Bearbeiten von „Boelcke-Kaserne Nordhausen

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1940 erhielt das Objekt die endgültige Bezeichnung „Luft-Nachrichten-Schule 1“.<ref name="dittmann38"/> Die LNS1 bildete Bordfunker und Flak-Bodenfunker aus. Im September 1942 konnte mit einer Belegung von 148 Ausbildungssoldaten die höchste Auslastung erreicht werden.<ref name="dittmann38"/> Von 1942 bis 1944 wurden auch Soldaten der rumänischen Luftwaffe geschult.  
1940 erhielt das Objekt die endgültige Bezeichnung „Luft-Nachrichten-Schule 1“.<ref name="dittmann38"/> Die LNS1 bildete Bordfunker und Flak-Bodenfunker aus. Im September 1942 konnte mit einer Belegung von 148 Ausbildungssoldaten die höchste Auslastung erreicht werden.<ref name="dittmann38"/> Von 1942 bis 1944 wurden auch Soldaten der rumänischen Luftwaffe geschult.  


Nach dem Heimatforscher [[Fred Dittmann]] soll die Kaserne 1944 ausspioniert worden sein.<ref>Fred Dittmann: ''Fliegerhorst und Luft-Nachrichten-Schule Nordhausen 1''. Bad Langensalza: Rockstuhl, 2006. S. 42ff.</ref> So hörte am 14. April 1944 Oberleutnant Musterl, Luftaufsicht [[Fliegerhorst]], in seinem Kopfhörer einen genauen Bericht eines Feindsenders über eine gerade beendete Geburtagsfeier des Kompaniechefs der 4. AK, Leutnant König, mit Namen der Gäste und Titeln der gespielten Musik.<ref name="dittmann42">Fred Dittmann: Fliegerhorst und Luft-Nachrichten-Schule 1., S. 42 ff.</ref> Also musste ein gegnerischer Agent in der Luftnachrichtenschule (LNS) Nordhausen spionieren. Trotz „gewaltiger Untersuchungen“ konnte der Verbindungsmann zum Gegner nie ermittelt werden.<ref name="dittmann42"/>
Am 14. April 1944 hörte Oberleutnant Musterl, Luftaufsicht [[Fliegerhorst]], in seinem Kopfhörer einen genauen Bericht eines Feindsenders über eine gerade beendete Geburtagsfeier des Kompaniechefs der 4. AK, Leutnant König, mit Namen der Gäste und Titeln der gespielten Musik.<ref name="dittmann42">Fred Dittmann: Fliegerhorst und Luft-Nachrichten-Schule 1., S. 42 ff.</ref> Also musste ein gegnerischer Agent in der Luftnachrichtenschule (LNS) Nordhausen spionieren. Trotz „gewaltiger Untersuchungen“ konnte der Verbindungsmann zum Gegner nie ermittelt werden.<ref name="dittmann42"/> Im Mai 1944 kehrte der Kommandeur der LNS, Oberstleutnant Hans Hinn, mit der Kuriermaschine aus Berlin zurück und verkündete den Offizieren das Ende der LNS: „Der Standort Nordhausen wird geschlossen. Die Situation der Lage erfordere einen Einsatz aller Kräfte an der Front.“<ref name="dittmann42"/> Ende August 1944 wurde der Ausbildungsbetrieb eingestellt und die Bordfunkerschule aufgelöst.<ref name="dittmann42"/>
 
Im Mai 1944 kehrte der Kommandeur der LNS, Oberstleutnant Hans Hinn, mit der Kuriermaschine aus Berlin zurück und verkündete den Offizieren das Ende der LNS: „Der Standort Nordhausen wird geschlossen. Die Situation der Lage erfordere einen Einsatz aller Kräfte an der Front.“<ref name="dittmann42"/> Ende August 1944 wurde der Ausbildungsbetrieb eingestellt und die Bordfunkerschule aufgelöst.<ref name="dittmann42"/>


[[Datei:Luftaufnahme der Stadt Nordhausen 1944.jpg|thumb|US-Luftaufnahme der Stadt Nordhausen (1944). Am unteren Bildrand ist der Fliegerhorst von Nordhausen und am rechten mittleren Bildrand die [[Boelcke-Kaserne]] zu erkennen.]]
[[Datei:Luftaufnahme der Stadt Nordhausen 1944.jpg|thumb|US-Luftaufnahme der Stadt Nordhausen (1944). Am unteren Bildrand ist der Fliegerhorst von Nordhausen und am rechten mittleren Bildrand die [[Boelcke-Kaserne]] zu erkennen.]]
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Bei den [[Luftangriffe auf Nordhausen|Luftangriffen am 3. und 4. April 1945 auf Nordhausen]] wurde die Boelcke-Kaserne schwer getroffen; die Bomben detonierten auf den Lagerstraßen und in den Unterkunftsblöcken.<ref name="Boelcke_2">Peter Kuhlbrodt: ''Schicksalsjahr 1945 – Inferno Nordhausen.'' 1995, ISBN 3-929767-09-0.</ref> Allein in einer mit Tuberkulose-Kranken belegten Flugzeughalle sollen 450 Menschen den Tod gefunden haben.<ref>Wagner: ''Produktion des Todes.'' S. 280</ref> Nach dem Luftangriff setzten sich die SS-Wachmannschaften ab. Einige Gefangene konnten während des Bombenangriffs fliehen und versteckten sich in der Region; viele wurden aufgegriffen und erschossen.<ref>Jens-Christian Wagner: ''Produktion des Todes''. S. 284.</ref> Die Gebäude waren nicht als Gefangenenlager oder Lazarettgebäude mit einem Roten Kreuz gekennzeichnet.  
Bei den [[Luftangriffe auf Nordhausen|Luftangriffen am 3. und 4. April 1945 auf Nordhausen]] wurde die Boelcke-Kaserne schwer getroffen; die Bomben detonierten auf den Lagerstraßen und in den Unterkunftsblöcken.<ref name="Boelcke_2">Peter Kuhlbrodt: ''Schicksalsjahr 1945 – Inferno Nordhausen.'' 1995, ISBN 3-929767-09-0.</ref> Allein in einer mit Tuberkulose-Kranken belegten Flugzeughalle sollen 450 Menschen den Tod gefunden haben.<ref>Wagner: ''Produktion des Todes.'' S. 280</ref> Nach dem Luftangriff setzten sich die SS-Wachmannschaften ab. Einige Gefangene konnten während des Bombenangriffs fliehen und versteckten sich in der Region; viele wurden aufgegriffen und erschossen.<ref>Jens-Christian Wagner: ''Produktion des Todes''. S. 284.</ref> Die Gebäude waren nicht als Gefangenenlager oder Lazarettgebäude mit einem Roten Kreuz gekennzeichnet.  


Das Kasernengelände war laut [[Walter Geiger]] mit der Angriffsorder des englischen Bomber Commands in High Wycombe vom 3. April 1945 „pinpoint“ des zu bombardierenden Nordhäuser Stadtgebietes.<ref>Walter Geiger: ''[[Nordhausen im Bombervisier]]'', Nordhausen: Neukirchner, 2000, S. 110.</ref> Das in Breite und Länge exakt dimensionierte Angriffsgebiet „town and military barracks Nordhausen“ erstreckte sich bis etwa zur Linie Wallrothstraße/Wilhelm-Nebelung-Straße. Daneben wird die These diskutiert, die Kaserne sei das Hauptziel der Luftangriffe am 3. und 4. April 1945 gewesen, da man hier „aus Berlin evakuierte Befehlsstellen der Wehrmacht und hohe Funktionäre der NSDAP“ vermutete. Dem wird entgegengehalten, dass die Schließung der Luftnachrichtenschule und die Unterbringung von KZ-Häftlingen und als Zwangsarbeiter verwendeter Kriegsgefangene den Alliierten bekannt war.  
Das Kasernengelände war laut [[Walter Geiger]] mit der Angriffsorder des englischen Bomber Commands in High Wycombe vom 3. April 1945 „pinpoint“ des zu bombardierenden Nordhäuser Stadtgebietes.<ref>Walter Geiger: ''[[Nordhausen im Bombervisier]]'', Nordhausen: Neukirchner, 2000, S. 110.</ref> Das in Breite und Länge exakt dimensionierte Angriffsgebiet „town and military barracks Nordhausen“ erstreckte sich bis etwa zur Linie Wallrothstraße/Wilhelm-Nebelung-Straße. Daneben wird die These diskutiert, die Kaserne sei das Hauptziel der Luftangriffe am 3. und 4. April 1945 gewesen, da man hier „aus Berlin evakuierte Befehlsstellen der Wehrmacht und hohe Funktionäre der NSDAP“ vermutete. Dem wird entgegengehalten, dass die Schließung der Luftnachrichtenschule und die Unterbringung von KZ-Häftlingen und als Zwangsarbeiter verwendeter Kriegsgefangene den Alliierten bekannt war. Nach dem Heimatforscher [[Fred Dittmann]] soll die Kaserne bereits 1944 ausspioniert worden sein.<ref>Fred Dittmann: ''Fliegerhorst und Luft-Nachrichten-Schule Nordhausen 1''. Bad Langensalza: Rockstuhl, 2006. S. 42ff. „Am 14. April 1944 hörte Oberleutnant Musterl, Luftaufsicht Fliegerhorst, in seinem Kopfhörer einen genauen Bericht eines britischen Feindsenders über eine gerade beendete Geburtagsfeier des Kompaniechefs der 4. AK, Leutnant König, mit Namen der Gäste und Titeln der gespielten Musik.“ Trotz „gewaltiger Untersuchungen“ konnte der Verbindungsmann zum Gegner nie ermittelt werden.</ref>


Rund 1.300 Leichen wurden nach dem Eintreffen der US-Armee aus den Trümmern geborgen.<ref name=Wagner2008"/> Ob sie direkt durch das Bombardement getötet oder durch Verhungern oder Krankheit gestorben sind, lässt sich nicht mehr feststellen. Der Häftling George Stein (Internierung 1943 bis 1945), berichtet in der Dokumentation ''Nordhausen – Hitlers Raketenfabrik'', dass die Häftlinge im Raketenbau 60 Raketen in der 12-Stunden-Tagschicht und 60 Raketen in der 12-Stunden-Nachtschicht produzieren mussten. Beim Bombenangriff am 3. April 1945 nachmittags um ca. 16 Uhr waren die Zwangsarbeiter der Tag-Schicht nicht in der Boelcke-Kaserne, ebenso beim Bombenangriff am 4. April 1945 vormittags um ca. 9 Uhr.<ref>Nordhausen – Hitlers Raketenfabrik, Run-Time 0:24:14</ref> Bei beiden Tagesangriffen traf es die vermutlich schlafenden Häftlinge der Nachtschicht.
Rund 1.300 Leichen wurden nach dem Eintreffen der US-Armee aus den Trümmern geborgen.<ref name=Wagner2008"/> Ob sie direkt durch das Bombardement getötet oder durch Verhungern oder Krankheit gestorben sind, lässt sich nicht mehr feststellen. Der Häftling George Stein (Internierung 1943 bis 1945), berichtet in der Dokumentation ''Nordhausen – Hitlers Raketenfabrik'', dass die Häftlinge im Raketenbau 60 Raketen in der 12-Stunden-Tagschicht und 60 Raketen in der 12-Stunden-Nachtschicht produzieren mussten. Beim Bombenangriff am 3. April 1945 nachmittags um ca. 16 Uhr waren die Zwangsarbeiter der Tag-Schicht nicht in der Boelcke-Kaserne, ebenso beim Bombenangriff am 4. April 1945 vormittags um ca. 9 Uhr.<ref>Nordhausen – Hitlers Raketenfabrik, Run-Time 0:24:14</ref> Bei beiden Tagesangriffen traf es die vermutlich schlafenden Häftlinge der Nachtschicht.
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! Position !! Name !! Dienstzeit !! Lebensdaten
! Position !! Name !! Dienstzeit !! Lebensdaten
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| Lagerführer: || SS-Obersturmführer Heinrich Josten || ? || 11.12.1893
| Lagerführer: ||  ||  ||
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|| SS-Obersturmführer Heinrich Josten || ? || 11.12.1893
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| »Schutzhaftlagerführer«: ||  ||  ||
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| Schutzhaftlagerführer: || SS-Hauptscharführer Josef Kestel || ? || 20.10.1904
| || SS-Hauptscharführer Josef Kestel || ? || 20.10.1904
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| Arbeitseinsatzführer: || SS-Oscha. Hans Zogalla || ? (26.3.1945) || 19.9.1898
| Arbeitseinsatzführer: || || ||  
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| Rapportführer: || SS-Uscha. Bruno Setzenpfand || ? || 15.2.1902
| || SS-Oscha. Hans Zogalla || ? (26.3.45) || 19.9.1898
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| Rapportführer: ||  || ? || 15.2.1902
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|  || SS-Uscha. Bruno Setzenpfand ||  ||
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|  || SS-Uscha. Wilhelm Stiegele || ? || 19.10.1908
|  || SS-Uscha. Wilhelm Stiegele || ? || 19.10.1908
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| Lagerarzt: || SS-Hauptsturmführer Dr. Heinrich Schmidt || 03/45 - 04/45 || 27.3.1912
| Lagerarzt: ||  ||  ||
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|| SS-Hauptsturmführer Dr. Heinrich Schmidt || 03/45 - 04/45 || 27.3.1912
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| Lagerältester: ||  ||  ||
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| Lagerältester: || Emil Bonn || 09.01.1945-? || RD 91800
| || Emil Bonn || 09.01.1945-? || RD 91800
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