Diskussion:Helmut Sting
In memoriam Helmut Sting
Wir wurden Schulkameraden am Königlichen Gymnasium in Nordhausen, als der erste Weltkrieg begann. Es waren schwere Zeiten für Schule, Lehrer und Schüler. Alle Kräfte wurden mobilisiert für den Schicksalskampf des deutschen Volkes, von den zahlreichen Kriegsfreiwilligenmeldungen der Primaner bis zur Laubheusammlung der Sextaner.
Diese Notzeit prägte unsere Jugend und damit wohl auch unsere Freundschaft, die über 60 Jahre währte.
Aber Jugend will leben! Denn so schwer auch die Nach kriegsjahre waren (Inflation, politische Unruhen), wir spiel ten Theater im Gymnasial-Leseverein, wir „marschierten“ täglich in unseren bunten Schülermützen über den Nord häuser „Bummel“, wir absolvierten unbekümmert die Tanz stunde bei Herrn Ladany im „Riesenhaus“. Und dabei war Helmut Sting stets einer der Aktivsten und Erfolgreich- sten(!). „O wonnevolle Jugendzeit. . . “.
Nach der Schulzeit gingen unsere Wege infolge der ver schiedenen beruflichen Ausbildung auseinander. Aber im mer, wenn wir uns in den Ferien in Nordhausen Wieder sehen, waren wir wieder die „Alten“. Nur beschäftigte uns jetzt das Ringen um Deutschlands Zukunft mehr als die Interessen der einstigen Jugendjahre.
Der zweite Weltkrieg trennte uns dann für lange Zeit, bis wir uns in den 50er Jahren im westlichen Teil unseres Vaterlandes wiedertrafen. Wie dankbar und glücklich waren wir, daß wir nun — jeder an seinem Platz — am großen Wiederaufbau mitwirken konnten! Doch die alte Heimat war nicht vergessen, und die „Nordhäuser Heimatfreunde“ bo ten einen willkommenen Rahmen, um unsere alten freund schaftlichen Bande wieder zu festigen, bis zu der Martins- feier am 11. 11. 1978 in Hannover, die unser letztes Zu sammensein werden sollte. Hier verbreitete Helmut Sting noch einmal seinen ganzen Frohsinn und Optimismus. Und so wird er auch in den Herzen vieler Nordhäuser weiter leben.
- Hermann Weise
- in: Nordhäuser Nachrichten. 1. Vierteljahr 1979, Nummer 93