Bearbeiten von „Die ehemalige Heinrichsburg in Nordhausen

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Von hier aus aber fällt erst recht ein Helles Licht auf die Burgengründungen Heinrichs I. Schon der Bischof Liudbrand von Cremona läßt in seinem Buche von der Vergeltung (geschrieben 958) zum Jahre 919 den Ungarn ihren Entschluß, den neu erwählten König Heinrich in seiner Heimat anzugreifen, dadurch begründen, daß das Gebiet der Sachsen und Thüringer leicht auszuplündern sein würde, da es weder durch hohe Gebirge geschützt, noch mit festen Städten versehen sei.<ref>Julius Schmidt, a. a. O. S. 2.</ref> 924 schließt Heinrich aber den bekannten Vertrag mit den Ungarn, der seinem Lande einen 9jährigen Waffenstillstand sichert. Die Zeit dieses Waffenstillstandes benutzte Heinrich nun, um in eifriger Tätigkeit allenthalben die auch von ihm klar erkannte Schwäche seines Landes zu beseitigen. Jetzt erst wird die Nachricht Widukinds von Corvey in seiner Sachsengeschichte<ref>Monumenta Germaniae, Scriptores I, cap. 35.</ref>
Von hier aus aber fällt erst recht ein Helles Licht auf die Burgengründungen Heinrichs I. Schon der Bischof Liudbrand von Cremona läßt in seinem Buche von der Vergeltung (geschrieben 958) zum Jahre 919 den Ungarn ihren Entschluß, den neu erwählten König Heinrich in seiner Heimat anzugreifen, dadurch begründen, daß das Gebiet der Sachsen und Thüringer leicht auszuplündern sein würde, da es weder durch hohe Gebirge geschützt, noch mit festen Städten versehen sei.<ref>Julius Schmidt, a. a. O. S. 2.</ref> 924 schließt Heinrich aber den bekannten Vertrag mit den Ungarn, der seinem Lande einen 9jährigen Waffenstillstand sichert. Die Zeit dieses Waffenstillstandes benutzte Heinrich nun, um in eifriger Tätigkeit allenthalben die auch von ihm klar erkannte Schwäche seines Landes zu beseitigen. Jetzt erst wird die Nachricht Widukinds von Corvey in seiner Sachsengeschichte<ref>Monumenta Germaniae, Scriptores I, cap. 35.</ref>


: „Wie nun König Heinrich, als er von den Ungarn einen Frieden von 9 Jahren erhalten hatte, mit der größten Klugheit Sorge trug, das Vaterland zu befestigen und die barbarischen Völker zu unterwerfen, dies auszusühren geht über meine Kräfte, obgleich ich es doch auch nicht ganz verschweigen darf. Zuerst nämlich wählte er unter den ländlichen Kriegern (aggrariis  militibus) jeden neunten Mann aus und ließ ihn in Burgen (urbibus) wohnen, damit er hier für seine acht Genossen Wohnungen errichte und von aller Frucht den dritten Teil empfange und bewahre; die übrigen Acht aber sollten säen und ernten und die Frucht sammeln für den Neunten, und dieselbe an ihrem Platze aufbewahren. Auch gebot er, daß die Gerichtstage und alle übrigen Versammlungen und Festgelage in den Burgen abgehalten würden (concilia et omnes conventus atque convivia in urbibus voluit celebrari), mit deren Bau man sich Tag und Nacht beschäftigte, damit sie im Frieden lernten, was sie im Falle der Not gegen die Feinde zu tun hätten. Außerhalb der Burgen standen keine oder doch nur schlechte und wertlose Gebäude.<ref>Reinhold Schottin, Widukinds Sächsische Geschichten. Berlin. Bester. 1852. S. 3S.</ref>
: „Wie nun König Heinrich, als er von den Ungarn einen Frieden von 9 Jahren erhalten hatte, mit der größten Klugheit Sorge trug, das Vaterland zu befestigen und die barbarischen Völker zu unterwerfen, dies auszusühren geht über meine Kräfte, obgleich ich es doch auch nicht ganz verschweigen darf. Zuerst nämlich wählte er unter den ländlichen Kriegern (aggrariis  militibus) jeden neunten Mann aus und ließ ihn in Burgen (urbibus) wohnen, damit er hier für seine acht Genossen Wohnungen errichte und von aller Frucht den dritten Teil empfange und bewahre; die übrigen Acht aber sollten säen und ernten und die Frucht sammeln für den Neunten, und dieselbe an ihrem Platze aufbewahren. Auch gebot er, daß die Gerichtstage und alle übrigen Versammlungen und Festgelage in den Burgen abgehalten würden (concilia et omnes conventus atque convivia in urbibus voluit celebrari), mit deren Bau man sich Tag und Nacht beschäftigte, damit sie im Frieden lernten, was sie im Falle der Not gegen die Feinde zu tun hätten. Außerhalb der Burgen standen keine oder doch nur schlechte und wertlose Gebäude."<ref>Reinhold Schottin, Widukinds Sächsische Geschichten. Berlin. Bester. 1852. S. 3S.</ref>


Man liest es immer wieder, daß Heinrich urkundlich nachweisbar nur verschwindend wenige Burgen in jenen Jahren habe Herstellen lassen. Meist wird immer nur Merseburg, vielleicht noch Tangermünde genannt. Dem ernstlich Suchenden aber erschließt sich das Auge für mehr. Das Vordringen der östlichen Völker bildete in jenen Jahrhunderten eine ernste Gefahr für das werdende Deutschland und alle machtvollen Fürsten von Karl dem Großen an haben die Sicherung der Ostmark ihres Reiches als eine ihrer wichtigsten Aufgaben angesehen. So hat sich schon nach dem Plane Karls des Großen eine Sicherungslinie von der Eider bis zur Etsch hingezogen. Elbe und Saale waren in unserer Zeit in Mitteldeutschland die zu sichernde Grenze, bis Markgraf Gero unter Otto dem Großen die Grenze weiter nach Osten verschob. Wer nun heute diese Sicherungsgrenze einmal nach Städten absucht, die in diesen Jahren Tausendjahrfeiern gehalten haben oder halten werden, und diese Städte aus ihre ehemaligen Burganlagen ansieht, dem wird sich die Bedeutung dessen, was Widukind von Corvey auszuführen als „über seine Kräfte“ gehend angibt, in einem ganz anderen Lichte ansehen lernen. Eins ist mir jedenfalls bei diesem Suchen klar geworden: In dem großen Befestigungsgürtel bildet unsere Gegend um den Harz als der Wohnsitz des Herrscherhauses den Mittelpunkt und darum die gefährdetste Stelle. Darum kann es uns nicht wundernehmen, wenn gerade in unserer Gegend die Burgen dichter beieinander liegen als anderwärts. Wallhausen, Allstedt und Merseburg sind die Burgen, die noch um 900 als die eigentlichen alten Kaiserpfalzen genannt werden. Und wenn auch Wallhausen vielleicht wegen seiner militärisch allzu ungesicherten Lage schon früh von Heinrich I. als eigentlicher Stützpunkt seiner Hausmacht aufgegeben worden sein mag, so ist es mir heute zweifelsfrei, daß gerade die Orte, die in den Urkunden von 927 und 929 genannt werden, solche sicheren Stützpunkte sind, die er damals hat neu anlegen oder stärker befestigen lassen. Und gerade aus der Tatsache, daß 929 eine zweite Urkunde nötig wurde und diese zweite Urkunde außer den Burgen Quedlinburg, Nordhausen, Pöhlde und Duderstadt noch Grona nennt, scheint mir hervorzugehen, daß die Burgen eben in der Reihenfolge ihrer Fertigstellung in die Hausmacht des Königs bzw. in das Eigentum der Königin übergingen. Daß die Burgen aber als Teile der werdenden Hausmacht anzusehen sind und nicht freies Privateigentum der Königin werden, geht aus dem Wortlaut der Urkunde von 929 klar hervor, in der es heißt:
Man liest es immer wieder, daß Heinrich urkundlich nachweisbar nur verschwindend wenige Burgen in jenen Jahren habe Herstellen lassen. Meist wird immer nur Merseburg, vielleicht noch Tangermünde genannt. Dem ernstlich Suchenden aber erschließt sich das Auge für mehr. Das Vordringen der östlichen Völker bildete in jenen Jahrhunderten eine ernste Gefahr für das werdende Deutschland und alle machtvollen Fürsten von Karl dem Großen an haben die Sicherung der Ostmark ihres Reiches als eine ihrer wichtigsten Aufgaben angesehen. So hat sich schon nach dem Plane Karls des Großen eine Sicherungslinie von der Eider bis zur Etsch hingezogen. Elbe und Saale waren in unserer Zeit in Mitteldeutschland die zu sichernde Grenze, bis Markgraf Gero unter Otto dem Großen die Grenze weiter nach Osten verschob. Wer nun heute diese Sicherungsgrenze einmal nach Städten absucht, die in diesen Jahren Tausendjahrfeiern gehalten haben oder halten werden, und diese Städte aus ihre ehemaligen Burganlagen ansieht, dem wird sich die Bedeutung dessen, was Widukind von Corvey auszuführen als „über seine Kräfte“ gehend angibt, in einem ganz anderen Lichte ansehen lernen. Eins ist mir jedenfalls bei diesem Suchen klar geworden: In dem großen Befestigungsgürtel bildet unsere Gegend um den Harz als der Wohnsitz des Herrscherhauses den Mittelpunkt und darum die gefährdetste Stelle. Darum kann es uns nicht wundernehmen, wenn gerade in unserer Gegend die Burgen dichter beieinander liegen als anderwärts. Wallhausen, Allstedt und Merseburg sind die Burgen, die noch um 900 als die eigentlichen alten Kaiserpfalzen genannt werden. Und wenn auch Wallhausen vielleicht wegen seiner militärisch allzu ungesicherten Lage schon früh von Heinrich I. als eigentlicher Stützpunkt seiner Hausmacht aufgegeben worden sein mag, so ist es mir heute zweifelsfrei, daß gerade die Orte, die in den Urkunden von 927 und 929 genannt werden, solche sicheren Stützpunkte sind, die er damals hat neu anlegen oder stärker befestigen lassen. Und gerade aus der Tatsache, daß 929 eine zweite Urkunde nötig wurde und diese zweite Urkunde außer den Burgen Quedlinburg, Nordhausen, Pöhlde und Duderstadt noch Grona nennt, scheint mir hervorzugehen, daß die Burgen eben in der Reihenfolge ihrer Fertigstellung in die Hausmacht des Königs bzw. in das Eigentum der Königin übergingen. Daß die Burgen aber als Teile der werdenden Hausmacht anzusehen sind und nicht freies Privateigentum der Königin werden, geht aus dem Wortlaut der Urkunde von 929 klar hervor, in der es heißt:
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Und nun noch ein Wort für unsere Stadt.
Und nun noch ein Wort für unsere Stadt.


Nordhausen ist so reich an geschichtlichen Erinnerungen wie kaum eine zweite unserer geschichtlich so sehr interessanten Städte am Harz und in Mitteldeutschland. Und nicht nur solche Erinnerungen sind es, die in den Schätze der Museen und in den Folianten der Bibliotheken vergraben sind, sondern die — ich möchte sagen — auf der Straße liegen und in den Steinen der Häuser zu uns reden. Den Blick hierfür an einem Teile geöffnet zu haben, wird für mich der schönste Lohn dieser Untersuchungen sein. Das Auge aber immer wieder für diese historischen Schönheiten zu üben und üben zu lehren, ist die Pflicht und Ausgabe aller Kenner dieser Schätze. Schon Friedrich Christian Lesser, „der Chronist von Nordhausen", sagt in seiner Schrift über das Leben des Laurentius Süße: „Ich habe immer die Meinung gehegt, es sei unanständig, in der Erkenntnis der Geschichte auswärtiger Dinge daheim und einheimischer ein Fremdling zu sein.
Nordhausen ist so reich an geschichtlichen Erinnerungen wie kaum eine zweite unserer geschichtlich so sehr interessanten Städte am Harz und in Mitteldeutschland. Und nicht nur solche Erinnerungen sind es, die in den Schätze der Museen und in den Folianten der Bibliotheken vergraben sind, sondern die — ich möchte sagen — auf der Straße liegen und in den Steinen der Häuser zu uns reden. Den Blick hierfür an einem Teile geöffnet zu haben, wird für mich der schönste Lohn dieser Untersuchungen sein. Das Auge aber immer wieder für diese historischen Schönheiten zu üben und üben zu lehren, ist die Pflicht und Ausgabe aller Kenner dieser Schätze. Schon Friedrich Christian Lesser, „der Chronist von Nordhausen", sagt in seiner Schrift über das Leben des Laurentius Süße: „Ich habe immer die Meinung gehegt, es sei unanständig, in der Erkenntnis der Geschichte auswärtiger Dinge daheim und einheimischer ein Fremdling zu sein."


Ob wir nun auf die Höhe des Geiersberges steigen, wo dicht bei der sagenumwobenen Merwigslinde vielleicht eine Kultstätte heidnischer Germanen gewesen ist, sicher in geschichtlich erkennbarer Zeit christlicher Gottesdienst gehalten wurde und festsfohe Tage unsere Vorväter in fröhlichen Stunden versammelt haben, oder ob wir hinüberwandern zur Höhe des Petersberges, wo in Jahrhunderten des Mittelalters die Grafen von Clettenberg das Gaugericht über den Helmegau ausübten, und wo gewiß in Erinnerung an die Schwertgewalt Zius und die Lösegewalt Donars den Apostelfürsten mit dem Schlüssel (Petrus) und dem Schwerte (Paulus) Nordhausens höchstragende Kirche erbaut worden ist. Mit Ehrfurcht und Ergriffenheit werden wir von dort hinausschauen in die Lande und in schweigender Verehrung die Wege des ewigen Gottes in den Jahrtausenden überdenken.
Ob wir nun auf die Höhe des Geiersberges steigen, wo dicht bei der sagenumwobenen Merwigslinde vielleicht eine Kultstätte heidnischer Germanen gewesen ist, sicher in geschichtlich erkennbarer Zeit christlicher Gottesdienst gehalten wurde und festsfohe Tage unsere Vorväter in fröhlichen Stunden versammelt haben, oder ob wir hinüberwandern zur Höhe des Petersberges, wo in Jahrhunderten des Mittelalters die Grafen von Clettenberg das Gaugericht über den Helmegau ausübten, und wo gewiß in Erinnerung an die Schwertgewalt Zius und die Lösegewalt Donars den Apostelfürsten mit dem Schlüssel (Petrus) und dem Schwerte (Paulus) Nordhausens höchstragende Kirche erbaut worden ist. Mit Ehrfurcht und Ergriffenheit werden wir von dort hinausschauen in die Lande und in schweigender Verehrung die Wege des ewigen Gottes in den Jahrtausenden überdenken.
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