Zerstörung von Nordhausen durch Heinrich den Löwen: Unterschied zwischen den Versionen

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Treulos hatte Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen, dem Kaiser und Herrn Friedrich I. die erbetene Heeresfolge versagt und die Bitte des Kaisers, ihm in Chiavenna gegen die aufständischen Italiener zu helfen, abgeschlagen. Kaiser Friedrich I. verlor bald darauf die Schlacht bei Legnano (29. Mai 1176). Barbarossa schloss darauf Frieden mit dem Papst und mit den Italienern.  
Treulos hatte Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen, dem Kaiser und Herrn Friedrich I. die erbetene Heeresfolge versagt und die Bitte des Kaisers, ihm in Chiavenna gegen die aufständischen Italiener zu helfen, abgeschlagen. Kaiser Friedrich I. verlor bald darauf die Schlacht bei Legnano (29. Mai 1176). Barbarossa schloss darauf Frieden mit dem Papst und mit den Italienern.  


Nachdem Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Herbst 1178 nach Deutschland zurückgekeht war, gedachte er die Untreue von Heinrich zu strafen. Von allen Seiten kamen die Nachbarfürsten des Löwenherzogs zum Kaiser und klagten über die Bedrückungen und Gewalttaten Heinrichs. Viermal lud der Kaiser den Löwen vor das Fürstengericht, aber stets vergeblich: Heinrich stellte sich nicht. Darauf wurde er auf dem Reichstage zu Würzburg im Januar 1180 förmlich in die Reichsacht erklärt, seine Reichsämter und Lehen ihm abgesprochen. Zu Gelnhausen wiederholte Anfang April 1180 Kaiser Friedrich den Spruch und teilte das Herzogtum Sachsen so, dass der Erzbischof von Köln Westfalen und Graf Bernhard von Anhalt als Herzog das übrigen Sachsenland erhielt. Auf Jacobi 1180 war vom Kaiser ein Feldzug gegen Heinrich angesagt worden. Auf die Nachricht vom  Gelnhäuser Urteilsspruch hatte Herzog Heinrich der Löwe sofort zu den Waffen gegriffen und war acht Tage nach Ostern von Braunschweig aufgebrochen; er fiel verwüstend über die Reichsgüter und über das Land seines früheren Bundesgenossen, des Landgrafen Ludwigs von Thüringen, welcher zum Kaiser übergetreten war, her.
Nachdem Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Herbst 1178 nach Deutschland zurückgekeht war, gedachte er die Untreue von Heinrich zu strafen. Von allen Seiten kamen die Nachbarfürsten des Löwenherzogs zum Kaiser und klagten über die Bedrückungen und Gewalttaten Heinrichs. Viermal lud der Kaiser den Löwen vor das Fürstengericht, aber stets vergeblich: Heinrich stellte sich nicht. Darauf wurde er auf dem Reichstage zu Würzburg im Januar 1180 förmlich in die Reichsacht erklärt, seine Reichsämter und Lehen ihm abgesprochen. Zu Gelnhausen wiederholte Anfang April 1180 Kaiser Friedrich den Spruch und teilte das Herzogtum Sachsen so, dass der Erzbischof von Köln Westfalen und Graf Bernhard von Anhalt als Herzog das übrige Sachsenland erhielt. Auf Jacobi 1180 war vom Kaiser ein Feldzug gegen Heinrich angesagt worden. Auf die Nachricht vom  Gelnhäuser Urteilsspruch hatte Herzog Heinrich der Löwe sofort zu den Waffen gegriffen und war acht Tage nach Ostern von Braunschweig aufgebrochen. Er fiel verwüstend über die Reichsgüter und über das Land seines früheren Bundesgenossen her, des Landgrafen Ludwigs von Thüringen, welcher zum Kaiser übergetreten war.


In den letzten Tagen des Monats April 1180 zog Herzog Heinrich der Löwe gegen die Reichsstadt Goslar und zerstörte die Bergwerke der dortigen Gegend. Anfang Mai 1180 rückte der Löwe in Thüringen ein und legte sich vor die Stadt, welche „Königs Nordhausen“ genannt wurde. Über Nordhausen, mit den Burgen, Klöstern und Zubehör hatte Herzog Heinrich als kaiserlicher Vogt und Oberschutzherr bisher geboten, aber dieses Amt durch die Reichsacht verloren. Die stets hohenstaufisch gesinnte Stadt Nordhausen mag den Wegfall der Oberherrschaft des gewalttätigen Welfen mit großer Freunde begrüsst haben. Groß war deshalb die Wut des Löwen gegen die dem Kaiser getreue Stadt. Nur kurze Zeit währte die Belagerung: der Löwe ließ Feuer in die Stadt werfen; er eroberte und zerstörte sie. Bei dieser Zerstörung fanden die kaiserliche Burg und das daneben liegende Jungfrauenkloster ihren Untergang.  
In den letzten Tagen des Monats April 1180 zog Herzog Heinrich der Löwe gegen die Reichsstadt Goslar und zerstörte die Bergwerke der dortigen Gegend. Anfang Mai 1180 rückte der Löwe in Thüringen ein und legte sich vor die Stadt, welche „Königs Nordhausen“ genannt wurde. Über Nordhausen, mit den Burgen, Klöstern und Zubehör hatte Herzog Heinrich als kaiserlicher Vogt und Oberschutzherr bisher geboten, aber dieses Amt durch die Reichsacht verloren. Die stets hohenstaufisch gesinnte Stadt Nordhausen mag den Wegfall der Oberherrschaft des gewalttätigen Welfen mit großer Freunde begrüsst haben. Groß war deshalb die Wut des Löwen gegen die dem Kaiser getreue Stadt. Nur kurze Zeit währte die Belagerung: der Löwe ließ Feuer in die Stadt werfen; er eroberte und zerstörte sie. Bei dieser Zerstörung fanden die kaiserliche Burg und das daneben liegende Jungfrauenkloster ihren Untergang.  


Der Herrenhof oder Königshof ist nach der Zerstörung nicht wieder aufgebaut, sondern mit Privatgebäuden besetzt worden. Sofort nach der Zerstörung wurden die Burg, das Kloster und die Stadt wieder aufgebaut. Bereits 1188 (am 28. August) hielt sich Kaiser Friedrich I. wieder in ''Northusen'' auf.
Der Herrenhof oder [[Königshof]] ist nach der Zerstörung nicht wieder aufgebaut, sondern mit Privatgebäuden besetzt worden. Sofort nach der Zerstörung wurden die Burg, das Kloster und die Stadt wieder aufgebaut. Bereits 1188 (am 28. August) hielt sich Kaiser Friedrich I. wieder in ''Northusen'' auf.


Das Andenken an die Zerstörung blieb lange Zeit in Nordhausen in lebendiger Erinnerung. Als die Bürger (nach 1277) ein neues Rathaus erbauten, setzten sie einen Stein mit folgender Inschrift:
Das Andenken an die Zerstörung blieb lange Zeit in Nordhausen in lebendiger Erinnerung. Als die Bürger (nach 1277) ein neues Rathaus erbauten, setzten sie einen Stein mit folgender Inschrift:

Aktuelle Version vom 11. November 2019, 10:15 Uhr

Die Zerstörung von Nordhausen durch Herzog Heinrich den Löwen ereignete sich Anfang Mai 1180.

Geschichte

Treulos hatte Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen, dem Kaiser und Herrn Friedrich I. die erbetene Heeresfolge versagt und die Bitte des Kaisers, ihm in Chiavenna gegen die aufständischen Italiener zu helfen, abgeschlagen. Kaiser Friedrich I. verlor bald darauf die Schlacht bei Legnano (29. Mai 1176). Barbarossa schloss darauf Frieden mit dem Papst und mit den Italienern.

Nachdem Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Herbst 1178 nach Deutschland zurückgekeht war, gedachte er die Untreue von Heinrich zu strafen. Von allen Seiten kamen die Nachbarfürsten des Löwenherzogs zum Kaiser und klagten über die Bedrückungen und Gewalttaten Heinrichs. Viermal lud der Kaiser den Löwen vor das Fürstengericht, aber stets vergeblich: Heinrich stellte sich nicht. Darauf wurde er auf dem Reichstage zu Würzburg im Januar 1180 förmlich in die Reichsacht erklärt, seine Reichsämter und Lehen ihm abgesprochen. Zu Gelnhausen wiederholte Anfang April 1180 Kaiser Friedrich den Spruch und teilte das Herzogtum Sachsen so, dass der Erzbischof von Köln Westfalen und Graf Bernhard von Anhalt als Herzog das übrige Sachsenland erhielt. Auf Jacobi 1180 war vom Kaiser ein Feldzug gegen Heinrich angesagt worden. Auf die Nachricht vom Gelnhäuser Urteilsspruch hatte Herzog Heinrich der Löwe sofort zu den Waffen gegriffen und war acht Tage nach Ostern von Braunschweig aufgebrochen. Er fiel verwüstend über die Reichsgüter und über das Land seines früheren Bundesgenossen her, des Landgrafen Ludwigs von Thüringen, welcher zum Kaiser übergetreten war.

In den letzten Tagen des Monats April 1180 zog Herzog Heinrich der Löwe gegen die Reichsstadt Goslar und zerstörte die Bergwerke der dortigen Gegend. Anfang Mai 1180 rückte der Löwe in Thüringen ein und legte sich vor die Stadt, welche „Königs Nordhausen“ genannt wurde. Über Nordhausen, mit den Burgen, Klöstern und Zubehör hatte Herzog Heinrich als kaiserlicher Vogt und Oberschutzherr bisher geboten, aber dieses Amt durch die Reichsacht verloren. Die stets hohenstaufisch gesinnte Stadt Nordhausen mag den Wegfall der Oberherrschaft des gewalttätigen Welfen mit großer Freunde begrüsst haben. Groß war deshalb die Wut des Löwen gegen die dem Kaiser getreue Stadt. Nur kurze Zeit währte die Belagerung: der Löwe ließ Feuer in die Stadt werfen; er eroberte und zerstörte sie. Bei dieser Zerstörung fanden die kaiserliche Burg und das daneben liegende Jungfrauenkloster ihren Untergang.

Der Herrenhof oder Königshof ist nach der Zerstörung nicht wieder aufgebaut, sondern mit Privatgebäuden besetzt worden. Sofort nach der Zerstörung wurden die Burg, das Kloster und die Stadt wieder aufgebaut. Bereits 1188 (am 28. August) hielt sich Kaiser Friedrich I. wieder in Northusen auf.

Das Andenken an die Zerstörung blieb lange Zeit in Nordhausen in lebendiger Erinnerung. Als die Bürger (nach 1277) ein neues Rathaus erbauten, setzten sie einen Stein mit folgender Inschrift:

Post M post duo CC bis novemsublatis inde – Quum Imperium divum regeretur per Fiedericum. – Dux Brunswicensis Henricus durus ut ensis – Consumpsit igne Northusen penitus ille.
(Als im Jahre 1200 weniger 18 das Reich durch den hochseligen Friedrich regiert wurde, hat der Braunschweiger Herzog Heinrich, hart wie das Schwert, die Stadt Nordhausen mit Feuer völlig zerstört.)

Auf diesem Stein wurde fälschlich die Zerstörung in das Jahr 1182 gesetzt; auch neuere Chronisten haben noch irrtümlich dieselbe ins Jahr 1181 verlegt.