Sangerhäuser Bergbau im Mittelalter

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Autor: Karl-Heinz Spieß
Titel: Sangerhäuser Bergbau im Mittelalter
Untertitel:
aus: Nordhausen-Harz und Goldene Aue
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1974
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Quelle: Scan
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Sangerhäuser Bergbau im Mittelalter
Von Karl-Heinz Spieß


Als Gründer der Stadt Sangerhausen kommen vermutlich Hessen in Frage, die sich bereits im 6. Jahrhundert am Südausgang des Gonnatals niederließen; der Ort wird jedoch erst 991 urkundlich erwähnt. Schon zu dieser Zeit war er ein bedeutender Schnittpunkt zweier wichtiger Handelsstraßen. Die Nord-Süd-Verbindung führte, von Hamburg und Lübeck kommend, über Magdeburg und Erfurt nach der alten fränkischen Handelsmetropole Nürnberg und weiter über Regensburg, Passau nach Wien, die andere hingegen in West-Ost-Richtung von Brügge, damals noch Hafenstadt, über Köln, Winterberg, Kassel und Nordhausen nach Leipzig und Breslau.

Mit dem Bau der Sangerhausen berührenden Eisenbahnlinien wurde nach 1860 begonnen. Hier kreuzten sich dann die Strecken Magdeburg—Erfurt sowie Halle- Nordhausen-Kassel. Nach der Schaffung von Reichsstraßen wurde Sangerhausen ebenfalls wieder Schnittpunkt: Reichsstraße 86 (Hettstedt-Sangerhausen- Artern- Kindelbrück - Straußfurt) und Reichsstraße 80 (Halle - Eisleben - Sangerhausen - Nordhausen-Worbis-Heiligenstadt-Hann. Münden-Karlshafen). Vor Ausbruch des letzten Weltkriegs zählte die Kreisstadt etwa 13 000, heute hat sie 31000 Einwohner.

Die Ursache des rapiden Bevölkerungsanstiegs liegt in der Wiederaufnahme des Kupferschieferbergbaus, der früher bereits unmittelbar im ausgehenden Zechsteinbereich und schon in den Vorharzbergen umging. Heute wird er nur noch wenig nördlith der Stadt (Nordfeld) sowie südlich bis südöstlich davon (Südfeld mit den Schachtanlagen Niederröblingen und Nienstedt) betrieben. Hauptanlage ist der Thomas-Münzer-Schacht auf dem unmittelbar neben dem Bahnhof liegenden Brühlberg.

Einige Chronisten können den Beginn des Sangerhäuser Kupferschieferbergbaus nicht über 1521 hinaus verfolgen, und doch reicht er bis in das 14. Jahrhundert zurück. Die frühen Spuren einer Münze zu Sangerhausen sind sogar schon um 1293 nachweisbar. Sie scheint jedoch um 1372 nicht mehr bestanden zu haben; denn 1391 legte der damalige Landgraf von Thüringen erneut eine Münzstätte nach Sangerhausen. Er scheint den Kupferschieferbergbau sofort in Angriff genommen zu haben; denn drei Jahre später belieb der Landgraf die drei Gebrüder Groß unter anderem mit dem „Dorffe zcu Brechtewende, eine Smelzchütten eynen frihen Hoff czu Sangirhusen“. Aus den ihm zustehenden Zehnten lieh dann schließlich 1388 Landgraf Balthasar dem Gothaer Martin Büchsengießer drei Zentner Kupfer. Wiederum drei Jahre später bestätigte er dem unter Reinhards- brunner Jurisdiktion stehenden Sangerhäuser Zisterzienserinnenkloster hinter der St. Ulrichskirche unter anderem 16 Schillinge an „Hansens Tufelmanns Hutten under dem Ryschenberge gelegen“.

Mit der 1391 erfolgten Neuanlage einer Münze in Sangerhausen begann eine neue Blüte des dortigen Bergbaus. 1398 berichtete der Landgraf, daß Nikolaus von Meideburg den Betrieb „groß und here“ ausgebaut habe. In einer zwei Jahre späteren Nachricht, verfaßt vom Amtmann Hans von Polentz und vom Münzmeister Nikolaus von Meideburg gegen den Grafen Heinrich von Hohenstein in Wallhausen, handelt es sich hierbei um ein im Rottleber- oder Kriegsholz belegenes Kupferbergwerk nebst den dazugehörenden Gerichten.

Im Jahre 1444 begannen dann die langandauernden Grenzstreitigkeiten, zunächst zwischen Mansfeld und Sachsen. Erstere beanspruchten die Dörfer Crebiß- feet (Krcisfeld), dessen Halsgericht und Schenkgerechtigkeit aufgrund früherer Gewährungen zweifellos in das Amt- und Landding Sangerhausen gehörten, Uten- feld (heute Wüst), Hergisdorf, Wimmelburg, Wolferode sowie das Jagdrecht auf der langen Wiese zu Schaubeßfeld (Wüst bei Emseloh).

Es wurde jedoch am 25. September 1444 auf einem Gerichtstag zu Sangerhausen folgender Vergleich festgesetzt: Die Gerichte und Gerechtigkeiten des Dorfes Crebißfeld diesseits des Wassers (Böse Sieben) sowie die Häuser diesseits des Baches in Hergisdorf auf Wimmelburg, von da an der Landwehr hinauf nach Wolferode und Bischofferode und das Gericht des Sittichenbacher Zisterzienserklosters sollten dem Herzog gehören. Alles andere wird dem Hause Mansfeld zugesprochen.

Vier Jahre später schreibt Herzog Wilhelm dem Sangerhäuser Rat, daß er von einem Bürger namens Krause gehört habe, der Kupfer mit falschen Briefen (Kaufbriefen) handele. Jener solle das Material sofort herausgeben, wozu jedoch ein zweiter Befehl nötig war. Erst 1447 teilte der Landesherr seinem Bergvogt Nikolaus Bruwer (Brauer) mit, daß er die Gerichte und Gerechtigkeiten von Sangerhausen aus erhalten solle.

In den weiterhin andauernden Streitigkeiten tritt ab 1452 auch der Graf Botho von Stolberg auf. Zugleich wird der bei Morungen gelegene Heiligenborn zum ersten Mal erwähnt. Die Mansfelder und Stolberger Grafen teilen untereinander den Besitzstand der ausgestorbenen Morunger Edelleute, doch unbeschadet des letzteren gehörenden Besitzstandes am Heiligenborn. 1465 geriet dieses Revier jedoch in den Interessenbereich des Herzogs von Sachsen, aber erst etwa zwanzig Jahre später kam es wegen der Grenzirrungen zu einem Vergleich. Damals besaßen die Grafen Ernst und Albrecht von Mansfeld die Mansfelder und Eislebener Berg- und Hüttenwerke sowie die zu Großleinungen und Morungen.

Bis dahin gab es untereinander noch viele Reibereien: Schon in der Mitte des 15. Jahrhunderts gehörte das Revier nicht mehr allein den Münzmeistern. 1456 schreibt der Herzog an seinen Münzmeister Hans Erhard aus Gotha, daß ihm Heinrich Gutjahr aus Sangerhausen mitgeteilt habe, er hätte dem Landesherrn durch „unrichtigen Kauf“ Schaden zugefügt.

Während dieser Zeit scheint aber auch der Erzbischof Friedrich von Magdeburg in die erwähnten Streitigkeiten verwickelt zu sein; denn er beschwerte sich beim Herzog, daß der Sangerhäuser Rat seinen Bergvogt Balthasar Brumzagel, „der doch stetiglich bei seinem aufzubringenden Bergwerke sein müsse“, in Gewahrsam auf den Turm gelegt habe, obwohl jener sich keiner Schuld bewußt sei. 1478 steht unter den verliehenen „Berggebänden“ zu Sangerhausen folgendes zu lesen: „Dietrich Zeteler und Friedrich Siegel, Bürger zu Sangerhausen, yren Gewerken und ihrer alten Erben, das Begwerk yn dem nuwen Hey (Hagen) und in den Clebeck, beides gegen einander in der Pflege zu Sangerhausen gelegen, an jeglichen und einer Fundgrube mit 6 Lehen, Erbstollen, Suchstollen und anderen auf allerlei Erz, als in der Begriffung usw.“