Bearbeiten von „Die nach zweyen unglückl. Feuers-Bränden sich wieder erhohlte Käyserl. fr. Reichsstadt Nordhausen

Aus NordhausenWiki
Sie sind nicht angemeldet. Ihre IP-Adresse wird bei Bearbeitungen öffentlich sichtbar.
Wenn Sie ein Konto erstellen oder sich anmelden, bleibt die IP-Adresse verborgen.

Die Bearbeitung kann rückgängig gemacht werden. Bitte prüfe den Vergleich unten, um sicherzustellen, dass du dies tun möchtest, und veröffentliche dann unten deine Änderungen, um die Bearbeitung rückgängig zu machen.

Aktuelle Version Dein Text
Zeile 227: Zeile 227:


'''21. in die Strasse derer Töpffer,'''
'''21. in die Strasse derer Töpffer,'''
Allwo meistentheils Töpffer wohnen, und ihre Profession treiben, bis an das äuserste neu erbauete mit einem Stockwerck übersetzte Töpffer-Thor, welches nach dem Himmel-Garten, und nach einer geraden Land-Strasse ableitet, wobey ich denn der nach dem Frauenberge im hinaus gehen lincker Hand, und der auf der rechten Seite nach der Giers-Pforte leitenden Stiegel noch hierbey gedencke und wieder zurücke nach dem ersten Töpffer Thore, durch das­selbe hindurch rechter Hand nach der seit dem Brande neu aufgebaueten
Allwo meistentheils Töpffer wohnen, und ihre Profession treiben, bis an das äuserste neu erbauete mit einem Stockwerck übersetzte Töpffer-Thor, welches nach dem Himmel-Garten, und nach einer geraden Land-Strasse ableitet, wobey ich denn der nach dem Frauenberge im hinaus gehen lincker Hand, und der auf der rechten Seite nach der Giers-Pforte leitenden Stiegel noch hierbey gedenc- ke und wieder zurücke nach dem ersten Töpffer Thore, durch das­selbe hindurch rechter Hand nach der seit dem Brande neu aufge- baueten
 
'''22. Töpffer-Hagengasse,'''
Und von da rechter Seite
 
'''23. Zum Hagen'''
hinauf gehe, als welche Strasse grösten theils bis auf wenige Häuser im hinauf gehen lincker Hand neu aufgeführet, und wiederum den geraden Weg lincker Seite bis auf
 
'''24. den Pferde-Marckt,'''
vor dem daselbst belegenen Königl. und Churfürstl. Brl. Lüneburgl. Collectur Hofe vorbey, den Pferdemarkt herunter, lincker Hand zu er neu erbaueten Raths-Waage, und neuen Raths-Apothecke, welche der gantzen Strasse ein Ornament geben.
Diese Strasse ist sehr räumlich dergestalt, dass die löbl. Rathsfähige Schumacher Gülde alda des Marcktages ihre Waare in Buden ausleget, und verkauffet, auch noch über diß in eben dieser Strasse der Holtz-Marckt wöchentlich gehalten wird, mithin ein Wagen dem ändern gar füglich ausweichen könne. Hierauf folget
 
'''25. die Granich-Gasse,'''
welche ebenfalls eine derer ansehnlichsten neu erbauten Strassen mit ist.
Diese vorhin angemerckte Strassen haben das Unglück gehabt, daß sie abgebrant, und wieder neu aufgebauet werden müssen, und befinden sich ietzo in einem erneuerten Zustande. Es ist auch so gar das Steinpflaster in der Ober-Stadt durch Obrigkeitliche Vorsicht in denen vornehmsten Strassen in besseren Stand gesetzet worden.
Von iezt benandter Granich-Gasse gelanget man rechter Hand neben des Herrn Tabberts Wohn- und Eckhause vorbey, ehe man zu denen Barfüßern kömmt, zu der Kirche zu S. Blasii, welche zwey Thürme hat, und vor einigen Jahren inwendig schön repariret worden, daß sie wegen der Porkirchen, Orgel, und derer darinnen erbau-eten Familien-Stühle der Kirche zu St. Nicolai gantz ähnlich siehet. Der Kirchhoff ist räumlich, und mit Häusern umgeben.
Neben dem wohlgebaueten Pastorat-Hause dieser Kirche gehet man
 
'''26. Zu der Barfüßer-Strasse,'''
welche von denen beyden ehemahligen Bränden bis auf das Pastorat-Hauß der Blasiuskirche verschonet geblieben, und nachher an ihren Häusern starck repariret, es sind auch verschiedene alte Häuser abgerissen, und wieder neu aufgebauet worden.
Es führet auch hiernächst von hier
 
'''27. Eine Strasse hinter St. Blasii,'''
und von da wiederum nach dem so genandten Hagen.
In der kaum gedachten Barfüßer-Strasse befindet sich im hinunter gehen rechter Hand die Barfüßer- oder so genante Spende-Kirche, in welcher eher nicht geprediget wird, als wenn ein öffentliches Leich-Begängniß aus der Gemeinde zu St. Nicolai, oder zu St. Blasii dahin geschiehet.
Das Gebäude an sich ist groß, alt, und sehr wandelbahr. Der Kirchhoff aber rund um die Kirche herum dermassen erweitert, daß er zu dieser Zeit, wie ein schöner grüner Garten aussiehet, und zwey Gemeinden dahin begraben werden können.
Auf dem Kirchhofe im hinein gehen rechter Hand befinden sich Begräbnisse gewisser vornehmer Familien so wohl, als besser hin rechter und lincker Seite aufgerichtete Piramiden und andere Monumenta.
Von dieser Barfüßer-Strasse gelanget man lincker Seite
 
'''28. Nach dem Dohm,'''
oder Röhmisch-Catholischen Stifte St. Crucis, und Strasse des Dohms, welche aus alten, jedoch ebenfalls durchgängig reparirten Häusern derer Herren Geistlichen alda bestehet, und zu der daselbst von aussen ansehnlichen von Quater- Steinen aufgeführten, inwendig aber etwas wüste aussehenden Kirche, im hinein gehen lincker Hand ein neues schön ausgebauetes Orgelwerck mit stattlichen Pfeilern zieret.
Die Kirche ist ein hohes Gebäude, und so wohl mit 2 egalen Thürmen aufgefuhret, als mit einem verwahreten Kirchhofe versehen, und hat ein schönes Glocken-Geläute.
Neben solcher stehet die alte Probstey und ein ödes Nonnen-Closter an der Stadtmauer.
Von ferne präsentiret sich sothanes Kirchhebäude wegen seiner eminirenden Höhe und dessen Thürmen gar schön- Wer hiervon ein mehreres zu lesen verlanget, beliebe die historischen Nachrichten von der Stadt Nordhausen § 29. p. 148. fqq. nachzuschlagen, allwo er von allem ausführlichen Bericht findet, weil mein Vorhaben nicht ist mich hierbey aufzuhalten.
Von dieser Strasse gelanget man gerade fort
 
'''29. Zu der Wasser-Treppe,'''
und der alda belegenen Wasser-Kunst, welche nach dem Grimmels-Thor abführet, und von dieser Kunst in der Linie fort
 
'''30. In die Pfaffengasse'''
als welche auch neu erbauet ist.
Rückwärts nach dem Dohm von denen Barfüßern hinunterwärl körnt man in das Barfüßer-Thor, und von da
 
'''31. In das Altendorff,'''
welches von denen Feuer-Bränden verschonet geblieben. Es ist aber diese lange Strasse zu dieser Zeit durch das vor einigen Jahren abgerissene alte Seiger-Thor gantz durchsichtig, und daher in eine gerade Linie gebracht, zugleich auch das alte ausgefahrne Stein-Pflaster aus gehoben, und mit grossen Kiesel-Steinen neu gepflastert worden, da solche nunmehro wohl aussiehet, und durch die erfolgten Repara so wohl, als wegen verschiedener neu erbaueten Häuser ein feines Ansehen gewonnen.
Unter dem Barfüßer-Thore rechter Hand, an dem so genandten Plane befindet sich ein Brunnen, und besser hin in der Ecke eine Pforte, welche nach dem Geiersberge, oder wie man vulgo saget, nach dem Kirschberge Stufen-weise hinauf leitet.
Neben dieser und der eusern Kirsch-Pforte ist lincker Seite ein enges Gäßgen, durch welches man gerade fort auf den Altendörffer Kirchhoff gelanget.
Man kan auch, wenn man von dem Barfiißer-Thore das Altendorff herunter gehet, lincker Hand in die Kirch-Gasse, und von da zu solcher gleichsam an einen von der Strasse abgesonderten Orth erbaueten, zu jetziger Zeit aber von neuen reparirten, gar ansehnlich gemachten Kirche gelangen, welche nicht allein mit einem geraumen Kirchhofe versehen, sondern auch von aussen, oder der Seite des Kirchberges, mit einer Mauer umgeben ist Rechter Hand der Kirchgasse, befindet sich eine Brücke, und über derselben die neu erbaueten Lauerischen Garten-Häuser, der Ziegelhoff, und das neu erbauete schöne Altendörffer Thor, mit starcken Pfeilern so wohl verwahret, als mit einem Aufsatze überbauet.
Rückwärts befindet sich zwischen denen Gärten ein enger Weg, welcher über das Wasser bey der so genadten Rosen-Mühle vorbey in
 
'''32. die Rosen-Gasse'''
führet, von wannen man wieder in das Altendorff körnt, in welchem man im hinuntergehen rechter Hand bey der Kirch-Gasse zu einer Mühle, die Scharff-Mühle, gelanget.
Rückwärts nach dem Barfüßer-Thore neben demselben ist ein enges Gäßgen, welches nach der Hospital-Kirche St. Elisabeth, und der so genandten Kayser-Mühle ableitet. Von da aber gelanget man nach em Neuen Wege. Welche Strasse vorhin gedachter massen, und zwar oben von dem Neuenweges-Thore herunter, etwas lähne bis an voaS ^serste Neueweges- oder Grimmels-Thor gehet, welches itzo von Grund aus abgerissen unb neue aufgebauet worden, dergestalt, ein jeder vorbey Gehender darüber sein Vergnügen bezeiget.
Ich begehe nun einen faltum, und verfüge mich in denen Gedancken wieder rückwärts nach dem vorhin beschriebenen Rauten-Thor, und von da durch das äusere Rauten-Thor. Lincker Hand neben demselben zu einem Hügel hinauf, körnt man in
 
'''33. Die Hüther-Gasse,'''
und von da gerade fort um die Ecke lincker Hand zu der Frauenberges-Stiegel hinaus auf das Feld, rückwärts aber rechter Hand
 
'''34. Auf den Frauenberg,'''
und zu der daselbst von der ordinairen Strasse abgesonderten Frauen-berges-Kirche, welche mit einem feinen Kirchhofe, und um denselben mit einer Mauer versehen ist.
Lincker Hand gelanget man zu dem ohnweit sothaner Kirche bele-genem Bielen-Thore.
Rückwärts von der Kirche aber durch ein enges Gäßgen, die Schaaff-gasse genant, zu dem Sundhäuser-Thore.
Wobey dann noch zu gedencken, daß die itzt erwehnte Hüther-Gasse und Frauenberg durch Gottes Gnade von denen beyden unglücklichen Bränden verschonet geblieben, weswegen denn daselbst noch alte, jedoch aber zu dieser Zeit reparirte, auch zum Theil neuerbaute Häuser zu sehen sind.
Von dem bereits gemeldeten Rauten-Thore gerade herunter gelanget man
 
'''35. Nach dem so genanten Ähren,'''
und dem daselbst auf einen hohen Pfahl aufgesteckten Vogel, welcher im Ausgange des 1750 Jahres samt den hohen Pfahle, worauf er befestiget ist, bei dessen Wandelbahrkeit neu gemachet worden, zu einem immerwährenden Andencken, daß vor Zeiten in der Reichsstadt Nordhausen zweyerley Obrigkeiten gewesen, nemlich ein Judicium in der Ober-Stadt, und dergleichen in der Neustadt. Die obrigkeitlichen Personen bestunden aus ansehnlichen Patriciis, doch so, daß die in der Ober-Stadt wohnende vermögender waren, als die, welche in der Neustadt wohneten. Sie wurden aber zur Vereinigung oder Vereinbahrung mit der Oberstadt durch den Einfall ihrer Mauren um die Vorstädte genöthiget, zu deren fumtueufen Reparaturen sie sich unvermögend schätzten. Denn als die Stadt Nordhausen in anno 1364 mit dem Graff Ulrich von Hohnstein, und in anno 1365 mit dem Herzog Albrecht von Braunschweig in Streit gerieth, und sich bey dieser Gelegenheit, da die Vorstadt ohne Mauren war, die Neustädter einen Überfall zu besorgen hatten, so wurden sie daher genöthiget, ihre Jura an den Rath der Oberstadt abzutreten, dergestalt, daß dieser die Neustadt mit Mauren befestigen solte.
Der darüber zwischen beyden Räthen errichtete Vergleich ist in denen mehrgedachten historischen Nachrichten von der Stadt Nordhausen pag. 276. §. 2. zu finden.
Damit nun wegen dieser nothdringlichen Vereinigung vor die Nachwelt ein Monumentum übrig bleiben möchte, so ließ man vor dem Ähren auf eine hohe Seule einen Adler, welchen die Alten einen Ahm nanten, aufstellen, welcher von Kupffer gemachet, mit Golde übermahlet, und in seinem nach der Oberstadt gerichteten Schnabel einen güldenen Ring hält, mit dem Schnabel aber nach dem Rathhause zu gerichtet ist, um dadurch anzudeuten: daß gleich wie der güldene Ring ohn Ende sey, also auch beyde Regimenter der Oberund Unterstadt unzertrennlich und unzergliedert, mithin in einem Zustande eines durablen Regiments verbleiben solten.
Von diesem gedachten Ähren gelanget man lincker Hand
 
'''36. In den Rumbach,'''
gerade fort rechter Seite nach dem Stifte St. Martini, und neben diesem vorbey nach dem innern und eusersten Sundhäuser-Thore, als welches kaum vor einigen Jahren wiederum repariret worden.
Ohnweit diesem innem Thore im hinnaus gehen lincker Hand befindet sich
 
'''37. Der so genante Closter-HofF,'''
welcher vorhin nur eine Strasse hatte, zu dieser Zeit aber ist kaum vor wenig Jahren, an eben solchem Orte eine neue Gasse angebauet worden.
Von obgedachtem Ähren gelanget man lincker Seite zu
 
'''38. Der Neustadt,'''
welche eine wohl ausgebauete lange ansehnliche Strasse ist, und vor Zeiten die Fatalité gehabt, daß sie durch den erbärmlichen Brand gäntzlich eingeäschert, und erst nach vielen Jahren nach gerade wieder aufgebauet worden. In dieser sehr gangbahren Strasse, befindet sich die im hinunter gehen rechter Hand durch ein enges Gäßgen in der Ecke belegene in Anno 1744 und folgenden Jahren vom Grund aus neu erbauete Anschauungs würdige schöne Kirche, und um solche der Kirchhoff, welcher sie umschliesset.
Von welchem vortrefflichen Gebäude des gelehrten Herrn Pastor Lessers herausgegebene historische Nachrichten und Abrisse von der alten Kirche, und dem neu aufgefuhrten itzigen Gebäude dieses Gotteshauses, mit attention zu lesen, und denen Liebhabern völliges Licht und Unterricht geben werden.
Diese Strasse führet gerade fort rechter Seite
 
'''39. Auf den Lohmarckt,'''
und von da hinwiederum nach dem vorhin gemeldeten Neuen-Weges Thore.
Lincker Hand von der langen Neustadt kömt man zu der Brücke
 
'''40. Auf den so genandten Sand,'''
Dieses wäre demnach die Beschreibung derer vornehmsten und gangbaren Strassen der Stadt Nordhausen, wie sie sich zu dieser Zeit repræsentiren. Wobei ich dann noch mit wenigen gedencke, daß die gantze Oberstadt von dem Töpffer-Thore bis an das Rauten-Thor, und von diesem gantz herdurch bis an die Kuttel-Treppe, und wieder von da unter dem neuen Wege vorbei, bis an das Stift St. Crucis. Ferner von da bis an das Barfusser-Thor, und von da auf jener Seite rechter Hand hinter der Barfusser-Kirche herum bis wiederum an das Töpffer-Thor, mit hohen und festen Mauren umgeben und ver wahret, auch hiernächst von dem äusersten Töpffer-Thore bis zur Frauenberges-Stiegel, und von jener Seite bis wieder an die Giers-Pforte mit Mauren und Wällen umgeben, dannenhero die Stadt von allen solchen Seiten her wohl verwahret sey.
Desgleichen ist auch die gantze Neustadt von aussen mit Mauren und Pallisaden umgeben, wie solches alles der Augenschein mit mehrern ausweiset.
Ich habe demnach bei dem Beschlusse des erstem Abschnittes zu einigen Ruhm und Andencken meiner geliebten Vater-Stadt, deren itzigen Zustand und Wohlergehen ihrer Löbl. Bürgerschaft, und gesamten Einwohner, in nachgesetzten geringen Versen entwerffen, und solche dem gönstigen Leser ohne alle Schmincke, einer hierbei gesuchten eigenen Lobwürdigkeit, zu einiger Betrachtung comuciren wpööen, wovon meine Gedancken folgendermassen lauten:
 
'''Beliebte Norden Stadt, erhebe deine Mauren!'''
 
Darin der Höchste dich mit Wohlergehn beglückt, du darffest über Feur und Unglück ietzt nicht trauren, da Er dir, statt der Furcht, viel Seegen zugeschickt.
Daß deine Kinder dich mit Freudigkeit bewohnen, und deren Wohlstand sie, wie einen Ring umschließt; der Feinde Tyranney das Vaterland verschonen, daß jeder GOTTES und des KAYSERS Schutz genießt. Das Rathhauß, das vorhin der Künstler Hand gebauet von schönen Quater-Stein drey Stockwerck aufgeführt, wird mitten auf dem Marckt von jedermann beschauet, und ist mit Schiefer-Dach und einem Thurm geziert.
Man steigt zu selbigen vom Marckt hinauf auf Stuffen, die künstlich zubereit, von ausgehaunen Stein?
Partheyen werden da citirt und hin beruffen?
Gerechtigkeit muß hier ihr Schutz und Schiedsmann seyn man findt sie aufgestellt schon in der Vorhoffs-Cammer, und praesentiret sich lebhafft im Regiment; der Bürger stellet vor den ihn betroffnen Jammer.
Der Richter höret ihn, weil er die Noth erkennt.
Der Ort, wo man justiz pflegt zu administriren, ist einem gräflichen Gemach an Schönheit gleich; er sucht vor ändern sich genau zu distiguiren, und siehet keinen an, er sey Arm, oder Reich; die Ehrfurcht machen schon die tapezirten Wände, des grossen Kaysers Bild, der Chrystallinen Stern, und mit dem Glockenschlag erscheinen gar behende die schwarz gekleidete Burgmeistere und Herrn;
Sie leisten die Justiz den Armen und den Reichen, in dem Gemach, wo man auf Stühlen praesidirt, und ihre Sanftmuth pflegt der Grobheit auszuweichen, weil die Gelindigkeit bei ihr das Scepter führt.
Bey diesem Rathauß steht Sanct Nicolai Tempel, der biß aufs Mauerwerck vom Feur verzehret war; der ist nun schön erbaut, und dient uns zum Exempel, daß man des HERREN Tag hoch halten soll und rar.
Man pfleget da mit Lust von innen zu beschauen die Cantzel, den Altar, Tauffstein und Orgelwerck, den Bürgermeister-Stand, und was man müssen bauen, und die Familien-Stühl, des Kirch-Gewölbes Stärck Bohrkirchen, und zugleich die drey Messinges-Sterne, die Mahlerey, und das darauf gesetzte Gold, sie leuchten hell um sich, mithin auch in die
Betrachtungswürdig ist hiernächst auch das Gebäude, so man vor Zeiten hat dem Blasius geweiht, dis hat der höchste GOtt beschirmt vor allem Leide, daß über solches sich die Flamm nicht ausgebreit.
In Anno 40 wurd es treflich repariret, daß es der Schönheit nach der Nicols Kirchen gleich, Das Eingeweide ist sehr künsdich ausgezieret, und die Bibliotheck an alten Schriften reich.
Die Stühle sind darin mit blauem Tuch beschlagen, und eine grosse Zahl Familjen-Stühl zu sehn; die Kirch ist hell und groß, und dieses noch zu sagen: daß auch das Kirch Gewölb und Orgelwerck sehr schön. Die Weiber-Stühle sind hierbey egal gebauet, daß alte Gitterwerck durchgängig abgeschafft, ein jeder wird alda gesehen und beschauet, was an Geberden und an Mienen an ihm hafft.
Und aus der Sacristey kan hier der Priester-Orden zu seiner Kirch’ Gemein zur hohen Cantzel gehn,
Als welche an die Wand mit Fleiß gesetzet worden, daß er die Hörenden durchgehnds kan übersehn.
Zwey Thürme zeigen schon das Gottes Hauß von ferne, die Glocken klingen hell, sehr angenehm und rein; der Thürmer observirt die gantze Stadt und Sterne, und der Prospect ins Feld, der zeigt sich ungemein.
Die Ordnung trift nun auch ein ander Kirchgebäude, das auf den Berg gegründt, sich Petri Kirche nennt: das schöne Gottes-Hauß erwecket dem viel Freude, der es fein oft besucht, und Andachts halber kennt.
In anno 50 wurd es wieder repariret durch einen weisen Mann, der viele guts gethan, und kraft des Vorstehr-Amts, den gantzen Bau regieret, der hieß zu dieser Zeit Herr Senior Riemann.
Der gantze Bau ist auch nun glücklich absolviret, und an die Sacristey der Predigtstuhl geschmückt; die Vorstehr-Stühle sind vortreflich aufgefuhret, und die Familjen-Stühl von solchen abgerückt.
Ja die Verändrung hat die Bohrkirch mit betroffen, und solche beyderseits mit Gleichheit abgetheilt, sie stehen gantz entdeckt, von forn und hinten offen, ob die Perfection sich gleich vorhin verweilt.
Das alte Orgelwerck ist völlig abgerissen, und jezt an dessen Stell ein neues angebracht, und diese Aenderung kan jederman nur wissen, weil sie den innern Theil sehr schön und herrlich macht. Denn dieser Bau geschah fumemlich GOtt zu Ehren und auch der Kirch-Gemein zu ihrer Freudigkeit, der Satan kont ihn nicht verhindern noch zerstöhren; drum Zion freue dich, der jetzt erlebten Zeit!
Der angebaute Thurm reicht über alle Spitzen, so viel das Norden-Hauß an Thürmer Spitzen zehlt, und dessen fester Bau kan auch viel Häuser schützen, ob er gleich selbst von Wind und Stürmen wird gequählt. Der Thürmer last sich mit Trompeten-Schalle hören auf seiner Gallerie, die in die Luft gebaut, und dadurch pfleget sich der Schall noch zu vermehren, auf seinem Vorhoff wird er weit und breit geschaut. Gehülffen helffen ihm Tags drey mahl musiciren, daß sich des Menschen Hertz darüber freuen muß, das Eccho hilft den Klang gleichsam hier dupliciren, und dessen Lieblichkeit, die machet den Beschluß.
Nun muß ich ferner noch mit wenigen berühren die Sanct Jacobi Kirch’, das treffliche Gebäu, von aussen können ihn vornemlich herrlich zieren das feste Mauerwerck und Dach, so alles neu.
Der Grundstein war darzu mit Müntzen eingeleget, und bey des Volckes Meng zum Denckmahl eingeätzt, um auch der künftgen Welt zu zeigen was gepräget, und alsofort darauf das Mauerwerck gesetzt, auch nachher bis zum Dach gar glücklich aufgefiihret, und durch die Zimmerleut der Dachstuhl aufgericht; hiernächst der innre Theil geschicklich ausgezieret, an Maur und Tischer Fleiß da fehlte es gar nicht.
Die Künstler pflegeten fast täglich zu arbeiten, und das Vorsteher-Amt bewiese seinen Fleiß, den schönen Kirchen-Bau gehörig zu bestreiten, er machte viele Müh, und manchen sauren Schweiß.
Herr Pastor Leßer ließ sich keine Müh verdriessen, und wandte manche Nacht an die Correspondentz, damit auch grosse Herrn davon was möchten wissen.
Die Kirch erhielt Geschenck, und Er dadurch Clemenz. Er war zu jeder Zeit zu Reisen unverdrossen, und grosse Fürsten bath er um Mildthätigkeit, daß auf dies Gottes-Hauß viel reiche Gaben flössen, Mund, Feder, Hand und Fuß, die waren stets bereit. Endlich war diese Kirch solen inauguriret, nachdem der schöne Bau nach allem Wunsch vollbracht, und so hat Müh und Fleiß mit GOtt hier triumphiret, ob er auch schon vorhin viel Kümmerniß gemacht.
Der gantze Kirchenbau ist künstlich schön gerathen, des Menschen Auge sieht ihn mit Vergnügen an, und kostet er auch schon viel Silbers und Ducaten, so ist der Beytrag doch zu GOttes Ehr gethan.
Die Cantzel ist geschickt in den Altar gebauet, zwey Cherubinen sieht man da um solche stehn.
Capellen werden auch in einer Meng geschauet, wohin Familien allein hinein nur gehn.
Die Fenster sind beziert mit grossen Spiegel-Scheiben, und durch des Künstlers Hand gar säuberlich polirt:
Bey deren Anschauung kan man die Zeit vertreiben;
Der Himmel ist mit Gold und einem Lamm geziert.
Das Orgelwerck läst sich im Spielen lieblich hören, das Chor, worauf sie steht, ist künstlich ausgebaut: die singende Gemein hilft GOttes Ruhm vermehren, der Prediger wird auch mit Andacht angeschaut,
Wenn er als Gottes Both die Stimme lasset schallen, so zeigt sich eine Still, und ein Aufmercksamkeit, die denen Hörenden nothwendig muß gefallen, ein jeder stehet da zum Gottesdienst bereit.
Der Thurm umschliesset das erbaute Kirchgebäude, der Glocken-Klang ist hell, gantz lieblich, rein, und schön, und denen hörenden erweckt er eine Freude, wenn sie auf ihren Schall zum schönen Tempel gehn.
Die Frauenberges Kirch, die man Marie zu Ehren mit der im Altendorff also benennet hat, kan die Ruhmwürdigkeit auch hier niemand verwehren, der HErr beschütze sie vor Unglück früh und spät.
Ich muß vom Gottes-Hauß des Altendorffs anführen, daß es vor kurzer Zeit gantz sauber reparirt, denn hieraus kann man auch die Liebe zu GOtt spühren, daß er das Vorstehr-Amt zu diesem Bau gerührt.
Martin, Elisabeth, gedenck ich auch indessen, es folget noch hierbey das schöne Waysen-Hauß, wobey Sanct Cyriaz denn auch nicht zu vergessen,
GOtt seegne die dahin eingehn und wieder aus.
Endlich so muß ich noch des Dohms hierbey gedencken, den unsre Norden-Stadt durch Mauren mit umschließt, die Sanct Crucis Gebäu zugleich auch mit einschrencken, als das von Quater-Stein künstlich gebauet ist, Worin gesehen wird die Vielheit der Altäre, das neue Orgelwerck und hochgebaute Chor, das hohe Kirchgewölb’ nach seiner Läng und Quähre, wie auch Mechtildis Grab ohnweit dem Kirchen-Thor, zwo Thürme sind daselbst in Gleichheit aufgeführet, das Nonnen-Closter und die alte Probestey, das Dohm-Capitul und was sonst den Ort noch zieret, Stifts-Häuser und hiernächst die gantze Clerisey.
Was sonst Nordhausen noch an den Public-Gebäuden in ein und andrer Straß bis hieher in sich hält, die wird mein Leser sich erinnerlich bescheiden, den Abriß hab ich ihm davon vorhin gestellt.
Noch stehet man alhier vor dem genanten Ähren, die von dem Alterthum gesetzte hohe Säul,
Darauf ein Adeler vor Zeit drey hundert Jahren und acht und achzig sich da stellt der Stadt zum Heil. In seinem Schnabel hält er einen Ring von Golde, und wendet sich damit just nach der Oberstadt;
Die Flügel sind gemahlt, ein jeder ist ihm holde, weil sich das Regiment mit ihm verwechselt hat.
Der obre Theil der Stadt war ehmals separiret von dem, den man noch ietzt alhier die Neustadt nennt, sie hatte ihren Rath, der sie allein regiret, und gleich der Oberstadt, besonders Regiment.
Weil nun das Mauerwerck begunte einzufallen, das sie von aussen her zur Festigkeit umschloß, so wurd ein Schluß gefast im Regiment von allen, eh und bevor der Feind auf Maur und Häuser schoß: sich mit der Oberstadt künftig zu conjungiren, dagegen solte Er der Vor-Stadt Mauren baun, doch aber müsten sie nebst ihm zugleich regiren, und daselbst solte man im Rathe sie mit schaun.
Die Resolution war hier sehr wohlgetroffen, zu obgedachter Zeit ein Transact aufgericht.
Der Raths-Stand stehet noch der Neustadt jetzo offen, drey Senatores stehn vor sie in Eyd und Pflicht.
Wie nun der goldne Ring die Einigkeit vorstellet, und bis ans End der Welt zu seinem Grunde hat, daß sich der Neustadt Rath zur Oberstadt gesellet in unsrer Norden- und des grossen Käysers Stadt, so fuhrt der Adeler auf seinem Haupt die Crone von Golde zubereit, auch in der Klau ein Schwerd, und pranget in der Luft auf dem erhöhten Throne, da dessen Schnabel sich vorwärts zum Rohland kehrt. Damit nun dieser noch die Nachwelt kann belehren von dem, was vormahls sey an diesem Ort geschehn: ließ Ein HochEdler Rath mit neuer Zierd ihn ehren, wie an dem Adler selbst und Flügeln ist zu sehn.
In Anno 50 wurd die neue Saul gesetzet, ein neuer Adeler zum Denckmahl drauf gestellt, und dieß den Sterblichen in Marmor eingeätzet, bis endlich mit der Zeit der Bau der Welt zerfällt.
Es ist die Norden Stadt mit Maur und Wall umgeben: und man erblicket sie drey Stunden weit von fern,
Von Hesserode sieht man ihre Läng gar eben zu Zeiten wird sie auch besucht von grossen Herrn.
Man kan in einer Stund dieselbe nicht durchgehen, wenn man die Lage nur nach ihrer Länge nimmt, ein jeder muß hiervon die Wahrheit frey gestehen, die ihm die Feder hier gar deutlich hat bestimmt.
Der HErr beschütze dich, du werthe Stadt Nordhausen, für Hungers-Noth, für Feur, für Wasser, und für Brand, für Hagel, Blitz und Sturm, und der Granaten Sausen, durch seine hohe Macht, und reiche Seegens-Hand.
Er geb der Obrigkeit Gesundheit, langes Leben, daß unter ihren Schutz Glück, Ruh und Heil sich küßt, und deren Bürger sich der Eintracht stets bestreben, daß nichts, als Ruh und Fried in denen Mauren ist.
Hat er in Anno io und 12 mit Feur gestrafet, daß die Nachwelt hiervon noch zu erzählen weiß: hat er in seinem Zorn die Häuser weggeraffet, die wieder Aufbauung gekostet Müh und Schweiß; so sitzen wir GOtt Lob in stiller Ruh und Schatten, gemächlich und beschützt unter dem Feigen Baum, da unsre Väter noch viel Noth und Elend hatten, die Feinde selbst hält er im Zwange und im Zaum.
Die werthe Bürgerschaft, die laß er stetig grünen, er seegne ihr Gewerb, er seegne ihren Stand; er mehre ihre Zahl gleich arbeitsahmen Bienen, und führe sie einst spät in das gelobte Land.
Er sättge sie schon hier mit seiner Gnad und Wonne: er seegne jedes Hauß, und wer darinnen wohnt: sein Licht umleuchte sie gleich wie die helle Sonne, und führe sie dahin, wo seine Gottheit throhnt.
Bitte kopiere keine Inhalte, die nicht deine eigenen sind, benutze keine urheberrechtlich geschützten Werke ohne Erlaubnis des Urhebers!
Du gibst uns hiermit deine Zusage, dass du den Text selbst verfasst hast, dass der Text Allgemeingut (public domain) ist, oder dass der Urheber seine Zustimmung gegeben hat. Falls dieser Text bereits woanders veröffentlicht wurde, weise bitte auf der Diskussionsseite darauf hin. Bitte beachte, dass alle NordhausenWiki-Beiträge automatisch unter der „a Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 3.0 License“ stehen (siehe NordhausenWiki:Urheberrechte für Einzelheiten).
Abbrechen Bearbeitungshilfe (wird in einem neuen Fenster geöffnet)