Bearbeiten von „Die ehemalige Heinrichsburg in Nordhausen

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Es ist hiernach also zweifellos, daß unter Heinrich I. 927 und 929 in Nordhausen eine Burg vorhanden gewesen ist. Die Spuren derselben sind in den Jahrhunderten derart verwischt worden, daß heute die allerwenigsten Bewohner unserer Stadt überhaupt noch eine Kenntnis von der Existenz einer solchen Burg haben, geschweige denn über ihre Lage irgend etwas wißen. Und deshalb gehört es vielleicht zu dem geschichtlich Interessantesten, was die Tausendjahrfeier uns bringen kann, daß wir über diese Burg und ihre Lage etwas Genaueres erfahren. Solange ich in Nordhausen wohne und lokalgeschichtliche Forschungen treibe, ist es mein eifrigstes Bemühen gewesen, die genaue Lage dieser „Heinrichsburg“ zu ergründen, und durch überraschende Entdeckungen der letzten zwei Jahre glaube ich in der Lage zu sein, dieselbe genau bestimmen zu können.
Es ist hiernach also zweifellos, daß unter Heinrich I. 927 und 929 in Nordhausen eine Burg vorhanden gewesen ist. Die Spuren derselben sind in den Jahrhunderten derart verwischt worden, daß heute die allerwenigsten Bewohner unserer Stadt überhaupt noch eine Kenntnis von der Existenz einer solchen Burg haben, geschweige denn über ihre Lage irgend etwas wißen. Und deshalb gehört es vielleicht zu dem geschichtlich Interessantesten, was die Tausendjahrfeier uns bringen kann, daß wir über diese Burg und ihre Lage etwas Genaueres erfahren. Solange ich in Nordhausen wohne und lokalgeschichtliche Forschungen treibe, ist es mein eifrigstes Bemühen gewesen, die genaue Lage dieser „Heinrichsburg“ zu ergründen, und durch überraschende Entdeckungen der letzten zwei Jahre glaube ich in der Lage zu sein, dieselbe genau bestimmen zu können.


Die bisherigen Veröffentlichungen schwanken in ihren Angaben unsicher hin und her. Julius Schmidt sagt<ref>Julius Schmidt, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Nordhausen 1888, S. 5, Z. 9.</ref>: „Der wahrscheinlichste Ort dürfte wohl am Rande des Abhanges zu suchen sein, der von der Steineberggasse durchschnitten wird.“" Er verlegt sie also vor die innere Stadtmauer an den Abhang der Kutteltreppe, indem er, unbekannt mit der Nordhäuser Mundart, irrtümlich die „am Steeneberg" genannte Wegbezeichnung als Steineberggasse wiedergiebt. Andere haben an die „Burg“ an der Hütergasse vor dem Rautentore gedacht. E. G. Förstemann gar ist geneigt<ref>Urkundliche Geschichte S. 4.</ref> an eine Burg aus dem Geiersberg, da, wo die Merwigslinde steht, zu denken und würde dadurch, entgegen seinen sonstigen klaren historischen Ergebnissen, die alte, endlich abgetane Mär von der Gründung der Stadt Nordhausen durch den sagenhaften König Merwig aufs neue wieder stützen. Freilich will auch er viel lieber den Angaben des Cyriacus Spangenberg Glauben schenken, der in Nordhausen geboren ist und also der alten Tradition über den Standort noch näher gestanden hat. Spangenberg verlegt sie an den „Königshof“ und wird in dieser Annahme wesentlich durch den Namen her Ritterstraße bestärkt. Alle diese Mutmaßungen gehen fehl. Und Karl Meyer in seinen verschiedenen Veröffentlichungen hat schon Recht, wenn er dem zu Unrecht überholt geglaubten Lesser<ref>Historische Nachrichte von der Kayserl. und des Heil. Röm. Reichs freyen Stadt Nordhausen 1740, S. 167.</ref> folgt, der, obwohl ihm die Erforschung gerade auf diesem Gebiete aus leicht ersichtlichen Gründen schwer fiel, die alte „Kayserliche Burg“, wie er sie nennt, nach dem Domstifte zu sucht, wo an dem Ende der Bäckerstraße sich eine wüste Stelle befunden habe, an der noch Reste einer alten Mauer wahrgenommen worden seien und die im Volksmunde „Finkenburg“ genannt worden sei. Es handelt sich also nicht um die heutige Finkenburg, sondern um den heute mit Steinmauern neu aufgesührten Garten am ersten Hause der Nordseite der Bäckerstraße, wenn man zur heutigen Finkenburg geht. Meyer<ref>Aus Nordhausens Vorzeit 1910, S. 29.</ref> geht nun richtig darin noch über Lesser hinaus, daß er die Burg noch einen Schritt weiter nördlich auf dem Gebiete der heutigen Finkenburg sucht. Und es bleibt unbeschadet aller nachbesternden Kritik und späteren genaueren Feststellung doch etwas Richtiges an dem, was der Volksmund durch die Jahrhunderte erhalten hat. Daß aus der „Finklerburg“, wie sie eigentlich heißen müßte, im Volksmunde eine Finkenburg geworden ist, macht für die Richtigkeit der hinter ihr sich verbergenden Burg Heinrichs des Finklers natürlich gar nichts aus. Auch kümmert uns die Frage wenig, wann denn Heinrich zuerst der Finkler genannt worden ist, denn der Name Finkenburg ist eben erst aufgekommen, als er bereits der Finkler genannt wurde. Die Meinung freilich ist als völlig abwegig zu bezeichnen, als wäre die im Januar dieses Jahres niedergelegte und jetzt glücklicherweise wieder in ursprünglicherem Zustande aufgebaute Finkenburg selbst ein Bestandteil der ältesten Burg. Gerade die Bloßlegung der Fundamente bei ihrer jetzigen Niederlegung hat auch dem ungeübten Auge zeigen können, daß der über den Erdboden hinausreichende Teil über einem viel älteren Keller errichtet gewesen ist, der sich noch heute quer unter der Finkenburg hinzieht, der bei dem Bau des über ihm errichteten Gebäudes durch den Bogen aus Brandsteinen, der die Jahreszahl 1491 trägt, gesteift wurde und aus dem ursprünglich eine gerade jetzt wieder freigelegte Wendeltreppe noch oben führte, die mit der späteren mittelalterlichen Finkenburg gar nichts zu tun hatte, darum zugemauert und durch einen neuen Ausgang ersetzt wurde.
Die bisherigen Veröffentlichungen schwanken in ihren Angaben unsicher hin und her. Julius Schmidt sagt<ref>Julius Schmidt, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Nordhausen 1888, S. 5, Z. 9.</ref>: „Der wahrscheinlichste Ort dürfte wohl am Rande des Abhanges zu suchen sein, der von der Steineberggasse durchschnitten wird.“" Er verlegt sie also vor die innere Stadtmauer an den Abhang der Kutteltreppe, indem er, unbekannt mit der Nordhäuser Mundart, irrtümlich die „am Steeneberg" genannte Wegbezeichnung als Steineberggasse wiedergiebt. Andere haben an die „Burg“ an der Hütergasse vor dem Rautentore gedacht. E. G. Förstemann gar ist geneigt<ref>Urkundliche Geschichte S. 4.</ref> an eine Burg aus dem Geiersberg, da, wo die Merwigslinde steht, zu denken und würde dadurch, entgegen seinen sonstigen klaren historischen Ergebnissen, die alte, endlich abgetane Mär von der Gründung der Stadt Nordbausen durch den sagenhaften König Merwig aufs neue wieder stützen. Freilich will auch er viel lieber den Angaben des Cyriacus Spangenberg Glauben schenken, der in Nordhausen geboren ist und also der alten Tradition über den Standort noch näher gestanden hat. Spangenberg verlegt sie an den „Königshof“ und wird in dieser Annahme wesentlich durch den Namen her Ritterstraße bestärkt. Alle diese Mutmaßungen gehen fehl. Und Karl Meyer in seinen verschiedenen Veröffentlichungen hat schon Recht, wenn er dem zu Unrecht überholt geglaubten Lesser<ref>Historische Nachrichte von der Kayserl. und des Heil. Röm. Reichs freyen Stadt Nordhausen 1740, S. 167.</ref> folgt, der, obwohl ihm die Erforschung gerade auf diesem Gebiete aus leicht ersichtlichen Gründen schwer fiel, die alte „Kayserliche Burg“, wie er sie nennt, nach dem Domstifte zu sucht, wo an dem Ende der Bäckerstraße sich eine wüste Stelle befunden habe, an der noch Reste einer alten Mauer wahrgenommen worden seien und die im Volksmunde „Finkenburg“ genannt worden sei. Es handelt sich also nicht um die heutige Finkenburg, sondern um den heute mit Steinmauern neu aufgesührten Garten am ersten Hause der Nordseite der Bäckerstraße, wenn man zur heutigen Finkenburg geht. Meyer<ref>Aus Nordhausens Vorzeit 1910, S. 29.</ref> geht nun richtig darin noch über Lesser hinaus, daß er die Burg noch einen Schritt weiter nördlich auf dem Gebiete der heutigen Finkenburg sucht. Und es bleibt unbeschadet aller nachbesternden Kritik und späteren genaueren Feststellung doch etwas Richtiges an dem, was der Volksmund durch die Jahrhunderte erhalten hat. Daß aus der „Finklerburg“, wie sie eigentlich heißen müßte, im Volksmunde eine Finkenburg geworden ist, macht für die Richtigkeit der hinter ihr sich verbergenden Burg Heinrichs des Finklers natürlich gar nichts aus. Auch kümmert uns die Frage wenig, wann denn Heinrich zuerst der Finkler genannt worden ist, denn der Name Finkenburg ist eben erst aufgekommen, als er bereits der Finkler genannt wurde. Die Meinung freilich ist als völlig abwegig zu bezeichnen, als wäre die im Januar dieses Jahres niedergelegte und jetzt glücklicherweise wieder in ursprünglicherem Zustande aufgebaute Finkenburg selbst ein Bestandteil der ältesten Burg. Gerade die Bloßlegung der Fundamente bei ihrer jetzigen Niederlegung hat auch dem ungeübten Auge zeigen können, daß der über den Erdboden hinausreichende Teil über einem viel älteren Keller errichtet gewesen ist, der sich noch heute quer unter der Finkenburg hinzieht, der bei dem Bau des über ihm errichteten Gebäudes durch den Bogen aus Brandsteinen, der die Jahreszahl 1491 trägt, gesteift wurde und aus dem ursprünglich eine gerade jetzt wieder freigelegte Wendeltreppe noch oben führte, die mit der späteren mittelalterlichen Finkenburg gar nichts zu tun hatte, darum zugemauert und durch einen neuen Ausgang ersetzt wurde.


Bestätigt dies alles auch die Ansicht Meyers, so geht doch auch er noch nicht weit genug, da er sich mit dem Gebiete der „sogenannten“ Finkenburg und den beiden angrenzenden Häusern (Domstraße 22 und 21), die mit der Fluchtlinie der Kranichstraße abschließen, begnügt, eine Annahme, die bei einer genauen Erforschung des Geländes schon scheitern muß. Doch ist soviel erreicht: Meyer hat fraglos erstmalig den Boden der alten Heinrichsburg betreten, nur noch nicht den ganzen Ort ihrer Lage gefunden.
Bestätigt dies alles auch die Ansicht Meyers, so geht doch auch er noch nicht weit genug, da er sich mit dem Gebiete der „sogenannten“ Finkenburg und den beiden angrenzenden Häusern (Domstraße 22 und 21), die mit der Fluchtlinie der Kranichstraße abschließen, begnügt, eine Annahme, die bei einer genauen Erforschung des Geländes schon scheitern muß. Doch ist soviel erreicht: Meyer hat fraglos erstmalig den Boden der alten Heinrichsburg betreten, nur noch nicht den ganzen Ort ihrer Lage gefunden.
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'''W'''er die alte Heinrichsburg sucht, dem bieten sich drei Wege, aus dem er sie finden kann. Er kann durch Erforschung des urkundlichen Materials und seiner literarischen Verarbeitung zu wertvollen Ergebnissen gelangen. Dieser Weg ist so gut wie verschlossen. Denn außer dem im obigen aus den bisher veröffentlichten Chroniken der Stadt Angegebenen ist so gut wie nichts mehr vorhanden. Es bleibt ihm deshalb nichts anderes übrig, als die Augen zu öffnen für das, was im Schoße der Erde verborgen ruht, und er wird sich glücklich preisen können, wenn er durch Funde, die ihm zu unwidersprechlichen Zeugen werden, in die Lage versetzt wird, seine Vermutungen und Entdeckungen zu beweisen. Aber er wird auch – und diese Arbeit wird seinen eben genannten Forschungen vorausgehen müssen, damit er in der Lage ist, den Spaten an der richtigen Stelle anzusetzen – sich das Gelände, das er erforschen will, von außen ansehen, um zu erkennen, wo denn überhaupt eine Burg gestanden haben kann. Denn die Berge sind es schließlich noch allein, die in den Jahrhunderten ihr Aussehen und ihre Lage so gut wir gar nicht verändert haben.  
'''W'''er die alte Heinrichsburg sucht, dem bieten sich drei Wege, aus dem er sie finden kann. Er kann durch Erforschung des urkundlichen Materials und seiner literarischen Verarbeitung zu wertvollen Ergebnissen gelangen. Dieser Weg ist so gut wie verschlossen. Denn außer dem im obigen aus den bisher veröffentlichten Chroniken der Stadt Angegebenen ist so gut wie nichts mehr vorhanden. Es bleibt ihm deshalb nichts anderes übrig, als die Augen zu öffnen für das, was im Schoße der Erde verborgen ruht, und er wird sich glücklich preisen können, wenn er durch Funde, die ihm zu unwidersprechlichen Zeugen werden, in die Lage versetzt wird, seine Vermutungen und Entdeckungen zu beweisen. Aber er wird auch – und diese Arbeit wird seinen eben genannten Forschungen vorausgehen müssen, damit er in der Lage ist, den Spaten an der richtigen Stelle anzusetzen – sich das Gelände, das er erforschen will, von außen ansehen, um zu erkennen, wo denn überhaupt eine Burg gestanden haben kann. Denn die Berge sind es schließlich noch allein, die in den Jahrhunderten ihr Aussehen und ihre Lage so gut wir gar nicht verändert haben.  


Wer nun das Panorama von Nordhausen, das an sich schon wert ist, von Kennern und Freunden unserer Stadt aufmerksam betrachtet zu werden, einmal vom Holungsbühel oder von der Höhe vor Herreden aus prüfend überblickt, dem wird sich die eigentümlich gestaltete Höhe um den Dom herum als die für eine Burganlage geeignetste Stelle ohne weiteres darbieten. Das steil abfallende Gelände geht hier am schnellsten in die Tiefe und bietet so an dieser Stelle eine noch viel natürlichere und gesichertere Befestigung, als etwa weiter südlich am Neuen Wege und am Primariusgraben, der ja gerade im 15. Jahrhundert wegen seiner Gefährdung eine vorgelagerte zweite Mauer erhielt. Und wer nach diesem Blick aus weiter Ferne etwa durch den Grimmel oder von der Hohnsteiner Straße her zum Burggelände kommt, dem ersteht unwillkürlich, wenn anders er zu schauen und nicht bloß zu sehen vermag, das Bild einer Burg, die seine kühnsten Erwartungen übertrifft.<ref>Vgl. das beigefügte Bild „Die alte Burg“ 1674.</ref>
Wer nun das Panorama von Nordhausen, das an sich schon wert ist, von Kennern und Freunden unserer Stadt aufmerksam betrachtet zu werden, einmal vom Holungsbühel oder von der Höhe vor Herreden aus prüfend überblickt, dem wird sich die eigentümlich gestaltete Höhe um den Dom herum als die für eine Burganlage geeignetste Stelle ohne weiteres darbieten. Das steil abfallende Gelände geht hier am schnellsten in die Tiefe und bietet so an dieser Stelle eine noch viel natürlichere und gesichertere Befestigung, als etwa weiter südlich am Neuen Wege und am Primariusgraben, der ja gerade im 15. Jahrhundert wegen seiner Gefährdung eine vorgelagerte zweite Mauer erhielt. Und wer nach diesem Blick aus weiter Ferne etwa durch den Grimme! oder von der Hohnsteiner Straße her zum Burggelände kommt, dem ersteht unwillkürlich, wenn anders er zu schauen und nicht bloß zu sehen vermag, das Bild einer Burg, die seine kühnsten Erwartungen übertrifft.<ref>Vgl. das beigefügte Bild „Die alte Burg“ 1674.</ref>


Und genau an diese Stelle weist uns nun auch eine andere Betrachtung, die wir gleichfalls nur von draußen anstellen können.
Und genau an diese Stelle weist uns nun auch eine andere Betrachtung, die wir gleichfalls nur von draußen anstellen können.
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Von hier aus aber fällt erst recht ein Helles Licht auf die Burgengründungen Heinrichs I. Schon der Bischof Liudbrand von Cremona läßt in seinem Buche von der Vergeltung (geschrieben 958) zum Jahre 919 den Ungarn ihren Entschluß, den neu erwählten König Heinrich in seiner Heimat anzugreifen, dadurch begründen, daß das Gebiet der Sachsen und Thüringer leicht auszuplündern sein würde, da es weder durch hohe Gebirge geschützt, noch mit festen Städten versehen sei.<ref>Julius Schmidt, a. a. O. S. 2.</ref> 924 schließt Heinrich aber den bekannten Vertrag mit den Ungarn, der seinem Lande einen 9jährigen Waffenstillstand sichert. Die Zeit dieses Waffenstillstandes benutzte Heinrich nun, um in eifriger Tätigkeit allenthalben die auch von ihm klar erkannte Schwäche seines Landes zu beseitigen. Jetzt erst wird die Nachricht Widukinds von Corvey in seiner Sachsengeschichte<ref>Monumenta Germaniae, Scriptores I, cap. 35.</ref>
Von hier aus aber fällt erst recht ein Helles Licht auf die Burgengründungen Heinrichs I. Schon der Bischof Liudbrand von Cremona läßt in seinem Buche von der Vergeltung (geschrieben 958) zum Jahre 919 den Ungarn ihren Entschluß, den neu erwählten König Heinrich in seiner Heimat anzugreifen, dadurch begründen, daß das Gebiet der Sachsen und Thüringer leicht auszuplündern sein würde, da es weder durch hohe Gebirge geschützt, noch mit festen Städten versehen sei.<ref>Julius Schmidt, a. a. O. S. 2.</ref> 924 schließt Heinrich aber den bekannten Vertrag mit den Ungarn, der seinem Lande einen 9jährigen Waffenstillstand sichert. Die Zeit dieses Waffenstillstandes benutzte Heinrich nun, um in eifriger Tätigkeit allenthalben die auch von ihm klar erkannte Schwäche seines Landes zu beseitigen. Jetzt erst wird die Nachricht Widukinds von Corvey in seiner Sachsengeschichte<ref>Monumenta Germaniae, Scriptores I, cap. 35.</ref>


: „Wie nun König Heinrich, als er von den Ungarn einen Frieden von 9 Jahren erhalten hatte, mit der größten Klugheit Sorge trug, das Vaterland zu befestigen und die barbarischen Völker zu unterwerfen, dies auszusühren geht über meine Kräfte, obgleich ich es doch auch nicht ganz verschweigen darf. Zuerst nämlich wählte er unter den ländlichen Kriegern (aggrariis  militibus) jeden neunten Mann aus und ließ ihn in Burgen (urbibus) wohnen, damit er hier für seine acht Genossen Wohnungen errichte und von aller Frucht den dritten Teil empfange und bewahre; die übrigen Acht aber sollten säen und ernten und die Frucht sammeln für den Neunten, und dieselbe an ihrem Platze aufbewahren. Auch gebot er, daß die Gerichtstage und alle übrigen Versammlungen und Festgelage in den Burgen abgehalten würden (concilia et omnes conventus atque convivia in urbibus voluit celebrari), mit deren Bau man sich Tag und Nacht beschäftigte, damit sie im Frieden lernten, was sie im Falle der Not gegen die Feinde zu tun hätten. Außerhalb der Burgen standen keine oder doch nur schlechte und wertlose Gebäude.<ref>Reinhold Schottin, Widukinds Sächsische Geschichten. Berlin. Bester. 1852. S. 3S.</ref>
: „Wie nun König Heinrich, als er von den Ungarn einen Frieden von 9 Jahren erhalten hatte, mit der größten Klugheit Sorge trug, das Vaterland zu befestigen und die barbarischen Völker zu unterwerfen, dies auszusühren geht über meine Kräfte, obgleich ich es doch auch nicht ganz verschweigen darf. Zuerst nämlich wählte er unter den ländlichen Kriegern (aggrariis  militibus) jeden neunten Mann aus und ließ ihn in Burgen (urbibus) wohnen, damit er hier für seine acht Genossen Wohnungen errichte und von aller Frucht den dritten Teil empfange und bewahre; die übrigen Acht aber sollten säen und ernten und die Frucht sammeln für den Neunten, und dieselbe an ihrem Platze aufbewahren. Auch gebot er, daß die Gerichtstage und alle übrigen Versammlungen und Festgelage in den Burgen abgehalten würden (concilia et omnes conventus atque convivia in urbibus voluit celebrari), mit deren Bau man sich Tag und Nacht beschäftigte, damit sie im Frieden lernten, was sie im Falle der Not gegen die Feinde zu tun hätten. Außerhalb der Burgen standen keine oder doch nur schlechte und wertlose Gebäude."<ref>Reinhold Schottin, Widukinds Sächsische Geschichten. Berlin. Bester. 1852. S. 3S.</ref>


Man liest es immer wieder, daß Heinrich urkundlich nachweisbar nur verschwindend wenige Burgen in jenen Jahren habe Herstellen lassen. Meist wird immer nur Merseburg, vielleicht noch Tangermünde genannt. Dem ernstlich Suchenden aber erschließt sich das Auge für mehr. Das Vordringen der östlichen Völker bildete in jenen Jahrhunderten eine ernste Gefahr für das werdende Deutschland und alle machtvollen Fürsten von Karl dem Großen an haben die Sicherung der Ostmark ihres Reiches als eine ihrer wichtigsten Aufgaben angesehen. So hat sich schon nach dem Plane Karls des Großen eine Sicherungslinie von der Eider bis zur Etsch hingezogen. Elbe und Saale waren in unserer Zeit in Mitteldeutschland die zu sichernde Grenze, bis Markgraf Gero unter Otto dem Großen die Grenze weiter nach Osten verschob. Wer nun heute diese Sicherungsgrenze einmal nach Städten absucht, die in diesen Jahren Tausendjahrfeiern gehalten haben oder halten werden, und diese Städte aus ihre ehemaligen Burganlagen ansieht, dem wird sich die Bedeutung dessen, was Widukind von Corvey auszuführen als „über seine Kräfte“ gehend angibt, in einem ganz anderen Lichte ansehen lernen. Eins ist mir jedenfalls bei diesem Suchen klar geworden: In dem großen Befestigungsgürtel bildet unsere Gegend um den Harz als der Wohnsitz des Herrscherhauses den Mittelpunkt und darum die gefährdetste Stelle. Darum kann es uns nicht wundernehmen, wenn gerade in unserer Gegend die Burgen dichter beieinander liegen als anderwärts. Wallhausen, Allstedt und Merseburg sind die Burgen, die noch um 900 als die eigentlichen alten Kaiserpfalzen genannt werden. Und wenn auch Wallhausen vielleicht wegen seiner militärisch allzu ungesicherten Lage schon früh von Heinrich I. als eigentlicher Stützpunkt seiner Hausmacht aufgegeben worden sein mag, so ist es mir heute zweifelsfrei, daß gerade die Orte, die in den Urkunden von 927 und 929 genannt werden, solche sicheren Stützpunkte sind, die er damals hat neu anlegen oder stärker befestigen lassen. Und gerade aus der Tatsache, daß 929 eine zweite Urkunde nötig wurde und diese zweite Urkunde außer den Burgen Quedlinburg, Nordhausen, Pöhlde und Duderstadt noch Grona nennt, scheint mir hervorzugehen, daß die Burgen eben in der Reihenfolge ihrer Fertigstellung in die Hausmacht des Königs bzw. in das Eigentum der Königin übergingen. Daß die Burgen aber als Teile der werdenden Hausmacht anzusehen sind und nicht freies Privateigentum der Königin werden, geht aus dem Wortlaut der Urkunde von 929 klar hervor, in der es heißt:
Man liest es immer wieder, daß Heinrich urkundlich nachweisbar nur verschwindend wenige Burgen in jenen Jahren habe Herstellen lassen. Meist wird immer nur Merseburg, vielleicht noch Tangermünde genannt. Dem ernstlich Suchenden aber erschließt sich das Auge für mehr. Das Vordringen der östlichen Völker bildete in jenen Jahrhunderten eine ernste Gefahr für das werdende Deutschland und alle machtvollen Fürsten von Karl dem Großen an haben die Sicherung der Ostmark ihres Reiches als eine ihrer wichtigsten Aufgaben angesehen. So hat sich schon nach dem Plane Karls des Großen eine Sicherungslinie von der Eider bis zur Etsch hingezogen. Elbe und Saale waren in unserer Zeit in Mitteldeutschland die zu sichernde Grenze, bis Markgraf Gero unter Otto dem Großen die Grenze weiter nach Osten verschob. Wer nun heute diese Sicherungsgrenze einmal nach Städten absucht, die in diesen Jahren Tausendjahrfeiern gehalten haben oder halten werden, und diese Städte aus ihre ehemaligen Burganlagen ansieht, dem wird sich die Bedeutung dessen, was Widukind von Corvey auszuführen als „über seine Kräfte“ gehend angibt, in einem ganz anderen Lichte ansehen lernen. Eins ist mir jedenfalls bei diesem Suchen klar geworden: In dem großen Befestigungsgürtel bildet unsere Gegend um den Harz als der Wohnsitz des Herrscherhauses den Mittelpunkt und darum die gefährdetste Stelle. Darum kann es uns nicht wundernehmen, wenn gerade in unserer Gegend die Burgen dichter beieinander liegen als anderwärts. Wallhausen, Allstedt und Merseburg sind die Burgen, die noch um 900 als die eigentlichen alten Kaiserpfalzen genannt werden. Und wenn auch Wallhausen vielleicht wegen seiner militärisch allzu ungesicherten Lage schon früh von Heinrich I. als eigentlicher Stützpunkt seiner Hausmacht aufgegeben worden sein mag, so ist es mir heute zweifelsfrei, daß gerade die Orte, die in den Urkunden von 927 und 929 genannt werden, solche sicheren Stützpunkte sind, die er damals hat neu anlegen oder stärker befestigen lassen. Und gerade aus der Tatsache, daß 929 eine zweite Urkunde nötig wurde und diese zweite Urkunde außer den Burgen Quedlinburg, Nordhausen, Pöhlde und Duderstadt noch Grona nennt, scheint mir hervorzugehen, daß die Burgen eben in der Reihenfolge ihrer Fertigstellung in die Hausmacht des Königs bzw. in das Eigentum der Königin übergingen. Daß die Burgen aber als Teile der werdenden Hausmacht anzusehen sind und nicht freies Privateigentum der Königin werden, geht aus dem Wortlaut der Urkunde von 929 klar hervor, in der es heißt:
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Wo sind die Grenzen der Burg und vor allem, wo ist der Aufgang und der Eingang zur Burg?
Wo sind die Grenzen der Burg und vor allem, wo ist der Aufgang und der Eingang zur Burg?


Wir gehen auch jetzt wieder von den alten Heerstraßen aus. Denn von dort aus müssen wir doch zweifellos am zuverlässigsten den Zugang finden. Ich erinnere daran, daß die sächsischen Heerstraßen von Harzburg, Duderstadt und Wallhausen aus an der Grimmelbrücke zusammenstießen. Von hier aus muß deshalb auch der Zugang zur Burg zu finden sein. Der Grimmel war der einzige zwischen den Teichen hinführende erhöhte Weg. Dieser aber führte, da der Neue Weg erst 1289 von dem Walkenrieder Kloster als Zugang zu dem damals erbauten Walkenrieder Hof angelegt worden ist, allein zu der durch ein befestigtes Tor gesicherten Grimm- oder Kaisermühle. Von hier aber führte derselbe Weg weiter, wieder durch ein befestigtes Tor, besten Spuren heute noch zu erkennen sind, die heutige Elisabethstraße hinauf an der äußeren Burgmauer entlang, bog da, wo das 1873 abgebrochene sogenannte Aeußere Barfüßertor stand, um und gelangte dicht vor dem Eingang zur Domstraße an das sogenannte alte Tor, die valva antiqua der alten Heinrichstadt, nach dem in Jahrhunderten noch dieser Teil der Oberstadt das Altentorviertel genannt wurde.<ref>Vielleicht ist der Name „vor dem Alten Tore“ und dann später die gesamte Bezeichnung des Altendorfes von hier aus zu erklären, was mancherlei Rätsel über die älteste Ansiedlung Nordhausens lösen würde.</ref> Dieses Tor ist 1800 abgebrochen worden und die anliegenden Häuser (Barfüßerstraße Nr. 11,12,13) werden noch 1804 „auf dem Alten Tore“ genannt. An dieser Ecke in der Domstraße sehen wir noch heute ein Tor, besten gotischer Spitzbogen den Kundigen die romanische Urform erkennen läßt. Dieses Tor halte ich für das Eingangstor zur Unterburg. Hier mögen, wo heute noch ehemalige Stiftskurien stehen, die Dienerschaft und ein Teil der Besatzung Unterkunft gefunden haben. Von hier ging es den Berg hinan bis dahin, wo wahrscheinlich zwischen dem späteren Propsteigebäude und dem Kapitelgebäude der Eingang in die eigentliche Oberburg gewesen sein mag.
Wir gehen auch jetzt wieder von den alten Heerstraßen aus. Denn von dort aus müssen wir doch zweifellos am zuverlässigsten den Zugang finden. Ich erinnere daran, daß die sächsischen Heerstraßen von Harzburg, Duderstadt und Wallhausen aus an der Grimmelbrücke zusammenstießen. Von hier aus muß deshalb auch der Zugang zur Burg zu finden sein. Der Grimme! war der einzige zwischen den Teichen hinführende erhöhte Weg. Dieser aber führte, da der Neue Weg erst 1289 von dem Walkenrieder Kloster als Zugang zu dem damals erbauten Walkenrieder Hof angelegt worden ist, allein zu der durch ein befestigtes Tor gesicherten Grimm- oder Kaisermühle. Von hier aber führte derselbe Weg weiter, wieder durch ein befestigtes Tor, besten Spuren heute noch zu erkennen sind, die heutige Elisabethstraße hinauf an der äußeren Burgmauer entlang, bog da, wo das 1873 abgebrochene sogenannte Aeußere Barfüßertor stand, um und gelangte dicht vor dem Eingang zur Domstraße an das sogenannte alte Tor, die valva antiqua der alten Heinrichstadt, nach dem in Jahrhunderten noch dieser Teil der Oberstadt das Altentorviertel genannt wurde.<ref>Vielleicht ist der Name „vor dem Alten Tore“ und dann später die gesamte Bezeichnung des Altendorfes von hier aus zu erklären, was mancherlei Rätsel über die älteste Ansiedlung Nordhausens lösen würde.</ref> Dieses Tor ist 1800 abgebrochen worden und die anliegenden Häuser (Barfüßerstraße Nr. 11,12,13) werden noch 1804 „auf dem Alten Tore“ genannt. An dieser Ecke in der Domstraße sehen wir noch heute ein Tor, besten gotischer Spitzbogen den Kundigen die romanische Urform erkennen läßt. Dieses Tor halte ich für das Eingangstor zur Unterburg. Hier mögen, wo heute noch ehemalige Stiftskurien stehen, die Dienerschaft und ein Teil der Besatzung Unterkunft gefunden haben. Von hier ging es den Berg hinan bis dahin, wo wahrscheinlich zwischen dem späteren Propsteigebäude und dem Kapitelgebäude der Eingang in die eigentliche Oberburg gewesen sein mag.


Noch ein zweiter Eingang ist nachzuweisen. Aber während der eben beschriebene Weg als die Fahrstraße anzusprechen ist, handelt es sich jetzt um einen Fuß- vielleicht auch Reitweg. Auch er geht von der Burgmühle aus, in seinen Anfängen noch erkennbar an der Erhöhung, die uns heute mehr wie ein Bürgersteig anmutet, die aber alle Zeichen eines alten Burgweges an sich trägt. Unmittelbar an der Wassertreppe scheint er durch ein Tor in den Burggarten geführt zu haben. Oben aber, genau über diesem Tor ist heute noch in der Stadtmauer zwischen den beiden Strebepfeilern der Eingang in den oberen Burghof zu sehen, seit wenigstens 100 Jahren freilich durch das Gartenhaus verdeckt, das die Domherren hier zur Verdeckung auch dieses Zeugen vergangener Zeiten erbaut haben.
Noch ein zweiter Eingang ist nachzuweisen. Aber während der eben beschriebene Weg als die Fahrstraße anzusprechen ist, handelt es sich jetzt um einen Fuß- vielleicht auch Reitweg. Auch er geht von der Burgmühle aus, in seinen Anfängen noch erkennbar an der Erhöhung, die uns heute mehr wie ein Bürgersteig anmutet, die aber alle Zeichen eines alten Burgweges an sich trägt. Unmittelbar an der Wassertreppe scheint er durch ein Tor in den Burggarten geführt zu haben. Oben aber, genau über diesem Tor ist heute noch in der Stadtmauer zwischen den beiden Strebepfeilern der Eingang in den oberen Burghof zu sehen, seit wenigstens 100 Jahren freilich durch das Gartenhaus verdeckt, das die Domherren hier zur Verdeckung auch dieses Zeugen vergangener Zeiten erbaut haben.
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Und nun noch ein Wort für unsere Stadt.
Und nun noch ein Wort für unsere Stadt.


Nordhausen ist so reich an geschichtlichen Erinnerungen wie kaum eine zweite unserer geschichtlich so sehr interessanten Städte am Harz und in Mitteldeutschland. Und nicht nur solche Erinnerungen sind es, die in den Schätze der Museen und in den Folianten der Bibliotheken vergraben sind, sondern die — ich möchte sagen — auf der Straße liegen und in den Steinen der Häuser zu uns reden. Den Blick hierfür an einem Teile geöffnet zu haben, wird für mich der schönste Lohn dieser Untersuchungen sein. Das Auge aber immer wieder für diese historischen Schönheiten zu üben und üben zu lehren, ist die Pflicht und Ausgabe aller Kenner dieser Schätze. Schon Friedrich Christian Lesser, „der Chronist von Nordhausen", sagt in seiner Schrift über das Leben des Laurentius Süße: „Ich habe immer die Meinung gehegt, es sei unanständig, in der Erkenntnis der Geschichte auswärtiger Dinge daheim und einheimischer ein Fremdling zu sein.
Nordhausen ist so reich an geschichtlichen Erinnerungen wie kaum eine zweite unserer geschichtlich so sehr interessanten Städte am Harz und in Mitteldeutschland. Und nicht nur solche Erinnerungen sind es, die in den Schätze der Museen und in den Folianten der Bibliotheken vergraben sind, sondern die — ich möchte sagen — auf der Straße liegen und in den Steinen der Häuser zu uns reden. Den Blick hierfür an einem Teile geöffnet zu haben, wird für mich der schönste Lohn dieser Untersuchungen sein. Das Auge aber immer wieder für diese historischen Schönheiten zu üben und üben zu lehren, ist die Pflicht und Ausgabe aller Kenner dieser Schätze. Schon Friedrich Christian Lesser, „der Chronist von Nordhausen", sagt in seiner Schrift über das Leben des Laurentius Süße: „Ich habe immer die Meinung gehegt, es sei unanständig, in der Erkenntnis der Geschichte auswärtiger Dinge daheim und einheimischer ein Fremdling zu sein."


Ob wir nun auf die Höhe des Geiersberges steigen, wo dicht bei der sagenumwobenen Merwigslinde vielleicht eine Kultstätte heidnischer Germanen gewesen ist, sicher in geschichtlich erkennbarer Zeit christlicher Gottesdienst gehalten wurde und festsfohe Tage unsere Vorväter in fröhlichen Stunden versammelt haben, oder ob wir hinüberwandern zur Höhe des Petersberges, wo in Jahrhunderten des Mittelalters die Grafen von Clettenberg das Gaugericht über den Helmegau ausübten, und wo gewiß in Erinnerung an die Schwertgewalt Zius und die Lösegewalt Donars den Apostelfürsten mit dem Schlüssel (Petrus) und dem Schwerte (Paulus) Nordhausens höchstragende Kirche erbaut worden ist. Mit Ehrfurcht und Ergriffenheit werden wir von dort hinausschauen in die Lande und in schweigender Verehrung die Wege des ewigen Gottes in den Jahrtausenden überdenken.
Ob wir nun auf die Höhe des Geiersberges steigen, wo dicht bei der sagenumwobenen Merwigslinde vielleicht eine Kultstätte heidnischer Germanen gewesen ist, sicher in geschichtlich erkennbarer Zeit christlicher Gottesdienst gehalten wurde und festsfohe Tage unsere Vorväter in fröhlichen Stunden versammelt haben, oder ob wir hinüberwandern zur Höhe des Petersberges, wo in Jahrhunderten des Mittelalters die Grafen von Clettenberg das Gaugericht über den Helmegau ausübten, und wo gewiß in Erinnerung an die Schwertgewalt Zius und die Lösegewalt Donars den Apostelfürsten mit dem Schlüssel (Petrus) und dem Schwerte (Paulus) Nordhausens höchstragende Kirche erbaut worden ist. Mit Ehrfurcht und Ergriffenheit werden wir von dort hinausschauen in die Lande und in schweigender Verehrung die Wege des ewigen Gottes in den Jahrtausenden überdenken.
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Wenn wir aber dann von dort hinabsteigen zu der Frauenbergkirche, in ihren Grundlagen dem ältesten Denkmal aus historischer Zeit, dann werden wir über den Ruinen des alten Reichshofes längst vergangener Tage keimender Hoffnung deutschen Geistes und deutscher Kraft nachsinnen.
Wenn wir aber dann von dort hinabsteigen zu der Frauenbergkirche, in ihren Grundlagen dem ältesten Denkmal aus historischer Zeit, dann werden wir über den Ruinen des alten Reichshofes längst vergangener Tage keimender Hoffnung deutschen Geistes und deutscher Kraft nachsinnen.


Unser Herz aber wird höher schlagen, wenn wir in den Tagen der Tausendjahrfeier unserer Stadt die alte Köngs- und Kaiserburg vom Grimmel her an St. Elisabeth vorbei zum Barfüßertore hinauf umwandern und dann in den ehrwürdigen Frieden des katholischen Domes mit seinen Gräbern im Hofe des schattigen Kreuzganges eintreten oder gar in den stillen Frieden des schattenspendenden Logengartens kommen und von Stolbergs Ruhe oder von dem Mauerumgang des altehrwürdigen Kaiserturmes aus hinein in die Lande, hinaus zum sternklaren Himmel schauen. Und wenn unsere Seele eingestellt ist auf den Zauber dieses eigen schönen Ortes, wenn wir es verstehen, die Geister mit dem Zauberschlüssel zu wecken, die hier schlummern in tausend und abertausend Jahren, was werden sie uns erzählen von alle dem, was diese Stätten alles erlebt und was die Menschen von dieser Höhe alles gesehen haben?
Unser Herz aber wird höher schlagen, wenn wir in den Tagen der Tausendjahrfeier unserer Stadt die alte Köngs- und Kaiserburg vom Grimme! her an St. Elisabeth vorbei zum Barfüßertore hinauf umwandern und dann in den ehrwürdigen Frieden des katholischen Domes mit seinen Gräbern im Hofe des schattigen Kreuzganges eintreten oder gar in den stillen Frieden des schattenspendenden Logengartens kommen und von Stolbergs Ruhe oder von dem Mauerumgang des altehrwürdigen Kaiserturmes aus hinein in die Lande, hinaus zum sternklaren Himmel schauen. Und wenn unsere Seele eingestellt ist auf den Zauber dieses eigen schönen Ortes, wenn wir es verstehen, die Geister mit dem Zauberschlüssel zu wecken, die hier schlummern in tausend und abertausend Jahren, was werden sie uns erzählen von alle dem, was diese Stätten alles erlebt und was die Menschen von dieser Höhe alles gesehen haben?


Dort grüßt von Lahras Höhe, von der Asenburg und vom Rabensberge her, den wir gerade noch über dem Rücken des Kohnsteins hervorleuchten sehen, Urväter Glaube, wie er von allen Höhen in züngelnden Flammen zum Himmel gelodert ist. Dort grüßen in der Nähe, ganz unten im Tale die alten Heerstraßen, auf denen schon in ältesten Zeiten die Völker gewandert sind, bis sie in fernem Westen neue Heimstätten oder das Grab gefunden haben, wo in geschichtlich bekannter Zeit Herzöge, Könige und Kaiser mit heerstarker Macht hin- und hergezogen sind, um hier gastlich zu rasten oder in weiter Ferne neue Taten zu tun. Dann fangen diese Mauern, auf denen wir stehen, und die uns rings umgeben, zu reden an, von alledem, was sie gesehen, von stolzer Könige Taten, von frommer Frauen tugendsamer Sitte. Ergriffen werden wir lauschen, uns in den Geist vergangener Zeiten versenken, aber nicht, um in ihm zu verharren, sondern um hinauf zu schauen zu den Sternen, und dem ewig großen Schöpfer aller Dinge zu danken für das, was er den kleinen Erdenbürgern ausgebaut hat, daß sie in Menschen- und Weltgeschehen seine Taten schauen lernen und sich von ihm stärken lassen, auch in schicksalsschwerer Zeit nicht zu verzagen, sondern glaubensfroh und tatenstark mitzuarbeiten an dem Wiederaufbau deutschen Geistes und deutschen Wesens.
Dort grüßt von Lahras Höhe, von der Asenburg und vom Rabensberge her, den wir gerade noch über dem Rücken des Kohnsteins hervorleuchten sehen, Urväter Glaube, wie er von allen Höhen in züngelnden Flammen zum Himmel gelodert ist. Dort grüßen in der Nähe, ganz unten im Tale die alten Heerstraßen, auf denen schon in ältesten Zeiten die Völker gewandert sind, bis sie in fernem Westen neue Heimstätten oder das Grab gefunden haben, wo in geschichtlich bekannter Zeit Herzöge, Könige und Kaiser mit heerstarker Macht hin- und hergezogen sind, um hier gastlich zu rasten oder in weiter Ferne neue Taten zu tun. Dann fangen diese Mauern, auf denen wir stehen, und die uns rings umgeben, zu reden an, von alledem, was sie gesehen, von stolzer Könige Taten, von frommer Frauen tugendsamer Sitte. Ergriffen werden wir lauschen, uns in den Geist vergangener Zeiten versenken, aber nicht, um in ihm zu verharren, sondern um hinauf zu schauen zu den Sternen, und dem ewig großen Schöpfer aller Dinge zu danken für das, was er den kleinen Erdenbürgern ausgebaut hat, daß sie in Menschen- und Weltgeschehen seine Taten schauen lernen und sich von ihm stärken lassen, auch in schicksalsschwerer Zeit nicht zu verzagen, sondern glaubensfroh und tatenstark mitzuarbeiten an dem Wiederaufbau deutschen Geistes und deutschen Wesens.
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