Bearbeiten von „Bilder aus der Geschichte Nordhausens und des Kreises „Grafschaft Hohenstein“

Aus NordhausenWiki
Sie sind nicht angemeldet. Ihre IP-Adresse wird bei Bearbeitungen öffentlich sichtbar.
Wenn Sie ein Konto erstellen oder sich anmelden, bleibt die IP-Adresse verborgen.

Die Bearbeitung kann rückgängig gemacht werden. Bitte prüfe den Vergleich unten, um sicherzustellen, dass du dies tun möchtest, und veröffentliche dann unten deine Änderungen, um die Bearbeitung rückgängig zu machen.

Aktuelle Version Dein Text
Zeile 210: Zeile 210:
Ein besonderes Geschick zeigte Jonas bei der Bildung evangelischer Gemeinden. Daher sandte Luther ihn nach vielen Städten, um dort den Gottesdienst nach evangelischer Ordnung einzurichten. So führte er 1536 in Naumburg trotz des dortigen Bischofs die Reformation durch. In den folgenden Jahren ordnete er das Kirchenwesen in Zerbst und Anhalt; 1539 war er in Leipzig, hielt hier die erste evangelische predigt und gab dem Herzogtum Sachsen eine Kirchenordnung. Ein neues Arbeitsfeld erwartete ihn in Halle. Hier verlangte die Bürgerschaft evangelische Prediger. Der Rat wählte unseren Jonas; auch hier richtete er den Gottesdienst evangelisch ein,- bald danach ernannte ihn der Rat zum Superintendenten. Als Luther 1546 zum letztenmal nach Eisleben reiste, begleitete ihn Jonas und ward Zeuge seines gläubigen Abscheidens. Als er sah, daß es mit Luther zu Ende ging, rief er ihm noch zu: „Ehrwürdiger Vater, wollet Ihr auf Christum und die Lehre, wie Ihr sie gepredigt, beständig sterben?"' Deutlich und vernehmlich antwortete Luther darauf noch: „Ja!" dann starb er.
Ein besonderes Geschick zeigte Jonas bei der Bildung evangelischer Gemeinden. Daher sandte Luther ihn nach vielen Städten, um dort den Gottesdienst nach evangelischer Ordnung einzurichten. So führte er 1536 in Naumburg trotz des dortigen Bischofs die Reformation durch. In den folgenden Jahren ordnete er das Kirchenwesen in Zerbst und Anhalt; 1539 war er in Leipzig, hielt hier die erste evangelische predigt und gab dem Herzogtum Sachsen eine Kirchenordnung. Ein neues Arbeitsfeld erwartete ihn in Halle. Hier verlangte die Bürgerschaft evangelische Prediger. Der Rat wählte unseren Jonas; auch hier richtete er den Gottesdienst evangelisch ein,- bald danach ernannte ihn der Rat zum Superintendenten. Als Luther 1546 zum letztenmal nach Eisleben reiste, begleitete ihn Jonas und ward Zeuge seines gläubigen Abscheidens. Als er sah, daß es mit Luther zu Ende ging, rief er ihm noch zu: „Ehrwürdiger Vater, wollet Ihr auf Christum und die Lehre, wie Ihr sie gepredigt, beständig sterben?"' Deutlich und vernehmlich antwortete Luther darauf noch: „Ja!" dann starb er.


Nach dem Tode Luthers brach für Jonas eine schwere Leidenszeit an. Der Herzog Moritz von Sachsen gewann im Schmalkaldischen Kriege auch Halle und forderte von dem Rate, daß der Prediger Jonas, der gegen ihn und den Kaiser geredet habe, entlassen würde. Jonas mußte die Stadt verlassen. Er floh mit Weib und Kind nach seiner Vaterstadt Nordhausen. Ein neues Amt fand er bald darauf in Hildesheim, wo er das Kirchenwesen im evangelischen Sinne ordnete. Aber er fühlte sich dort nicht wohl, und als ihm Melanchthon bei dem Herzoge Moritz Verzeihung erwirkt hatte, kehrte er wieder nach Halle zurück. Doch stellte ihn der Rat nicht wieder als Prediger an, so daß es ihm mehrere Jahre recht schlecht erging. Schließlich verließ er Halle, war kurze Zeit in Koburg und Regensburg Prediger und kam dann nach Eisfeld, wo er als Superintendent nach zweijähriger Wirksamkeit 1555 starb. — Nordhausen hat seinen vierhundertjährigen Geburtstag festlich begangen und an der Adlerapotheke, in deren Nähe sein Geburtshaus gestanden hat, eine Gedenktafel angebracht, die folgende Inschrift enthält: Ihrem großen Sohne Dr. Justus Jonas, geboren 5. Juni 1493 zu Nordhausen, gestorben 9. Oktober 1555 zu Eisfeld, die Stadt Nordhausen am 5. Juni 1893."
Nach dem Tode Luthers brach für Jonas eine schwere Leidenszeit an. Der Herzog Moritz von Sachsen gewann im Schmalkaldischen Kriege auch Halle und forderte von dem Rate, daß der Prediger Jonas, der gegen ihn und den Kaiser geredet habe, entlassen würde. Jonas mußte die Stadt verlassen. Er floh mit Weib und Kind nach seiner Vaterstadt Nordhausen. Ein neues Amt fand er bald darauf in Hildesheim, wo er das Kirchenwesen im evangelischen Sinne ordnete. Aber er fühlte sich dort nicht wohl, und als ihm Melanchthon bei dem Herzoge Moritz Verzeihung erwirkt hatte, kehrte er wieder nach Halle zurück. Doch stellte ihn der Rat nicht wieder als Prediger an, so daß es ihm mehrere Jahre recht schlecht erging. Schließlich verließ er Halle, war kurze Zeit in Koburg und Regensburg Prediger und kam dann nach Eisfeld, wo er als Superintendent nach zweijähriger Wirksamkeit 1555 starb. — Nordhausen hat seinen vierhundertjährigen Geburtstag festlich begangen und an der Adlerapotheke, in deren Nähe sein Geburtshaus gestanden hat, eine Gedenktafel angebracht, die folgende Inschrift enthält: Ihrem großen Sohne Or. Justus Jonas, geboren 5. Juni 1493 zu Nordhausen, gestorben 9. Oktober 1555 zu Eisfeld, die Stadt Nordhausen am 5. Juni 1893."


== Der Bauernkrieg in Nordhausen und Umgegend 1525 ==
== Der Bauernkrieg in Nordhausen und Umgegend 1525 ==
Zeile 507: Zeile 507:
Wie wenig Bedeutung man bei uns vor 100 Jahren den Eisenbahnen beilegte, geht daraus hervor, daß die damalige Zeitung in Nordhausen, das „Nordhäuser wöchentliche Nachrichtsblatt" weder den ersten Eisenbahnzug in England (1825), noch die Eröffnung der ersten Eisenbahn in Deutschland (von Nürnberg bis Fürth, 1855) erwähnt. Erst als im folgenden Jahre, 1856, der Plan auftaucht, von Bremen über Lüneburg und Hannover eine Bahn bis nach Braunschweig zu bauen, erwacht auch hier die Teilnahme. Und 1837 ist es dem Büchsenmacher und Mechaniker Eichler von hier bereits gelungen, eine Lokomotive herzustellen; in dem „Nordhäuser wöchentlichen Nachrichtsblatt" wird angezeigt: „Donnerstag abends 7 Uhr wird die gewöhnliche Konzertmusik mit Tanzvergnügen im Saale des Herrn Reichenbach (Riesenhaus) stattfinden, wobei Herr Eichler den von ihm verfertigten Dampfwagen (Lokomotive) sehen und verschiedene Male fahren lassen wird." Demnach hat unser Eichler noch vor Borsig, der bekanntlich 1841 die erste Lokomotive baute, die Bauart des „Dampfwagens" gefunden.
Wie wenig Bedeutung man bei uns vor 100 Jahren den Eisenbahnen beilegte, geht daraus hervor, daß die damalige Zeitung in Nordhausen, das „Nordhäuser wöchentliche Nachrichtsblatt" weder den ersten Eisenbahnzug in England (1825), noch die Eröffnung der ersten Eisenbahn in Deutschland (von Nürnberg bis Fürth, 1855) erwähnt. Erst als im folgenden Jahre, 1856, der Plan auftaucht, von Bremen über Lüneburg und Hannover eine Bahn bis nach Braunschweig zu bauen, erwacht auch hier die Teilnahme. Und 1837 ist es dem Büchsenmacher und Mechaniker Eichler von hier bereits gelungen, eine Lokomotive herzustellen; in dem „Nordhäuser wöchentlichen Nachrichtsblatt" wird angezeigt: „Donnerstag abends 7 Uhr wird die gewöhnliche Konzertmusik mit Tanzvergnügen im Saale des Herrn Reichenbach (Riesenhaus) stattfinden, wobei Herr Eichler den von ihm verfertigten Dampfwagen (Lokomotive) sehen und verschiedene Male fahren lassen wird." Demnach hat unser Eichler noch vor Borsig, der bekanntlich 1841 die erste Lokomotive baute, die Bauart des „Dampfwagens" gefunden.


Ebenso hat ein anderer Nordhäuser, Dr. August Kramer, Lehrer am Gymnasium, einen elektrischen Telegraphen und ein elektrisches Eisenbahnläutewerk erfunden, ehe die Eisenbahn nach Nordhausen kam. Seine Erfindung wurde auch bei vielen Eisenbahnen damals (1850) eingeführt, und er hatte einen großen Nutzen daran, so daß er sich oben an der Promenade ein prächtiges Haus bauen konnte (jetzt das Haus mit der Uhr, Wallrothstraße); es war neben der „Hoffnung" dort das erste.
Ebenso hat ein anderer Nordhäuser, Dr. August Kramer, Lehrer am Gymnasium, einen elektrischen Telegraphen und ein elektrisches Eisenbahnläutewerk erfunden, ehe die Eisenbahn nach Nordhausen kam. Seine Erfindung wurde auch bei vielen Eisenbahnen damals (1850) eingeführt, und er hatte einen großen Nutzen daran, so daß er sich oben an der Promenade ein prächtiges Haus bauen konnte (jetzt das Haus mit der Uhr, Wallrothstr.); es war neben der „Hoffnung" dort das erste.


Im Jahre 1846 tauchte der plan auf, eine Eisenbahn von Halle über Nordhausen nach Kassel zu bauen. Nach langen Verhandlungen beginnt endlich die Magdeburg-Leipziger Bahngesellschaft den Bau, und am 10. Juli 1866 konnte die Teilstrecke Halle-Nordhausen eröffnet werden. Die Bahn war eingleisig, täglich verkehrten in jeder Richtung 2 Züge, je einer vormittags und einer nachmittags. Ein Jahr später, am 9. Juli 1867, ist die Strecke bis Ahrenshausen fertig, und erst 1872 konnte die ganze Linie bis Kassel dem Verkehr übergeben werden.
Im Jahre 1846 tauchte der plan auf, eine Eisenbahn von Halle über Nordhausen nach Kassel zu bauen. Nach langen Verhandlungen beginnt endlich die Magdeburg-Leipziger Bahngesellschaft den Bau, und am 10. Juli 1866 konnte die Teilstrecke Halle-Nordhausen eröffnet werden. Die Bahn war eingleisig, täglich verkehrten in jeder Richtung 2 Züge, je einer vormittags und einer nachmittags. Ein Jahr später, am 9. Juli 1867, ist die Strecke bis Ahrenshausen fertig, und erst 1872 konnte die ganze Linie bis Kassel dem Verkehr übergeben werden.
Bitte kopiere keine Inhalte, die nicht deine eigenen sind, benutze keine urheberrechtlich geschützten Werke ohne Erlaubnis des Urhebers!
Du gibst uns hiermit deine Zusage, dass du den Text selbst verfasst hast, dass der Text Allgemeingut (public domain) ist, oder dass der Urheber seine Zustimmung gegeben hat. Falls dieser Text bereits woanders veröffentlicht wurde, weise bitte auf der Diskussionsseite darauf hin. Bitte beachte, dass alle NordhausenWiki-Beiträge automatisch unter der „a Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 3.0 License“ stehen (siehe NordhausenWiki:Urheberrechte für Einzelheiten).
Abbrechen Bearbeitungshilfe (wird in einem neuen Fenster geöffnet)