Gebhardt & König

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Gebhardt & König war ein Unternehmen in Nordhausen, das sich auf Tiefbauarbeiten und insbesondere das Abteufen von Schächten im Berg- und Tunnelbau spezialisiert hatte.

Geschichte

Die Firma wurde 1898 in Nordhausen von dem Schlosser und Maschinenmeister Louis Gebhardt gegründet und trug zunächst den Namen „Eismaschinen und Internationale Tiefbau GmbH von L. Gebhardt“.

Gebhardt war zuvor langjähriger Mitarbeiter des Erfinders Friedrich Hermann Pötsch gewesen, der 1883 das Gefrierverfahren zur Herstellung vertikaler und horizontaler Frostkörper zum Abteufen von Schächten patentieren ließ. Dieses revolutionäre Verfahren ermöglichte das Vereisen wasserhaltiger Erd- und Gebirgsschichten und erleichterte so die Schachtarbeiten erheblich. Nachdem Pötsch mit seiner Firma in Konkurs gegangen war, konnte Gebhardt das Verfahren erfolgreich bei französischen Bergwerksgesellschaften anwenden.

1900 nahm Gebhardt den Kaufmann August König als Teilhaber auf. Innerhalb der nächsten sechs Jahre wurden mit den hauseigenen Gefrieranlagen 26 Schächte niedergebracht, wodurch das Unternehmen entscheidend zur Betriebsreife der Gefriertechnik beitrug.

1903 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft unter dem Namen "Tiefbau- und Kälteindustrie AG, vormals Gebhardt & König". Das Arbeitsgebiet wurde auf den gesamten Tiefbausektor ausgedehnt. 1904 übernahm man die Hannoversche Tiefbohrgesellschaft. In den Jahren bis 1912 wurden zudem Tochterfirmen in Belgien, England und Frankreich gegründet bzw. übernommen. Zu dieser Zeit beschäftigte Gebhardt & König rund 3.500 Personen.

Durch den Ersten Weltkrieg gingen jedoch alle ausländischen Niederlassungen verloren. In der Heimat konkurrierte man seit 1906 mit der Deutschen Schachtbau GmbH, die 1939 mit Gebhardt & König zur "Gebhardt & König - Deutsche Schachtbau AG" fusionierte.

Nach 1945 spaltete sich das Unternehmen in Ost und West auf. In Nordhausen entstand der VEB Schachtbau, während im Westen später die "Gebhardt & König-Gesteins- und Tiefbau GmbH" mit Sitz in Recklinghausen aus einer weiteren Fusion hervorging. In der Firmengeschichte wurden insgesamt mehrere hundert Schächte abgeteuft, etwa die Hälfte davon unter Verwendung des Gefrierverfahrens, das auch beim U-Bahn-Bau gelegentlich eingesetzt wurde.