Bearbeiten von „Das Dorf Crimderode in allerlei Kriegsnöten

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|VERLAG=Bleicherode: Heimat-Verlag
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|ERSCHEINUNGSJAHR=1908 (Nr. 7)
|ERSCHEINUNGSJAHR=1904
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Am 15. Oktober gegen Abend eilten die Einwohner Crimderodes dem Westausgange des Dorfes zu, und da sahen sie fliehende preußische Kavallerie. Bald folgten andere Truppenmassen in buntem Gemisch. Vom Hunger und Laufen ganz abgemattet, ging es troßdem in größter Eile dem Harze zu. Am andern Morgen fand man einzelne abseits vom Wege verhungert liegen. Keiner der fliehenden Preußen hatte gewagt, in den Ortschaften etwas Nahrung zu fordern. Am Donnerstag gegen Mittag kam noch Artillerie. Da hieß es:„Dort kommen schon die Franzosen angesprengt!" Schnell wurden die Ziehstränge der Pferde durchschnitten, die Artilleristen warfen sich auf die Pferde und jagten davon. Doch es worein Irrtum. Die vermeintlichen Franzosen waren mehrere preußische Infanterieoffiziere, die sich beritten gemacht hatten. Nach kaum 1 Stunde holte die Artillerie ihre verlassenen Geschütze wieder.
Am 15. Oktober gegen Abend eilten die Einwohner Crimderodes dem Westausgange des Dorfes zu, und da sahen sie fliehende preußische Kavallerie. Bald folgten andere Truppenmassen in buntem Gemisch. Vom Hunger und Laufen ganz abgemattet, ging es troßdem in größter Eile dem Harze zu. Am andern Morgen fand man einzelne abseits vom Wege verhungert liegen. Keiner der fliehenden Preußen hatte gewagt, in den Ortschaften etwas Nahrung zu fordern. Am Donnerstag gegen Mittag kam noch Artillerie. Da hieß es:„Dort kommen schon die Franzosen angesprengt!" Schnell wurden die Ziehstränge der Pferde durchschnitten, die Artilleristen warfen sich auf die Pferde und jagten davon. Doch es worein Irrtum. Die vermeintlichen Franzosen waren mehrere preußische Infanterieoffiziere, die sich beritten gemacht hatten. Nach kaum 1 Stunde holte die Artillerie ihre verlassenen Geschütze wieder.


Zuweilen setzte sich aus einmal das ganze fliehende Heer in rasenden Galopp, wenn es hieß: „Der Feind ist uns auf den Fersen.Dabei .warfen die Fliehenden Waffen und Bagage fort. Viele verkauften um ein Spottgeld ihre Waffen. Für ein Gewehr forderte man 1-2 Groschen und für ein Pferd 1-2 Thaler. So furchtsam und bescheiden hat unsere Gegend noch kein durchziehendes Heer gesehen. Man bat höchstens um Kartoffeln.
Zuweilen setzte sich aus einmal das ganze fliehende Heer in rasenden Galopp, wenn es hieß: „Der Feind ist uns auf den Fersen." Dabei .warfen die Fliehenden Waffen und Bagage fort. Viele verkauften um ein Spottgeld ihre Waffen. Für ein Gewehr forderte man 1-2 Groschen und für ein Pferd 1-2 Thaler. So furchtsam und bescheiden hat unsere Gegend noch kein durchziehendes Heer gesehen. Man bat höchstens um Kartoffeln.


Am Nachmittag des 17. Oktobers hörte man bei Nordhausen Kanonendonner. General Kalkreuth hatte den Prinzen August von Preußen zur Führung der Arrieregarde bestimmt. Am Freitag Mittag zog diese Division von Sondershausen kommend, in Nordhausen ein Die Franzosen waren gleich hinterher. Bei der Sundhäuser-Brücke entspann sich ein Gefecht. Dadurch wurde für das fliehende Heer etwas Zeit gewonnen. Prinz August kam in geordnetem Zuge am Nachmittage durch Crimderode. Er besetzte mit einigen Geschützen die Höhe, auf der „die dicke Eiche" steht. Als die ersten Franzosen sich beim Schurzfell blicken ließen, empfing er sie mit einigen Kanonenschüssen. Die Franzosen zogen sich zurück, und schleunigst erfolgte die Flucht der preußischen Arrieregarde Erft gegen Abend kamen die ersten Franzosen durch unsern Ort. Doch die zogen anders daher!
Am Nachmittag des 17. Oktobers hörte man bei Nordhausen Kanonendonner. General Kalkreuth hatte den Prinzen August von Preußen zur Führung der Arrieregarde bestimmt. Am Freitag Mittag zog diese Division von Sondershausen kommend, in Nordhausen ein Die Franzosen waren gleich hinterher. Bei der Sundhäuser-Brücke entspann sich ein Gefecht. Dadurch wurde für das fliehende Heer etwas Zeit gewonnen. Prinz August kam in geordnetem Zuge am Nachmittage durch Crimderode. Er besetzte mit einigen Geschützen die Höhe, auf der „die dicke Eiche" steht. Als die ersten Franzosen sich beim Schurzfell blicken ließen, empfing er sie mit einigen Kanonenschüssen. Die Franzosen zogen sich zurück, und schleunigst erfolgte die Flucht der preußischen Arrieregarde Erft gegen Abend kamen die ersten Franzosen durch unsern Ort. Doch die zogen anders daher!


Ein paar Detachements vom 15. Regimente Chasseurs á cheval sprengten nach Niedersachswerfen. Doch wagten sie sich nicht weiter, fürchtend, daß die Harzberge von den Preußen besetzt seien. Der Kavallerie folgten einzelne Soldaten, dann größere Trupps Infanterie, die die abseits liegenden Ortschaften aufsuchten. Den Männern nahmen sie ohne weiteres Geld und Uhren weg. Weigerten die sich, so machten sie von ihren Waffen Gebrauch Dann gings in die Häuser, dort wurde mit der Waffe in der Hand Geld gefordert: Es hieß „Bauer, schaff sich Karlin, schaff sich Großthaler an!" Waren die Häuser verschlossen, so schlug man die Türen ein. Fanden sie nichts Wertvolles, dann wurden Fenster, Spiegel und Möbel demoliert. Am Sonntag kam ein ganzes Regiment an. Es lagerte sich aus den Teichwiesen. Nur einzelne kamen nach dem, benachbarten Rüdigsdorf. Im Kirchenbuche heißt es: "Die Frau Patze starb an den Mißhandlungen eines französischen Soldaten.In Crimderode hatten sich viele Bewohner mit ihren Kostbarkeiten in den Mitttelberg geflüchtet. Das zurückgebliebene Vieh wurde von dem Feinde zum Lagerplatze gebracht. Dort loderten schon die Feuer und bald wurden die Braten auf Spießen fleißig über den Feuern gedreht. Die Offiziere saßen im Gasthause und ließen sich fleißig bedienen, ohne an Zahlung zu denken. In der Kiesmühle (Oelmühle) fanden die Franzosen volle Fässer. Sie glaubten Wein zu finden, hatten sich aber geirrt. Es war Oel. Aus Aerger schlugen sie allen Fässern den Boden aus. Auf dem Hühnerstalle saßen Hahn und Hühner sorglos in Reih Und Glied. Bald waren alle geköpft und wurden nach der Teichwiese geschleppt.
Ein paar Detachements vom 15. Regimente Chasseurs á cheval sprengten nach Niedersachswerfen. Doch wagten sie sich nicht weiter, fürchtend, daß die Harzberge von den Preußen besetzt seien. Der Kavallerie folgten einzelne Soldaten, dann größere Trupps Infanterie, die die abseits liegenden Ortschaften aufsuchten. Den Männern nahmen sie ohne weiteres Geld und Uhren weg. Weigerten die sich, so machten sie von ihren Waffen Gebrauch Dann gings in die Häuser, dort wurde mit der Waffe in der Hand Geld gefordert: Es hieß „Bauer, schaff sich Karlin, schaff sich Großthaler an!" Waren die Häuser verschlossen, so schlug man die Türen ein. Fanden sie nichts Wertvolles, dann wurden Fenster, Spiegel und Möbel demoliert. Am Sonntag kam ein ganzes Regiment an. Es lagerte sich aus den Teichwiesen. Nur einzelne kamen nach dem, benachbarten Rüdigsdorf. Im Kirchenbuche heißt es: "Die Frau Patze starb an den Mißhandlungen eines französischen Soldaten." In Crimderode hatten sich viele Bewohner mit ihren Kostbarkeiten in den Mitttelberg geflüchtet. Das zurückgebliebene Vieh wurde von dem Feinde zum Lagerplatze gebracht. Dort loderten schon die Feuer und bald wurden die Braten auf Spießen fleißig über den Feuern gedreht. Die Offiziere saßen im Gasthause und ließen sich fleißig bedienen, ohne an Zahlung zu denken. In der Kiesmühle (Oelmühle) fanden die Franzosen volle Fässer. Sie glaubten Wein zu finden, hatten sich aber geirrt. Es war Oel. Aus Aerger schlugen sie allen Fässern den Boden aus. Auf dem Hühnerstalle saßen Hahn und Hühner sorglos in Reih Und Glied. Bald waren alle geköpft und wurden nach der Teichwiese geschleppt.


Meistens drangsalte man die Ortsschulzen, Geistlichen und Lehrer. So wurden ein Opfer des Krieges die Pastoren zu Windehausen und Steinbrücken, der Kantor Bock in Buchholz, der vorher mehrere Jahre hier angestellt war. (Heimatland, II, 92.)
Meistens drangsalte man die Ortsschulzen, Geistlichen und Lehrer. So wurden ein Opfer des Krieges die Pastoren zu Windehausen und Steinbrücken, der Kantor Bock in Buchholz, der vorher mehrere Jahre hier angestellt war. (Heimatland, II, 92.)
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Beim Wiederausbruch der Feindseligkeiten fochten unsere hannoverschen Truppen in dem Gefecht an der Göhrde 1813 mit. Unter Führung Wellingtons beteiligten sie sich tapfer an der Schlacht bei Waterloo. Der damalige Besitzer unseres Rittergutes, Oberstleutnant v. Wurmb fiel in der Schlacht. Ferner kämpften aus Crimderode mit: Heber, Eichler, Lier. Letzterer hatte auch den Zug nach Rußland mitgemacht und soll als Leutnant die Reste seiner Kompagnie nach Magdeburg zurückgeführt haben.
Beim Wiederausbruch der Feindseligkeiten fochten unsere hannoverschen Truppen in dem Gefecht an der Göhrde 1813 mit. Unter Führung Wellingtons beteiligten sie sich tapfer an der Schlacht bei Waterloo. Der damalige Besitzer unseres Rittergutes, Oberstleutnant v. Wurmb fiel in der Schlacht. Ferner kämpften aus Crimderode mit: Heber, Eichler, Lier. Letzterer hatte auch den Zug nach Rußland mitgemacht und soll als Leutnant die Reste seiner Kompagnie nach Magdeburg zurückgeführt haben.
[[Kategorie:Krimderode]]
[[Kategorie:Heimatland]]
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