Bearbeiten von „Die Pest in der Grafschaft Hohenstein

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{{idt2|25}}Bis in den Juli des Jahres 1625 hinein überstieg die Anzahl der Todesfälle nicht die gewöhnliche Ziffer, dann aber begann die Seuche allmählich ihre Opfer zu fordern. Im August starben 11, im September schon 22 und im Oktober bereits erreichte die Krankheit ihren Höhepunkt; es wurden in diesem Monat allein 57 Personen dahingerafft, nur 4 Tage waren frei von Todesfällen. Während noch im November 40 Personen starben, sank die Ziffer im Dezember auf 10 herab. Im ganzen also hatten in dem verflossenen Halbjahre 155 Bewohner durch die Pest ihren Tod gefunden. Gegen den Schluß des Jahres schien es dann, als habe der schreckliche Würgengel sein grausiges Geschäft vollendet; allein im folgenden Frühjahre kehrte er wieder, um noch einmal feine Ernte zu halten. Besonders wurde die Seuche durch die Hitze im August und September wieder von neuem verbreitet und auch in diejenigen Häuser getragen, die bis dahin verschont geblieben waren. In den beiden Monaten meldet das Kirchenbuch 40, im ganzen Jahre 114 Sterbefälle. Im November endlich hatte die Krankheit ausgerast und verschwand aus dem Dorfe. Es waren in den beiden Jahren 1625 und 1626 259 Personen gestorben, nämlich 58 Männer, 61 Frauen und 140 Kinder. Wie man sieht, wurden hauptsächlich Kinder dahingerafft, eine Erfahrung, die man auch an andern Orten machte.
{{idt2|25}}Bis in den Juli des Jahres 1625 hinein überstieg die Anzahl der Todesfälle nicht die gewöhnliche Ziffer, dann aber begann die Seuche allmählich ihre Opfer zu fordern. Im August starben 11, im September schon 22 und im Oktober bereits erreichte die Krankheit ihren Höhepunkt; es wurden in diesem Monat allein 57 Personen dahingerafft, nur 4 Tage waren frei von Todesfällen. Während noch im November 40 Personen starben, sank die Ziffer im Dezember auf 10 herab. Im ganzen also hatten in dem verflossenen Halbjahre 155 Bewohner durch die Pest ihren Tod gefunden. Gegen den Schluß des Jahres schien es dann, als habe der schreckliche Würgengel sein grausiges Geschäft vollendet; allein im folgenden Frühjahre kehrte er wieder, um noch einmal feine Ernte zu halten. Besonders wurde die Seuche durch die Hitze im August und September wieder von neuem verbreitet und auch in diejenigen Häuser getragen, die bis dahin verschont geblieben waren. In den beiden Monaten meldet das Kirchenbuch 40, im ganzen Jahre 114 Sterbefälle. Im November endlich hatte die Krankheit ausgerast und verschwand aus dem Dorfe. Es waren in den beiden Jahren 1625 und 1626 259 Personen gestorben, nämlich 58 Männer, 61 Frauen und 140 Kinder. Wie man sieht, wurden hauptsächlich Kinder dahingerafft, eine Erfahrung, die man auch an andern Orten machte.


{{idt2|25}}Unter den Gestorbenen sind zu erwähnen: Kaspar Kuhn aus Wülfingerode, Kaspar Nebelung aus Kleinberndten, ein armes Kind aus der Fremde, ein Soldat, der zur Salva Guardia oder Schutzwache gehörte, und ein Landsknecht von der Tillyschen Armee. Den Beschluß des Jahres 1625 machte der Eseltreiber in der Untermühle. Im folgenden Jahre starb ein Mägdlein aus Kleinberndten, ein Soldat wurde auf einer Scheune tot aufgefunden und ein anderer stürzte entseelt auf der Straße nieder. Hans Sauer gab seinen Geist auf, nachdem er in der Schenke Erbsensuppe gegessen hatte. „Zuletzt", berichtet das Kirchenbuch, „ist auch der ehrwürdige, wohlgelahrte Ehrn Kaspar Richter, gewesener Pfarrherr in dieser Gemeinde, in Gott selig entschlafen und am folgenden Tage christlich zur Erde bestattet worden.So war auch der fromme Seelsorger in pflichttreuer Hingabe an seinen Berns der unersättlichen Seuche zum Opfer gefallen, nachdem er vielen Gemeindegliedern mit Rat und Tat unter Daransetzung des eigenen Lebens in deren letzten Stunden beigestanden hatte. — Vor dem dreißigjährigen Kriege zählte Gebra etwa 450 Einwohner, so daß es nun nicht ganz deren 200 noch aufzuweisen hatte.
{{idt2|25}}Unter den Gestorbenen sind zu erwähnen: Kaspar Kuhn aus Wülfingerode, Kaspar Nebelung aus Kleinberndten, ein armes Kind aus der Fremde, ein Soldat, der zur Salva Guardia oder Schutzwache gehörte, und ein Landsknecht von der Tillyschen Armee. Den Beschluß des Jahres 1625 machte der Eseltreiber in der Untermühle. Im folgenden Jahre starb ein Mägdlein aus Kleinberndten, ein Soldat wurde auf einer Scheune tot aufgefunden und ein anderer stürzte entseelt auf der Straße nieder. Hans Sauer gab seinen Geist auf, nachdem er in der Schenke Erbsensuppe gegessen hatte. „Zuletzt", berichtet das Kirchenbuch, „ist auch der ehrwürdige, wohlgelahrte Ehrn Kaspar Richter, gewesener Pfarrherr in dieser Gemeinde, in Gott selig entschlafen und am folgenden Tage christlich zur Erde bestattet worden." So war auch der fromme Seelsorger in pflichttreuer Hingabe an seinen Berns der unersättlichen Seuche zum Opfer gefallen, nachdem er vielen Gemeindegliedern mit Rat und Tat unter Daransetzung des eigenen Lebens in deren letzten Stunden beigestanden hatte. — Vor dem dreißigjährigen Kriege zählte Gebra etwa 450 Einwohner, so daß es nun nicht ganz deren 200 noch aufzuweisen hatte.


{{idt2|25}}In Windehausen nahm die Seuche einen ähnlichen Verlauf. Am 8. Juli 1626 forderte sie ihr erstes Opfer und von Stunde an starben die Menschen dahin Tag für Tag, jung und alt. Im August und September erreichte das Sterben seine furchtbarste Höhe. Es verging beinahe kein Tag, an dem nicht einige Bewohner starben; es wurden 5, 6, auch 8 und 10 Personen, ja am 27. August sogar 13 Personen in einem Tage begraben. Im ganzen fielen der Pest in diesem Jahre 283 Einwohner zum Opfer, das sind etwa 45 Prozent der jetzigen Bewohnerzahl. („Aus der Heimat.)
{{idt2|25}}In Windehausen nahm die Seuche einen ähnlichen Verlauf. Am 8. Juli 1626 forderte sie ihr erstes Opfer und von Stunde an starben die Menschen dahin Tag für Tag, jung und alt. Im August und September erreichte das Sterben seine furchtbarste Höhe. Es verging beinahe kein Tag, an dem nicht einige Bewohner starben; es wurden 5, 6, auch 8 und 10 Personen, ja am 27. August sogar 13 Personen in einem Tage begraben. Im ganzen fielen der Pest in diesem Jahre 283 Einwohner zum Opfer, das sind etwa 45 Prozent der jetzigen Bewohnerzahl. („Aus der Heimat.")


{{idt2|25}}Die Krankheit soll nach den Berichten eines Augenzeugen in folgender Weise verlaufen sein: Sie begann mit heftigen Fieberschauern, die den Kranken vom Kopfe bis zu den Füßen rüttelten und schüttelten und etwa eine Stunde von fünf zu fünf Minuten eintraten. Nach Verlauf dieser Zeit befiel den Kranken eine unerträgliche Fieberhitze und rasender Kopfschmerz. Die Adern schwollen an, der Puls schlug schneller, bis die Körperwärme einen so ! hohen Grad erreicht, daß der Kranke von Krämpfen und Ohnmächten ergriffen wurde und die furchtbarsten Schmerzen auszustehen hatte. Dann wurden plötzlich die Glieder starr und kalt, der Kranke konnte sich nicht mehr bewegen nnd ließ nur hier und da ein klägliches Gewimmer vernehmen. Nach diesem zweiten Krankheitsstadium nun, das indessen nicht lange dauerte und schon die Anzeichen des Todeskampfes offenbarte, zeigte sich in dem fast gänzlich erstarten Körper das Leben nur noch durch schweres Atemholen, bis dann die schnell überhandnehmende Erschöpfung zu einen: mehr als qualvollen Tode führte. Nun bedeckte sich der Körper mit großen Pestbeulen, die sich rasch ausdehnten und den Leichnam in kurzer Zeit zerfetzten, oft aber zeigten sich diese Beulen unter den Armen und an den Leisten schon vom Beginn der Krankheit an.
{{idt2|25}}Die Krankheit soll nach den Berichten eines Augenzeugen in folgender Weise verlaufen sein: Sie begann mit heftigen Fieberschauern, die den Kranken vom Kopfe bis zu den Füßen rüttelten und schüttelten und etwa eine Stunde von fünf zu fünf Minuten eintraten. Nach Verlauf dieser Zeit befiel den Kranken eine unerträgliche Fieberhitze und rasender Kopfschmerz. Die Adern schwollen an, der Puls schlug schneller, bis die Körperwärme einen so ! hohen Grad erreicht, daß der Kranke von Krämpfen und Ohnmächten ergriffen wurde und die furchtbarsten Schmerzen auszustehen hatte. Dann wurden plötzlich die Glieder starr und kalt, der Kranke konnte sich nicht mehr bewegen nnd ließ nur hier und da ein klägliches Gewimmer vernehmen. Nach diesem zweiten Krankheitsstadium nun, das indessen nicht lange dauerte und schon die Anzeichen des Todeskampfes offenbarte, zeigte sich in dem fast gänzlich erstarten Körper das Leben nur noch durch schweres Atemholen, bis dann die schnell überhandnehmende Erschöpfung zu einen: mehr als qualvollen Tode führte. Nun bedeckte sich der Körper mit großen Pestbeulen, die sich rasch ausdehnten und den Leichnam in kurzer Zeit zerfetzten, oft aber zeigten sich diese Beulen unter den Armen und an den Leisten schon vom Beginn der Krankheit an.
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