehen sowie "Was den Damen gefällt" von Hans Saßmann, "Stützen der Gesellschaft" von Ibsen und Ludwig Thomas "Moral“.
Dieser Anspruch erforderte eine neue ästhetik. Man gedachte dem werktätigen Volke Theater nahezubringen, indem man die "Oper auf dem Dorf" unternahm und an verschiedentlichen Abstecherorten Theater machte. Auch in der Spielplangestaltung sollte es sich zeigen. Schillers "Kabale und Liebe" war zu sehen sowie "Was den Damen gefällt" von Hans Saßmann, "Stützen der Gesellschaft" von Ibsen und Ludwig Thomas "Moral".  


== 1960/70er Jahre ==
== 1960/70er Jahre ==
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Der ehemalige Malsaal wurde zum "Theater unterm Dach" ausgebaut, man bekam eine neue Spielstätte mit 60 Zuschauerplätzen hinzu. Die neue Bühne wurde vom Publikum gut angenommen. In den Jahren 1963-64 trugen Mitarbeiter des Theaters in einer Eigeninitiative dazu bei, daß Büroräume in den nördlichen Kellerräumen des Theaters entstehen konnten. Sie bauten die Räume im Vorderhaus bis zum heutigen Casino aus.
Der ehemalige Malsaal wurde zum "Theater unterm Dach" ausgebaut, man bekam eine neue Spielstätte mit 60 Zuschauerplätzen hinzu. Die neue Bühne wurde vom Publikum gut angenommen. In den Jahren 1963-64 trugen Mitarbeiter des Theaters in einer Eigeninitiative dazu bei, daß Büroräume in den nördlichen Kellerräumen des Theaters entstehen konnten. Sie bauten die Räume im Vorderhaus bis zum heutigen Casino aus.


Seit 1968 gibt es freundschaftliche Kontakte zum Musiktheater Kaunas in Litauen. Es begann ein reger Austausch. Man besuchte sich gegenseitig und brachte Gastspiele in Kaunas und in Nordhausen zur Aufführung. In den 80er Jahren gab es zudem freundschaftliche Kontakte des Schauspielensembles zum Boguslaski-Theater in Kalisz (Polen). Unvergessen ist das Gastspiel des polnischen Ensembles in Nordhausen mit Molieres "Don Juan“.
Seit 1968 gibt es freundschaftliche Kontakte zum Musiktheater Kaunas in Litauen. Es begann ein reger Austausch. Man besuchte sich gegenseitig und brachte Gastspiele in Kaunas und in Nordhausen zur Aufführung. In den 80er Jahren gab es zudem freundschaftliche Kontakte des Schauspielensembles zum Boguslaski-Theater in Kalisz (Polen). Unvergessen ist das Gastspiel des polnischen Ensembles in Nordhausen mit Molieres "Don Juan".


== 1980er Jahre ==
== 1980er Jahre ==
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Die Erneuerung umfaßte den Außenanstrich, den Anschluß an die Fernwärme, die sanitären Anlagen sowie die Be- und Entlüftungsanlagen, die große Eingangstreppe wurde abgerissen und neu aufgebaut und der Aufgang für Rollstuhlfahrer installiert. Auch eine neue Bestuhlung konnte eingebaut werden. Nordhausen war für sein politisches Theater bekannt.
Die Erneuerung umfaßte den Außenanstrich, den Anschluß an die Fernwärme, die sanitären Anlagen sowie die Be- und Entlüftungsanlagen, die große Eingangstreppe wurde abgerissen und neu aufgebaut und der Aufgang für Rollstuhlfahrer installiert. Auch eine neue Bestuhlung konnte eingebaut werden. Nordhausen war für sein politisches Theater bekannt.


Bei der Durchsicht der Programmhefte fällt das Jahr 1987 auf, in dem "Untergang" von Walter Jens und Heiner Müllers "Bildbeschreibung" und "Wolokolamsker Chaussee I und III", gefolgt von einer szenischen Collage von Christa Wolfs "Kassandra" zu sehen waren. Auch bringt das Theater zwei Werke von Christoph Hein "Die wahre Geschichte des Ah Q" und "Passage" in Nordhausen zur Aufführung sowie Volker Brauns "Transit Europa“. In "Wo ist der Morgen, den wir gestern sahen?" wurden Texte von Heiner Müller collagiert.
Bei der Durchsicht der Programmhefte fällt das Jahr 1987 auf, in dem "Untergang" von Walter Jens und Heiner Müllers "Bildbeschreibung" und "Wolokolamsker Chaussee I und III", gefolgt von einer szenischen Collage von Christa Wolfs "Kassandra" zu sehen waren. Auch bringt das Theater zwei Werke von Christoph Hein "Die wahre Geschichte des Ah Q" und "Passage" in Nordhausen zur Aufführung sowie Volker Brauns "Transit Europa". In "Wo ist der Morgen, den wir gestern sahen?" wurden Texte von Heiner Müller collagiert.


Zum 70. Jubiläum des Theaters und "zu Ehren des 70. Jahrestages der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution" schrieb Siegfried Mühlhaus: "Wir Künstler kämpfen voller Leidenschaft für eine Welt ohne Kriege und wollen mit unserer Arbeit die Menschen vor der Gefahr eines nuklearen Infernos warnen. Hier bezog sich Mühlhaus auf die obengenannten Werke im Spielplan. Zu ergänzen wäre die Liste um die Uraufführung "Die Kraniche ziehen" von Milos Sedmidubsky im Musiktheater.
Zum 70. Jubiläum des Theaters und "zu Ehren des 70. Jahrestages der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution" schrieb Siegfried Mühlhaus: "Wir Künstler kämpfen voller Leidenschaft für eine Welt ohne Kriege und wollen mit unserer Arbeit die Menschen vor der Gefahr eines nuklearen Infernos warnen. Hier bezog sich Mühlhaus auf die obengenannten Werke im Spielplan. Zu ergänzen wäre die Liste um die Uraufführung "Die Kraniche ziehen" von Milos Sedmidubsky im Musiktheater.
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Durch die Fusion beider Orchester wurde ein großes Orchester geschaffen, das dadurch erhalten werden konnte und in eine höhere Qualitäts- und Besoldungsstufe kam.
Durch die Fusion beider Orchester wurde ein großes Orchester geschaffen, das dadurch erhalten werden konnte und in eine höhere Qualitäts- und Besoldungsstufe kam.
Die Landesregierung befürwortete dieses Unterfangen und unterstützte damit die Arbeit des Landkreises, der Stadt Sondershausen und der Stadt Nordhausen. Seit 1992 ist das Theater Sitz der "Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH“.
Die Landesregierung befürwortete dieses Unterfangen und unterstützte damit die Arbeit des Landkreises, der Stadt Sondershausen und der Stadt Nordhausen. Seit 1992 ist das Theater Sitz der "Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH".


Außer der Orchestersituation konnte auch die des Ensembles gefestigt werden, da Nordhausen plötzlich in der Mitte Deutschlands liegt und nicht mehr am äußersten Ende der Republik. Besucher aus den westlichen Nachbarorten nutzen nun auch das nahegelegene Theater in Nordhausen. Geschäftsführer Michael Schindhelm wurde Intendant an den "Bühnen der Stadt Gera" und nahm Kross als Operndirektor mit sich. Seit 1994 ist Professor Dr. Christoph Nix Intendant des Theaters Nordhausen. Nix setzt Schwerpunkte, die sich mit brisanten Themen unserer Zeit befassen.  
Außer der Orchestersituation konnte auch die des Ensembles gefestigt werden, da Nordhausen plötzlich in der Mitte Deutschlands liegt und nicht mehr am äußersten Ende der Republik. Besucher aus den westlichen Nachbarorten nutzen nun auch das nahegelegene Theater in Nordhausen. Geschäftsführer Michael Schindhelm wurde Intendant an den "Bühnen der Stadt Gera" und nahm Kross als Operndirektor mit sich. Seit 1994 ist Professor Dr. Christoph Nix Intendant des Theaters Nordhausen. Nix setzt Schwerpunkte, die sich mit brisanten Themen unserer Zeit befassen.  
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Die Stadttheater in Deutschland ist beispielhaft und eine Besonderheit unseres Landes. Sie ermöglicht in vielen Städten Auseinandersetzungen auf hohem künstlerischen Niveau. Leider ist diese Struktur ernsthaft in Gefahr.
Die Stadttheater in Deutschland ist beispielhaft und eine Besonderheit unseres Landes. Sie ermöglicht in vielen Städten Auseinandersetzungen auf hohem künstlerischen Niveau. Leider ist diese Struktur ernsthaft in Gefahr.


Der Kassenrapport ist gewissermaßen der Gradmesser für den Geschmack der Zuschauer. Auch hier gilt wieder die alte Wahrheit, daß jedes Publikum den Spielplan bekommt, den es verdient und wünscht. Es ist eine, wenn auch betrübende, so doch feststehende Tatsache, daß z. B. mit Klassikervorstellungen, sofern es nicht besondere Veranstaltungen sind, gemeinhin weit geringere Einnahmen erzielt werden als mit gangbaren Operetten oder fragwürdigen Schwänken, mag auch von rein künstlerischem Standpunkt noch soviel dagegen eingewendet werden.
Der Kassenrapport ist gewissermaßen der Gradmesser für den Geschmack der Zuschauer. Auch hier gilt wieder die alte Wahrheit, daß jedes Publikum den Spielplan bekommt, den es verdient und wünscht. Es ist eine, wenn auch betrübende, so doch feststehende Tatsache, daß z.B. mit Klassikervorstellungen, sofern es nicht besondere Veranstaltungen sind, gemeinhin weit geringere Einnahmen erzielt werden als mit gangbaren Operetten oder fragwürdigen Schwänken, mag auch von rein künstlerischem Standpunkt noch soviel dagegen eingewendet werden.


Es ist dann meist so, daß man ein Drama von Schiller doch schon lange kennt, also braucht man nicht hinzugehen. Die Zukunft wird zeigen, wie es damit in Nordhausen bestellt ist, ob man der ernsten Kunst oder der leichtgeschürzten Muse mehr Entgegenkommen zeigt. Darin soll kein Werturteil liegen, etwa in dem Sinne, daß leichtere Kost als unkünstlerisch abzulehnen wäre und daß derjenige, der die bevorzugt, ohne weiteres zu verdammen wäre. Vielmehr dürfte es das erstrebenswerte Ziel sein, eine gefundene Mischung beider Arten zu bieten.
Es ist dann meist so, daß man ein Drama von Schiller doch schon lange kennt, also braucht man nicht hinzugehen. Die Zukunft wird zeigen, wie es damit in Nordhausen bestellt ist, ob man der ernsten Kunst oder der leichtgeschürzten Muse mehr Entgegenkommen zeigt. Darin soll kein Werturteil liegen, etwa in dem Sinne, daß leichtere Kost als unkünstlerisch abzulehnen wäre und daß derjenige, der die bevorzugt, ohne weiteres zu verdammen wäre. Vielmehr dürfte es das erstrebenswerte Ziel sein, eine gefundene Mischung beider Arten zu bieten.
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