|ALTERNATIVNAMEN=Fabrus, Basilius;<br>Faber, Soranus;<br>Soranus, Basilius Faber;<br>B. F., Soranus;<br>Taber, Basilius;<br>Faber Soranus, <br>Schmidt, Basilius;<br>Soranus, Basilius Faber
|SORTIERUNG=Faber, Basilius
|KURZBESCHREIBUNG=Gymnasiallehrer, Rektor
'''Basilius Faber''' (geb. 1520 in Sorau als ''Basilius Schmidt''; gest. 1575 in Erfurt) war Pädagoge, Theologe, Lexikograf und Schulrektor der Reformationszeit. Durch seine umfangreichen pädagogischen Schriften, Schulbücher und insbesondere sein lateinisches Wörterbuch "Thesaurus eruditionis scholasticae" trug er maßgeblich zur Entwicklung des humanistischen Schulwesens in Sachsen und Thüringen bei. Als enger Weggefährte von Philipp Melanchthon und [[Martin Luther und Nordhausen|Martin Luther]] prägte er das protestantische Bildungswesen im 16. Jahrhundert.
Herkunft und Ausbildung (1520–1538)
Basilius Faber wurde 1520 als Basilius Schmidt in Sorau in der Niederlausitz geboren. Er besuchte zunächst die Lateinschule in seiner Heimatstadt unter Rektor Heinrich Theodor. Anschließend setzte er seine Ausbildung am humanistischen Gymnasium in Goldberg fort, das unter der Leitung des renommierten Pädagogen Valentin Trotzendorf stand. Trotzendorf, ein Schüler Philipp Melanchthons und seit 1518 mit den Reformatoren verbunden, hatte das Gymnasium zu einer bedeutenden Bildungseinrichtung entwickelt, die Schüler aus ganz Europa anzog. Im Einklang mit der damaligen humanistischen Tradition erhielt Basilius Schmidt hier seinen lateinischen Namen „Basilius Faber“.
Erste Lehrtätigkeit in Nordhausen (1535–1538)
Mit 15 Jahren kam Faber 1535 nach Nordhausen, wo er zunächst als Hauslehrer für die Söhne des einflussreichen evangelischen Pfarrers [[Johann Spangenberg]] tätig war. Er unterrichtete dessen Sohn [[Cyriakus Spangenberg]], der später selbst ein bedeutender lutherischer Theologe und Historiker wurde, sowie dessen jüngere Brüder. Gleichzeitig wirkte Faber als Hilfslehrer an der neu gegründeten städtischen [[Lateinschule]] in Nordhausen, die 1533 in den Räumen des aufgelösten Dominikanerklosters eröffnet worden war.
Studium in Wittenberg (1538–1540)
Im Frühjahr 1538 immatrikulierte sich Faber an der Universität Wittenberg, um seine Ausbildung zu vertiefen. Dort studierte er unter anderem bei Philipp Melanchthon, mit dem er zeitlebens verbunden blieb. Seine Immatrikulation erfolgte mit besonderer Förderung.
Rektor in Eisleben (1540–1546)
Nach seinem Studium übernahm Faber 1540 das Rektorat der Lateinschule an St. Andreas in Eisleben, vermutlich als Nachfolger von Conrad Cordatus, der in diesem Jahr als Superintendent nach Stendal gegangen war. Während seiner Zeit in Eisleben wurde im September 1546 sein Sohn Philipp geboren, der später Pfarrer werden sollte.
In Eisleben erlebte Faber auch die letzten Tage Martin Luthers mit. Als Luther im Februar 1546 in seiner Geburtsstadt Eisleben weilte, um in Erbstreitigkeiten der Grafen von Mansfeld zu vermitteln, erkrankte er schwer. In der Nacht zum 18. Februar 1546 starb Luther, und Basilius Faber gehörte zu den Anwesenden an seinem Sterbebett, wie er später selbst in seinem Dedikationsschreiben an den Rat zu Tennstedt 1559 berichtete.
Rektor in Nordhausen (1546–1554)
Ende 1546 kehrte Faber nach Nordhausen zurück, wo er das Rektorat der Lateinschule übernahm. Seine Berufung erfolgte auf Empfehlung Martin Luthers, der kurz vor seinem Tod Johann Spangenberg gebeten hatte, Faber für diese Position vorzusehen. Spangenberg selbst folgte einem Ruf nach Eisleben als Pfarrer und Generalsuperintendent der Grafschaft Mansfeld.
Fabers Amtszeit in Nordhausen fiel in die politisch und religiös turbulente Zeit des Schmalkaldischen Krieges und des Augsburger Interims. Als Rektor der Lateinschule führte er einen anspruchsvollen und gründlichen Unterricht. Der junge [[Michael Neander]], der 1547 als Lehrer („collega scholae“) nach Nordhausen kam, berichtete später von Fabers pädagogischer Strenge und Fachkompetenz. Neander, der sich nach seinem Wittenberger Studium für sehr gelehrt hielt, musste unter Fabers Leitung erkennen, dass ihm grundlegende Kenntnisse in lateinischer Grammatik und Syntax fehlten.
Während seiner Zeit in Nordhausen veröffentlichte Faber mehrere Schulbücher:
* ''Libellus de Synonymia Terentii et copiosa phrasium et locutionum commutatione'' (Leipzig 1553, 2. Band 1556)
* ''Loci Observatorium atque expositionum indices numerosissimi in Cic. Epp. Familiäres omnes'' (Leipzig 1553)
* ''Libellus de ratione genuina dicendi et scribendi, monstrata e Terentio et Cicerone'' (Leipzig 1554)
Zu seinen Schülern in Nordhausen zählten unter anderem Michael Meyenburg jun., der Sohn des Bürgermeisters [[Michael Meyenburg]], sowie Johannes Caselius, der später Professor an der Universität Helmstedt wurde.
Forschungstätigkeit in Magdeburg (1554–1559)
Anfang März 1554 verließ Faber Nordhausen. In Magdeburg wurde er Mitarbeiter am bedeutenden protestantischen Geschichtswerk ''Centuriae Magdeburgenses'' (Magdeburger Zenturien), einem umfangreichen kirchengeschichtlichen Projekt unter der Leitung von Matthias Flacius Illyricus. Faber gehörte zu den sogenannten „Architekten“ des Werkes und war gemeinsam mit Pankratius Feldpock für die Ausarbeitung der Manuskripte zuständig.
Während seiner Zeit in Magdeburg übersetzte Faber mehrere Werke aus dem Lateinischen ins Deutsche:
* Luthers Auslegung des 1. Buches Mose (erschienen in mehreren Auflagen, u.a. 1558, 1564, 1569, 1593)
* Luthers Auslegung der Psalmen 1 bis 25 (Nürnberg 1560)
* Die „Postille“ des Hieronymus Weller (Nürnberg 1559 und 1560)
* Johann Wigands „Erkenne dich selbst“ (Erfurt 1563)
Ob Faber in dieser Zeit auch in Tennstedt tätig war, ist nicht eindeutig geklärt. Die Widmung der zweiten Ausgabe seines Buches "Die Synonomia Terentii" ist aus Tennstedt datiert und wurde dort im Februar 1556 geschrieben. In einem Dedikationsschreiben an den Rat in Tennstedt aus dem Jahr 1559 berichtet Faber erneut davon, dass er beim Tod Luthers in Eisleben anwesend war.
Rektor in Quedlinburg (1560–1570)
1560 wurde Faber Rektor der neugegründeten Schule in Quedlinburg, berufen durch die Äbtissin Anna II., Gräfin von Stollberg-Wernigerode. In Quedlinburg arbeitete Faber intensiv an seinem Hauptwerk, dem ''Thesaurus eruditionis scholasticae''.
Seine Zeit in Quedlinburg endete abrupt im Dezember 1570, als die Äbtissin von den Lehrern und Geistlichen die Anerkennung von Melanchthons Corpus Doctrinae verlangte. Faber weigerte sich aus lutherischer Überzeugung, diesen Revers zu unterschreiben, was zu seiner Entlassung führte. Der Hintergrund dieser Forderung lag im Augsburger Religionsfrieden von 1555: Geistliche Fürsten, die zum Luthertum übertraten, sollten ihr Amt und ihren Besitz verlieren (sogenannter "geistlicher Vorbehalt"). Durch die Anerkennung des melanchthonischen "Corpus Doctrinae" versuchte die Äbtissin möglicherweise, ihre Position zu sichern.
Letzte Jahre in Erfurt (1571–1575)
Nach seiner Entlassung hielt sich Faber zunächst einige Wochen in Ummendorf (Börde) auf. Zu Ostern 1571 folgte er einem Ruf nach Erfurt an das im Augustinerkloster eingerichtete Ratsgymnasium als Rektor. Sein Vorgänger Paul Dumerich, ebenfalls ein ehemaliger Student Melanchthons, wechselte an die Universität.
In Erfurt setzte Faber seine pädagogischen Reformen fort. Er gestaltete den Mittwoch zum reinen Selbststudientag um, schaffte den Arithmetikunterricht und die samstäglichen Disputationen im Collegium Maius ab und führte stattdessen zwei Stunden Geschichtsunterricht ein. Seine schulpädagogischen Grundsätze legte er in den Schriften ''Elenchus legum et disciplinae scholasticae'' (1571) und ''Libellus de disciplina scholastica'' (1572) dar.
Das Vorwort zu seinem Hauptwerk ''Thesaurus eruditionis scholasticae'' datierte Faber auf den 6. Juli 1571 in Erfurt. Die Erstausgabe dieses umfangreichen lateinischen Wörterbuchs wurde noch im selben Jahr von seinen Söhnen Philipp und Hans Faber in Leipzig herausgegeben.
Basilius Faber starb 1575 im Alter von 55 Jahren in Erfurt.
Über Fabers Eltern und seine Ehefrau sind keine Informationen überliefert. Bekannt sind mehrere seiner Kinder:
* Philipp Faber (1546–1592), geboren in Eisleben, wurde Pfarrer in Roßbach/Lunstädt. Er heiratete Catharina (Nachname unbekannt) und hatte mit ihr mehrere Kinder, darunter:
** Zwillinge Andreas und Basilius (geboren 1580)
** Anna (geboren 1584), die später Martin Schwartz, den Küster und Maler an St. Nicolai in Leipzig, heiratete
** Philippine (geboren 1589)
** Sybille (geboren 27. Mai 1592, gestorben 17. Januar 1593)
* Hans Faber aus Haina, der zusammen mit seinem Bruder Philipp die erste Ausgabe des "Thesaurus eruditionis scholasticae" 1571 herausgab
* Christoph Faber, der gemeinsam mit Philipp Faber die Ausgabe von 1587 des "Thesaurus eruditionis scholasticae" besorgte
Pädagogische Schriften und Schulbücher
Faber verfasste zahlreiche Lehrwerke für den Unterricht in lateinischer Sprache und Literatur:
* ''Libellus de Synonymia Terentii et copiosa phrasium et locutionum commutatione'' (Leipzig 1553, 2. Band 1556) – Ein Handbuch der Synonyme und Ausdrucksweisen bei Terenz
* ''Loci Observatorium atque expositionum indices numerosissimi in Cic. Epp. Familiäres omnes'' (Leipzig 1553) – Ein Kommentar zu Ciceros Briefen
* ''Libellus de ratione genuina dicendi et scribendi, monstrata e Terentio et Cicerone'' (Leipzig 1554) – Eine Anleitung zum Schreiben und Sprechen nach den Vorbildern Terenz und Cicero
* ''Elenchus legum et disciplinae scholasticae'' (1571) – Grundsätze zur Schulordnung und -disziplin
* ''Libellus de disciplina scholastica'' (1572) – Abhandlung über die Schuldisziplin
''Thesaurus eruditionis scholasticae''
Fabers Hauptwerk ist der ''Thesaurus eruditionis scholasticae'' (Schatzkammer der Schulgelehrsamkeit), ein umfangreiches lateinisches Wörterbuch, das 1571 erstmals erschien. Es handelt sich nicht um ein bloßes Lexikon, sondern um eine pädagogisch konzipierte Sammlung, die durch reiche Phraseologie, Sentenzen, Sprüche und Geschichten zu einem freien und eleganten Gebrauch der lateinischen Sprache anleiten sollte.
Das Werk wurde nach Fabers Tod mehrfach überarbeitet und neu herausgegeben:
* 1587 von seinen Söhnen Philipp und Christoph Faber
* 1625 von August Buchner
* 1691 von Christoph Cellarius
* 1749 von Johann Matthias Gesner
Der Thesaurus galt bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts als eines der wichtigsten Hilfsmittel zum Studium des Lateinischen.
Faber übersetzte mehrere theologische Werke aus dem Lateinischen ins Deutsche:
* Martin Luthers Auslegung des 1. Buches Mose
* Luthers Auslegung der Psalmen 1 bis 25
* Die "Postille" des Hieronymus Weller
* Johann Wigands "Erkenne dich selbst"
* [[Kurt Wiesemann]]: ''Basilius Faber – Ein bedeutender Pädagoge der Reformationszeit'', Friedrichsrode 2024.
* Koch, Ernst: ''[[Geschichte der Reformation in der Reichsstadt Nordhausen am Harz]]''. Nordhausen 2010
* [[Ernst Günther Förstemann|Förstemann, E.G.]]: ''[[Kleine Schriften zur Geschichte der Stadt Nordhausen]]''. Nordhausen 1855
* Förstemann, E.G.: ''Von der Errichtung des Gymnasiums in Nordhausen''. Stadtarchiv Nordhausen
* Friese, Michael / Heinemeyer, Karl / Ludscheidt, Michael (Hrsg.): ''450 Jahre Ratsgymnasium Erfurt 1561-2011''. Leipzig 2011
* Kämmel, Heinrich Julius: Artikel "''Faber, Basilius''" in: ''Allgemeine Deutsche Biographie'', Band 6 (1877), S. 488-490 ([https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Faber,_Basilius Online])
* Leuckfeld, Johann Georg: ''Historische Nachricht von dem Leben, Lehre und Schrifften Cyriaci Spangenbergs''. 1712 (Reprint Auleben 2003)
* Sturm, L.: ''Valentin Trotzendorf und die Lateinische Schule zu Goldberg''. Festschrift. Goldberg 1888
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[[Kategorie:Gestorben 1575]]