Bearbeiten von „Gedenkblätter aus der Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt Nordhausen

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{{idt2|25}}Da es dem barmherzigen Gott gefiel, durch seinen Diener Martin Luther die bis dahin durch Menschensatzungen verdorbene Lehre vom ewigen Heil durch die deutsche Bibelübersetzung wieder zu verbessern, so fand überall im deutschen Lande und auch in unserer Stadt eine Umwandlung aller kirchlichen Verhältnisse statt. Am 31. Oktober 1517 hatte Luther seine 95 Sätze an die Schloßkirche zu Wittenberg angeschlagen und damit dem Papsttum und der ganzen katholischen Kirche einen gewaltigen Stoß versetzt. Seitdem erscholl es nach und nach durch die Kirchen und Gemeinden Nordhausens: Wir predigen Christum, den Gekreuzigten. Klosterwesen und Mönchsgerechtigkeit hatten ihr Ende erreicht. Nordhausens berühmtester Sohn, Justus Jonas, geb. am 5. Juni 1493 zu Nordhausen, wo sein Vater Bürgermeister war, Luthers Freund und Beichtvater, ja Luther selbst, zündeten mit ihrer Predigt in Nordhausen das evangelische Licht an, und auch der Bürgermeister Meienburg war ein großer Verehrer Luthers. Die Stadt wandte sich sehr bald dem reinen Evangelio zu, sodaß Luther von ihr rühmen konnte: Ich weiß keine Stadt am Harze sonst, welche sich dem Evangelio so bald unterworfen, als Nordhausen, deß wird sie vor Gott und der Welt vor andern in jenem Leben Ehre haben!
{{idt2|25}}Da es dem barmherzigen Gott gefiel, durch seinen Diener Martin Luther die bis dahin durch Menschensatzungen verdorbene Lehre vom ewigen Heil durch die deutsche Bibelübersetzung wieder zu verbessern, so fand überall im deutschen Lande und auch in unserer Stadt eine Umwandlung aller kirchlichen Verhältnisse statt. Am 31. Oktober 1517 hatte Luther seine 95 Sätze an die Schloßkirche zu Wittenberg angeschlagen und damit dem Papsttum und der ganzen katholischen Kirche einen gewaltigen Stoß versetzt. Seitdem erscholl es nach und nach durch die Kirchen und Gemeinden Nordhausens: Wir predigen Christum, den Gekreuzigten. Klosterwesen und Mönchsgerechtigkeit hatten ihr Ende erreicht. Nordhausens berühmtester Sohn, Justus Jonas, geb. am 5. Juni 1493 zu Nordhausen, wo sein Vater Bürgermeister war, Luthers Freund und Beichtvater, ja Luther selbst, zündeten mit ihrer Predigt in Nordhausen das evangelische Licht an, und auch der Bürgermeister Meienburg war ein großer Verehrer Luthers. Die Stadt wandte sich sehr bald dem reinen Evangelio zu, sodaß Luther von ihr rühmen konnte: Ich weiß keine Stadt am Harze sonst, welche sich dem Evangelio so bald unterworfen, als Nordhausen, deß wird sie vor Gott und der Welt vor andern in jenem Leben Ehre haben!


{{idt2|25}}Laurentius Süße, früher in Wittenberg Augustinermönch, später Prior im hiesigen Augustinerkloster vor dem Vogel, hielt im Jahre 1522 am Sonntag Septuagesimä in der St. Petrikirche die erste evangelische Predigt „vom Weinberge des Herrn.Ihm folgte Johann Noricus an der Neustädter St. Jakobikirche und nach und nach die meisten Geistlichen bis auf die Geistlichkeit des Stifts zum heiligen Kreuz, die bis auf den heutigen Tag bei der katholischen Lehre verblieben sind; die Domkirche ist die einzige katholische Nordhausens.
{{idt2|25}}Laurentius Süße, früher in Wittenberg Augustinermönch, später Prior im hiesigen Augustinerkloster vor dem Vogel, hielt im Jahre 1522 am Sonntag Septuagesimä in der St. Petrikirche die erste evangelische Predigt „vom Weinberge des Herrn." Ihm folgte Johann Noricus an der Neustädter St. Jakobikirche und nach und nach die meisten Geistlichen bis auf die Geistlichkeit des Stifts zum heiligen Kreuz, die bis auf den heutigen Tag bei der katholischen Lehre verblieben sind; die Domkirche ist die einzige katholische Nordhausens.


{{idt2|25}}Die Mönchs- und Nonnenkloster und ihre Güter und Besitzungen verwandte der Rat zur Verbesserung der Kirchen und Schulen und zu milden Stiftungen.
{{idt2|25}}Die Mönchs- und Nonnenkloster und ihre Güter und Besitzungen verwandte der Rat zur Verbesserung der Kirchen und Schulen und zu milden Stiftungen.
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Das Waisenhaus erfreut sich bis heute des besten Gedeihens und wurde von gottliebenden Seelen mit Vermächtnissen und Legaten bedacht. Alljährlich am Brandbußtage, den 10. Sonntag nach Trinitatis, der noch jetzt gefeiert, wird jedesmal in einer Betstunde im Saale des Waisenhauses jene Bibel vorgezeigt. Sie ist in Duodez und 1698 zu Lüneburg durch Johann Stern gedruckt und verlegt, in schwarzen Corduan mit vergoldetem Schnitt gebunden, ist mit zwei Schlössern versehen und der Pastor Otto hat mit eigener Hand folgende Worte hineingeschrieben:
Das Waisenhaus erfreut sich bis heute des besten Gedeihens und wurde von gottliebenden Seelen mit Vermächtnissen und Legaten bedacht. Alljährlich am Brandbußtage, den 10. Sonntag nach Trinitatis, der noch jetzt gefeiert, wird jedesmal in einer Betstunde im Saale des Waisenhauses jene Bibel vorgezeigt. Sie ist in Duodez und 1698 zu Lüneburg durch Johann Stern gedruckt und verlegt, in schwarzen Corduan mit vergoldetem Schnitt gebunden, ist mit zwei Schlössern versehen und der Pastor Otto hat mit eigener Hand folgende Worte hineingeschrieben:


{{idt2|25}}„Als anno 1710, am 23. Augusti, war den Sonnabend vor Bartholomäi und Sonnabend vor dem 10. Trinitatissonntage, gegen 11 Uhr am Markte eine erschreckliche Feuersbrunst entstund und Gott dem sündlichen Nordhausen die Zerstörung Jerusalems in einem Teil der Stadt durchs Feuer predigte und solches Feuer auch mein kaum erkauftes und zwischen dem Walkenriederhofe und Steinbackhause gelegens Haus ergriffen und verzehrte. So ist die Bibel, die ich zu meinem Gebrauch in der Erkner-Stube auf einem Tische stehen hatte, in solchen Flammen, die alles verzehrten, in der Stube wunderbarer Weise erhalten und Tags darauf in der Asche und Schutt gefunden worden, bis an das oberste Schlößlein, unverletzt.
{{idt2|25}}„Als anno 1710, am 23. Augusti, war den Sonnabend vor Bartholomäi und Sonnabend vor dem 10. Trinitatissonntage, gegen 11 Uhr am Markte eine erschreckliche Feuersbrunst entstund und Gott dem sündlichen Nordhausen die Zerstörung Jerusalems in einem Teil der Stadt durchs Feuer predigte und solches Feuer auch mein kaum erkauftes und zwischen dem Walkenriederhofe und Steinbackhause gelegens Haus ergriffen und verzehrte. So ist die Bibel, die ich zu meinem Gebrauch in der Erkner-Stube auf einem Tische stehen hatte, in solchen Flammen, die alles verzehrten, in der Stube wunderbarer Weise erhalten und Tags darauf in der Asche und Schutt gefunden worden, bis an das oberste Schlößlein, unverletzt."


{{idt2|25}}Von Ostern bis Michaelis wird alle Sonntag nachmittags 4 Uhr im Betsaale ein Gottesdienst mit Predigt gehalten, und diese Predigt von den Pastoren der sechs evangelischen Kirchen der Reihe nach verwaltet. Für arme Bürgerkinder ist im Waisenhause eine Freischule errichtet. Für die leibliche Pflege und Erziehung der Kinder ist ein verheirateter Waisenvater angestellt.
{{idt2|25}}Von Ostern bis Michaelis wird alle Sonntag nachmittags 4 Uhr im Betsaale ein Gottesdienst mit Predigt gehalten, und diese Predigt von den Pastoren der sechs evangelischen Kirchen der Reihe nach verwaltet. Für arme Bürgerkinder ist im Waisenhause eine Freischule errichtet. Für die leibliche Pflege und Erziehung der Kinder ist ein verheirateter Waisenvater angestellt.
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<center>Von F. Duval.</center>
<center>Von F. Duval.</center>


Der Antiquarius Fischer in Nordhausen bemerkt hierzu in den von ihm 1876 herausgegebenen: Fliegenden Blättern aus dem antiquarischen Museum, I. Heft: „Der Martins-Abend wird seit undenklichen Zeilen in Nordhausen auf das glanzvollste gefeiert und ist gleichsam die Nordhäuser Kirmeß, und mancher opfert oft mehr, wie in seinen Kräften steht. So viel steht aber fest, daß die Gastfreundschaft im höchsten Maße geübt wird. Bei vielen Bewohnern, Brennherren, fängt der Martini-Abend schon 14 Tage vorher an, d. h. 14 Tage vorher ist für die Kunden schon alle Abend offene Tafel, desgleichen auch 14 Tage nach Martini, und man sagt sogar, daß in den Gasthöfen am Martinitage das Essen und auch das Trinken (?) franko verabreicht würden.
Der Antiquarius Fischer in Nordhausen bemerkt hierzu in den von ihm 1876 herausgegebenen: Fliegenden Blättern aus dem antiquarischen Museum, I. Heft: „Der Martins-Abend wird seit undenklichen Zeilen in Nordhausen auf das glanzvollste gefeiert und ist gleichsam die Nordhäuser Kirmeß, und mancher opfert oft mehr, wie in seinen Kräften steht. So viel steht aber fest, daß die Gastfreundschaft im höchsten Maße geübt wird. Bei vielen Bewohnern, Brennherren, fängt der Martini-Abend schon 14 Tage vorher an, d. h. 14 Tage vorher ist für die Kunden schon alle Abend offene Tafel, desgleichen auch 14 Tage nach Martini, und man sagt sogar, daß in den Gasthöfen am Martinitage das Essen und auch das Trinken (?) franko verabreicht würden."


Motto:
Motto:
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Auf Martinskerzen! Nebenbei  
Auf Martinskerzen! Nebenbei  
Wünsch' ich, daß Euch am Martinstag
Wünsch' ich, daß Euch am Martinstag
Gesund mein Schreiben treffen mag.
Gesund mein Schreiben treffen mag."


Droihundert Jahre sinn verkiehn;
Droihundert Jahre sinn verkiehn;
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Su vehle meng' ich dach nich ahn,
Su vehle meng' ich dach nich ahn,
Ich kaufe libber mich änn Hahn
Ich kaufe libber mich änn Hahn
Un brohten mich in Schaffen.
Un brohten mich in Schaffen."


D' Kuchen menget in de Frau,
D' Kuchen menget in de Frau,
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