Bearbeiten von „Friedrich August Wolf (1759–1824)

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Am 2. März 1767 wurde sein Vater zweiter Mädchenschullehrer in Nordhausen, wo er in der Sackgasse (jetzt: Wolfstr. 7, wo der „Wissenschaftliche Verein“ zu Nordhausen dem hochberühmten Sohne eine Ehrentafel errichtet hat) Wohnung fand, und im Jahre 1773 zugleich Organist zu St. Jacobi in der Neustadt. Friedrich August wurde vom Rektor des Gymnasiums Joh. Andreas Fabricius Ostern 17G7 der Tertia zugewiesen; zu Michaelis 1768 kam er vermutlich in die Sekunda und mit 11& Jahren in die Prima. Als Religionslehrer im Gymnasium hatte er den Pastor primarius S. Nicolai E. Ch. Ostermann und den Pastor S. Blasii Joh. Phil. Lesser. Den Pfarrunterricht erteilte und die Konfirmation vollzog der Diakonus S. Blasii Jakob Zober. Unter Joh. Jordan Frankenstein (seit 1770) war Wolf auch Chorschüler. Gymnasium und Prima standen seit 1769 unter der trefflichen Leitung Hakes, dessen Vater in Nordhausen Gildemeister der Schneider und dessen älterer Bruder Oswald ebenda Pastor primarius S. Nicolai war. Leider starb dieser ausgezeichnete Schulmann bereits am 8. Februar 1771.
Am 2. März 1767 wurde sein Vater zweiter Mädchenschullehrer in Nordhausen, wo er in der Sackgasse (jetzt: Wolfstr. 7, wo der „Wissenschaftliche Verein“ zu Nordhausen dem hochberühmten Sohne eine Ehrentafel errichtet hat) Wohnung fand, und im Jahre 1773 zugleich Organist zu St. Jacobi in der Neustadt. Friedrich August wurde vom Rektor des Gymnasiums Joh. Andreas Fabricius Ostern 17G7 der Tertia zugewiesen; zu Michaelis 1768 kam er vermutlich in die Sekunda und mit 11& Jahren in die Prima. Als Religionslehrer im Gymnasium hatte er den Pastor primarius S. Nicolai E. Ch. Ostermann und den Pastor S. Blasii Joh. Phil. Lesser. Den Pfarrunterricht erteilte und die Konfirmation vollzog der Diakonus S. Blasii Jakob Zober. Unter Joh. Jordan Frankenstein (seit 1770) war Wolf auch Chorschüler. Gymnasium und Prima standen seit 1769 unter der trefflichen Leitung Hakes, dessen Vater in Nordhausen Gildemeister der Schneider und dessen älterer Bruder Oswald ebenda Pastor primarius S. Nicolai war. Leider starb dieser ausgezeichnete Schulmann bereits am 8. Februar 1771.


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Von allen seinen Lehrern scheinen nur Hake und Frankenstein einen bedeutsamen Einfluß auf den jungen Wolf ausgeübt zu haben. An Joh. Konrad Hake hat er einen Lehrer gehabt, „dessen Talenten und Methoden in Sprachen“, wie er selbst bekennt, „ich meine frühere Bildung vorzüglich verdanke, einen Mann, den wenige außer seiner Geburtsstadt Nordhausen kennen mögen. Sein Andenken ist mir noch immer ehrwürdig, und ich habe ihn oft mit innigem Vergnügen in den Zirkeln derer erwähnt, die in seiner Nähe wohnten.“ Von diesem seinen Lehrer, selbst Autodidakt, bekam auch Wolf die Ueberzeugung, daß man bei angestrengtem Fleiße das meiste ohne Lehrer für sich allein aus Büchern lernen könne, eine Ueberzeugung, die für ihn umso wichtiger wurde, je mehr er durch die Beschaffenheit des späteren Schulunterrichts auf Selbstbildung sich angewiesen sah. Schon damals wird er in seinem Innern das stolze Wrort des griechischen Dichters getragen haben, das er später seinem „Lehrer“ Heyne zugerufen hat: „Ich werde nur meinen eigenen Weg wandeln.“ In welchem Geiste er aber den Weg seiner eigenen Bildung schaute, das hat er selbst unvergleichlich schön inbezug auf Winckelmann ausgesprochen: Seelen, die eine höhere Weihe mit ins Leben brächten, bedürften, nach Platons Ausspruche, gleich dem Golde der athenischen Burg, bloß sorgsame Aufbewahrung, die dem Erziehungskünstler, der selbst dem Göttlichen seinen gemeinnützigen Stempel aufzwinge, nicht ohne Gefahr anvertraut werde, lieber die Entwicklung der Grundzüge in seinem Charakter äußerte sich Wolf wiederholt: „Im dreizehnten Jahre war ich als Mensch ziemlich fertig, d. i. die charakteristischen Züge waren alle da fürs ganze Leben; der Knabe war offenbar der Mann im kleinen!“ Allein die Kontinuität der ursprünglichen Entwicklung wurde jäh unterbrochen: aus dem Wunderkind von Fleiß und Ernst wurde einer der wildesten Jungen seines Alters. Dem genialen Wildfang wußte indes Kantor Frankenstein (* 1732 zu Nordhausen; Besuch des Gymnasiums; 1754—56 Student in Jena; Lehrer und Aedituus im Altendorfe; seit 1746 als Quintus am Gymnasium; 1770 Kantor, später den Titel Musikdirektor; † 26. Mai 1785) ein lebendiges Interesse für die Erlernung der neueren Sprachen einzuflößen. Der Junggeselle Frankenstein muß ein originales Kraftgenie gewesen sein; ein Mensch, der Witz und Spott nur zu sehr liebte. Wolf selbst nennt ihn noch 1816 in einem Gespräche mit seinem einstigen Kommilitonen auf Gymnasium und Universität Konrad Gottlieb Rosenthal (* zu Nordhausen am 3. Februar 1758; 1784 Pastor zu Rehungen, dann zu Klein-Furra; † um 1835) einen „ungeschliffenen Edelstein.“ Wolf nahm zunächst das Französische wieder auf und fing zugleich das Italienische an, an das sich das Spanische und Englische anschloß. Diesen Studien widmete er sich so ausschließlich, daß er selbst erzählt: Jis mensibus, quibus primum ad italicam et anglicam linguam me applicui, nullum librum graecum et ne latinum quidem in manum sumebam. Ja seit Hakes Tod versäumte er monatelang willkürlich die Schule und hat sie in den letzten Jahren fast gar nicht mehr besucht. Freilich angesichts seines großen häuslichen Fleißes hatten selbst seine Eltern nichts dagegen, und Wolf, der die Unzulänglichkeit des Unterrichts am eigenen Leibe erfahren hatte, beschloß damals, ganz sein eigener Lehrer unter Entwerfung eines umfassenden Planes der Selbstbildung zu werden. An litterarischen Hilfsmitteln bot allerdings die Gymnasialbibliothek wenig, wohl aber öffneten die Bibliotheken einiger wissenschaftlich gebildeter Männer in der Stadt, namentlich der beiden Pastoren Ostermann und Lesser wie des praktischen Arztes Dr. Pezolt ihre Schätze. Die reichste Unterstützung aber fand er durch E. G. II. Leopold in Ilfeld, nicht hur durch gute Ratschläge, sondern auch durch Entleihung' von Büchern teils aus seiner eigenen Bibliothek, teils aus der der Klosterschule. Ja er trieb förmlich bibliologische Studien und konnte daher später rühmen, daß er durch seltsame Fügung die besten Bücher und in der vernünftigsten Folge zum Gebrauch und Studium erhalten habe. Auch das Lesen wissenschaftlicher Zeitschriften unterließ er nicht. Später hat er mit Schaudern daran gedacht, wie er von seinem 14. bis 18. Lebensjahre seine Studien mit heißem Bemühen in einem meist ungeheizten Zimmer Nächte hindurch die Füße in kaltem Wasser und die Augen abwechselnd verbunden getrieben habe. Auch die Anfangsgründe im Hebräischen hat er bei einem Juden in Nordhausen erlernt, sodaß er sich eine Art vergleichender Grammatik anlegen konnte. Schon damals begann er seiner Finanzen wegen Privatunterricht zu erteilen, der infolge der üblen Schulverhältnisse sehr begehrt wurde. Auf die Vorbereitung dazu verwandte er reichlichste Mühe, sodaß er von sich wirklich rühmen konnte, daß er in seinem 15. bis 22. Jahre durch Lehren sehr viel gelernt habe. Daneben versäumte er keineswegs die Musik und begann bei Ohr. Gottlieb Schroeter, dem Erfinder des Pianoforte und Organisten zu S. Nicolai, den Generalbaß zu studieren; dabei ergriff er mit besonderem Eifer, was Schroeter über die griechische Musik einfließen ließ. Um dieselbe Zeit sollte er auch, besonders auf den Wunsch seiner Mutter, das
Von allen seinen Lehrern scheinen nur Hake und Frankenstein einen bedeutsamen Einfluß auf den jungen Wolf ausgeübt zu haben. An Joh. Konrad Hake hat er einen Lehrer gehabt, „dessen Talenten und Methoden in Sprachen“, wie er selbst bekennt, „ich meine frühere Bildung vorzüglich verdanke, einen Mann, den wenige außer seiner Geburtsstadt Nordhausen kennen mögen. Sein Andenken ist mir noch immer ehrwürdig, und ich habe ihn oft mit innigem Vergnügen in den Zirkeln derer erwähnt, die in seiner Nähe wohnten.“ Von diesem seinen Lehrer, selbst Autodidakt, bekam auch Wolf die Ueberzeugung, daß man bei angestrengtem Fleiße das meiste ohne Lehrer für sich allein aus Büchern lernen könne, eine Ueberzeugung, die für ihn umso wichtiger wurde, je mehr er durch die Beschaffenheit des späteren Schulunterrichts auf Selbstbildung sich angewiesen sah. Schon damals wird er in seinem Innern das stolze Wrort des griechischen Dichters getragen haben, das er später seinem „Lehrer“ Heyne zugerufen hat: „Ich werde nur meinen eigenen Weg wandeln.“ In welchem Geiste er aber den Weg seiner eigenen Bildung schaute, das hat er selbst unvergleichlich schön inbezug auf Winckelmann ausgesprochen: Seelen, die eine höhere Weihe mit ins Leben brächten, bedürften, nach Platons Ausspruche, gleich dem Golde der athenischen Burg, bloß sorgsame Aufbewahrung, die dem Erziehungskünstler, der selbst dem Göttlichen seinen gemeinnützigen Stempel aufzwinge, nicht ohne Gefahr anvertraut werde, lieber die Entwicklung der Grundzüge in seinem Charakter äußerte sich Wolf wiederholt: „Im dreizehnten Jahre war ich als Mensch ziemlich fertig, d. i. die charakteristischen Züge waren alle da fürs ganze Leben; der Knabe war offenbar der Mann im kleinen!“ Allein die Kontinuität der ursprünglichen Entwicklung wurde jäh unterbrochen: aus dem Wunderkind von Fleiß und Ernst wurde einer der wildesten Jungen seines Alters. Dem genialen Wildfang wußte indes Kantor Frankenstein (* 1732 zu Nordhausen; Besuch des Gymnasiums; 1754—56 Student in Jena; Lehrer und Aedituus im Altendorfe; seit 1746 als Quintus am Gymnasium; 1770 Kantor, später den Titel Musikdirektor; † 26. Mai 1785) ein lebendiges Interesse für die Erlernung der neueren Sprachen einzuflößen. Der Junggeselle Frankenstein muß ein originales Kraftgenie gewesen sein; ein Mensch, der Witz und Spott nur zu sehr liebte. Wolf selbst nennt ihn noch 1816 in einem Gespräche mit seinem einstigen Kommilitonen auf Gymnasium und Universität Konrad Gottlieb Rosenthal (* zu Nordhausen am 3. Februar 1758; 1784 Pastor zu Rehungen, dann zu Klein-Furra; † um 1835) einen „ungeschliffenen Edelstein.“ Wolf nahm zunächst das Französische wieder auf und fing zugleich das Italienische an, an das sich das Spanische und Englische anschloß. Diesen Studien widmete er sich so ausschließlich, daß er selbst erzählt: Jis mensibus, quibus primum ad italicam et anglicam linguam me applicui, nullum librum graecum et ne latinum quidem in manum sumebam. Ja seit Hakes Tod versäumte er monatelang willkürlich die Schule und hat sie in den letzten Jahren fast gar nicht mehr besucht. Freilich angesichts seines großen häuslichen Fleißes hatten selbst seine Eltern nichts dagegen, und Wolf, der die Unzulänglichkeit des Unterrichts am eigenen Leibe erfahren hatte, beschloß damals, ganz sein eigener Lehrer unter Entwerfung eines umfassenden Planes der Selbstbildung zu werden. An litterarischen Hilfsmitteln bot allerdings die Gymnasialbibliothek wenig, wohl aber öffneten die Bibliotheken einiger wissenschaftlich gebildeter Männer in der Stadt, namentlich der beiden Pastoren Ostermann und Lesser wie des praktischen Arztes Dr. Pezolt ihre Schätze. Die reichste Unterstützung aber fand er durch E. G. II. Leopold in Ilfeld, nicht hur durch gute Ratschläge, sondern auch durch Entleihung' von Büchern teils aus seiner eigenen Bibliothek, teils aus der der Klosterschule. Ja er trieb förmlich bibliologische Studien und konnte daher später rühmen, daß er durch seltsame Fügung die besten Bücher und in der vernünftigsten Folge zum Gebrauch und Studium erhalten habe. Auch das Lesen wissenschaftlicher Zeitschriften unterließ er nicht. Später hat er mit Schaudern daran gedacht, wie er von seinem 14. bis 18. Lebensjahre seine Studien mit heißem Bemühen in einem meist ungeheizten Zimmer Nächte hindurch die Füße in kaltem Wasser und die Augen abwechselnd verbunden getrieben habe. Auch die Anfangsgründe im Hebräischen hat er bei einem Juden in Nordhausen erlernt, sodaß er sich eine Art vergleichender Grammatik anlegen konnte. Schon damals begann er seiner Finanzen wegen Privatunterricht zu erteilen, der infolge der üblen Schulverhältnisse sehr begehrt wurde. Auf die Vorbereitung dazu verwandte er reichlichste Mühe, sodaß er von sich wirklich rühmen konnte, daß er in seinem 15. bis 22. Jahre durch Lehren sehr viel gelernt habe. Daneben versäumte er keineswegs die Musik und begann bei Ohr. Gottlieb Schroeter, dem Erfinder des Pianoforte und Organisten zu S. Nicolai, den Generalbaß zu studieren; dabei ergriff er mit besonderem Eifer, was Schroeter über die griechische Musik einfließen ließ. Um dieselbe Zeit sollte er auch, besonders auf den Wunsch seiner Mutter, das
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