Hans Eckardt

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Hans Eckardt
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geb. 16. Dezember 1908 in Meiningen
gest. 27. Oktober 1989 in Flensburg
Lehrer
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Hans Eckardt (geb. 16. Dezember 1908 in Meiningen; gest. 27. Oktober 1989 in Flensburg) war Lehrer und von 1938 bis 1945 Leiter der NPEA Ilfeld.

Leben

Sein Vater diente zwölf Jahre als Soldat, bevor er eine Stelle als Bankangestellter erhielt. Die Eltern gaben sich 1902 das Jawort. Eine Schwester starb im Alter von zwei Jahren, der sechs Jahr ältere Bruder besuchte das Realgymnasium. Obwohl die Finanzen der Familie angespannt waren, durfte Hans von 1922 bis 1928 eine Aufbauschule absolvieren. Sein Vater verlor während der Inflation seine Anstellung und betrieb einen bescheidenen Gemüsehandel, um die Familie über Wasser zu halten.

Eckardts Weltanschauung manifestierte sich zwischen 1922 und 1928 mit dem Besuch der Aufbauschule. Sein Klassenlehrer Hermann Köhler war führendes Mitglied des Wandervogels gewesen und trat sehr früh der NSDAP bei. Da Eckardt ihn als Lehrer hoch verehrte und menschlich überaus schätzte, übte Köhler großen Einfluss auf sein Denken und seine Lebenseinstellung aus. Nach dem Abitur 1928 trat er in Rostock der NSDAP bei.

Sein Berufswunsch, Seeoffizier zu werden, zerschlug sich. Auch für die Bewerbung bei der Reichswehr war es zu spät. Das Studium der Pädagogik mit den Disziplinen Evangelische Religionslehre, Geschichte, Deutsch und Leibesübungen konnte er nur mittels Stipendien der Thüringischen Landeskirche absolvieren. Noch in Heidelberg erwarb er die Lehrbefähigung für Turnen, Sport und Schwimmen und schloss das Referendariat 1933 in Jena mit Auszeichnung ab.

Leitung der NPEA Ilfeld

Eckardt fand großen Gefallen an seiner Tätigkeit als Lehrer, strebte aber nach einer Promotion. 1936 erhielt er mehrere Angebote für politische Ämter, die er jedoch ablehnte. Erst als der 1936 neu ernannte Inspekteur der NPEA, SS-Obergruppenführer August Heißmeyer, auf Eckardt aufmerksam wurde, der in Jena einen SS-Sturm anführte, kam es zu Sondierungen über weitere Verwendungsmöglichkeiten. Nach vierteljährlichen Einsätzen als Erzieher in den NPEAs Potsdam, Naumburg und Plön fiel die Entscheidung für Ilfeld. Eckardt war von der Arbeit in den NPEAs beflügelt, denn hier ließen sich seine Neigung zum Soldatischen und der Beruf des Erziehers verbinden. Für die Leitung einer NPEA sei er zwar eigentlich noch zu jung gewesen, aber Heißmeyer betraute ihn bereits am 16. Mai 1938 mit der kommissarischen Leitung der NPEA Ilfeld am Südharz, deren Fortbestand in Frage stand.

In der Zwischenzeit hatte Eckardt geheiratet, und seine Frau Ellen konnte mit dem ersten Kind Hiltrud nach Ilfeld übersiedeln. Sie gab dafür ein Mathematik- und Physikstudium auf und absolvierte eine Hauswirtschaftslehre. Der Übergang vom christlichen Internat zur Napola gestaltete sich in Ilfeld nicht kritiklos. Der bisherige Leiter Erich von Drygalski stand dem christlich-konservativen Erbe der traditionsreichen Klosterschule Ilfeld nahe und geriet damit in Konflikt mit der neuen nationalsozialistischen Ausrichtung. Am 18. Mai 1938 nahm Eckardt als kommissarischer Anstaltsleiter seinen Dienst in Ilfeld auf und konnte nun ungehindert seine Vorstellungen und Ziele umsetzen. Die Erzieher der Anstalt waren überwiegend jung und ebenso enthusiastisch wie er selbst. Gemeinsam bildeten und prägten sie rund 200 Jungen für künftige Führungsaufgaben in allen Berufsfeldern des Staates. Diese Arbeit wurde jedoch durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs empfindlich gestört, da viele Erzieher sogleich zum Kriegsdienst einberufen wurden.

Auch Eckardt wurde nach Absolvierung mehrerer Wehrübungen und Lehrgänge 1939/40 beim Frankreichfeldzug in die Kampfeinheiten integriert. Im zweiten Teil des Frankreichfeldzugs gehörte seine Truppe zur Panzergruppe Guderian, die hinter der Maginot-Linie in Richtung Schweizer Grenze vorstieß. Da die Erzieher der NPEA nach einem Fronteinsatz ausgetauscht werden sollten, wurde Eckardt abkommandiert und kehrte mit einer Pioniertruppe nach Erfurt zurück. Am 19. Juli 1940 wurde er in Ilfeld demobilisiert.

Der Dienst in der Anstalt lief trotz Kriegseinschränkungen weiter. Heißmeyer ordnete wiederholt Sondereinsätze für Eckardt an, wenn neue NPEA-Standorte aufzubauen waren, so 1941 auch die Ausgründung der NPEA Emsland in der Klosterschule Haselünne. Mit dem Beginn des Russlandfeldzugs verschärfte sich die militärische Lage ab 1941 zusehends. Doch je stärker der äußere Druck wuchs, desto enger schlossen sich in Ilfeld Erzieher, Schüler und Mitarbeiter zusammen. 1942 wurde Eckardt zum Leiter der NPEA Ilfeld und Oberstudiendirektor ernannt.

Mit der Zerstörung der Rüstungsbetriebe in Peenemünde 1943 kam es zur Verlagerung der Produktion für die V2-Raketen in den Kohnstein bei Niedersachswerfen am Südharz, sechs Kilometer von Ilfeld entfernt. Dies hatte gravierende Auswirkungen für die NPEA. Trotz Intervention bei Heißmeyer gelang es Eckardt nicht, die Auslagerung der Schule zu verhindern. Anfang September 1943 musste die Anstalt geräumt werden, um in den Hauptgebäuden die Konstruktionsbüros zu beherbergen. Zwei Schülerzüge kamen nach Kärnten, zwei nach Thüringen, nur ein Zug blieb in Ilfeld. Eckardt selbst wurde zur Inspektion der NPEA nach Berlin abkommandiert, um die Personalangelegenheiten zu bearbeiten. Er lernte die meisten Anstalten und deren Probleme kennen, erlebte aber auch die zunehmenden Bombenangriffe auf Berlin.

In Berlin avancierte Eckardt zum Leiter der Personalabteilung für die NPEA-Anstalten, führte formal aber bis 1945 weiterhin die Anstalten in Ilfeld und Haselünne. Sein Vertreter in Ilfeld wurde der noch mit einem Zug verbliebene Erzieher Karl Meyer. Nach Beginn der russischen Offensive an der Ostfront 1945 wurden die kampffähigen Mitarbeiter von Heißmeyers Dienststelle dem Berliner Volkssturm als eigenständige Einheit unterstellt und bewaffnet. Anfang April 1945 fuhr Eckardt noch einmal eigenmächtig nach Ilfeld, um mit seiner Frau Ellen das weitere Vorgehen für den Fall der Besetzung zu erörtern. Auf der Rückreise nach Berlin ordnete er auf eigene Faust an, dass die jüngeren Schüler in Ilfeld neu eingekleidet und nach Hause geschickt werden sollten.

Am 27. April 1945 wurde Eckardt bei der Abwehr russischer Panzer in Berlin schwer verwundet. Ein Granatsplitter zertrümmerte seinen linken Oberschenkelknochen. Bis Mitte Dezember 1945 verblieb er im Lazarett Charlottenburg, das zum britischen Sektor gehörte. Nach weiteren Lazarettaufenthalten kam er 1946 für eineinhalb Jahre in das ehemalige KZ Neuengamme, das nun als britisches Internierungslager für NS-Führungspersonen und mutmaßliche Kriegsverbrecher fungierte. Er wurde zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt, ging aber erfolgreich in Berufung und kam 1948 frei, nachdem er im Entnazifizierungsverfahren von Kategorie 4 (Mitläufer) in Kategorie 5 (entlastet) zurückgestuft worden war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Da Eckardt nun kein Beamter mehr war und durch Kriegsverletzung und Internierung mittellos dastand, nahmen ihn Eltern ehemaliger Schüler der NPEA Ilfeld mit seinen drei Töchter auf, während Eckardt als Vermesser für einen Bauunternehmer arbeitete. Nach der Entnazifizierung bewarb er sich 1949 im Kultusministerium von Niedersachsen vergeblich um Wiedereinstellung in den Schuldienst. Auf Empfehlung eines ehemaligen Ilfelder Lehrers erhielt er dann eine Lehrerstelle an einer Privatschule in Drochtersen. Ostern 1950 trat er die Stelle an, strebte aber weiter nach einer Rückkehr in den Staatsdienst von Schleswig-Holstein. Durch Fürsprache des früheren Ilfelder Kunsterziehers Erich Duggen wurde der Regierungsdirektor Möhlmann auf ihn aufmerksam, der für seine Reformschule in St. Peter-Ording erfahrene Internatspädagogen suchte.

Das Kollegium wählte Eckardt zum Vertrauenslehrer, doch ab 1957 kam es zu Spannungen, die zu seiner Versetzung nach Flensburg führten. Hier avancierte er 1958 wieder zum Oberstudiendirektor. 14 Jahre unterrichtete er nun an einem Mädchengymnasium die Fächer Deutsch, Sozialkunde. Er betreute Referendare und übernahm den Vorsitz der Personalvertretung. 1971 erfolgte seine Pensionierung.

Literatur

  • Wolfgang Schilling (Hrsg.): Napola. Verführte Elite im Harz. Calbe (Saale): Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, 2018.