Nordhieser Schnurren

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Textdaten
Autor: Karl Meyer
Titel: Nordhieser Schnurren
Untertitel: heitere Geschichten und Gedichte in Nordhieser Mundoort
aus: Vorlage:none
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: um 1900
Verlag: Eberhardt
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Erscheinungsort: Nordhausen
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Kurzbeschreibung:
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Eintrag in der GND: [1]
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Editionsrichtlinien:
  • Als Grundlage dienen die NordhausenWiki:Editionsrichtlinien.
  • Zur Bearbeitung wurde auch die Neuausgabe Nordhieser Schnurren (1991, Wartberg-Verlag), hrsg. und bearb. von Fritz Schmalz, herangezogen.
  • Sperrschrift wird kursiv wiedergegeben. An einigen Stellen wird sie auch ignoriert.
  • Das lange s ( ſ ) wird zum runden s ( s ) transkribiert.
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1. De Geschichte von Fraeßhann.

[5] Seite:Nordhieser Schnurren-5.jpg [6-7] Seite:Nordhieser Schnurren-6.jpg [8] Seite:Nordhieser Schnurren-7.jpg [9] Seite:Nordhieser Schnurren-8.jpg [10] Seite:Nordhieser Schnurren-9.jpg [11] Seite:Nordhieser Schnurren-10.jpg [12] Seite:Nordhieser Schnurren-11.jpg [13] Seite:Nordhieser Schnurren-12.jpg [14] Seite:Nordhieser Schnurren-13.jpg [15] Seite:Nordhieser Schnurren-14.jpg [16] Seite:Nordhieser Schnurren-15.jpg [17] Seite:Nordhieser Schnurren-16.jpg [18] Seite:Nordhieser Schnurren-17.jpg [19] Seite:Nordhieser Schnurren-18.jpg [20] Seite:Nordhieser Schnurren-19.jpg [21] Seite:Nordhieser Schnurren-20.jpg [22] Seite:Nordhieser Schnurren-22.jpg [22] Seite:Nordhieser Schnurren-23.jpg [23] Seite:Nordhieser Schnurren-24.jpg [24] Seite:Nordhieser Schnurren-25.jpg [25] Seite:Nordhieser Schnurren-26.jpg [26] Seite:Nordhieser Schnurren-27.jpg [27] Seite:Nordhieser Schnurren-28.jpg [28] Seite:Nordhieser Schnurren-29.jpg un das verdiente zaehnmool wädder an uhrer Waare, sinst wördedes woll nich tue, un wörd au nich sa frinndlich met uns, dann waenn mie nischt bie uch keifen, do tu de, als waenn die uns nich kenntet, un do kinntes uns gar nich värdenke, waemmes au sa machen. Was nune die Gensebrootengeschichte aanbelanget, do gleibe ich, dasse mant uff- gewärmet äs, daer muß von aenn ooln Ganzert gewaest siee, daenn wie ich nach sa n klein’r Bengel war, do hät se schunt min Grußvater värzehlt, do hät dr Hund awer nich „Wiedu“ geheißen, sundem „Karo“, ich kann mich nach ganz genaue besinne, mie hotten au gerade Kärmesse, un Meister Lötsch broochte fär mich de erschten Schtäwwelchen, he war au uus der Schtadt un broochte sinn Jungen, dn klenn Lötsch, au met. Mine Mutter satzte Kuchen veer un Branntewien, un he hät au geaessen un ge­trunken, un dr Kleine hät feste met geachelt un mie hahnsen au gegunn, daenn dr Oole war bie uns wie drheime. Un metn Klenn, daer au sa in minn Ooler war, do hah ich geschtorget un hahn gefraet, ob se drheime au Pfaere un Köiwe hetten, un Schwiene, Schoofe un Zeinhippel, do hätte aber met dn Koppe geschettelt un sesaet: mie hahn gar könn Vieh. Min Vater hotte sa von dr Halewe met zugehart un lachte, un saete nach fär mich' Siste Junge, in dr Schtadt do äs alles annerscht wie uff dn Dorfe, do hahn se könn Land un könn Goorten, do missen se alles fär n Fennegk keife, was mich nach sä geduert hat. Wie dr Oole noochder furt wullte, do hätt’n mine Mutter nach n artig Kärmes- hickchen metgegaenn; Kuchen, daer war awer nich sa dinne, au n Schtickchen Schwinnebrooten un Schöpsenbrooten hottesen met inngewuckelt, ob he awer au Gensebrooten gekreihn hät, weiß ich nich mäh. Alisa, he hotte met geaessen, un war nich sa schpaete gekummen, wie bie Griet- liesen de Kaufmannsfamilige, un hier gleibe ich, hät dr Schtadtvetter, daer dn Kär- messchpaß geschräwwen hät, au wädder geärrt, daenn mie Buuem hahn zwart das Schprichwort au, awer mie fühms nich uus, waenn mool aen guter Frind bie uns kämmet, un mie sinn gerade färtig met aessen, do schpraechen mie au: kunnte de daenn nich n Meelichen ähr gekumme, do kunnte de au met geaesse, wie de Nordhisser schpraechen. Noochd hahn mie nach sa n Schprichwort: Schwatzen äs könn Gaeld! Das gaehnsen Nordhissem au Schuld, daß die das gemacht hetten, un waennes nicht gleibet, do kinnte mool ruus gekumme, un erkunniget uch uff dn Dörfern wie in Kähmstedt, Aewwer- un Mitteldorfe, in Pustläwwen, in Märwig, in Nähre un Kingerode an dr ganzen Wipper runger, un uff dr annem Halwe an n ganzen Harze ruff bis Walkenrädn un de Buerecken, do kinntes au gehäre, dasse uch de Schuld gaehn, daß die disse schänen Schprichwörter erseht gemacht hettet. Was nune uer Kärmessenbesuch aanbelanget, do tu de au besser, die bliewet drheime un besiecht uns aen annermool, waenn keine Kärmesse äs, do sull de immer willkommen siee. Daenn zr Kärmesse do kummen lutter oole, gute Fringe von all’n Ecken mool zesammen, un was mie uns do schtorrigen von Faelle, von Aegen und Fliegen, von Köiwen un Schoofen un an’ren Vieh, do verstähte dach nischt drvoone. Uff das Bischen Kuchen un Brooten do kämmets uns gar nich druff aan, waenns Kärmaesse äs; un sa n Kärmessenschwinnechen odder aen oolt Schnettchen, Zeinbock oder Ganzert finget sich au, un waenn nach sa u paar oole Hünn’r ins Töppchen kummen, do kinnte uch druff verlooße, das gitt aenne schäne Kärmes- suppen, wie de se bie uch in Nordhusen nich besser krieht. Awer nune will ich mant uffhäre, sinst waem uch de Ahm langk, un das äs nich nätig, daenn s gitter sa satt. Aber an Sie beschtell’ iche aenn schänen Gruß un schriewen Se mant mäh, mie laesen sellch Sachen au gaeme, un es macht uns Schpaaß, waenn me uns sa n Bischen kinn’n uusgeschtorrige uff Hohnschteinsch odder Nordhisch, un äwwel genummen wärd nischt von unser Siete un das hoffen mie von uch au.

20. „Waenn me Paech hat, do gieht Alles scheib!“

     Daß das aen ooles un wahres Wort äs, hät aen Härre von hier zu sinner grüßen Betriebnis erfahren. He wullte sinn guten Frind zur Kärmesse besuche, setzte sich daesserwaegen uff de Bahne un rutschte hän. Wie se sich nune dn Tagk äwwer omdtlich was ze Gute getonn hatten, machte sich unser Härre s Owens uff de Socken un tappelte zun Bahnhofe, daer aen artliches Schtickchen drussene alleine uffen Faelle läht. Wie he hän uff dn Bahnhof kaamb, do rutschte grade dr Zugk ob un he hattes Noochsiehn. S Schlimmest war awer, daß es dr letzte Personzugk gewaesen war un de Frau Resteratörschen gliech de Teeren obgeschlossen hatte. Der Wind fuuchte koolt un pfäff bis uff de Knochen. Do sich dr Härre uff dn Bahnhofe aen Flaeckchen, wu s aen Linzchen Schuure war. Die Resteratörschen hatte aber dn fremeden Mann, daer in dr Ecke schtand, gesiehn un dn Bahnhofs- waechter ehm uff dn Hals geschickt. Wie dr Waechter awer das Malheer hierte, do duurtesen un he verträbb ehn nich uus dn Eckchen. Dr Härre wortte un wortte bis Naachts im Zwöllewe, wu dr Gieterzugk aangerasselt kaamb. Schnaellichen wie aen Eichhemichen klaetterte he in aenn Viehwagen ninn un värschteckte sich, s hatten au keiner von dn Schaffnäm gesiehn, daenn de Kille hatte daen de Auen zugefrom. Hurrah! nune gings lus un dr Zugk rutschte nach Nordhusen zu. Schnaeller wie der Zugk luuf aber s Unglicke. Ich sae jo, dr greßte Liegenaer kanns manchmool nich su dumm zesammengeliege, wie s manchmool ganz zufellig kämmet. Uff dr naechsten Statzjohn, die au drussene in Faelle läht, ganz alleine un aenne halwe Schtunne obsiets von dr Waelt, do worde angeholn, de Wagen aenne ganze Wiele rangschiert un endlich, do pfäffs zur Obfahrt un dr blinge Passaschier in Ochsenwagen hierte dn Zugk obfuuche, awer - sin Wagen driehte de Redder nich un bläbb schtillichen schtieh. Do ging daen doppelt un dröifachen Unglicks- rawen aen Seifensieder uff - dr Wagen war obgekoppelt worm. Wuhl odder äwwel kroch he nune uus dn Solongwagen ruus un machte sich, noochdaem he von aenn Bahnwärter Waegk un Staegk in dr fremeden Gaegend uusgekundschaft hatte, uff de Reise un schtulperte nach Nordhusen zu. Das Jihrbingel, das ehm der Kärmes- vetter metgegaeben hatte, trugk he ungern Orme. Su nooch un nooch fungs au aan trippeln, noochdem ze schlackern un endlich ze gießen wie met Lenkesiemen 26 Molln Zuerschte worde s Jihrbingelpapier naß un met dr Ziet au dr Kuchen, am Enge ganz pampelweich war. Unser Kärmesreisender awer war fitschel- aß- miede, matt un verfrom kaamb he s Morgens im Dröie rim heime aan. Wie he enne Tassen heißen schwarzen Kaffee getrunken hatte, nahmb he aenn Blaustift un machte därch dn 24. Oktober aenn dicken Schtrich un lähte sich gliechdmooch in de Faeddem, weil he aenn färchterlichen Schtockschnuppen metgebroocht hatte.

21. De Geschichte von Magenpflaster met aenner historischen Inleitunge.

     Aen ooles Schprichwort heißt: „Aessen un Trinken heit Lieb un Seele zesam- men!“ un ich hah schunt Veele gehiert, die saaten, me kinnte au dermeede de Frindschaft zesammengelieme. De Nordhieser hahn all ehr Laewenstage veele uff’s Aessen un Trinken gegaeben, was me an daen veelen Dickschlepsen gesiehe kann, die s hier gitt. Daenn keiner ward mich dach wießmache wulle, daß die von dr Luft su dicke un faett geworm sinn; de frische Luft, die zehrt mant. Un in oolen Zieten do hahn de Nordhieser au schunt s Aessen fär de Hauptsache angesiehn, un s Trinken fär aenne grüße wichtige Nebensache, su daß dr Magistrat im Achte s Owends Fierowend gebiete mutte, un domeede s de Wärte un de Schtammgeste gut hiere seilten (se hotten dunnemools mant Sunn- un Sanduhren), mutte dr Törmer uffen Pieterschtorme feste met der Bierglocken schtörme. Waenn sich de Nordhieser met dn Huhnschteinem mool gezankt un de ooln Grafen von Huhn- schtein zu ehm Buum gesaat hatten, se sollten dn Nordhiesem keine Fraessalien zufahre, do worm die Nordhieser bitterbiese un hellisch rappelköppsch. Väm Hungern un Dorschten hatten de Riechsschtaedter grüße Gamaschen. Se zogen nuus uff de Dörfer un schteckten dn huhnschteiner Buuem gliech de Hisser äwwem Koppen aan un nahmen ehnen de Köiwe, Schwiene, Schnettchen un Zein­hippels waegk un träbbense in de Schtadt ninn un machten Filleebiffschticker, Schteepels, Knackwörschte un Sießchens dervoone. Disse Veerliebe dr Nordhie­ser fär Alles, was de Schnuußen un dn Gorgelschtock laabet, äs uff de Noochkummen furtgeärbet, wie me klaerlich an dr noochschtiehenden Geschichte, die ich nune värzehle will, siehe kann „Äs war korz vär Wiehnachten un aen scharfer Wind, daen me dn Zeinschinger nennt, bäß dn Lieten in de Nasen un Uhren, daß se blitzeblau from, do hatte sichs morgens aen Fraeßvetter bien Fleischer aen Maendelchen Aanleifchens gekauft, hattese in de Rock- un Hosenficken ge- schteckt un war su de Ruutenschtrooßen nunger gebummelt, väm Vogel värbie un därch dn Rumbach geschtaapelt un schließlich zun Fillkorwe ninngegiehn. Das warme Flaeckchen war ehn gut bekennt. He setzte sich hinger aen Töppchen La­gerbier un notschte un doochte dräwwer nooch, was he nune met dn Wörschtchens aanfange wullte, ob he se su aesse seilte odder ob se aangepreppelt besser schmecke werm. Wie he nune su kalmieserte un sich den Kopp zerbrach, do sahk he aenn guten Frind, daen die Alle kennt un au woll märke waerd, zun Rumbach runger geschlengelt kumme. He wußte, daß daer au gäme was Gutes schnaweliert, un he riefen zu, he sollte mool räwwer kumme, he hette Aanleifchens un he kinnte metgeaesse, awer he mißte Märrettg schaffe, daenn ohne Märrettg werres kenn richtges Aessen. „Märrettg“, saate daer, „Märrettg, hm, hm, hiete äs kenn Marttag, un de Heekenwieber uffen Martte, do weiß ich von Amtswaegen dach Bescheid, die hahn allmenanner au kenn. Das äs aenne biese Geschichte!“ He lähte dn Finger an de Nasen un simelierte un saate endlich: „Iche will mool aenn Waegk gieh, an Enge brenge ich aenne Märrettgsworzel“. S warn aen Tallegklicht uffgegangen; an letzten Marttage hatte he gesiehn, daß de Fraue von aenn guten Bekannten finnef ormesdicke Märrettgsworzeln fäm Winter ingekauft hatte. In Furtgiehn saate he vär sich hän: Wie fange ichs aan, daß die aenne Worzel ruusrickt? Indaem he sich im de Ecken schlengelte, hatte he de Bosheit färtig uusgedoocht: He nahmb aenne traurige Miene aan un luß dn Kopp henge, su daß es uusahk, als hetten ehn de Hinner s Braut genummen. Dobie luupte he aber sehnsichtig nach aenn Faenster, ob sinne Frau Muhme etwa ruusguckte; boolichen werre he vär Freide wie aen Zeinböckchen in de Höchchte geschprangen, als he sahk, daß se werklich dn Kopp zun Faenster rausgeschteckt hatte, awer weil s Schpringen zu sinn Plane nich paßte, schläch he ganz triebsaelig naehcher un saate su raecht dimiede: „Gun Morgen, Frau Muhme!“ Su aenne Miene hatte de Frau Muhme su lange wie se’n kannte nach nich an dn Vetter gesiehn un se fraate: „No Vetter, was haat die daenn veer?“ Do saate daer: „Ach, min ormer Napper, ach sinne ormen säwwen Kinger, die ormen Wörmer!“ - „No, was äs daenn do dermet?“ - Do saate der Vetter, un he tat, als waenn ehm de Traenen kumme wullten: „Min Napper hät de Lungenent- zindunge gekrein un dr Dokter hät gesaat, s werre siehre gefaehrlich un waenn he sich kenn Märrettgspflaster lehe ließe, mitte he schtaerbe, un iche bän de ganze Schtadt därchgelaufen un kann keine Märrettgsworzel kriee; ach, die ormen Wörmer!“ Dr Muhmen ehr Mann, daer sich an Uwen gewännet hatte, kaamb do zun Faenster un zuppte sinne Fraue an Aermel, un do meinte de Muhme, die * nz weich geworm war: „Waegen aenner Märrettgsworzel soll dr Mann nich schtaerbe.“ Se ging nunger in dn Kaeller un langete aenne ormeslange un raecht dicke Märrettgsworzel raan un gabb se dn Vetter zun Faenster nuus. Daer aber gjäff zu un wischte sich met dn linken Orme äwwer de Auen, dankte raecht siehre schiene un schprang nach den Kluster zu, was he laufen kunnte, im de Frauenbaer- ger Kärchen rim un därch de Schoofgasse zun „Fillkorwe“ ninn, langete de Märrettgsworzel ruus, wäss se dn Aanleifchensvetter un wullte sich uusscheete vär Lachen. S Maechen räbb nune de Worzel, daß ehr s haelle Wasser äwwer de Backen lief, un de Frau Wärten preppelte de Aanleifchens. Wie nune de Brieder muffelten un kouten, värzehlte daer Fikuckchenmacher, wie he de Märrettgswor­zel geangelt hatte. Do fung dr Aanleifchensvetter haellewaegk aan ze fletschen. Wie se nune Alles uffgeachchelt hatten, de Aanleifchens met dn ge'räwwenen Märrettg, do gaben se sich de Patschhenge un saaten: „Hattjehs!“ Dr Aanleif­chensvetter awer wullte nach aenn Aextraschpaß hah un de Liete aergere, was nich siehre schiene von ehm war, un ging au im de Ecken un schtaewwelte sich värsch Faenster, wu de metliedtge Muhme wädder ruusguckte, schträch sich met beiden Patschpuuten äwwer dn Buchch, daß se s sahk, un saate: „Ach, wie titt mich das Magenpflaster gut, s gieht nischt äwwer aen Märrettgspflaster!“ Do merkte de Muhme woll, was de Glocken geschlagen hatte un daß es ehr Vetter fuustdicke hingem Uuhm hette, un se schmässes Faenster zu un doochte: Aen annermool sali uch Schpitz was brenge!

22. Dr värreiste Schuwekarm.

     „In Kellwem un Haeringen gitts keine Schpärlinge“, das äs aen zweidietiges Schprichwort, wudermett me mant de Liete aen Meelichen uuze will, waenn se etwa un villichte uus unsen beiden Napperschtedten sinn; daenn s gitt nich nurt Haeringe un Schpärlinge in Kellwem un Kellwer un Schpärlinge in Haeringen, nei, au nach ganz annres Getierze gitts durten, was uns awer hiete ganz schnuppe siee sali; au dodervone wullme witter nich schnaatere, daß de Haeringe eftersch ganz hebsch uff de Keilewer passen; hiete wullme von aenn Galgenvogel värzehle, daer in Haeringen uff ge wachsen äs un vär aen paar Tagen aenn Schpitzbuben- schtreich uusgefiehrt hät. Fritze, sin annerer Name titt nischt zer Sache, äs kummest dröi Kaese huuch, awer met allerhand Lauen gewaschen; dicke hättes nich uff dn Reeben, daesto dicker awer hingem Uuhren, hat zwei krumme Beine wie aen Daeckel un äs daeswaegens Laufjunge bie aenn Härm geworm, daer aen Rietpfaerd hät. Dr Härre saate zu Fritzen, he seilte dn Quaersack naehme un nach Sunderschhusen tappele un färsch Hottochen Kummisbruute lange, weil die siehre veele Krefte gebben un lange in’n Magen schtenn’n. Fritze, min Sehnichen, dr Knaetsaechser, machte sich uff de Schtrimpe un schtaapelte dn Galgenbaergk huuch, därchs Holz un met aen tichtigen Graetsche war he äwwer de Grenze in’n Schwarzhischen un noochdem waewwelte he uff Sunderschhusen zu un kaufte fär sinn Härm sin Kockerrellichen vier Kummisbruute, schteckte se in dn Sack, zweie vorne hän un zweie hingene hän un machte sich uff de Heimreise. Awer schunt in dr Schtadt do drickten ehn die Kummisbruute siehre un schurweten s Faell gar un kockerten ehn de Knochen morsch. Das gefuul Fritzen ganz un gar nich. Wie sich Fritze nune su därch de Schtrooßen schlengelte, sahk he aenn Schuwekarm ohne Härm vär aenner Teere schtiehe. Glicke muß aen jungker Mensche hah“, saate Fritze, schmäß dn Quaersack met dn Klöinbruuten uff dn Schuwekarm, hung sich s Trageband äwwer, schpuckte in de Henge un ratterte obb, schnaellichen im de Ecken rim un zur Schtadt nuus un uff Haeringen zu. Wie he heime kaamb, guckte sin Härre met dr langken Pfiefen zun Faenster raus un sahk daen nischtnutzigen Schtrick met den Ratterkarme dohaer kumme. Do ehn nischt gutes ahnte, nahmb he Fritzen ins Gebaet un fraaten, wu he dn Schuwekarm haer hette. Fritze saate, hae hetten gefungen in Sunderschhusen uff dr Schtrooßen; s mitten einer verlom hah. Dr Härre meinte, was me finge, mitte me an de Polezöi obliewere, sinsten wer me aen Schpitzbuwe; dr Haehler werre su schlimm wie dr Schtaehler. Fritze awer wultes besser wisse: das erschte schtenne nich in’n säwwenten Gebote un das zweite werre kenn Schprach uus dn Kattechissen. Dr Härre befühl do schlank- waegk: „Morgen frieh fehrscht dn Karm wädder nach Sunderschhusen!“ Do half allerdinges kenn Kranksen. Am annem Morgen schpannte sich Fritze in dn Karm un schobb luus. Wie he dn Galgenbaergk nuff war, fuulsen in, daß ehn frieher sinne Großemutter värzehlt hatte: In Sunderschhusen do lähten se de Schpitzbuwens uff de Taterbank un schnaaptener aen Schticker finnewenzwanzig hingene uff de Tonhalle, daß es rauchte. Da saate sich Fritze: Nach dr Schtadt ninn fehrscht dn Karm nich. He kaamb boolichen uff de Scharsee un do sahk he aenne Kutschen sachtchen vär sich hän fahre un hingerhaer marschierte aen jungker Härre in aenner funkelhagelnöien Muntierunge. Waenn daer Härre vär aenner Pappel värbieging, machte he aen schienes Kumpelmaentchen, was se bie dn Suldatens aen Hunnehr“ heißen, un waenn he bie aenn Quaetschkenbaume värbie kam, do wunkte he su raecht von ubenenunger obb. Haehae! saate Fritze, das äs gewiß aen nöigebackener Uffziehr, daer sich in Sunderschhusen veerschtelle will un sich nach värhaer de Hunnehrsch iniebet, die he durten zu machen hät. Nach aenner Wielen satzte sich der Härr Uffziehr in de Kutschen ninn un Fritze fuhr schnael- lichen zu un guckte an de Kutschen, ob nich draane schtenne, wu se haer werre. Awer s schtand nischt draane. Fritze hatte aen Listchen, sich uffs Sitzbraet hingene druff ze setzen; dodruus wurd s awer au nischt, daenn s waren Schtacheln schtrundsdrimmerrimm. Wie nune Fritze de Törme von Sunderschhusen sahk, do fuulen de Taterbank und de Finnewenzwanzig wädder in un he winschte daen verflöckten Karm zum Töiwel un simmelierte, wie he daen luuswaere kinnte. Endlich hatte 's waegk: he machte in Karme „Kehrt“, treckten hinger sich nooch un - langete aenn Schtrick us dr Ficken un band de Sietenbeimer hingene an de Kutschen feste un kroch uus den Karme raus un lußn von dr Kutschen metnaehme, bläbb aen Meelichen zericke un laatschte su recht duusemang hingerhaer. Wie he in de Schtadt ninn kaamb, schtellte he sich an aenne Schtrooßenecke un luupte de Schtrooßen uffenunger un sahk, wie uus daen Huuse, vär daen he dn Schuwekarm gefungen hatte, aen Mann rausgeschprangen kaamb un de Kutschen uffhuul un krehlte: „Wu hahn Se daen Schuwekarren haer? Daer äs miene, daer äs mich gestern uusgefiehrt woom!“ Wie Fritze das sahk un hierte, saate he vär sich: „No, waerd fertig mettenander. Ich hah minne Schuldigkeit getonn: Daer Mann hät sinn Karm un dr Karm sinn Härm wädder. Gute Nacht, Schteinsie, in Faenster läht’s Gaeld! Dissmool riete ich nich uff dr Taterbank.“ Domett driehte he sich rimm un machte met sinn Schpazierhelzerchens aen Traeppchen bis äwwer de Wipper, noochdem machte s Muul schpitz un pfäff sich eins. Wie he heime kaamb, fraaten sin Härre, wie de Geschichte obgelaufen werre un ob he dn Schuwekarm richtig obgeliwwert hette. Fritze saate: 's werre Alles in schenster Ordnung un dr Mann hätte sich siehre dräwwer gefreit, daß he sinn Karm wädder gekreihn hette. Witter war uus dn Schtricke nischt raus ze kriehn. He doochte bie sich: „Me muß dn Lieten nich Alles uff de Nasen henge.“

23. Meister Kättel un dr Schnaaper.

(Aenne Geschichte uus aenner ganz ooln Jagdtaschen)

     Zu Riechszieten warsch dach schönner als jetzt. Fröilich geklaget worde do au schunt äwwer de schlaechten Zieten un waenn se de Glocken uff dn Roothustorme lutten, domeede de Börger de Schtieem uffs Roothus brenge seilten, do schpärr- ten se au schunt de Heise uff un kaakten un saaten, de Glocken riefe: „Zicks Hämmed uus, tragks uffs Roothus.“ Awer höbscher als zund warsch dach. Waenns Härwest geworm war un de Jagd ging uff, do kunnte sich jeder Börger aenn Jagdschien fär vier gute Groschen uff dn Roothuse löse, noochdm gab he nach vier Gute un luß sich drfeer met dn annem Jaegem därch de Schtadtmusekanten bis värsch Sundsentor bloose. Von do gingen de Schitzen vonanner, un waer de Glicke hatte, schoß au mool was. Fröilich gefaehrlich warsch in Faelle an solchen Tagen: de Laerrichen flogen ins Schteinbricker Faeld un de Miese verkrochen sich un sugar fär de Grashipper warsch unsicher, daenn veele Schisse gingen dmaeben. Dr oole K. hatte sinne zweite Fraue genummen un die wullte ehren Hushärm gaeme wiese, daß se au Wilpert gebroote kinnte, un se saate zu ehren ooln jungken Manne, he kinnte sich au aenne Bicksen borge un aenn Jagdschien löse un ehr aenn Hasen schieße. Was wullte dr oole Huskreepel mache, he mutte met nuusziehe. Väm Sundsentore luß he sich von aenn guten Fringe de geborgte Flinten lade un wiese, wie me se luusschösse, un schtulperte luus, das Ungerfaeld naan un nunger. Awer he sahk un hierte nischt von aenn Hasen un nischt von aenn Räbhuhne. I, saate he, ich zieh erschtemool ninn nach Sundhusen un trinke enn fär dn biesen Härwest- näwwel; das Rimlaufen äs jo aenne reine Hunnetraktur. Wie he sich an dr Haelme nungerschlengelte, saßen hinger aenn Widdenbusche dr Hasengroßvater met zwei Vettern uus dn Schteinbricker- und Sundsen-Faelle un speelten Wendsch. Haerre- jemine, do kaemmet dr oole K. met dr Bicksen, mie wulln uns schnaellichen uff de Socken mache, sinst äs he reine in Schtanne un schießt met sinn Schießknippele, saate einer von daen Hasenvettersch. Ach, meinte dr oole Hasengroßvater, waenns dr oole K. äs, daer äs korzsichtig, do kimme ruhig nachemool rim schpeele. Se saßen awer mieschenstille, weil dr Oole naehcher kaamb. He tolderte richtig vär dn Klieblatte, das sich aen Meelichen geduckt hatte, värbie un uff Sundhusen zu. In dr Schenke traf he Vetter Baeckem, das war eftersch au aen Jaeger. Daer saate: Gaelle, Sie han nischt gesiehn, un nischt gehiert von Wilperte? Nei, krunkste Meister K. Das hette ich Sie väruus gesaae kinne; s äs awer au kein Schade, daenn die Hasens sinn dis Johr därch de koole Witterung alle krank un de Räbhinner hahn alle de Pocken, s äs aen ungesunnes Fraessen. Do lobe ich mich de willn Aenten! Vär aen paar Owenden hah ich aenne schiene Jagd gehatt. Min Knaecht kaamb heime un saate: Härre, uff dr Haelmen sitzen aenne ganze grüße Masse Aenten. Ich lade minne Flinten, gieh nuus - un richtig, uff dn Wasser äs alles kritzegraue von Aenten. Ich war aen Linzchen zu wiet veergetraeten, dr Aerpel hatte mich waeggekriegt: brrr, gung de ganze Bloosen schtieckel zur Luft ninn. Ich läh vorne bie dr erschten an Schnabel aan, schnaape hän un schlenckere dn Schuß rim, de ganze Keeten langk bis dr letzten uff dn Schwanz. Ich saae Sie, do klaaterten se bis Bärbisläwwen nunger. Wie hahn verzen Tage langk Aentenbrooten ze aessen. Meister K. meinte so recht in Värtrouen, waenn he dach mant aenn Hasen fär Gaeld un gute Worte kriee kinnte. Nischt lichter als das, saate Vetter Baecker. Mie hahn vär etlichen Tagen aenne Triebjagd gemacht un do hah ich mich aenn Hasen äwwer den Schtaegk in min Goorten un in dn Schtall triebe looße. Waenn Sie das Beist hah wulln, kinnses gekriee, 's soll mant aenn Gulden koste. Dr Handel wurde feste gemacht un Meister K. ging met zu Vetter Baeckem: daer fiehrten in dn Schtall un langeten aenn Schtallhasen (in Värtrouen gesaat, s war aen richtger Schtallhase, aen Urgroßvater von Kamickelbocke) haer un schteckten Meister K. in Bicksensack. Daer blaechte sinn Gulden un schobb obb, an dr Haelmen wädder naan. Wie he an de Rudebricken kaamb, fuhlsen inn, daß dr Hase Wilpert werre. Do he kenn Schtrick bie sich hatte, langete he sinne griensiedene Gaeldbeerschen ruus, wickelte de Zuschnierbenger dn Schtallhasen im dn Hals, band ehn an aenn Widdenbaume feste un lähte s Kuhbein an dn Backen un schoß luus. He bekamb aenne Backpfiefen, wie he se sinn Laewestage nach nich gekriegt hatte: wie he wädder zur Besinnunge kaamb, da war kein Hase un keine Gaeldbeerschen mie ze siehn - un triebsaelig un ganz dimiede schläch he heime zu sinner jungken Fraue. Eimool bän ich uff de Jagd gegiehn un nie wädder, saate he, band sich aenn Muulkorb imme, weil he Zahnschmärzen hatte, un lähte sich in de Falln.

24. Zwei Nordhisser in dr Schlacht von Jaehne 1806.

De Schlacht hotte kummest aangefangen,
Do gings schund scheib, se märktens boole.
Meergoorten schpricht met Angest un Bangen:
„Baumbach, mie zweie kinns au nich hoole!“

„Freiwillige veer!“ Su huuß es zund.
Jae Preestchen, es rippelt un reget sich Keiner.
Dis war dn Hauptmanne dach zu bunt:
„Was Kaerrels, es maeldt sich au nich Einer?“

Do krichte he bien Schlafittchen mich Un
räß mich raus uus Reih un Gliede,
Baumbachen au, daer winget sich Wie'n
Worm; un ganz erbaermlich titte:

...Was wunn Saen met mich ormen Schinger?
Härr Hauptmann, looßen Se mich mant luus!
Im tousend Gotteswillen, ich hah jo Frau un Kinger!“
's hulf nischt - mie mutten uff Posten nuus.

Gliech druff - de Flinten ins Korn geschmässen, - Furt;
heime! - Sinst hetten se uns tut kartaetscht! - Wie sie achte
lutten zun Owendaessen - Simme uff dn Kritzen äwwem
Zuun gekraetscht.

25. Jeder Jaeger hat dn kliegesten Hund.

     In aenner Gastschtowwen hier henget aen Fuchsschwanz met aenner Klingel, die nach jeder Liegen gelutt ward, ungern Fuchsschwänze schtieht aen runner Tisch un an dn Tische saßen an aenn Owende Liete bien Biere un mang dean Lieten saßen au zwei Jaeger von hier. Es worde hän un haer gestoriget un s duurte nich lange, do schprachen de beiden Jaeger von dr Jagd un von ehm Hunnen un zwar jaegerlatiensch. Un was de Zweibeiden do zusammen gelatienscht hahn, das will ich hier uff nordhisch värzehle. Daer erschte Jaeger schprach von sinn Hunne, un wie siehre klugk daer werre, un värzehlte disse ganz wohre Geschichte: Wie de Jagd uffging, do jagete ich in aenn Napperfaelle an dr Schwarzbörgi- schen Graenze un schoß aenn Hasen aan, daer luuf, wahrscheinlich weil he in dn Schwarzbörgischen geboren war un in sinner Heimat schtaerwe wullte, äwwer de Graenze uus dn Pröischen ins Schwarzbörgische, lähte sich nich wiet von dn Graenzschteine hän un machte’s Taestemaent. Min Karo schprang wie dr Wind hinger dn Hasen haer, war met enn Satze äwwer dn Graenzschtein waegk un wullte dn Hasen bien Leffeln kriee un brenge. Do sahk he dn Wachmeister im de Ecken kumme; min Karo, daer ganz genau weiß, daß me nich äwwer de Graenze jage därf, duckte sich schnaellichen wie der Blitz nädder, schläch sich nach dn Hasen hän un lähte sich lengelang uff den Hasen, su daß dr Schandarme nicht siehe kunnte. Erseht wie dr Wachmeister furt war, do broochten he räwwer geschleppt. No, saate dr zweite Jaeger, uff sinne Oort äs din Vieh nich dumm, aber min Nero äs dach nach geschöider: In veriger Wochen jagete ich in Tepperfaelle un schoß aenn Hasen aan. Min Hund schprang hingerhaer, awer wie he an de Schußschtelle kaamb, bläbbe uff einmool schtiehe un luß dn Hasen laufe, was he wullte; hierte au nich uff min Zu­rufen, daß he hinger dn Hasen haer seilte. Wie ich daenn nune hänkaamb zu minn Hunne, do sahk ich, was ich fär aenn klugen Hund hatte: Ich hatte dn Hasen dn Buchch uffgeschossen, aenne Kallunn war ruusgefallen un die hull dr Hund feste un luß den Hasen laufe, bis das Gedaermeze obbgelaufen war. Noochdem wäddelte he met dn Schwänze, als ob he saae wullte: „Siehste wulle, daß ich nich met dn Dummbittele gekloppt bän!“ Ich trat naehcher un uff dn Kallunn un min Nero ging ganz dusemang uff dn Hasen zu, daer feste schtiehe mutte un nich witter kunnte, un broochten mich haer.

26. Dr allerkliegeste Jagdhund.

(Uus dn Jaegerlatienschen in Nordhiesche äwwersetzt)

     Kürzlich värzehlte ich von dn beiden klugen Jagdhunn in dr Zietungen un aen paar Tage schpieter kaamb ich s Owends bie Schuberten, daer in dn „heiligen dröi Kehnigen“ in dr Kranichschtrooßen wohnt (in daer Kniepen wurm immer schie­ne Hunnegeschichten värzehlt, und de schennste, von daen zwei Jagdhunn, die därchs Faenster geschprungen sinn wie s aenn Donnerschlagk getonn hät, vär­zehlte Schubert, dr Wärt, saellewer an höbschten). Do saß einer uff dn Kanepee in dr Ecken un nootschte Saelterswassers, daer meinte, he wißte aenne Hunnege­schichte, de ginge äwwer de Hutschnuum, un he lähte lus un värzehlte: Min Hund, s äs aen Jagdhund, hät in Sommer ganz un gar nischt ze tune un do fiehre ichen schpaziere uff de naechsten Derfer. Eines schienen Tages do notteln mie alle Zweibeide nach Riddigesdorf zu; wie me an Gesundsbome värbie un uff die Höchte gekummen sinn, in dr Naehe von Antequarscheichen, gieht min Hund uff dn Acker un fenget aan ze kratzen un ze kriwweln; ich gucke hän, siehe awer kenn Loch, kenn Muuse-, kenn Hammester- un kenn Fuchsloch; nöigierig wie ich bän, fange ich met aan ze kriwweln met dn Schtocke un immer emsiger kratzt min Hund; endlich, was brengete zun Veerschiene? Aenn halwen Pfiefenkopp! Ich hatte jo schunt gehiert, daß me Pfiefenkeppe uusgegraben hette, awer ich hatte keine Ahnunge, wie min Hund drzu gekommen war, dn halben Pfiefenkopp uuszekriwweln; ich nahmb dasserwaegen dn Pfiefenkopp in de Hand un wischte druffe rim; was sahk ich? Uff dn Pfiefenkopp war aen Räbhuhn gemoolt. Dr Hund hattes also gerochen, daß uff dn Pfiefenkopp in dr Aem aen jagdbarer Vogel gemoolt war. Mie gingen nune nach Riddigesdorf zu un kehrten bie Vetter Pietem in un ich beschteilte mich, do ich Apptit gekricht hatte, aenne saftge Brootworscht. Wie ich dodranrim achelte, schwenzelte min Hund im mich rim; wie ichen gar nischt von dr Brootworscht obgab, schprang he näwwer nach dn Dorfbache, un wie he wädder räwwer kaamb, was brochte he mich? - Aen Bliemelein Vergißnichtmein! No was saate do drzu? - Daß ich dn Hunne gliech aenne ganze Brooteworscht broote luuß, brauche ich wohl nich besonderscht nach zu bemerke. Uff dn Heimwaege, wie me in de Gumpen kamen, begaegnete uns aen Reiseon­kel. Wie min Hund daen sahk schprang he hän un schtellte dn fremmeden Mann. „Vetter“ saate ich, „Sie hahn gewiß min klugen Hunne mool was getonn!“ „Nei,“ saate daer, „das kann nich meeglich gesie, daenn worim? ich bän nach gar nich in disse Gaegend gekummen! ich reise in Zigarm un will de Dorfwärte obschtroofe, . ¿cjj daen was uffgehenge kann!“ Do fraate ich daen Reiseonkel: „Vetter, saan Se miche mool wie heißen Sie daenn eigentlich?“ Dr Reiseonkel saate: „Min Name äs Harsch!“ „No“, saate ich, „nune äs es mich klar wie Klußbriehe, weshalb Sie dr Hund geschtellt hät; daer häts gerochen, daß Sie aenn Wilpertsnamen hahn, un do hät he gedoocht, he mitte sinne Schuldigkeit als Jagdhund tue!“ „No, was saan Sie nune zu minn Jagdhunne?“ Ich saate gar nischt, un fraae minne lieben Laeser, was sie drzu saan?

27. Dr nöientdeckte Mönnichsgang.

     Allen Nordhissem ässes bekennt, daß mie hier veele Mönnichsgenge hahn, un von Ziet zu Ziet schtärzt au mool einer in, dometts de Liete au erfahm, wu de Mönnichsgenge sinn: Uff dn Könnigshowe, uff dn Schteinwaege, uff dn Töppermarte un sugar in dn Goorten, wu se s Tivolitheater hängebout hahn. Dr letztere sali meich bis nach dn Himmelgoorten giehe. Waenn das Alles wohr äs, do missen frieher de Mönniche un den Nönnichen, die sinsten nischt ze tune hotten, Tagk un Nacht Muulwörfens geschpeelt un in dr Aeren rimgewiehlt hah, un in daen Gange nach den Himmelgoorten do missen su aen paar orme Schwarzrecke geschtann un von Roßmannsbache ’s Wasser, das därch de Decken getreppelt äs, in aenn Tippchen uffgefangen hah.

Von daen nöientdeckten Mönnichsgange, von daen ich hiete värzehle will, hätteme sinsten nach nischt gehiert. Un dorum will ichs hier drucke looße. Domett sich awer de Liete nich wädder de Köppe zärrießen un roten, waer woll de beiden Männer gewaesen sinn, will ichs gliech saae, dasses gar nich gerne siehn, waenn me de Namens rott, un daesserwaegens will ichen falsche Namens gaebe.

Also dr Rentier Brickemann luß in vergangen Härweste, wie he 's alle Johre titt, von dn Mieer Hinnerbein alle Löcher an Huuse verschmeere. Nachmittages gaegen dröie kaamb dr oole Hinnerbein un saate: „Herr Brickemann, alle Ehre Löcher sinn zugeschmeert, hahn Se daenn nischt mieh ze tune, 's äs dach su wie su aen angerässener Tagk?“ Herr Brickemann saate: „No, do giehn Se mool in Kaellr nunger, ob do nach Alles in Ordnung äs.“ Hinnerbein nahmb de Gölten un s Schmeeriisen un schtaapelte in dn Kaellr nunger. Nach aenner Vertelschtunne kaamb he jaepsening ruff geschtärzt un saate: „Herr Brickemann, in Ehren Kaellr äs aen Mönnichsgang.“ „Was, aen Mönnichsgang? Schnaak, do dervone hah ich nach nischt gesiehn un gehiert.“ - „Dach, dach,“ saate dr Muer, „aen richtger Mönnichsgang; brengen Se mool aenne Oelfunzel un aen paar Zietungen zu Filebussen un kummen Se met.“ - Herr Brickemann totts un kreepelte met nunger: Richtig, aen Muerbogen war do un Hinnerbein hatte au schunt aen Loch gemacht das sahk ganz schwarz uus. He brach nach mie Schteine ruus, su daß aen Mensche därchkruche kunnte. „Nune schtecken Se mool aenn Filebus aan, ob de Luft au gut äs, domette me nich värschtickt.“ Das Filebischen brannte ganz schiene värn Loche; in Loche un hingem Loche. „Do kimme’s gewage“, saate Hinnerbein un schteckte sinne Schpazierhelzer zun Loche ninn un huul de Hand hän un saate: „Nune hooln Se mich feste, domet ich nich versinke.“ Hinnerbein awer versank nich: nei, he kaamb siehre boolichen uff festen Grund un Bodden; als he daen fiehlte, luß he sich s Laempchen gaebe un lichte imhaer. „Herr Brickemann, nei das schiene Kritzgewellene, kummen Sie mant schnelligen au räwwer!“ Brickemann schteckte de Kricken au därchs Loch un wörgelte sinn Schmärbuchch därch un guckte sich noochdem s Kritzgewellewe aan. Un Hinnerbein meinte, se hetten hiete aerrn glicklichen Tagk, daenn das werre aen Kaellr, wie kein zweiter in Nordhusen ze fingen werre. Wie he nune su im Gewellewe rimschniffelte, do sahk he aenn Kasten in dr Ecken; he beguckten von allen Sieten un meinte: „Daer Kasten äs gewiß veele tousend Johre oolt, awer de Bliemichens, die dran gemoolt sinn, die siehn uus, als waenn se erseht verigtes Johr uffgetragen werm. Nune klappte he dn Kasten uff, un was fung he drinne? - Eppel! He bäß enn aan un saate: „Herr Brickemann, de Eppel sinn su frisch un schiene, als waenn se gestern von Baume gebrochen werm. Das äs aen Prachtskaellr, daenn wie veele hunnert Johre sinn woll de Eppel oolt. Daen Kaellr hooln Se jo in Ehren!“ Herr Brickemann bäß au in aenn Appel un fand, daß Hinnerbein Raecht hatte. Nune sahk Hinnerbein au nach aenne Schteintreppen. He gab Herr Brickemann de Funzel un saate: „Lichten se mool, ich will mool siehe, wu de Treppen haenfiehrt.“ Domett klaetterte he in de Höchte un kaamb met dn Daetze an aenne Fallteem, un wie he die uffgehoben hatte, do guckte he ins Haelle, un was sahk he? - Aenne Husfluem, un vär dr Husteer schtand dr Napper, das war aen Schuster, und hatte aen Faettbruut uff dr Fuust un wullte aeben anbieße. Wie daer de Fallteer awer klappere hierte, guckte he sich imme un sahk aenn Kopp ruusgucke uus dn Kaellr, do rutschten vär Schraecken s Faettbruut uus dr Hand un fuul uff de unraechte Sieten un he krehlte sinner Frauen zu: „Rieckchen, Rieckchen, in unsen Kaellr schpiekts.“ Wie he das saate, do klappte de Kaellerteere zu un ungene saate Hinnerbein zu Härr Brickemann: „Hiehren Se ich glaube, dissmool do simme unraecht gekommen!“ Un ßrickemann meinte: „Mich schients au su!“ Domett waeweiten beide zericke därchs dunkele Loch. Un wie dr Meister Schuster met sinner Fraun im Kaellr rimlichte, do war Nischt ze siehn un Nischt ze hieren, su daß he feste dr Meinung war, es hette waerksen geschpiekt. Die beiden Schpiekenickel hahn au bie dieser Meinunge gelooßen un hahn in aller Schtille dn Zugang zun Mönnichsgange wädder zugeklitscht.

28. Äwwer de disjaehrigen Aemte-Uussichten.

     hat dr schteinriche Buuer Christjan Schnabel, daer vär Faette knappenaehrlich nach gejaeppse kann, folgende Meinunge:

Dr Winter war jo woll nich siehre koolt, awer hae war au nich siehre warme. Was me an Holze erschpart hat, mußte me fär dn Dokter un Apthieker uusgaebe; dn Schtockschnuppen un Reißmethismus worde me nich luus. Schniee un Raegen häts fast gar nich gegaeben, s Waetter war gar nischt waert; de Soot hatte keine Decken nich, un werre bien Haerichen värfrom. Waenn se nune au nich värfrom äs, do wärd dach nischt omdtliches druus, daenn s äs au keine Fiechte in dr Aeren, un se wärd boolichen värdorre, un waenn se au nich värdorrt, do schießt se ins Schtruh un s scheffelt nich. De Flisse sinn nich uusgetraeten un hahn nischt äwwerschwemmet, s wärd aber au kein Hau un Grummet gaebe, un s orme Vieh misse me obgorgele, sinsten krepierts vär Hunger, un waenn au was wechst, s fittert nich, s Vieh frißt sich mant dn Wanst voll un frißt sich Schaden aan. S Wasser in Baechen wärd boole alle waere un de Milln waem in korzer Ziet schtille schtieh, do kinn me noochdem s Korn un dn Weizen uff dr Kaffeemilln gemahle. Dr Friehling äs höbsch frieh un raecht frindlich gekummen, awer gliech saß au dr Frost wädder drhinger, daer hät dn Hienem dn Eicherschtock värfrom un de ganzen Kärschblieten geriehrt, daß se innewennek ganz schwarz uussiehn. Waenn dach etwa nach aen paar Kaem kummen, do fraessen se de Dohlen, Schtaare un Schpärlinge ob. De ändern Owestblieten sinn zwart nach nich musgekrochen awer veele wärds drmette au nich waere, me kanns sichs schunt gedenke: was de Wörmer nich aanfraessen, schettelt dr Wind ob, un was etwa dach nach druffe bliewet, äs verkreepelt un verhozelt. De Kartuffeln waem au nich besondersch geroote; waenns veele raegent, do waem so woll grüß, awer au siehre waesserig; un waenns nich raegent, do waem se woll maehlig, awer se bliewen kleine wie die Hasselnisse. Dn Solat fraessen de Schnaecken un de Raegenwörmer, un de Pfiefer rieten dn Riwwesoomen hohl un dr orme Kuhl ward von dn Geschmeiße un Ruppen ganz zerfraessen. Un waenn schließlich in Härweste dach nach aen Linzchen gewachsen un aen Meelichen äwwrig gebläwwen äs, do ftaessens de Hammester un Miese. Daß Gott erbarm, s äs aen truuriges Johr, hingene un vorne!

29. De Ostersensur.

     Kömmt dr Levy su Ostern heim vons Gymnosium un legt Mutterleben vor de Sensur, auf welcher hinter jedem Lehrgegenstande stehen die Buchstaben s. s. („sehr schlecht“). Fragt Mutterleben dn Levy: „Wie haißt, s. s.? Was haben su bedaiten die beiden s. s.?“ Sagt der Levy: „Sollen die s. s. bedaiten: „so siemlich!“ - Meint Mutterleben: „Levy, du ärrscht;“ ‘s ward bedaiten „sehre serstrait!“ Was wird dr Tatte angeben, wenn er sieht, daß de bist sehre serstrait!“ - Der Tatte, der nebenan ins Kontor angehört hat die Konversazjon, kommt herein und fragt: „Was hats gegeben, was gibts?“ Mutterleben sagt: „Siehste de Sensur? Siehste de s. s.“ Siehste, daß der Levy is in der Schul sehre serstrait?“ - Levy brüllt: „Nei, Tatte, soll heißen, soll bedaiten „so siemlich!“ - Donnert da der Tatte los: „Levy, gehste nu drei Johr ins Gymnosium auf de hohe Schul un ich hab besahlt das schwere Geld imsinst fär de Schul, weil de nicht waißt un nich gelernt hast, daß „siemlich“ geschrieben ward mit dem set (z)! - Was kanns haißen, was wärds haißen, ich wills dr sagen, was de bedaiten ward „s. s.“ - es kann nur haißen - „sur sufriedenheit!“

30. Dr Erwichsche Dokter.

     Vär langen Johren laebete in unsen Napperdorfe Erwich mool aen Dokter, daer war wiet un breit benehmet waegen sinner Klugheit; aen Patzjaenten bruuchte daer gar nich ze siehn; waenn me mant Wasser von dn Kranken broochte, do najunb dr Doktor sin grußes, langkes Schpärrguckewiet (was me sunsten au aen Faernruhr nennt un was he sich uff aenner Aktzjon in Gettingen gekauft hatte) un guckte doderdärch ins Wasser un do sahk he drinne ganz genau de Krankheit. Daesserwaegen luufen de Liete uus dr ganzen Gaegend nach Erwich zu dn klugen geschöiden Dokter, waenn aen Krankheitsfall in ehrer Familje veerkamb. Aen Buuer uus dr Napperschaft war au schunt eftersch dogewaesen un es war ehm au schunt allerhand uffgegfalln: su zum Böischpeele, daß de Frau Doktern erseht allemool de Liete uusfraate, ehe se nuff uff de Äwwerschtowwen zu ehm Manne giehe luuß: un noochdem hatte he au gehiert, daß me därch aen Fämglass in dr Nähe gar nischt siehe kinnte. Korz un gut, de Klugheit un Allwissenheit des Herrn Doktersch kamen ehm siehre värdaechtig veer un he nahmb sich veer, waenn he mool wädder zun Erwichschen Dokter mitte, do wullte he sichs Muul feste zuhoole, domet de Dokterschen ehn nich uushorche kinnte. Un richtig, he mutte boolichen mool wädder hän nach Erwich schtaelzte, weil sin Junge von dr Letter geschtärzt war un daem de Knochens siehre wiehe taten. Dr Oole machte sich met aenn Arznöiglase voll Wasser uff de Socken, un wie he nach Erwich ins Dokter-huss kaamb, setzte he das Glass vär sich hän un totts Muul nich uff, wie de Dokterschen ehm de Kinste obfraae wullte. De Dokterschen schlumpte daesser-waegen ob un saate zu ehm Ooln, s were ungene einer, uus daen were nischt ruuszukriehn, daer mißte dn Kinnbackenkramp hah. Dr Dokter meinte, se seilten mant ruffschicke. Sie rief nune dn Buuer un daer trampte de Treppen nuff un schtellte n Dokter s Glass vär de Nasen un saate kenn Wort. Dr Dokter guckte met sinn langen Fämruhre ninn un schettelte met dn Koppe un meinte endlich nach aenner Wielen: „Aen intressanter Fall!“ Wie das dr Buuer hierte, do gingen s Muul uff un he saate: „ Ganz raecht, aen Fall! Nune saan Se mich awer au, wie veele Letterschprossen huch he rungergeschtärzt äs!“ Dr Dokter guckte nachemool därchs Schpärrguckewiet un zehlte un zehlte bis säwwene. „Nei“, saate dr Buuer, »das schtimmet nich! daenn worim, „s sinder drizzen gewaesen.“ Do fraate dr Dokter: „Hahn Se mich daenn das ganze Wasser gebroocht?“ Dr Buuer meinte: Nei, daenn s weere nich alles in das klenne Arznöiglass ninngegiehn. Dr Dokter saate „Do äs es freilich kenn Wunder, daß ich de Letterschprossen nich alle gesiehn hah; de annem saechsen sinn in daen nichmetgebroochten Wasserraeste gewaesen.“

31. Schulrevisjon.

     In aen Napperdorf kaamb dr Herr Schulrat un wullte noochsiehe, ob dr Herr Kanter un de Kinger au omdtlich fließig gewaesen werm. S ging alles raecht höbsch un dr Herr Schulrat un dr Herr Kanter waren met dn Antworten dr Kinger siehre zufreeden un au dr Herr Paster nickte ganz artlich met dn Koppe, wenn de Kinger was saaten. Wie nune dn grüßen Kingem ehre Klugheit boolichen obge-fraat worm war, do kaamb su aen saechsjaehriger Abcschitze ninn in de Schule getrampt un saate: „Gun Morgen!“ Dr Herr Schulrat fraate den klenn Quaecken-hammester, was he daenn fär aen Buch do hette? Dr Junge saate: das äs aen Abcbuch! un schlugks dobie uff. Do schtand vorne uff dr erschten Siete aen grußer maechtiger Kickerickikhahn obgemoolt. Dr Herr Schulrat fraate: „Mein Söhn-chen, was ist denn das für ein Tier?“ Dr klenne Schtift guckte das Getierze von dr Sieten aan un blinzelte drzu met dn Auen un saate: „Du, das muß aen Baer siee!“ Ungerdessen war der Herr Kanter bie der Geographie aangekummen. Dr Herr Schulrat hatte Lust zum Fraaen gekricht un su fraate he „Kinder, wenn man hier auf unserm Standorte ein Loch durch die Erde bohrte, wo würden wir endlich herauskommen?“ Nach aenn Wielichen maeldete sich aen Junge un saate: „Uus dn Loche!“ - Nune am Enge des Aexamens do fraate dr Herr Schulrat au nach Schprichwertem. Das war dn Herrn Kanter nich siehre gelegen, weil he solche nich ingepaukt hatte. Awer s ging von Anfänge ganz halewaege: „Aller Anfang äs schwer, das dicke Enge kommet meist hingerhaer. Morgenschtunne hät Gold in Muule. Waer frieh uffschtieht, der ißt sich orme, waer lange schleeft, daen bliewet s Bettchen warme. Freihk äwwem Mist, do weißt de, was de krichst.“ Aber nune war dr Zwäm alle un es trat aenne grüße Generalpause in. Do uff einmool, dr Herr Kanter kreikts met dr Angest, hub dn Schofmeister sin Jingester, aen langker Laban, daer zu ungerscht saß, dn Finger in de Höchte un wullte au was haerbae-te: dr Herr Schulrate freite sich siehre dräwwer un saate: „Na, schieß los, meiSöhnchen“. Un Christjan lähte lus un saate sinn Spruch: „Lieber wollt ich ledig leben, al dr Frau de Hose geben!“ Wie nune dr Herr Schulrat ehn fraate, ob dr schiene Värsch in sinn Laesebuche schtenne, do antwortte Christjaenichen: „Nei, drheime im unse Suppenschissei rim!“

32. Der geräwwene Baeckermeister.

     Von dn Lieten, wudervoone ich värzehle will, titt kenn aen Zahn mieh wieh, un met ehm Knochens hahn de Jungens schunt lengest Quaetschken von Baume chmässen; awer de Geschichten, die nune folge selln, waem immer nach vär-zehlt- In Oolndorfe wohnte vär langen Johren aen Gottesgabendraechselaer oder Baeckermeister Gottfriede met sinner Ooln, un beide laebeten siehre gut, daenn worim? sie hattens, un s schmeckten au. Un dasses dn beiden au bekaamb, das kunnte men aangesiehe. In jungken Johm hatten se alle zweibeide tichtg geschanzt un gebullicht un höbsch uff de huche Kanten geiaht un ein Kapitaelichen nach den annem zesammengekratzt un uff Hypothekerchens värborget. Als Nutfennegk awer un Auenweide hatte sich Meister Gottfriede aenn ganzen Strump voll Goldfichse zesammengewaechselt, dodermette schpeelte un klingelte he s Sunn-tagknachmittages, waenn he witter nischt ze tune hatte, un disse Musik war ehn liwwer, wie die, die de Schtadtmusekanten machten. S Schanzen un Bullichen war awer zur Wohlhabenheit nich de Hauptsache gewaesen, he hattes gelernt, daßes Klappern zun Handwerke gehierte un das Knappsen un Gemengeliere au; daenn wuzu äs daenn das Mittelmaehl do, waenns nich met verbacken waere sali? saate sich Meister Gottfriede. Un dodrinne war he anderscht gesinnt, wie hiete unse Baeckermeister; de sinn raechtschaffener un knappsen un mengelieren nich wie Meister Gottfriede. In sinn ooln Johm do schtand Meister Gottfriede met sinner Ooln s Morgens nich mieh friehe uff; dr Waerkfiehrer un de Geselln besorgeten das Gescheite alleine. Meister Gottfriede war dr Meinunge, fär die paßte das schiene Schprichwort: „Morgenschtunne hät Gold in Muule,“ fär ehn un sinne Oole awwer das annere: „Waer frieh uffschtieht, daer ißt sich orme, waer lange schleeft, daem bliewet s Bettchen warme.“ Awer „s Laebens ungemischte Freide wärd kenn hier su ganz zu Teil“, daenn in aenn schienen Friehjohre do fuhren saechs Knaechte von aenn Holzhaendlaer alle Morgen värbie un klatschten su merderlich zun Barwessen un Oolndorfe nunger, daß de Gense in Schtalle luut vär Schraecken luuskaakten un de Liete in dn Betten in de Höchte fuhm. Meister Gottfriede fröilich hierte dodervone nischt: daer saagete, wie he s de ganze Nacht därch tat, Holz met sinn Gorgelschtocke un schnarrichte furt, awer sinne Oole fuhr allemool därchs Pietschenkunzärt „ims Morgenruot empor uus schwieren Trei-men“ un värwinschte de Schnaaper un Klatscher in de hingerschte Helln, un von dr Ooln ehm Gebaellewer wachte endlich Meister Gottfriede au uff. Do saate dr Meister eines schienen Morgens zu sinner Huuskrune: Ooler Huusdrache, hool de Schnuußen; s kost uns saechs gute Groschen, domeete sinn me das Pietschengeknalle lus. Daß ehr Oolr nich uff dn Kopp gefalln war, wußte de Meisterschen awer se kunntes sich dach nich zusammengerieme, wie he das wullte aanschtelle. Am annem Morgen kraepelte Meister Gottfriede zun Bette ruus, schtoppte sich de lange Pfiefen un schtellte sich in de Teer. Wie de Pietschenschnaaper kamen, saate he: die kinnt ganz höbsch geklatsche, awer firme drinne siede dach nach nich. Gaeht mich mool aenne Pietschen haer, ich will uche mool wiese, wie me klatsche muß. Un he klatschte ehnen aen richtges Meisterschtickchen veer. Nune, saate he, Kaerrels, waenn die nune alle Morgen su aen Morgenschtickchen klatscht, iche hiere das siehre gaeme, do kriehte allemool 2 Groschen von mich zun Schnapse. Dn annem Morgen huuln se alle Saechse vär dn Meister sinner Teer un klatschten ehm sin Morgenschtaennichen; Meister Gottfriede machte s Faenster uff un warf aen Zweigutesgreschending nuus; un su gings dn zweiten un dritten Morgen. Wie sich awer Meister Gottfriede am vierten un finneften Morgen nich siehe luß, so saaten de Knaechte ungemanner un luußen de Schlawwer henge: Waenn dr Teig-klitscher kenn Trinkgaeld mieh gaebe will, do klatsche me zun Schuur ehm au nischt wädder, do kanne sich was pfiefe gelooße. Dodermett war he de Paaferöi lus un he kunnte furthän met sinner Ooln s Morgenschlaefchen gehoole. - Dr Meister hatte awwer usserdaem dach nach manchen Aerger un dn meisten äwwer sinn Napper äwwer de Schtrooßen näwwer; das war au aen Baecker. Die beiden Kullegen kunnten sich nich geruuche; waenn se gekunnt hetten, hetten se an liwwesten aenanner aenn Kanker gekout. Das Geschtichele un Gehohnaeckere hierte mang daen Beiden nich uff. Meister Gottfriede klissierte dräwwer nooch, wie he sinn Napper mool su was Omdtliches uusgewische kinnte, un s duurte au nich lange, do hatte he aenne raechte Bosheit un Näddertracht uusgeheckt. Eines schienen Sunntag-Morgens kraepelte he vär Tau un Tage uus dr Falln ruus un schtaewwelte sich met väm Backuwen un sahk zu, wie de Wieber von Kritzen un uus dr Rusengasse de Brootpfann aangeschleppt broochten. Eine von daen Muh-mens, das wußte he siet Johren, broochte alle Sunntage aenn klenn Kallewesbroo-ten; de Frau awer hatte aenn Schlachtschwaertrachen, aenne gedoppelte Rewol-werschnuußen. Zu daer saate he: Miehmichen, aen Kallewesbrooten das äs aenne reine Verschwendunge, Kallebfleisch äs Hallebfleisch, un gitt kenne Krefte un kenn Faett; kaufen Se sich mool aen paar Pfund Schwinnefleisch, do kinn Se sich druff verlooße, do gitts aen Faettwerk, daß Se de ganze Wochen dervoone geschmeere kinn. De Muhme saate, sie wullte s au mool värsuche, obs wahr werre. Un richtig, am naechsten Sunntage broochte se zwei Pfindchen Schwinnefleisch jjj dr pfann. Meister Gottfriede besorgete an daen Sunntage de Brootens saellewer, un was machte he? Met aenn grüßen Leffel leffelte he von daen annem Brooten s Faett ob un dr Muhme in de Pfann, daß se gequutschte voll war. Wie de Muhme kaamb un das Faettwaerk uff ehm Brooten sahk, do saate se: „Meister, Se hahn Raecht, Schwinnefleisch äs Hauptfleisch“ - se trug de Pfann heime un schmeerte de ganze Wochen von dn Faettwaerke. Su gings dn zweiten Sunntag un dn dritten. Dr Meister doochte, nune wärd jewoll dr Ooln ehr Schlachtschwaertrachen orndtlich ingeschmeert sie; un wie se dn verten Sunntag met ehm Pfaennichen aantrat, do saate de oole Teigknapser: „Muhme, dr Uwen äs gerappelte vull, s gieht au nich aen Fiemichen meh ninn; nei, was mich das duuert, tragen Se dach hiete dn Brooten mool näwwer zu minn Napper“. De oole Schraape zogk met ehrer Pfann ob un tappelte zun annem Baecker. In dr Mittagesschtunne, wu de Wieber de Brootens heimelangeten, schtaewwelte sich Meister Gottfriede hinger sinne Huss-teer, machte de Uhm lang un luurte uffs Truuerschpeel, un das fung au boolichen aan: de Muhme uus dr Rusengasse schpazierte met dn Topplappen in dr Hand zun Napper fißafieh ninn un kaamb au wädder ruus, awer s Waetterglass schtand bie ehr uff „Schtorm“, un de Kinnbacken waewwelten näwwer un räwwer, daenn von Faettwaerke war in dr Brootepfann nischt ze siehn: In dr Mitten lagk s värhoozel-te Brootenschtickchen un do drimmerim quutschelte su aen Meelichen ormsaeli-ge Briehe. Wie de Oole uff de Schtrooßen kaamb, schtellte se de Pfanne hän uffs Schtrooßenpflaster, schtemmete de Fieste in de Sieten, schpärrte dn Schlachtschwaertrachen uff un zogk lus: Verflökter Schpitzbuwe, ooler Jeekel, Faettob-schöpper, das sali Brootenbriehe siee, kenn Faettaue äs druffe, kumm ruus, dn Gor-gelschtock rieße ich dich uus dinner Laeckerschnuußen! Un su krakehlte se witter, bis ehr dr Odden uusging. De Liete rässen de Faenster uff un schteckten de Köppe ruus un hierten das schiene Sunntageslied met aan, un Meister Gottfriede daer huul sich dn Buchch vär Freide, daß he sinn Napper su aenne Faestpräddigt värschafft hatte.

33. Der geräwwene Baeckermeister.

     „De Hummelkeenige“ waem de Liete in aenn Napperdorfe genannt. Sie hierens awer nich gaeme, drim nenne se liwwer nich su, waenn de nich aenn Buckel voll met heimnaehme witt. De Ursache sali von folgender Geschichte haerriehre, die awer wahrscheinlich gar nich wohr äs: In aenn trockenen Sommer, wu kenn Treppchen Raegen falle un alles uffen Faelle vertrockene wullte, machte aen Schpaßvogel daen Lieten in der Schenke wies, in Erfort do werre einer, daer machte Gewötter fär 200,100 un 50 Taler, do kinnte sich jede Gemeinde eins kaufe un lange. Dr Schulze un de Scheppen hierten das un hieltens fär Wohrheit un versammelten die Gemeinde un do worde beschlossen, se wullten sich aen Gewötter fär 50 Taler kaufe. Der Gemeindeschtierinnaehmer un dr Gemeindediener, dr Letztere met aenn Sacke un Schuwekame, worden met aenn Zehrpfennige nach Erfort obgeschickt un seilten das Gewötter lange. Wie die Beiden nach Erfort kamen, fragen se, wu daer Mann wohnte, daer de Gewötter machte. Awer zuerscht wullte das kenner wisse. Als sie noochdem nachemol fragen, do wässe se aen Haerre raechts im de Ecken ins dritte Huss, das war aenne Aptheken. Durten fungen se aan ze handeln im aen Gewötter, das sollte nich su schtark sie un nich su siehre in de Breite gieh, weil ehre Faeldflur nich su breit werre. Daer Aptheker fragk, wie veele Gaeld se färsch Gewötter anlehe wullten, un meinte, wie he von 50 Talern hierte, do kinnten se au keins von den grössten gekriehe. Dr Aptheker ging nune nuus un nach aenner Wielen kam he wädder un broochte aen verschnier-tes un versiegeltes Schaechtelchen un saate, do wörre s Gewötter drinne, un se seilten s jo in acht naehme un nich uffmache, sinst schliege se dr Blitz musetudt. Do meinte dr Gemeindediener, do hette he kein Schuwekarm brache metzenaeh-men, das Schaechtelchen hette he in dr Ficken heimegetrage kinne. Dr Innaehmer awer saate, he seilte s nur in dn Sack tue un uff daen Schuwekarm lähe. Wie se nach uusgemachter Sache de 50 Taler uffgezehlt hatten, schtärkten se sich därch Schpiese un Trank un machten sich noochdem uff de Heimreise. Se wunderten sich siehre doräwwer, daß sich de Dörfer bie Erfort herim kenne Gewötter kauften, daenn de Felder waren durten aebensu von dr Sunne värbrannt, wie ehr Faeld derheime. Am vörten Tage kamen die Beiden wädder an dr Graenze ehrer Flur aan. Durt schtand aen willer Bämbaum, unger daen ruhten se nachemool uus. Do meinte dr Innaehmer, se wullten dachemool nochsiehe, ob das Gewötter au nach gut wörre. Daer Gemeindediener langete s Schächtelchen uus dn Sacke raus un huuls an de Uhm, de rippelte un regte sich nischt drinne. Noochdem nahms dr Innaehmer un schetteltes aen Bischen, do brummeltes un rummeltes drinne; do meinte he, s wörre nach gut, awer in Dorfe kinnten se s dach unmeglich lusgelooße, daenn do kinnte dr Blitz links un raechts ingeschlohe; es wörre besser, waenn se s Gewötter hier uff dr Flurgraenze lusließen. Daer Gemeindediener awer forchte sich un schtellte sich hingem Bämbaum, als dr Innaehmer das Maesser ruuslange-te Wie daer awer dn Bindfadden därchschnätt un s Schaechtelchen uffmachte, gings - rrrrr! un das Gewötter flogk ruuß. Do breitete he sinne Orme uus un rief: Immer langsam raechts näwwer nach unsen Dorfe zu“. Dr Gemeindediener meinte, s wörre gewaesen, als waenn aenne Hummel gebrummelt hette un furtge-flogen wörre. Wie die Beiden su do stannen un nach ehren Dorfe guckten, do schteigk hingem Dorfe aenne schwarze Wand uff un dr Donner brummete un se mußten mache, daß se unger Dach un Fach kamen, daenn es kaamb aen gewaltiges Gewötter un aen höbscher Raegen. Do war de ganze Gemeinde dr Ansicht, fär 50 Taler werre das aen ganz höbsches Gewötter gewaesen, un waenns mool wädder nietig wörre, do wullten se sich wädder eins kaufe.

34. Das Probe-Laewwerchen.

     On Volksbildhauer Konraden sinne Frau kaufte gaeme billig in. In enn Härwe-ste warn mool de Hasen raecht billig, weil se därch de Bank krank waren un daesserwaegen kenner se aesse wullte. De Frau Konraden wußte das raecht gut, awer se kaufte dach uffen Kommarte aenn Lampen un zwar aenn raecht grüßen un au, was de Hauptsache war, schpottbillig. Su aen Linzchen schupperte se sich dach drveer, weil se beforchte, se kinnte sich Schaden aangeaesse. Was machte se? Se schnätt dn Hasen s Laewwerchen ruus un brotte s ehm Oolen zun Mittagsbrote, um ze siehen, obs daen nich schadde. Waenns ehm Manne nich geschadd hette, noochdem wullte se au sich met an dn Hasenbrooten mache. Wie nune dr Oole s laewwerchen waegkgepeekert un ningeachelt hatte, do kreihks de Oole dach met dr Angest un se fraaten: „Konrad, wie hat dich daenn s Laewwerchen geschmeckt?“ He saate: „Ganz höbsch, s hette awer aen Linzchen grösser gesie kinne!“ Nach aenner Wielen do fraate se ehn wädder: „Konrad, wie äs dich daenn s Laewwerchen bekommen?“ Dr Oole antwortte: „Gut!“ Alle halwe Schtunne fraate se nune dn Nachmettagk därch: „Konrad, wie äs dich daenn?“ Daer awer kreihks Gefraae nune endlich dicke un nahm dn Schtock un Hut un ging furt zun Biere. Do machte sich de Oole au uff un ging ins Gehege zu ehm Kaffeeschwae stem, die warn gerade draane un verzehlten sich, was se zun Mittagsbruute hiete gehatt hatten un was se morgen koche wullten. Un wie de Konraden an de Riege kaamb, do saate se, se hette hiete aenn grüßen billigen Hasen gekauft, daen wullte se morgen broote. Do schlugen de annem Wiewer de Henge äwwem Koppe zesammen, ob se daenn nich wißte, daß de Hasen dis Johr alle krank wörm und daß me sich dn Tud drvoone anaesse kinnte. Do meinte de Konraden: „Ich hah min Ooln hiete erseht s Laewwerchen von Hasen gebrott, un hahn erseht Probe aesse looße.“

35. De weiche Buße.

     In aenn eichsfaellschen Dorfe hatten 2 Faellkieker ehm Pfarrer de Eppel geschtolln. Wie se nune s naechste Mool zur Bichte gingen, do troute keiner dn annem, un jeder war dr Meinunge, daß sin Kamerade in dr Bichte dn Diebschtahl bichten wörre, un uff disse Wiese machte jeder von dn Zweien sin Gewissen lichter un dr Pfarrer erfuhr zu sinner Freide sinne Eppeldiebe un verordnete ehnen zur Besserunge aenne omdtliche Buße. An aenn haellen Novaembermorgen machte sich nune dr eine Eppelschpitzbube uff de Socken un trat sinne Buße aan: de Reise nach dn dröi Schtunne entfaemten Hilfensbaerge. Wie he zun Dorfe nuus kaamb, sahk he aenn Bicksenschoß fär sich sinn Eppelkameraden wandere. He riefen zu: Ingnaaz, wu witte daenn hän? - Ingnaaz driehte sich imme un saate: Wahrscheinlich dach au do hän, wu du hän witt. Do meinte dr Erschte: Do woorte aen Linz-chen , do kimme de Bußfahrt zesammen gemache, wie me au dn Diebschtahl zesammen uusgeführt han. Nune walzten de Beiden nach dn Hilfensbaerge zu. Wie se su zwei Schtunne marschiert waren, do fung Ingnaaz aan ze humpeln, als wie waenne Lichdömer un Krähnauen aan Beinen hette, un he unkste un krunkste in einen furt. Do fraate sin Diebesbruder: „Ingnaaz, was hunkelste daenn?“ Do saate Ingnaaz: „Du häst dach gewiß au dröi Aerwessen drinne in jeden Schucke, wie iche. Dricken se dich daenn nach nich?“ Do meinte dr Annere: „Nei, ich fiehle nach nischt drvoone un waere woll au nischt fiehle; daenn worim? Ich hah se mich erseht von minner Frau koche looße.“

36. De Märtensfier.

     Zwei Jungkgeselln wohnten mool in enn Huse un alle Beide saßen an aenn Mär-tensowende triebsaelig in ehrer Schtowwen, daenn worim? S hatte se keiner zur Märtensfier ingeladen. Dr eine huß Nante Huke - daer war aen Gastwärtsohn uus dn goldnen Leewen un hatte sinn Vater, als daer ehn gesaat hatte, he seilte heirate un dn Gasthoff äwwemaehme, gefraat: „Vater, was witt du daenn mache?“ Wie daer geantwortt hatte: „Ich will mich zur Ruhe setze!“ hatte Nante gesaat: „Vater, do will ich mich dmaeben setze; looß minn Bruder heirate un dn Gasthoff äwwemaehme.“ - Dr annere Jungkgeselle huß August Flittnaer. Wie nune de Ziet kaamb, wu sich alle Liete zu Tische satzten un frehlich warn, do schtaapelte Nante näwwer zu Augusten un saate: „August mie wullen alle Zweibeide au Märtin fiere. Langk von Fleischer aen paar Pfund Magenzippel un von Baecker aen Viergro-schenbruut, un ich will dn Rutschpon drzu gaewe un do wullen mie uns au was ze Gute tue!“ August schtaelzte luus un langete Bruut un Worscht un Nante langete dn Wien uus dn Kaeller. Noochdem satzten sich de beiden Einsiedelbrieder draan un achelten un quietschen sich enn aan un warn lustig un kreizvergnieget. An annem Morgen hatte August krumme Hoore un s war’n, als ob he aenne Schmeden in Koppe hette, su haemmerte es drinne unger dr Platten. Do saate he sich: S Beste äs, du lähst Hunnehoore uff un langest dich eine von din’n 6 Flaschen Rutwien ruff, die de nach ungene in Kaeller häst. Wie gesaat, su geton! Wie August in dn Kaeller kaamb un nach sinn Flaschen sahk, do war alles lier. He räbb sich de Auen, awer von Wienflaschen war nischt ze siehn. Do gingen aen Talgklicht uff! He hatte gestern Owend nich nur sinne Worscht un sin Bruut geschpießt, sondern au sinn eigenen Wien getrunken. Un Nante schtand uff dr äwwerschten Kaellertrep-penschtufen un huul sich dn Buchch vär Freide, daß he dn klugen Augusten äwwem Leffel balwiert hatte.

37. Gewissensbedenken aenner Buuerschfrau.

     Zun Paster in aenn Napperdorfe kaamb aenne oole Buuerschfraue un wullte ehm bedrickten Gewissen Luft mache un meinte: „Min Mann äs nune geschtor-wen, Haerr Paster.“ - „Ich weiß es. liewe Fraue,“ saate dr Paster, „ich hahn jo saellwer de Liechenrede gehooln.“ - „O jo, se war jo raecht schiene, un mie danken au nach veelmools drveer, awer...“ un dobie unkste se su raecht uus Haerzensgrun-ne. - „Jo, s war raecht traurig“, meinte dr Herr Paster un fung aan, sie ze treesten. De Buuerschfraue saate: „S gieht jo alles uffen Howe sinn guten Gang, daenn min Sohn äs jo aen tichtiger Landwärt, awer, awer...“ - „No?“ fraate dr Paster, „was hahn Se daenn sunst nach uff dn Haerzen?“ - „Jo Herr Paster,“ schtotterte de Oole, „do äs sinsten nach allerhand drbie; no, daß ichs mant graderaus sa: - „als min Mann geschtorwen war, hah ichen von minner besten Linnewand aen Schtaerwe-hämmed genieht, un wie he nune su in dn wissen Hämmede dolagk in Sarge,... do duurte mich de schiene Linnewand, daß die su met unger de Aem seilte. I dochte iche su bie mich saellwer, waenn he in Sarge läht, do sitt jo kenn Mensche was drvoone. Iche driehe minn Ooln also rim un schniede ehn uus dn Buckel su aen raecht graßes Schticke Linnewand raus, un.. un do hah ich miche aen Schnupptuch drvoone gemacht... zu dr Liechenfieer natierlich.“ - Der Herr Pastor meinte: „ Das äs fröilich aen etwas sunderbares Veemaehmen, awer waenn Se sich sinst nischt Bieses drbie gedoocht hahn, su ässes dach nich gar su schlimm,“ - „Nei, nei, Herr Paster“, krankste de Buuerschfraue, „saan Se das nich su lichtsinnig hän. Nooch-dem, wie ich minn Ooln wädder uff de richtge Sieten gewölzert hatte, do kamen dach su allerlei schwarze Gedanken. Du liewer, hucher Himmel, saate ich zu Christjan, was min Sohn äs, du liewer, hucher Himmel, saate ich, was hah ich do anngericht’t! Das muß Vatem dach gar su schenierlich gesie, waenn he als su aen graßer Buuer ubene aankemmet met aenn su grüßen Loche uffen Buckel. Ach, Mutter, saate min Christjan, dorim sorg dich mant nich witter; Vater daer es in sinn Laewen veele zu politsch gewaesen; daer schtellt sich gliech, waenne nuff kemmet in Himmel, met dn Ricken gaegen de Wand. Jo, saate iche, su war he un das titt he au, awer, ... awer, ... Herr Paster, do wullte ich Sie mant fraae, ob durt ubene in Himmel au werklich aenne Wand äs?“

38. Gewissensbedenken aenner Buuerschfrau.

Von Nordhusen met dr Isenbahn
Fuhr aen Verein nach Sachse naan.
Se wullten von durt ze Fuße gieh
Un von Rawensbaerge de Waelt ansieh.

Hinger Aellrich, wu nach dn Tunnel zu
De Fahrt gieht, rief manch Daemchen „Huh!“
Dach uff dn Kuß in dr Dunkelheit
Do hät sich manch Liewespaerchen gefreit.

Aen ooles Maechen, äwwem Schnieder nuus,
Gräff in de Ficken un langete aen Lichtschtump raus
Un schträch aen schwedsches Schtriechholz aan
Un hults schnaell an das Schtimpchen draan.

Wie dr Zogk nun in dn Tunnel fuhr,
Do war von Dunkelheit keine Schpur,
Daenn s Talgklicht broochte in de Finsternis
Fär de Kußlustigen Licht als Hingemis.

Do saate dr Napper von dr oolen Schachtel:
„Das war woll raecht niet’g, du dumme Wachtel;
Dich hette dach Keiner gegaenn aenn Schmatz;
Mich häste awer dn Schpaß verdorben un au min’n Schatz!“

Drimm looßt oole Jumfern, de ken’n Schatz gekreihn,
Liwwer heime. Daenn waenn sich Andre frein,
Do suchen se ehnen was aanzehaengen
Un Licht in de schönnste Dunkelheit ze brengen.

39. Dr Wachmeister un dr Gastwärt.

     In aenn Napperorte war vär langen Johren mool aen Wachmeister, daer hatte aen rutes Notizbuch, in die he die Äwwertraeter schräbb, die he anzeige wullte Waenn he su aenne höbsche lanke Riege drinne hatte, do freite he sich un räbb sich vär Freide de Henge. Waenn he awer dn Tagk äwwer kenn gefaßt un ingeschräw-wen hatte, do war he s Owends ungemietlich un sinne Frau hatte do schlimme Ziet Eines Tages war he wädder mool de Graweschaft därchgewandert un hatte zun Inschriewen nich de geringeste Kleinigkeit gefungen. Wie he s Owends heime-kam, do war he su aergerlich, daß he met sinner Frau gliech Schtriet un Zank aanfung; he frag sinne Husskrone, worim se wädder mool s nasse Holz uffen Hingerawen geiaht hette, das wörre dach värbotten, weils fiergefaehrlich wörre. Noochdem langete dr Wachmeister sin Notizbuch raus un schräbb sine eigene Frau inn, die am annem Tage aenn Schtroofbefaehl äwwer dröi Mark kreihk un blaeche mußte. - Eines schienen Tages schtaelzte dr Wachmeister mool wädder luus un machte sinn Rundgang därch de Graweschaft. Wie he in aenn Dorfe vär daer Schenke värbie ging, schtandt dr Wärt vär dr Teer un guckte nach dn Waetter, weil he sinn Klie infahre wullte. Dr Wachmeister langete sinne korzge Fiefen raus, schtoppte se un, do he kein Fier hatte, saate he zun Wärte, he seilte dach su frindlich sie un ehn aen Linzchen Fier gaewe, domett he sinne Fiefen in Brand setze kinne. Dr Wärt gräff ohne langes Besinn’n in sinne Westenficken, langete aen Schtriech-helzchen raus, machte s Bein krumm, schtächs Schwaefelhelzchen äwwem Schinken un gab s brenning dn Wachmeister, daer sinne Fiefen aanschtackte un noochdem sin Notizbuch rauslangete un dn Wärt inschräbb, weil daer de Schwae-felhelzer luse in dr Ficken getragen hatte. Wie dr Wärt fär sinne Gutmietigkeit das Schtroofmandaetchen äwwer 2 Taler kreihk, fluchte un waetterte he äwwer dn Grienrock un meinte, waenn he dach dn Kaerle mool aenne Kanker koue kinnte. Awer lange kunnte dr Wärt nich rauskaimiesere, wie he dn Wachmeister aergere wullte. Do kaamb daer Härwest raan un de Jagd ging uff. Dr Wärt nahmb eines schienen Tages sin Kuhbein uff de Schüller un schtaapelte lus un ging ins Faeld, aenn Lampen s Laewenslicht uuszebloosen. Do sahk he in dr Faeme dn Wachmeister uff dr Schossee dohaerschtaelze. Dn Wärte ging uff eimool aen Seifensieder uff un es kamen aen schpaßiger Infall. Jo, saate he, su giehts - un domet fung he aan un machte aen Traeppchen un - wie he sahk, daß dr Wachmeister von dr Schossee obbogk un au sinne Schpazierhelzer in schnaelle Gangoort satzte, do fung daer Wärt aan, Duuerlauf ze machen. Dr Wachmeister nich fuul, pröschte hinger dn Wärte haer, daßen dr Schweiß von Koppe in de Halsbingen luf. Do war endlich dr Y^ärt aan dr Flur- un Jagdgraenze aangekommen; do floß aen Bach un aan dn Bache schtand aen ooler, krummer Widdenbaum, daer hung sinn Kopp äwwer dn Bach. Uff dissen Baum klaetterte dr Wärt wie aen Eichhömichen naan un satzte sich noochdem uff dn Widdenbaumkopp un wortte, bis dr Wachmeister aangepust kaamb. Wie he vär dn Widdenbaume schtand, kummandierte dr Wachmeister: Marsch runger!“ Dr Wärt uff dn Widdenkoppe tat siehre engestlich un värschich-tert un meinte, he färchte sich su siehre; he sollten dach nischt ze Leide tue, he wollten au nische tue. Dr Wachmeister saate, waenn he ehn was täte, das wörre Wädderschtand gaegen de Schtaatsgewalt un dodruffe schtännte Zuchthuss. Endlich kraepelte dr Wärt von sinn Sitze runger; dr Wachmeister forderte ehn das Gewehr ab un konfiszirtes. Nune kommandierte dr Wachmeister: „Veerwärts, marsch, vomewaegk.“ Dr Marsch ging nach dn Dorfe zu. Wie se väm Schulzen sin Huss kamen, saate dr Wachmeister su raecht höhnisch: „Fär su dumm hette iche Sie nicht gehooln, daß se ohne Jagdschien uff de Jagd giehe worden. Nune hahn Se wie Se hahn!“ Dr Wärt saate: „Jagdschien? Daen hah iche hier in minner Westenficken. Hier ässe, guckensen aan, waenns Ehn Schpaß macht!“ Do fraate dr Wachmeister: „Wurimm sinn Sie daenn do eigentlich furtgelaufen?“ Dr Wärt antwortete: „S äs dach woll erlaubt, daß ich in minn Jagdrewiere mool laufe därf; in welchen Paragraphen äs daenn das värbotten? Wullen Se sinst nach was von mich?“ Do gab dr Wachmeister dn Wärt sin Gewehr, das he konfisziert un getragen hatte, wädder. Dr Wärt awer saate raecht frinndlich: „Ich danke au raecht schiene, daß Se mich das Gewehr heimegetragen hahn!“

40. De Märtenshosen.

     In Nordhusen sullte morgen Märtin gefiert waere. Dr langke Christjan in Pieterschdorf saate zu sinner Fraue Rieken, sie wullten alle Zweibeide zun Märtensowende aenn Vetter in Nordhusen besieche, awer sinne Suntagesnachmit-tagesusgiehehosen wörre zun Märtensowende dach woll zu schlaecht un se seilten daesserwaegens aenne nöie in Nordhusen bien oolen Jakob lange un gabb ehr zwei Taler. Do nahmb Rieke dn Korbschtrick, huul ungene das Enge uff Christjan sinn Schtäwweln feste un he hull ubene dn Schtrick an Hosenbunge schtramm un machte do, wu de Hosen äwwer dr Haerzgruwen alle war, aen tichtigen Knoten in dn Schtrick un gab Rieken noochdem disses Mooß zur Märtenshosen. Rieke huckte nune dn Korb uff, daenn ohne Korb gung se nich in de Schtadt, waenn se auch nischt ninn ze tun hatte, s war mant, daß se was uffen Buckel hatte, - un trampte nach Nordhusen zu. Wie se zun oolen Jakob kaamb, ehm Wunsch veerbrachte un daer dn Mooßschtrick sahk, saate daer sich, daß he in sinn ganzen Laden su aenne langke Hosen nich hette. Awer he suchte dach mang sinn Veerrote rim, un klissierte un kalmieserte dräwwer nooch, wie he’s aanfange müßte un seilte, dometten de Fraue das Gaeld nich furttriege. Endlich hatte s dr oole Jakob ruus; he schprang nach dr Ladenteer un kraehlte: „Was ässes, was gitts, was hät de Polizei ze laufen? Was hät dr Kaerrel woll uusgefrässen?“ Rieke, das nöigierige Wieb, schprang schnaellichen nach dr Teer un guckte nuus, sahk awer un hierte nischt. Ungerdaessen hatte dr oole Jakob de Schiern gepackt un aen tichtiges Schticke von Mooßschtricke obgesaewelt. Wie sich Rieke immedriehte, war he lange färtig drmett, un wie Rieke meinte, s wörre keine Polizei un kein Kaerrel un gar nischt ze siehen un ze hieren, saate dr oole Jakob, waenns nischt gewaesen wörre, do mitte he sich geärrt hah. Nune suchte daer olle Jakob witter un broochte endlich aenne passeninge Hosen zum Veerschiene un saate: „Das äs Sie aenne Prachtshosen; dodermet äs ehr Mann värwahrt; domet kann he werklichen Schtaat mache!“ Wie nune dr oole Jakob zwei Taler fär de Hosen verlangete, wullte Rieke nach was obdruckse, awer dr oole Jakob schtellte sich ganz fuchtig un meinte, ob se viellichte dächte, sie wörre bie aenn Juden. Do blaechte Rieke ehre zwei Taler, nahmb de Hosen un schob ob. Wie se heime nach Pieterschdorf kaamb, nahmb Christjan ehr de Hosen ob un zogk se aan. - Ach, das Unglicke! Se gungken gerade bis duhne unger de Kniee, un Christjan schtand do wie aen Schtork. Sinne Rieke fuul boolichen uff dn Ricken vär Schraecken, daenn Christjan fung aen Dunner-waetter un aenn Schpektakel aan, daß de Faensterschiewen zetterten. „Do sitt mes • vvaenn me de Wiewer zu Marte schickt, do kriehn de Kraemer Gaeld. Langke Hoore hahn se, awer korze Gedanken. Morgen frieh vär Tau un Tage tregeste dn oolen Jakob sinne Kniehosen wädder hän un brengest aenne omdtliche Hosen fär mich heime, oder’s Dunnerwaetter sali dich in de Knochen fahre!“ Rieke awer joinntes nich kleine un nich ruus gekriehe, wie dr Ärrtum met dr Hosenlenge hatte passiere kinne. Das wußte nur dr oole Jakob un daer wußte au ganz genau, daß Rieke morgen met dn Friehesten kumme un de Hosen wädder brenge wörre. He schnätt also schnaellichen Zick ob un schprang bie sinn Schnieder, gabbens Mooß un beschtellte, morgen friehe im Dröe mitte se unbedingt färtig siee. Dr Schnieder fuhzte de ganze Nacht därch, un wie Rieke am annem Morgen met dr Kniehosen aantrat, hungk de richtge Märtenshosen bie dn oolen Jakob im Laden mang dn annem Hosen. Wie Rieke nune dn oolen Jakob aen Morgenlied sung von Unraecht un Betrogk, do meinte dr oole Jakob, se sollte man schtille sie, s mitte aen Ärrtum vergekummen sie, he mitte sich vergräffen ha, un langete de richtge Buchsen veer, verlangete awer nach finnef Greschen, daenn worim? Das Zick zu diesser Hosen wörre nach aen Meelichen besser un aen Linzchen feiner un hiele au nach aen Fiemichen lenger. Rieke lähte nune erseht de Kniehosen uff de richtge Märtenshosen, un wie se sahk, daß se de richtge Lenge vär ehren Kaakerich hatte, do gräff se in de Ficken, langete nach finnef Greschen ruus, gab se dn oolen Jakob un schtaapelte met dr Märtenshosen nach Pieterschdorf - un dissmool do paßte se. Nune war Allen gehulfen: Christjan, Rieken un au dn oolen listigen Jakob, daer noochdem de Geschichte an Biertische verzehlt un dobie raecht siehre äwwer sinne Klugheit geschmunzelt hät.

41. „Gute Nacht, Schteinsie, in Faenster lähts Gaeld“.

     Dr russische Vetter Laserow machte gaeme aen Schpaeßchen, waenns au mool aen bißchen happig war. Dr Rittergutsbesitzer von Schteinsie, der schunt Manni-ches von dn russischen Vetter hatte mache gelooße, awer ehn zu berappen vergaes-sen hatte, kam mool wädder un beschtellte sich aenne Warnungstafel, dodruff sollte dr Vetter mole: „Verbotener Weg!“ De Warnungstafel wullte dr Schteinsier uff aen Klieschticke setze, äwwer das ehn de Ginzeröder un Libbenröder aenn Richtewaegk gelaatscht hatten. Was machte dr russische Vetter? He molte aenne schiene Tafel, awer de Moleröi doppelt, ungene hän aenne Schrift met Eelfarwe un dräwwer eine met Wasserfarwe. Das wußte awer dr Schteinsier nich un schtellte se ins Kliefaeld. Wie nune dr erschte Raegen gekommen war un de äwwerschte Schrift „Verbotener Weg!“ runger gewaschen hatte, do sahk am annem Morgen dr Homeister de nöie Schrift un maeldetes sinn Härm, he seilte dache mol runger gieh un daen schienen Vaersch laese, daer uff dr gemolten Tafel schtänne. Dr Steinsieer setzte sich uffs Pfaerd un rätt nunger uff sin Klieschticke, besahk sich de Tafel un buschtawierte: „Gute Nacht, Steinsee, im Fenster liegts Geld!“ Schnaellichen luß he de Tafel waegnaehme; awer veele uus Ginzerode un Libbe-roden hatten daen schienen Värsch schunt gelaesen un hatten sich siehre äwwer daen gefreit. Dr Schteinsieer, daer gemerkt hatte, was dr russische Vetter gemeint, schickte daen sin Gaeld un wullten au nach aen Prozaeßchen schicke, awer dodruus worde es nischt, daenn dr Advokate hatte gesaat, he selltes liwwer looße, daenn s wörre dach nischt drbie muskomme.

42. Wie „Quaetschkenbaum“ geschräwwen wärd.

     Vär veelen Johren hatten de Buuem in W. ehre Faeldflur separiere looße. Aen ooler Buuer hatte immer gesaat: „Separation äs Rungenation“. Värmngeniert hatten se vär allen Dingen de ormen Owestbeimer; daenn keiner hatte dn Ändern aenn Baum gegunn, un su warsch gekummen, daß de Buuem de ganzen Owestbeimer in Faelle obgehackt hatten. Wie nune de Separation färtig war un de Kommu-nikationswaege met Graben versiehen waren, ordente dr Herr Landrat aan, die Gemeinde sollte disse Waege met Owestbeimen bepflanze. De Buuem wullten awer dodervone nischt wisse. Dr Eine saate: „Wu aen Baum schtieht, do gitts au Schatten uff daen aangraenzenden Lanne; un wu Schatten äs, do wechst nischt omdtliches.“ Dr Andere meinte: „Wu aen Baum schtieht, do laufen au Worzeln uus un ins Land ninn un suugen durten das bißchen Kraft un Saft uus“. Dr Dritte war daer Aansicht, uff dn Beimem hiele sich das Geschmeiß un Ungeziewer uff, was dn Lanne Schaden braechte. Alle waren einig, sie wullten keine Beimer an dn Waegen hah. Wie dr Herr Landrat dn Schulzen von W. mool wädder sahk, fraate he, wie s schtänne met dr Aanpflanzunge un ob se schunt färtig wörre. Dr Schulze antwortte, met dr Aanpflanzunge wörres woll nischt waere; sinne Nappem wullten nischt drvoone wisse. Do setzte dr Landrat aenne Gemeindeversammlung aan, fuhr saellewer nach W., wusch den Nappem omdtlich de Köppe un befahl, sie mitten un sollten Owestbeimer aanpflanze, daenn s wörre su von dr Regierunge befolln. Do kratzten sich de Nappem hingem Uhren, lußen de Köppe henge, machten aenn Flunsch un saaten, waenns daenn einmool sie mißte, do wullten se Quaetschkenbeimer an de Waege pflanze, daenn die machten nich su veele Schatten un au de Worzeln liefen nich su wiet ins Land ninn. Das worde zun Gemein-debeschlusse gemacht, in aen Proteköllichen geschräwwen un ungerhauen. Dr Landrat gab dn Schulzen uff, den Gemeindebeschluß uuszufiehren un nach saechs Wochen äwwer die Uusfiehrunge zu berichten. S gingen saechs, niene, elef Wochen hän, awer dr Schulze luß nischt von sich hiere un nischt von sich siehe. Do luß dr Landrat von dn Kreissekertaere aen Schriewen nuus nach W. schicke un anfraae, ob dr Gemeindebeschluß uusgefiehrt wörre. Dr Schulze antwortte un schräbb: „Dr Gemeindebeschluß äs uusgefiehrt un alle Waege sinn mett Kärsch-beimen bepflanzt.“ Wie das dr Herr Landrat las, worde he biese un luß an dn Schulzen schriewe, nach Gemeindebeschlusse, sollten Quaetschkenbeimer aan-gepflanzt waere un keine Kärschbeimer; he sollte schnaellichen mool zun Herrn Landrate kumme un sich verantworte. Wie dr Schulze nune kaamb un merkte, daß bie dn Herrn Landrat s Waetterglass uff „Schtorm“ schtand, saate he: „Herr Landrat, sien Se mant nich biese; ich hah jo dn Gemeindebeschluß uusgefiehrt un Quaetschkenbeimer pflanze looße. Ich hah nur von Kärschbeimen bericht, weil ich nich wußte, wie „Quaetschkenbaum“ geschräwwen wärd.

43. Wie dr Nienschtimmige sich ‘s Muul zubinge luß.

     In aenn Napperdorfe laewete aen riecher Buuer, daer war dr Meinunge, Aessen un Trinken hiele Lieb un Seele zesammen, un laewete au dmooch. He hatte daesserwaegens au aen artliches Schwellnköppchen uff dn Rumpe, un sin Korpus hatte aen aanschtaenniges Gewichte un aen aansiehnlichen Imfang. Weil he awer je nochdaem he sinn Gorgelschtock geschmeert hatte, zuerscht in tiefsten Basse, noochdem in der Mittelschtimme un schließlich in dr hechsten Fistel schprach, saaten sinne Nappem, he hette nien Schtimmen in Halse un nannten ehn nur „dn Nienschtimmigen“. An aenner Kärmesse hatte aen wietleiftger Vetter dn Niensch-timmigen in der Schenke getroffen un, weil he daen sinne Aansicht von Aessen un Trinken kannte, zu ehn in Schpaße gesaat: „Nienschtimmiger, met dich giehts baergkob; du siehst jo ganz verhungert un rungergekommen uus.“ Dr Nienstim-mige hults awer far Aemst, schtand uff, ging heime, schtellte sich uff de Woogen un richtig - he war 3 Pfund lichter geworm. Schnaellichen luß he dn Husschlaech-ter rufe un saate zu daen: „Schlohn Se mool s beste Schticke Rindvieh in Schtalle väm Kopp un schlachten Se s, daß ich was omdtliches ze aessen krihe un nicht ganz von Kreften komme!“ Un su geschahks. - Wie in Dorfe dr eine Schöppe geschtor-wen war, do wählten de Nappem dn Nienschtimmigen zun Schöppen daenn se meinten, daer kinntes dn Lieten knippeidicke un in verschiedenen Tonoorten gesaae. S duuerte nich lange, do kreik der Nienschtimmige aenne Veerladunge, he sollte nach der hannewerschen Nöischtadt ins Ammet kumme un durten als Schöppe in Eid un Pflicht genummen waere. An daen beschtimmten Tage zogk dr Nienschtimmige sinn Bichtrock aan, nahmb sinn besten Giehschtock in de Hand un schtaelzte zun Dorfe nuus un uff de Nöischtadt zu. Do sahken aen Vetter, daer uff dn Faelle met sinn Himpels pfliegete, un riefen zu: „Nienschtimmiger, wu witte daenn hän?“ Daer antworte: „Nach dr Nöischtadt, do will ich michs Muul zubinge looße!“ (He meinte naemlich, als Schöppe därfte he nich mieh su fröi von dr Laewwer waegk spraeche.) Wie dr Nienschtimmige noochdem in dr Nöischtadt uff dn Ammete als Schöppe geschwom un ungersch Proteköllichen, das dodräw-wer uffgenommen woom war, sinn Namen gekraakelt hatte, meinte dr Herr Justi-zammetmann, das wörre awer keine höbsche Schrift, die he do drunger gekratzt hette; he wörre dach aen wohlhabender Buuerschmann; do hetten sinne Eltern dach au aen Paar Johre nach Nordhusen uff de Schulen schicke kinne. Dr Nienschtimmige saate: „Minne Eltern hah ich nich gekannt; die sinn waegkgeschtorben, wie ich nach in dr Hotzen lagk. Noochdem hah ich zwei Veerminger gehatt. Dr eine, aen Vetter von mich, war saellewer su dumm wie aen schwarz Schwien; von daen kuntemes nich besser värlange, weil hes nich besser verschtand. Un dr andere Veermund, daer klieger un geschöider war, hät sich gar nich im mich bekimmert.“ pr j-[err Justizammetmann, daer nöigierig geworm war, fraate: „Waer war daenn dr andere Veermund?“ Dr Nienschtimmige antwortete: „Dr andere Veermund, das warn Sie, Herr Ammetmann, als Äwwerveermund!“

44. Wie dr Nienschtimmige de hohle Gans uusgeschtoppt hät.

     Dr Nienschtimmige kaamb eines Tages gegen Owend von Schtollwaergk nach Rottläwwerode. De frische Luft, die de bekanntlich siehre zehrt, hatte ehn Apptiet gemacht un de Laewwer warn ganz trockene geworm. He schtaapelte daesserwae-gens nach dr Schenke, wu he sich de Laewensgeister wädder aanfrische wullte. Wie he in de Gastschtowwen kaamb, rochs drinne su lieblich. He fraate de Frau Wärten, was se brotte; s röche su höbsch bie ehr wie zu Martin. De Frau Warten saate, s wörre dröi Jagdgaenger uus Nordhusen gekommen, die hetten sich aenn Märtensvogel beschtellt, daen se broote sollte. Dn Nienschtimmigen luufs Wasser in Muule zesammen un he hatte aen Pfitzchen uff dr Zungen. „Kann ich daenn nich au aen Vörtelchen von dn Gaenschen obgekriehe?“ fraate dr Nienschtimmige. De Wärten schöttelte su schtark mett dn Koppe, daß ehre Halskrussel sich verschobb. Do meinte dr Nienschtimmige, se sollte ehn aen Paar Aanleifchens broote un aen Glas Bier lange. Wie de Wärten nune de Aanleifchens pröppelte un dr Nienschtimmige an sinn Biere notschte, do schteigk ehn dr Duft von dn Gensebrooten uus der Uwenriehre su schtark in de Nasen, daß he hängiehe un dn Gaenschen das eine Bein met der Kielen uusdriehe un waegkachchele mutte. Wie he dn Gensebeinkno-chen reine geputzt un obgelaeckt in dn Hunne hängeworfen hatte, kaamb de Wärten un broochte de beiden kriescheningen Aanleifchens in Schaffen. Se hatte se kummest uff aen Taeller getonn, do saate dr Nienschtimmige, se sollte gliech nach aen Paar broote; he hette schtarken Apptiet; se sollten au nach aen Töppchen Bier brönge. Drussene brotte de Wärten s zweite Paar Wörschte un drinne aß dr Nienschtimmige das erschte Paar waegk un noochdem räß he dr Gans das andere Bein ruus un putzte s reine. Nach den dritten Paare Aanleifchens scheelte he bien dritten Glase Biere die eine Sieten von der Gans un nach dn vörten Worschtpaa-re kratzte he bien vörten Glase Biere de andere Sieten von dr Gans ob. Noochdem, wie he de Flittche obgeknawwert hatte, wischte he sichs Muul ob un rief Warten, se sollte ehn de Raechnunge mache, he wullte sich uff de Schtrimpe mache un Obschied naehme. De Frau Warten raechnete: „4 Glas Bier machen 6 Groschen, 4 Paar Aanleifchens machen 20 Groschen.“ Dr Nienschtimmige meinte: „Das schtimmet nich; raechnen Se mool das Gaenschen nach drzu, was ich naebenhaer nach uffgeaessen hah!“ Wie de Warten in de Pfanne guckte, schlugk se de Henge äwwer dn Koppe zesammen un saate: „4 Paar Aanleifchens un aenne ganze Gans?! Nei, das äs jo nich menschenmögelich!“ Dr Nienschtimmige awer meinte in aller Seelenruhe: „Machen Se mant nich su aen grußes Getue äwwer das Gaenschen, das hohle Waesen, das ich erseht met dn vier Paar Aanleifchens uus-geschtoppt hah!“ De Wärten forderte nach anderthalb Taler; dr Nienschtimmige blaechte un saate „Hadjehs!“ Wie he nuus kaamb, nahmb he dn Schtock ungern Orm, schträch sich mit beiden Patschhengen äwwem Magen un meinte: „Su aen Märtensvogel dicht enn dach gut, waemmen omdtlich uusgeschtoppt hät!“

45. „Röse, breng Wasser!“.

In dr Nöischtadt hatten se vär langen Johren aenn nöien Paster gekreihn. Wie daer nune sinne Antrittsbesuche bie sinn Pfarrkingem machte, saate dr oole Schtollwaergk zu sinner Tochter Rösen: „Waenn morgen Nachmittagk dr Herr Paster sinne Visitten macht un zu uns kemmet, do helste aenn Krug Bier parat un brengests, waenn ich rufe.“ Dn annem Tagk machte daenn au dr Herr Paster sinne Uffwortung bie dn oolen Schtollwaergen. Wie se nune aenne Wielen zesammen geschtorget hatten, do fraate dr oole Schtollwaergk: „Herr Paster, darf ich Sie daenn met aenn Glase Bier uffgewoorte?“ Dr Paster awer saate: „Min Liewer, ich trinke kein Bier, ich trinke entwedder nur Wien oder nur Wasser!“ Do machte dr oole Schtollwaergk de Schtowwenteer uff un krehlte: „Röse, breng Wasser!“

46. He hat aen Retuurbilljet.

Nach Walkenried met dr Isenbahn
Fehrt s erschtemool aen Buur naan.
Das Fuhrwaerk gefeilten gar nich schlaecht!
He setzt sich dann höbsch breit zuraecht
Un nimmet sinne Fiesen uus dn Sack,
Schlett Fier un qualmet sinn Rolltowak.
Uff einmool - rabenschwarz der Tagk.
Ninn gings in dn Tunnel. - „Dunnerschlagk,
Jetzt giehts in de Hölle, Buuer, hole schtill!“
Su ruft aen Härre, daer n foppe will.
Dach ruhig saat der Vetter Buur:
„Mich ässes Worscht: Ich hah retuur!“

47. Dr Kalbsnierenbrooten un das geköppte Schpargelgerichte.

     Dr Herr Rat Miller hatte de Jagd in aenn Napperholze gepachtt un wullte in Härweste Triebjagd obhole. He hatte aenne grüße Anzahl Jagdgeste uus Nordhusen ingeladd, dorunger au Aeberschbaergen. Wie se nune zun Trieben aäntraten, tuschelte einer dn ändern zu, daß dr Herr Rat aenn grüßen, maecht'gen Kalbsnierenbrooten metgebroocht un dn Gastwärte, daer dune un dichte an Holze wohnte, zun brooten obgeliwwert hette. Daer Brooten sollte nach dr Jagd von dr Jagdgesellschaft waeggeachchelt waere. Wie Aeberschbaerg das hierte, luufen s Wasser in Muule zesammen un waehrend dr Triebjagd mutte he immerfurt an dn Brooten denke. Endlich huul hes nich mieh uus, s zogk ehn wie met Lenkesiemen; he schlengelte sich sietwaerts un schtaapelte uff dn Gasthoff zu. Wie he in de Gastschtowwen kaamb, schniffelte he un roch dn Brootenduft, daer ehn höbscher un aangenaehmer dichte wie dr Duft von Rusen, Naelleken un Veilichen. He frugfc dn Wärt: „Was dufft daenn hier su lieblich?“ - Dr Wärt antwortte: „Dr Herr Rat leßt aen maecht‘gen Kalbsnierenbrooten broote, daer boolichen gar un färtig äs “

- - Aeberschbaerg fraate: „Kann ich daennemool dn Brooten gesieh?“ - ,j0“ saate dr Wärt, „von Siehn wärd je woll nischt obgiehe“, un ging nach dr Kichen un broochte de Pfanne met dn grüßen Brooten. Aeberschbergk zogk dn Duft inn besahk sich dn Brooten von allen Sieten un fuhr endlich dn Wärt aan: „Ji ,Wärt, % su dumm un fär aen su grußes Schwien hette ich Dich dach nich aangesiehn!“ -„No, no“, meinte dr Wärt, „was äs un was gitts daenn?“ - Aeberschbaergk saate: „Weißt Du daenn nich, wozu de Nieren in Körper dienen un was die fär aenne Funkzjon hahn?“ - Dr Wärt antwortte: „Su dumm bän ich nich, wie Du denkst; waenn ich au nich geschtudiert hah, das weiß ich dach.“ - Aeberschbaergk saate: „Solche Herrschaften, wie dr Herr Rat un sinne Jagdgeste sinn, die aessen su was nich, die schuppem sich doderveer; do wärschte was Höbsches zu hieren kriehe!“

- Dr Wärt fraate: „Aeberschbergk, was meinste, was ich do mache sali?“ -Aeberschbergk gabb guten Root un saate: „ Langke mool Maesser, Gawwel, aenn Taeller haer un bröng mich aen Glas Bier met.“ - Dr Wärt totts un Aeberschbergk schnätt de beiden Nieren uus dn Brooten un das, was rundsdrimmerim war, naemlich s Faett un lähtees uff dn Taeller un fraate: „Was gitts daenn zun Brooten?“ - Dr Wärt antwortte: „Dr Herr Rat hahn saechs Pfund Bichsenschpar-gel metgeschickt, daen hahn me gekocht.“ - - Aeberschbergk saate: „Brengen mol rinn!“ - Wie dr Wärt dn Schpargel broochte, saate Aeberschbergk: „Wärt, sagke mool, haht die daenn schuntemool Schpargel gekocht un geaessen?“ - Dr Wärt saate: „Nei, mie kochen un aessen söllich Zigk nich!“ - Do hob Aeberschbergk de Henge in de Höchte un schlugk se äwwem Koppe zesammen un saate: „Was dr Buuer nich kennt, das isste nich. Waenn de dach nich was äwwemaehme wulltet, was de nich verschtieht! Du Wäert, häst jo de blauen Köppe an Schpargel gelooßen! Waenn das de Herrschaften siehn, do waem se aenn schien‘n Begriff von dinner Frauen Kochkunst kriehe!“ - Domett fung Aeberschbergk aan un schnätt den Schpargelschtengeln de blauen Köppe ob un lähte se uff sinn Taeller-rand un saate: „Siehste, Wärt, nune äs de Sache in Loote! Nune kannste Brooten un Schpargel dn Herrschaften met Ehren veergesetze! Mie Oort Liete sinn nich su schenierlich un aesse su was waegk.“ Nune luuß sich Aeberschbergk nach aen Töppchen Bier gaebe un lähte lus un noochdem trank he nach eins un achelte daen gehuuften Taeller lier. Wie he nune färtig war drmete un sinne Partikel vollgesch-toppt hatte, bezahlte he sin Bier, gab dn Wärt de Patschhand un saate: ,„Hadjehs!“ Dr Wärt bedankte sich fär dn guten Root un Aeberschbergk schlugk dn Waegk nach Nordhusen in, awwer nich dn geraden. He machte aenn Immwaegk un schlengelte sich an aenn Helzchen hän un uff un furt. Aeberschbergk war kummest von dr Bildflaechen verschwunn, do kamen dr Herr Rat met sinn Jagdgesten ins Gasthuss. Dr Herr Rat gabb Befaehl, dr Wärt sollte aanrichte un ufftrage. Das geschahk. Wie dr Herr Rat dn Brooten zerlähe wullte, sahk he, daß die beiden Nieren faehlten; he frugk dn Wärt: „Wu sinn daenn de Nieren?“ Do antwortte dr Wärt: „Herr Rat, ich waere doch wisse, was sich gehiert, un daß sölliche Herrschaften, wie Sie sin, söllich Zigk nich aessen? Mie wissen au, was der Nieren fär aenne Funkzjon in Körper hahn!“ Do krehlten awer dr Herr Rat nich schlaecht aan, he sollte nich su dummes Sachen schwatze un de Nieren met dn Faettwaerge brenge.- Waer ehm daenn das wiesgemacht hette. Do saate der Wärt: „Aeberschbergk, das Schwien, hät de Nieren ruusgeschnätten un hät au nach de schlaechten blauen Köppe von dn Schpargelschtengeln pbgeschnät-ten un hät beides gefraessen!“ - Do fungen de Jagdgeste aan ze lachen, un dr Herr Rat lachte schließlich au met un saate: „Das sitt Aeberschbergk aehnlich! No, hoffentlich wärdsen nich schade!“ Domett satzten se sich nädder un aßen dn Kalbs-nierenbrooten ohne Nieren un dn Schpargel ohne Köppe un tranken aenn Ticht‘-gen drzu un amesierten sich äwwer Aeberschbergen sinn Uhlnschpiegelschtriech.

48. Sie saat nich „Jo“.

     In aenn Napperschtaedtchen war aen aeltliches Maechen namens Rieke, zu daer kaamb aen ooler Wettmann un fraate, ob se sinne zweite Fraue waere wullte. Rieke antwortte: „No, worim daenn nich! Waenn de mich gut hoole witt!“ Dr Wettmann vaerschprachs un gung hän bien Suppertaenten un beschtellte s Uffgebott. De Nap-perschwieber schnaaterten un frugen: „Rieke, äss es daenn wörklich wohr, daß de dn oolen Wettmann zun Manne naehme witt?“ Rieke saate: „Jo, ich naehmen, awer eins tue ich nich!“ Do worden de Napperschen nöigierig un frugen: „Rieke sagks uns dach, was witte daenn nich tue?“ Rieke saate im Vertrauen „Wiebersch, ich saae väm Altäre bie dr Trouung nich Jo.“ Daß Rieke bie dr Trouung nich „Jo“ saae wullte, tuschelte eine Frau dr annem ins Uhr un s duuerte nich lange, su wußte s ganze Schtaedtchen. Wie nune dr Hochzietstagk raankamb, do zogen Frauen un Maechens, oole un jungke, rieche un orme, vömaehme un geringe, nach dr Kärchen, su daß se gerappelte voll war, daenn allemettenander wullten hiere, waenn Rieke nich , Jo“ saate. Su aenne geschtopptvolle Bruutkärchen hatte nach kenne Bruut gehatt. Wies Bruutlied gesungen war, trat Rieke met ehren Oolen vär dn Altar un dr Herr Suppertaente huul dr Trourede un fraate dn oolen Brietganv „Du christlicher Wettmann, witte disse Jumpfer Rieke zr Fraue hah un sie als Fraue lieb un wert hole, bis dr Tod uch scheidet?“ Dr Oole saate: „Jo“. Nune frugk dr Suppertaente au Rieken: „Du christliche Jumpfer, witte dissen Wettmann in gliecher Wiese zun Manne hah?“ (Do schpitzten sich de Uhren aller Wieber un Maechens, um ze hieren, wie Rieke nich „Jo“ saate, un was se aangaebe wörre.) Un Rieke machte s Muul uff un antwortte su dietlich, daß mes in dr ganzen Kärchen hiere kunnte: „Siehre gaeme,Herr Suppertaente!“

49. De Gemeindeversammlunge.

     In aenn Dorfe, das dröi Schtunne wiet hingem Monde läht, war Gemeinde-Ver-sammlunge in dr Schenke aangesaat un de Nappem traten au allesamt aan, daenn s schtanden wichtge Sachen uff dr Tagesordnunge. Zuerscht luß dr Schulze aen Faß Fröibier ufflähe, weil in dr Gemeindekasse aenn höbscher Äwwerschuß gebläwwen war. Wie sich de Nappem dn Gorgelschtock gelawet hatten, lähte dr Gemeinde-Schtier-Innaehmer de Johresrechnunge. Die schräbb he met Krieden uff dn grüßen Schenktisch: erseht de Innahmen, dann de Uusgaben un zeletzte dn Äwwerschuß. De Nappem erteilten dodruff Entlastung uff folgende Wiese: einer nach dn annem trat vär dn Tisch, guckte de Raechnunge aan un schpuckte noochdem druff. Zeletzte kaamb dr Gemeindediener met dr Frau Wärten ehm Schierlappen un wischte de Raechnunge von Tische ob. Wie su de Nappem Entlastunge erteilten, sahk dr Schulze, daß au dr Gemeinde-Nachtwaechter nach do war. He krehlten aan, was he daenn nach hier machte; he sollte in Dorfe rim giehe, domett kenn Diebschtahl veriebet wörde. Dr Nachtwaechter antwortte: „Ji, Schulze, waer sali daenn mant schtaehle? Mie Nappem sinn jo alle hier böisam-men.“ Das lichte dn Herrn Schulzen au inn, un he ging nune zun letzten Punkte dr Tagesordnunge äwwer. Noochdaem he dröimool gehust un dodärch sich Luft gemacht hatte, saate he: „Nappem, dr Herr Paster äs drim ingekummen, mie sollen dröi Schock Waellholz uus dn Gemeindeholze zulähe, weil he met sinn Deputate nich uuskumme kann. Saat drim uure Haerzensmeinunge, ob mie sen bewilligen un gaebe wulln odder nich.“ Dr erschte Napper kratzte sich hingem raechten Uhre un dr zweite hingem linken Uhre; dr dritte Napper zogk dn Flunsch uff dr raechten Siete runger un dr vörte uff dr linken Siete; dr finfte Napper ruckte de linke Schüller in de Höchte un dr saechste de raechte; dr säwwente Napper wackelte met dn Koppe räwwer un näwwer, un dr aachte machte „hm, hm“; dr niente Napper brummete un dr zaehnte schpuckte in de Schtowwen, un su gings furt, awer ruuszukriehn war uus dr ganzen Gesellschaft kenn einziges Wörtchen. Do saate dr Schulze: „Haat die daenn alle dn Kinnbackenkramp gekreihn, odder wullt die uchs Muul nich verbrenne? Do offenbart dach uure Meinunge.“ Do saate endlich einer von dn Nappem: „Meister Philipp, dr Schnieder, daer trifft immer dn Nagel uff dn Kopp; daer kann erschtemool sinne Aansicht von sich gaebe.“ Dr Schulze saate: „Meister Philipp, do läht mool lus.“ Dr Schnieder hippte in de Höchte un saate: „Gaeben mie sen, do hättes; gaeben mie sen nich, do behooln mie s schiene Holz; Nappem, waenn ich awer minne Haerzensmeinunge saae sali, do daechte ich: -Mie husteten was!“ - „Jo, jo“, krehlten alle Nappem, daenen uff einmool s Muul uffgegangen war, „Meister Philipp hat raecht; jo mie husten dn Paster was un gaeben ehn nischt!“

50. In dr Tudesangest.

Einst kaamb dr Herr Kreisschulinschpaekter
Un ging met unsen Volksschulraekter
In alle Klassen riegerim.
Die wullten metenander siehe,
Wies tät in uns‘rer Schule schtiehe:
Das war fär manche Kinger schlimm.

Do kamen se in aenne Klasse,
Was Fritzen wullte gar nich passe;
Daer guckte immer hän un haer.
Daen kreihk Inschpaekter nun bien Wickel
Un fraaten nach Gold, Silwer, Nickel,
Schtellt Fragen dräwwer kreiz un quaer.

Dr Schweiß floß Fritzen von dr Schtäme;
Weil he in Raechen nischt tat läme,
Drim broocht he jetzt au gar nischt ruus.
Druff ward gefraat in annem Fache,
Dach wädder warsch dieselbe Sache:
In Koppe sahks gar wieste uus.

Wies Fritzen nune warsch an bängsten,
Gräff he in sienen Tudesängsten
Ganz fix in sinne Ficken ninn
Un luß aenn grüßen Appel siehe:
„Daen kriehste, waenn de mich leßt giehe!“
Rief he un guckt värgniegt nun drien.

Do war jo fröilich nischt ze machen,
Inschpaekter fung raecht aan ze lachen,
Hät Fritzen nich mieh uusgefraat.
Do war de Tudesangst värbie;
Fritz kloppte lachend sich uffs
Knie Un freite sich daer Rettungstat.

51. Von Resen, Rulande un Aeberschbergen.

     Dr Rese äs jetzt mool wädder höbsch aangeschträchen worm wudräwwer he sich au siere freit un äwwersch ganze Gesichte lacht. Wie dr Ruland körzlich owends bien Mondschiene sinn huchgeschtellten Napper su uffgeklaviert sahk, saate he: „Ji, Rese, bäst Du awer aen höbscher Kaerrel geworm! Du witt dach nich etwa uff de Kärmessen ziehe un uff de Heirat giehe?“ Dr Rese meinte: No, s war awer au raecht nietig, daß se mich aen Linzchen uffputzten. Waenns nich boolichen geschiehn wörre, do hette ich minne Herrschaft met dr Lanzen gekitzelt.“ Dr Ruland saate: , Hab Dich mant nich met Dinn Kitzelschtocke“, daenn sinne Schpitzen war jo ganz obgerost. Dr Rese fraate: „Ruland, do Du minne Lanzen erwaehnst, sagke mool, kennste daenn dn Schpaß von minn friehem Wärte Aeberschbergen, daen daer äwwer minne Lanzen gemacht hat?“ Dr Ruland saate: „Nei, un waenn ich die Geschichte gekannt hah, do hah ich se lengest wädder värgessen; lägk lus un loß Dich nich lange nietige.“ Dr Rese totts un värzehlte: Wies Nordhisser Dienstmann-Inschtitut geschtiftt worm war, bekrittelte un beschprach me de nöie Grindunge in dr ganzen Schtadt un au in Resenhuse. Aeberschbaergk, dr Wärt in Resenhusen meinte: „Das äs aenne ganz höbsche Inrichtunge, un waenn ich se mool bruuche kann, will iche dn Lieten au was zuwenge!“ Als he mich nune wullte nöi aanschtrieche looße, dochte he an sin Värschpraechen un luß dn Dienstmann Nummer „Eins“ saae, he sollte morgen friehe mool zu ehn kumme. Dr Dienstmann trat richtig dn naechsten Morgen aan un maeldte sich in Resenhuse: Herr Aeberschbaergk hette ehn beschtellt un hier wörre he, wasse daenn sollte. De Frau Aeberschbaergen weckte ehm Ooln, daer nach in dn Faeddem lagk, un vermaeldten, dr Dienstmann, daen he beschtellt hette, wörre do. Aeberschbaergk kreepelte sich uff un kaamb nach aenn höbschen Wielichen runger. Dr Dienstmann grießte frindlich un fmgk: „Herr Aeberschbaergk, hier bän ich; was sali ich?“ Aeberschbaergk antwortte: Suuer un schwier äs jo de Arbeit nich. Ich will se Ehnen mool wiese. Domett fiehrte he dn Dienstmann dröi Tröppen nuff, machte s Faenster in Gäwwel uff un lußen nuussiehe un saate: „Ich will dn Resen rungemaehme un frisch aanschtrieche looße un - do söll'n Sie ungerdaessen uff dn Resen sinn Postemente traete un sinne Lanzen hoole.“ Dr Dienstmann guckte zun Faenster nuus un sahk sich die Gelaegenheit aan, guckte uff- un obwärts, driehte sich noochdem imme un saate: „Herr Aeberschbaergk, su gaeme ich aen paar Groschen verdiene, awer daer Schtandort off daen Postementchen äs mich dach aen Linzchen zu luftig. Laewen Se raecht wohl!“ Domett trampte he de Tröppen wädder nunger un schobb ob.

Dr Ruland saate: „Jo, jo, Aeberschbaergk war aen Schpaßvogel. Ofte un genungmools hah ichs gesiehn un gehiert, was daer, wie he noochdem Martmeister hier war, met dn ooln un junkgen Martwiebem fär Schnaken un Ulk uffgefiehrt hat. Waenn ich dr dovoone erzehle wullt: „Du wackeltest vär lachen, daß Du met sammest Dinn Schpieße runger porzeltest. Drim, liwwer nich.“

52. De gefaehrliche Mistegawwel.

     Uus aenn hannewerschen Napperdorfe hatte aen Buuer met sinn Sohne uff dn Acker Mist geschtraut un beide, die Soldaten gewaesen waren, dr Oole bie den Hannoweranem un dr Junge bie dn Pröißen, hatten bie den Misteschtrauen dischkeriert von dn Soldatenwaesen, von Kummandos, von dr Uusfiehrunge un von dn Handgriffen bie dn Hannoweranem un bie dn Pröißen. - Nich wiet von dn Beiden saß, was die Beiden nich wußten, aen Jagdpaechter uus Nordhusen hinger aenn dichten Busche an Waldranne uff dn Aanschtanne. - Wie dr Buuer un sin Sohn met ehrer Arbeit in dr Owenddaemmerung fertig waren, do meinte dr Oole zu sinn Sohne, he wullte ehn mool wiese, wie bie dn Hannoweranem zu sinner Ziet geschossen worm wäre,; he (dr Jungke) sollte mool kummandiere un he (dr Oole) wullte s Kummando uusfiehre. Dr Jungke kummandierte: „Achtung! Läht aan! Gaeht Fier!“ Indaem nune dr Oole met dr Mistgawwel aanläht, die Griffe nach hanneewerscher Oort kloppte, lähte zun Schpaße au dr Jaeger aan un bie dn Kummando „Gaeht Fier!“ schoß he lus. Do schmässen dr Oole un dr Jungke de Mistegawwel hän un kratzten uus, weil se meinten , dn Ooln sinne Mistegawwel hette Fier gegaenn. Un dr Nordhieser Jaeger lachte, daß‘n dr Buchch wackelte.

53. Dr Kollnkauf.

     Dr oole Seifensieder Bachmann hatte sich zur Ruhe gesatzt un sich in dr Hunnegasse aen Huss gekauft, weil nach sinner Meinunge de Hunnegasse de mhigste Gasse in Nordhusen war. Eines schienen Tages war sinne Fraue nachmittags met ehren Klatschschwaestem ins Gehege zun Kaffeekränzchen gegiehn un hatte ehren Oolen alleine heime gelooßen. Dr Oole schnaaterte erseht met sinn Papegeie, noochdem schtreichelte he sinner Frau ehre Katze. Wie nune sinne Husskrune äwwer de Ziet uusbläbb, setzte he de Mitzen uff, schloß de Schtowwen-teer ob un nottelte zun Fleischer un langete sich aen hallewes Pfund Praeßsilzen zun Owwendbruute. Bien Fleischer huul he sich aen Meelichen uff, daenn se kamen ins Gedischkeriere un von Hunnertsten ins Tousendste. Endlich schtaapel-te Bachmann wädder heime. Do sahk he, daß aen Kollnfuhrwaerk vär sinn Huuse huul un daß dr Fuhrmann Kolln obgeladen hatte un aeben aanfung, die in dn Kaeller ze waerfen. Bachmann kaakte dn Kollnmann aan, was he do machte un waer ehn das geheißen hette. Dr Kollnmann saate, he wörre vär dr Schtowwenteer gewaesen, hette gefraat, ob se Kolln kaufe wullten, un ob he se in Kaeller brenge sollte, do hette drinne in dr Schtowwen aenne Schtimme gekriescht: „Jo, jo, in dn Kaeller“. Do saate de oole Bachmann: „S äs jo kein Mensche drheime; das äs min Papegei gewaesen. Laden Se mant Ehre Kolln wädder uff un machen Se, daß Se furt kummen. Waenn Se awer met Ehren Kolln minne Wienflaschen inzwei geworfen hahn, do langet Se dr Töiwel.“ Indaem dr Kollnmann nune unksening un krunksening sinne Kolln wädder ufflodd, ging dr oole Bachmann in de Schtowwen, lähte de Worscht uus dr Hand uff dn Tisch gräff sinn Papegei bien Kragen un warfen ungersch Kanepee. Ungersch Kanepee schmäß he - das war su sinne Gewohnheit - alles, was he gerade hatte oder fasse kunnte, waenns bien kochte. Dr orme Papegei puusterte sich uff un kroch vär Angest ganz hingene hän an de Wand. Dr oole Bachmann ging nune nunger in Kaeller, um ze sehn, ob sinne Wienflaschen Schaden gelätten hetten: he fand awer, daß ehnen de Kolln nischt Schlimmes getonn hatten. Do freite he sich dräwwer, nahmb aenne Flaschen ungern Orm un klaetterte wädder uff de Aewwerwaelt un ging in de Schtowwen un wullte sich aen Gietchen an Worscht un Wien tue. Do sahk he, daß de Worscht waegk un de Katze ungern Tische gerade färtig drmet war un aeben nach s Worschtpapier oblaeckte. Do packte he das Schingeleich an Schwänze un sengeltes au ungersch Kanepee. Wie de Katze nune so ungersch Kanepee geflogen kaamb, do huppte dr Papegei zu ehr hän un frugk se su raecht metleidig: „Häst de daenn au Kolln gekauft?“

54. Dr Kollnkauf.

     In aenn Schtolbaergischen Holze war aene Hauunge vorgenommen worm un s war in dr Zietungen uusgeschrewwen, naechsten Montagk sollte Holzackzjon siee. Do machte sich uus aenn Napperdorfe aen ooler Buuer, daer Waellholz bruuchte, dn Sunntagk uff de Socken un schtruperte de ganze Hauunge därch; dobie suchte he die Schtockhaufens uus, die de dicksten Waellen un de schtärksten Knippel hatten, un bezeichnete se met aenn grienen Bischchen, das he druffsch-teckte. Disse Waellhaufen kaufte he an folgenden Tage uff der Holzack-zjon. Dinstagks frieh schpannte dr Buuer sinne Himpels väm Wagen un fuhr met sinn Sohne Christjan lus, de Waellen heime ze langen. In dr Hauunge fungen se aan uffzeladen. Wie se in besten Uffladen waren un dn Wagen su halb voll gebanst hatten, meinte dr Oole: „Das äs doch aen wahres Värgniegen, aen reiner Schpaß, sölliche Prachtswaellen uffzeladen.“ Christjan anwortte: „Daen Schpaß un das Vergniegen kinn me jo uns gliech nachemool leiste“ un fung aan un warf de uffgeladden Waellen von Wagen, un noochdem luden se die zun annem moole uff., Uff dn Heimwaege saß dr Oole ubene uff dn Waellen un Christjan fiehrte de Färe un laatschte naebenhaer. Do kamen se met dn Wagen in aenn Hohlwaegk. Do kaakte dr Oole: „Fahre mieh hotte! Immer nach hotte! Nach mieh hotte!“ Das nahmb Christjan awer höllesch krumm un saate zu sinn Oolen: „Iche bän dach kein Kind mieh: iche bän drissig Johre gewaesen un waere dach saelwer wisse, was ich ze tune hah, un brauche dinne Uankaakeröi nich.“ Do saate dr Oole: „Du bäst aen eigensinniger Bengel un nimmest keine Liehre aan. Su hette iche minn Vater nich kumme un antwortte därfe.“ Do meinte Christjan: „Dinn Vater, das wärd jo woll au aen raechter Kaerrel gewaest sie.“ „Dach aen annerer un besserer als dinner!“ Dodraff antwortte Christjan awer gar nich, weil he doochte: „Du mußt's jo wisse!“

55. Aeberschbaergk gieht met dr Diana schpaziere.

     Eines schienen Mittwoch-Nachmittages hatte Aeberschbaergk, weil he kenn Dienst un nischt ze tune hatte, Langewiele. He saate zu sich saelwer: „Dr Himmel äs blau un s Waetter schiene, do will iche mich mool uuslaufe un frische Luft in de Plautze (Lunge) pumpe.“ He doochte do an sinn Tomlehrer, daer immer zu sinn Tomem gesaat hatte: „Jungens, schpärrt de Heise uff un schluckt frische Luft: frische Luft äs Bulljong fär de Lungen!“ Aeberschbaergk nahmb also sinn Giehschtock un schtaapelte zur Schtadt nuus. Wie he värseh letzte Huss, was aenne Villa war, in daer sin ooler Jagdfrind, der Herr Rat Miller, wohnte, kaamb, lagk daen sin Jagdhund Diana vär dr Gortenteer un luß sich de Sunne in dn Hals schiene, weil se au nischt witter zu tune hatte. Wie die ehm Frind Aeberschbaergen sahk, schprang se uff, wäddelte met ehren Schwänze, was su veele heiße sollte, wie „Schiene willkommen!“ - un miekste ehn aan, was bediete sollte: „Nimmb mich dach met!“ Aeberschbaergk saate: „No, do kumm!“ Diana schprang dröimool in langken Setzen im ehren oolen Jagdfrind rundsdrimmerim un noochdem an ehn nuff, un jaulte vär Freide. Nune ging de Reise lus därchs Schtadtfaeld un in aenne Napperfeldflur. Durten fing Diana aan un lief boole rechts un boole links ins Faeld un schniffelte nach Hasen un Raebhinnem. Aeberschbaergk doochte, no lauf dich mant mool omdtlich uus. Do kaamb uff einmool uus aenner Ackerforche aen Kopp zun Veerschiene un endlich schtand aen Mann do, das war dr Flurschitze uus dn Napperdorfe; daer krakeelte: „Herr Aeberschbaergk, rufen Se Ehm Hund aan sich un looßen sen nich jage, das äs bie Schtroofe värbotten.“ Aeberschbaerg saate: „Daer Hund äs gar nich miene, daer äs mich zugelaufen un gieht mich gar nischt aan!“ Do setzte dr Schitze de Ammetsmiene uff un saate: „Waenn Se nich hiere un dn Hunne das Jagen nich värbiete wulln, do muß ich Se zun Schulzen fiehre.“ Aeberschbaergk, daer sich freiete, mool wädder was zu erlaeben, meinte: „Tun Se Ehm Gefiehlen kenn Zwang aan un tun Se, was Se nich gelooße kinn!“ Daer Schitze transportierte nune Aeberschbaergen nach dn Dorfe zun Schulzen un Diana trottelte met. Daer Schulze nahmb aen Protoköllichen äwwer de Sache uff, un Diana, das freche Vieh, schtellte sich vär dn Ammetsschriewetisch un sahk zu, wie dr Schulze sich met dn Schriewen obmarachte un schließlich beschtimmete, Aeberschbaergk sollte dröi Mark Schtroofe zahle, weil he sinn Hund uff frömme-den Jagdgrunne hätte jage looße. Aeberschbaergk awer verschtand sich zu gar nischt un saate fär aen frömmeden Hund Schtroofe ze blaechen, das passe ehn ganz un gar nich; waenn se was von ehn wullten, sollten se ehn verklage. Dr Schulze meinte, waenn he nich blaeche wullte, mitte s Gericht entscheide. Nune schobb Aeberschbaergk met dr Diana ob.

Boole druff mußte Aeberschbaergk ins Gerichte zun Termine, in daem dr Herr Rat Miller Veersitzender von Gerichtshowe war. Wie nune Aeberschbaergk vär Gerichte schtand, un nach dr Ussage des Schitzen sich verdeffentiere dorfte, saate he: „Ich hah kenn Hund, was in dr ganzen Schtadt bekannt äs, un fär aenn zugelaufenen frömmeden Hund Schtroofe ze bezahlen, das schriewet das Gesetze nich veer; drim bitte ich um Fröischpraechung.“ Dr Gerichtshoff zogk sich zuricke un kaamb boole wädder ruus un schbrach Aeberschbaergken fröi von Schtroofe un Kosten. Wie nune dr Termin uus war un Aeberschbaergk zun Gerichtslokale nuusging, do kamen die Gerichtshärren, un dr Gerichtsrat Miller saate zu Aeberschbaergen, nune wörre jo de Geschichte uus un nune kinnte he ehnen au saae, was das far aen Hund gewaesen wörre. Do antwortte Aeberschbaergk: „No, Herr Rat Miller, waenn Se s gaeme wisse wulln, do will ichs Ehnen saae: Ehre Diana warsch!“

56. Schpällegiehn.

     Der Herr Paster Eilhardt uffen Pieterschbaerge war aen guter Mann un sinne Fraue war aenne liebenswördige Dame. He nannte sinne Hussehre nich anderscht wie „Frau Pastem“ un sie nannte ehren Mann mant „Herr Paster“. Beide waren immer ein Haerze un eine Seele. In enn Winter saate eines Tages dr Herr Paster zu sinner Liebesten: „Frau Pastem, hiete Owend wulln mie bie Gevatter Schtaege-manns schpälle giehe; mache daesserhalbens s Owendbruut boolichen fartig!“ Das tat de Frau Pasterschen au. Wie se beide mett dn Owenbmute färtig warn, schlugks gerade saechse uffen Torme. Do meinte dr Herr Paster: „Frau Pastem, jetzt ässes dach nach aen Linzchen zu friehe zun Schpällen giehn; ich daechte, mie machten erseht nach aen Nickchen!“ De Frau Pastem saate: „Jo, Herr Paster, du hast raecht.“ Nune satzte sich dr Herr Paster uffs Kanepee in de eine Ecken un de Frau Pastem satzte sich in de annere Ecken un beide nickten in. Uff einmool fuhr de Frau Pastem in de Höchte, räbb sich die Auen un saate: „Herr Paster, nune wärds woll Ziet siee.“ Dr Herr Paster antwortte: „Frau Pastem, ich glaube s au.“ He un sie machten sich faertig. He nahmb dn Giehschtock un s Lataemichen; sie hüllte dn rann Mantel imme un nahmb s Schpinnrad un su tappelten se zweibeide zun Pieterschbaerge nunger in de Ruutengassen. Es fuuln dobie nich uff, daß kein Mensche uff dr Schtrooßen un kenn Licht in aenn Huuse mieh zu siehn war. Wie se vär Schtaegemanns Huss kamen un de Teer uffmache wullten, war die schunt obgeschlossen. Dr Herr Paster klapperte daesserwaegen met dn messingem Teer-klopper, un wie das nich half, haemmerte he fester un dietlicher. Do tat sich endlich in zweiten Schtocke aen Faenster uff un rausguckte dr Gevatter Schtaegemann met dr Zippelmitzen uffen Koppe un frugk: „Was sali daenn das veerschtelle?“ Do saaten Pastersch: „Herr Gevatter, mie sinns, Pastersch, un wulln aen bischen schpälle kumme.“ Dr oole Schtaegemann krakeelte: „Ins Dröitoiwels Namen, s äs jo in 5 Minitchen Zwöllewe; mie lähn jo schunt zwei Schtunn in Faeddem. Do gieht mant wädder heime un kummet aen annermool!“ De Frau Pastem saate zu ehren Manne: „Herr Paster, do hahn mie awer aen langkes Nickchen gemacht!“ Dr Herr Paster antwortte: „Frau Pastem, ich glaubes au!“ Un beide tappelten wädder zun Pieterschbaerge nuff un heime. - Waenn in Nordhusen aen Paar zu schpiete zu aenner Gesellschaft kemmet, do heißt* s: „Do kummen Paster Eilhardts, die hahn gewiß erseht aen Nickchen gemacht.

57. Aeberschbaergk un s Waesen.

     Aeberschbaergk un s Waesen, daer letztere war aen dicker Fleischermeister, waren met nach acht annem Jagdgängem uus Nordhusen nach Haeringen zur Holzjagd ingeladen. Disse zaehn Jaeger komen owends verhaer zesammen, huulen aenne Kunferaenz ob, beschprachen de Reise fär dn annem Tagk un gaben Aeberschbaergen Ufftragk, he sollte an annem Morgen de Fahrkaarten fär de ganze Gesellschaft zur Fahrt met dr Isenbahne besorge. Aeberschbaergk ver-schprach, dn Ufftragk uuszefiehren. Am annem Morgen kaufte he zaehn Fahrkaarten von Nordhusen nach Haeringen un schtellte sich uff dn Bahnhowe uff. Endlich waren niene von dn Jagdgesten zesammen, awer dr Zaehnte, naemlich s Waesen, faehlte nach. Wie nune dr Zogk ingelaufen war, haepelten se met ehm Bicksen un Jagdhunn‘n in aenn Isenbahnwagen un guckten nach dn Zaehnten uus. Aeben wullte dr Zogk obratttere, do kaamb s Waesen endlich aangefuucht. Aeberschbaergk saate zu dn annem Aachten: „S Waesen hat gewiß erseht nach sinne Hinner uffschwenze misse, daß he su korz vär Torschlüsse kemmet. Ich willn dachemool in Schwulibus setze. Paßt mool uff, awer lacht nich!“ Wie s Waesen aeben ins Kupee gekrochen war, gungk dr Zogk ob. Das Waesen krehlte Aeberschbaergen aan, he sollte ehn sinne beschtellte Fahrkaarten gaebe: an dr Schperre hette he schunt gesaat, Aeberschbaergk hette sinne Kaarten, un dr Knipser hette geantwortt, s wörre gut un hette ehn därchgelooßen. Aeberschbaergk saate: „Fär Sie hah ich keine Fahrkaarten: ich hah die gezehlt, die do waren, s waren unser niene, un fär die hah ich Kaarten gelanget. Mie sinn dr Meinunge gewaesen, Sie bläwwen uus wie s Riehrenwasser.“ Das Waesen worde ganz engestlich un saate: „Was sali ich daenn aangaebe un mache, waenn dr Schaffner kemmet un ich hah keine Fahrkaarten? Ich sali woll gar nach Schtroofe blaeche?“ Aeberschbaergk wußte guten Root un saate: „Krachen Se ungem Sitz, mieh hooln unse Beine vär Sie, daß Se dr Schaffner nich siehe kann.“ Unksening un kranksening kroch richtig das dicke faette Waesen unger de Sitzbank un wörgete sinn Korpus drunger. Kaum war he värschwungen, do kaamb au schunt dr Schaffner un forderte de Fahrkaar-ten. Aeberschbaergk gabben de zaehn Kaarten. Dr Schaffner zehlte zuerscht die zaehn Kaarten un noochdem de Köppe; bie dn Koppen awer kunnte he nur bis niene zehle. Do fraate he Aeberschbaergen, daer ehm de Kaarten gegaeben hatte: „Wurim hahn Se daenn zaehn Kaarten, wu Se dach nur Ehrer niene sinn? Wu schtickt daenn dr zaehnte Fahrgast?“ Do antwortte Aeberschbaergk: „Dr Zaehnte äs au do; daer wullte was Apartes hah; hier schtickte unger dr Sitzebank!“ Do platzten endlich die Aachten, die sich bis dohän miehsam s Lachen verbässen un verdrickt hatten, lus un quietschten vär Vergniegen äwwer dn Schpaß. Das Waesen unger dr Sietzebank awer waetterte äwwer Aeberschbaergen wie aen Ruhrschpärling un schimpten „Fikuckchenmacher un Hohnepiepelaer, daer met sinn lieben Metmenschen nur Narrenspossen träwwe.“ Dobie wörgete un wörgete sichs Waesen veer, un - wie dr Zogk vär Bärwesläbben värbie fuhr, - do warsch Waesen su wiet, daß he sich au uff de Sitzebank setze kunnte. He langete s Schnupptuch ruus un wischte sich dn Schweiß uus dn ganz rat geworm Gesichte. Wie he domett färtig war, huul dr Zogk uff dn Haeringer Bahnhowe. Bien Uuschtiegen brammelte s Waesen: „An disse Fahrt will ich awer zietlaewens denke. Waenn ich mant Aeberschbaergen, dn Schtricke, an jede Ziehe zaehn Liechdömer winsche kinnte!“

58. De Kühlunge.

     Aen Herr Medizinalrat war Dokter fär aenne Krankenkasse. Als he eines Owends miede, matt un marode von dr Tagestuur heime gekummen war, trat nach aenne Fraue aan un maeldete, ehr Mann wörre krank, un bat, dr Herr Medizinalrat mechte ehn dach was värschriewe. Dr Dokter fraate, was daenn ehm Oolen faehle, wuräwwer he klagete. Die Fraue saate, ehr Mann hette schtarkes Fiewer. Dr Dokter saate, fär Fiewer wörre aenne Kühlunge gut. Die sollte se ehm Manne besorge un mache, un morgen friehe, waenn he sinn Rundgang mache, wullte he ehn besuche. Die Fraue fraate: „Herr Rat, äs daenn wörklich aenne Kühlunge aen gutes Mittel gaegens Fiewer?“ Dr Dokter saate:, Jo, jo, s beste, was es gitt!“ Nune schobb das Wieb ob. Am annem Morgen, als dr Herr Rat in das Huss kaamb, wu dr Krankgemaeldte drinne wohnte, traf he die Fraue in dr Hussflur aan un fraate se, osbse ehren Manne die Kühlunge besorget un gemacht hette un wu dr Patzjaente wörre. Do antwortte de Fraue: „ Herr Medizinalrat, besorget un gemacht un gegaenn hah ichen das Mittel, awer - wie ich bie dn Fleischer kaamb un aenne Küh-Lunge värlangete, hatte daer keine, sonnem nur aenne Ochsen-Lunge; die hah ich minn Ooln gekocht un zeraechte gemacht un gegaenn. He hät se ninngeachelt un

- das Mittel hät au gehulfen, daenn hiete frie war he munter wie aen Aalreischen un do äs he wädder zur Arbeit gegiehn.“ Do fing dr oole Medizinalrat aan ze lachen un lachte, daß‘n dr Buchch wackelte, un endlich, wie he wädder zu Oddem gekommen war, saate he: „Do siehn Se, Frauchen, daß aenne Kühlunge aen gutes Mittel gaegens Fiewer äs, sugar, waenn me statt aenner Küh-Lunge aenne Ochsen-Lunge nimmet“, un tappelte witter zun naechsten Patzjaenten.

59. Der pröische Justizminister Leonhard uff Besuch in Schtollbaergk.

     Wie Dokter Leonhard nach hanneewerscher Justizminister war, machte he Bekanntschaft met dn Herrn Grafen von Schtollbaergk, daer als Besitzer dr hannee-werschen Stammgraweschaft Hohnstein, die hietzutage Kreis Ilefaeld heißt, met Hannower öftersch zu verhandeln un zu tune hatte. Dr Herr Graf hatte zun Justizminister Leonhard, daer ehn siehre gefellig gewaesen war, gesaat, waenne mool in dn Harz käme, sollte he ehn in Schtolbaergk dach jo besuche. Das hatte Leonhard au verschprochen, awer nich gehoole un uusfiehre kinne, daenn s war allerlei dermang un drzwischen gekummen: 1866 wars Könnigriech Hannower futsch gegiehn un aenne pröische Provinz geworm, un Leonhard hatte sinn hanneewerschen Ministerposten verlom un war pröischer Justizminister geworm. Do kreik he mool uff aen paar Wochen Ferien un Sommerurlaub: he ging nach Gemrode un schnappte Harzsommerluft. Wie sen nune durt eines Tages waegen Raegenwetter langkschteelig war, langete he sich de Landkaarten mus, schtudier-te se un sahk, daß nich allzewiet von Gemrode Schtollwaergk lagk, do erinnerte he sich, was vär aen Verschpraechen he dn Herrn Grafen gegaenn hatte, mitte sich aen Landauer un ließ sich nach Schtollbaergk fahre. In Schtollbaergk kehrte he mit sinn Gescharre in aen Hotaell in, was aen schnaakschen Koppemaziusse gehierte. Daer wullte gaeme von dn Kutscher wisse, was das fär aen Herre wörre, daen he gebroocht hette. Dr Kutscher saate: „Was dr Herre äs, weiß ich saelewer nich, nur das weiß ich, daße in Gemrode uff dn Baergen rimm leift un sich de Beine vertritt un Luft drzu schnappt.“ Dr frömmede Herre awer schteckte sich aenne Zigkoori-gen aan un zwischen de Zehne, ließ sich dn Waegk nach dn Schlosse wiese, schtaapelte luus un klaetterte dn Schloßbaergk in de Höchchte. Wie he awer ins Schloß ninn wullte un ins Schloßtor kaam,b trat ehn dr Torwaechter, daer gekledt war wie aen Borgwart vär vierhundert Johren, aentgaegen, hiel ehm de Hellebarde quaer veer un frugk, waer he wörre un was he wulle. Dr frömmede Herre tatt nach aen kreftgen Zugk us sinner Zigarren, noochdem gräff he in de Taschen un langete aenne Visittenkaarten mus, gabb se dn Torwaechter un frugk, ob dr Herr Graf heime un ze schpreche wörre. Dr Torwaechter nahmb sinn Schpieß in Orm, huul de Visittenkaarten värr sinne Guckeiwelchen un buschtebierte un las: „Schtall-meister Lehmann aus Berlin“; noochdem saate: „Serenissemus, der regierende Herr Graf, sin nich drheime; Pfaere kaufe mie jetzt au nich; ninn ins Schloß därf ich Sie nich gelooße un rauche därfen Se hier au nich.“ Wie das dr frömmede Herre hierte, warf he sinn Schtummel waegk, daße in grüßen Bogen furtfloogk un zun Baerge nunger kullerte, machte „Kehrt“, nottelte zun Schloßbaerge nunger, ging ins Hotaell, befahl, dr Kutscher sollte aanschpanne, un aß schnaellichen nach aen Happen un trank mool drzu. Noochdem setzte he sich wädder in dn Landauer un ließ sich nach Gemrode zuricke fahre. Unger dr Ziet war ubene uffen Schlosse dr Hußhoffmeister gekummen, hatte dn Torwaechter gefraat, of he was ze maelln hette. Dr Torwaechter hatte geantwortt, ze maelln hette he witter nischt, als daß aen Frömmeder, aen Schtallmeister Lehmann uus Berlin, dogewaesen wörre un zun Herrn Grafen gewullt hette, wahrscheinlich hette Pfaere verkaufe un uffschwatze wulle, awer he hette ehn obbgewinkt un obbgeschowwen. Domett zogk der Torwaechter die Visittenkaarten uus sin Wammese un gab se dn Hußhoffmeister. Daer las au, awer ganz andersch, als wie dr Torwaechter, un las: „Staatsminister Dr. v. Leonhard aus Berlin“. Schnaellichen wie aen Aerrwisch schprang dr Hußhoffmeister naan uff sin Zimmer, schmäß obb, zogk dn Schwalbenschwanz aan, setzte de Dohle uff, schtreifelte de wissen Haenschke äwwer un faegete dn Schloßbaergk nunger uffs Hotaell zu. Wie he ungene uffen Marktplatze väm Rothuse ankamb, fuhr aeben dr Landauer met dn frömmeden Herrn in schnaellsten Trabe im de naechste Ecken un heidi furt uff Gemrode zu. - An naechsten Sunnoowende awer schtand in Kladderadatsche folgender höbsche Vaersch:

„Leonhard will noch Ruhe brauchen,
Nur darf er zu Stolberg im Schloß nicht rauchen!“

60. Die Reise des Nienschtimmigen nach Hamborg.

     Von dn Nienschtimmigen uus Erwich hahn mie schunt einige Geschichten värzehlt, awer lange nach nich alle. Jetzt wull me nach eine hiere, die he saelwer äwwer sinne Reise nach Hamborg sinnen besten Fringen metgeteilt hät.

Von aen veemaehmen, angesiehnen Herrn hatte he mool gehiert: Waer nich witter furtgekommen wörre, als wie dr Schwanz sinner Kuh reiche, daer wörre gar kein richtiger Mensche, sunnem aen Kartuffelkluß; daesserhalben hatte he sich veergenummen, mool nach Hamborg ze reisen un sich aen Schtickchen Waelt un aenne Grußschadt anzesiehn.

Wie he im Friehjohre met sinn Ackerwaercke fertig war, wickste he sinne Schtäwweln, zogk sin Sunntageszick aan, tat säwwen Veerhämmedchens äwwer-nander imme (alle Tage wullte he ‘s äwwerschte obbtu, domett he immer höbsch renglich uussähe), huckte de Reisetaschen äwwer, satzte sinne beste Mitzen uff, nahmb dn Knotenschtock in de Hand un, nochdem he sich de Brieftaschen voll-geschtoppt un etwas Kleingaeld ingeschtackt un von sinner Husskrune un sinn Kingem Obschied genummen hatte, reiste he obb.

Zuerscht schtaapelte he zu Fuße bis Nordhusen. Hier erkunigte he sich nach dr Reiseruute un nach dn veemaehmsten Gasthowe in Hamborg, daenn fam Hunger un Dorscht hatte he aenn graeßlichen Schupper. Von Nordhusen fuhr he nach Hamborg.

Wie he durt angekummen war, suchte he das Hotaell „Zum goldenen Anker“, das ehn empfolln war, uff. Wie dr Nienschtimmige ins Hotaell kaamb, frugk he den Aewerkaellnaer, ob he hier Loschie bekumme kinnte. Dr Kaellnaer besahk sich dn Nienschtimmigen von vorne un hingene, von ubene un ungene un von raechts un links un antwortte, he wörre gewiß ärre gekummen, un wässen in de Kutscher-schtowwen. Dr Nienschtimmige awer saate, he wörre kein Kutscher, un waenn diss „dr goldene Anker“ wörre, do wörre he an dr richtgen Schtelle. Domett satzte he sich an aenn Tisch un lähte obb.

Nune fraate he dn Kaellnaer, ob se hier au su aen Ding hetten, was me „Schpie-sekaarten“ nennte; die sollte he ehm brenge. Dr Kaellnaer laatschte su raecht dusemang furt un broochte de Schpiesekaarten. Dr Nienschtimmige besahk se sich un, weil he die veelen frömmden Namens, die dodruff schtanden, nich uusschprae-che kunnte, fraate he dn Kaellnaer, welche Schpiesen daenn dodervoone am besten schmecke. Dr Kaellnaer saate: Das äs Geschmackssache un äwwem Geschmack do leßt sich nich schtriete, daenn jeder Mensch hät aenn annem Geschmack“.

Das lichchte dn Nienschtimmigen in un he saate: „No, do will ichs mool saelwer versuche, was am besten schmeckt. Breng miche mool de erschten Schpiesen un au aenne omdtliche Flaschen Wien drzu, domet ich de Schpiesen nungerschpieh-le kann.“ Dr Nienschtimmige luß sich nune eine Schpiese nach dr ändern brenge un aß de ganze Schpiesekaarten runger. Wie he drmet färtig war, hatte he die Wienflasche au lier genotscht.

Nune frugk he dn Kaellnaer, wie veele he fär das Friehschtickchen schuldig wörre. Daer Kaelnnnaer saate: „Es macht grade saechs Taler.“ Dr Nienschtimmige meinte: „Das äs fär aen Friehschtickchen aen Linzchen veele, awer geschmackt häts. Hier sinn saechs Taeler un aen Aachtgutesgröschending als Trinkgaeld. Kann ich daenn nune bie uch‘n Loschie kriee?“

Daer Kaellnaer saate: „Jo“ un wäß ehn aen Zimmer aan. Weil he awer aen nöigieriges Huhn war un gaeme wisse wullte, wu dr frömmde Vetter haer war, fraate he ehn nach sinner Heimat. Dr Nienschtimmige saate: „Ich bän uus Erwich.“ Do fraate dr Kaellnaer, in welchen Lanne daenn das läge. Dr Nienschtimmige antwortte: „Min Sehnichen, ich hah mich nach Hamborg gefungen un du weißt nachch nichemool, wu Erwich läht. Siehste, das läht nich wiet von Nordhusen, wu dr Branntewien oder Schnaps gebrannt un met dr Branntewiensschlempe das Rind- und Schwienevieh faett gemacht wärd, dasses kummest kann aen Schritt gegiehe.“ Dr Kaellnaer saate, von Nordhusen un vom Nordhisser hette he schunt gehiert, awer von Erwich nach nich.

Nune frugk dr Nienschtimmige, wu me sich in Hamborg amesiere kinnte un wu was ze siehn un ze hieren wörre. Dö wässen dr Kaellnaer noch dn Hafen, daenn durten wörren Schiffe un in dn Hafenkniepen wörm Matrosen uus allen Herren Lännem. Dr Nienschtimmige nahmb sinn Giehschtock, schlumpte nach dn Hafen, guckte sich durt imme un ging endlich in aenne Matrosenkniepen, wu s raecht lustig haerging.

He luß sich aen Glass Grogk gaebe un sahk dn Tun un Trieben dr Matrosen zu. Uff einmool kaamb aen Baerenbengel von Matrose uffenzu un patschten met sinner Baerentatzen uff de Schüller, daß es krachte. Dr Nienschtimmige machte gute Miene zu dr schnaakschen Begrießung un saate met sinn frindlichsten Gesichte: „Du hast jo aen sanftes Patschhaengchen, awer dissmool bäste an dn Unraechten gekummen. Domett faßte dr Nienschtimmige dn Matrosen an beiden Handknöcheln un drickte se, als waenn se im Schrubschtocke wörren. Dr Matrose wullte au aen frindliches Gesichte mache, awer das duurte nich lange, daenn dr Nienschtimmige drickte immer mieh un immer aerger, su daß ‘s dn Matrosen gaele, griene un blau vär dn Auen worde, un endlich baettelte he, he sollten dach mant fröi gaebe; he sähe inn, daß he dissmool an dn Unraechten gekummen wörre.

Do luuß dr Nienschtimmige dn Matrosen lus un saate fär daen: „Wenn de mich aen Gefallen erwiese witt, do kniepe mich mool ins Dickbein.“ Das versuchte zwar dr Matrose met sinn schmerzningen Hengen, awer s gelang ehn nich, denn das Muskelwaerk war bie n Nienschtimmigen hart wie Eichenholz. Dr Nienschtimmige saate: „Min Sehnichen, do giehk mant hän; aen andermool siehk dich awer erseht de Liete aan, met daen du anbinge witt.“

Dr Nienschtimmige trank nune sinn Grogk uus un nottelte in un därch die grüße Schtadt Hamborg, besahk sich die Liete, die Hisser un die Kauflaadens. Do fuul ehn aen Laden uff, äwwer daen hung aen maechtig grußer Hut. Dr Nienschtimmige saate sich: „Do wohnt gewiß aen Hut- un Mitzenmacher; do witte dachemool zusiehe, ob daer au aenne passseninge Mitze fär dich hät.“ Domett ging he in dn Laden un forderte aenne Mitzen fär sich. Dr Mitzenmacher sahk sich dn Schwelln-kopp von dn Nienschtimmigen aan un broochte sinne größte Mitzennummer. Dr Nienschtimmige schmunzelte, versuchte se uffzesetzen, awer das war aen Ding der Unmeglichkeit. Do saate dr Nienschtimmige: „Daß ich disse Mitzen nich gebrauche kann, siehn Se woll saelwer; naehmen Se michs Mooß un bouen Se mich aenne Mitzen, die fär mich paßt, awer morgen Mittagk muß se färtig siee. Nune ging dr Nienschtimmige witter därch Hamborg, un wu he aen Mitzenma-cher-Schild sahk, ging he nin, forderte, probierte un beschtellte aenne Mitzen. Das machte dn Nienschtimmigen Schpaaß.

Wie he Hamborg sich aangesiehn hatte, äs he wädder heimegereist un hät sinne Erlaebnisse un au sinne Mitzenbeschtellung värzehlt. Do fraaten einer: „Nien-schtimmiger, was häste den met dn veelen Mitzen, die Du in Hamborg beschtellt häst, gemacht?“ Dr Nienschtimmige antwortte: „Obbgelanget hah ich von daen beschteilten Mitzen keine einzige. Iche hah se nur beschtallt, domett, waenn mool wädder Liete met aen söllichen Schwellnkoppe, wie ich enn hah, nach Hamborg kummen un aenne Mitzen bruuchen, die Mitzenmacher gliech eine veeraetig hahn!“

61. Dr fierige Schtein, daer in Nordhusen von Himmel gefalln äs.

     Dunnemols kunnte me in dr Zietung laesen von aenn Meteorschteine, daer hier in dr Engelsborgk von Himmel zur Aem gefalln siee sollte, un iche hah au dervone verzehle hiere, daß einer aen Schtickchen von dn Schteine bien Goldschmedt getragen un sinner Frau Schwaester aenne höbsche Brosche gemache looße hät.

Awer de Geschichte, die mutte aen Haken hahe, daenn wurim? S wullte diss un jenes draane nich su ganz schtimme. Von dn färchterlichen Krache, daenns geton hah sollte, wie dr Schtein in dr Engelsborgk uffs Schtrooßenpflaster gefalln äs, hät keiner was gehiert. Un äwwer den Meteorschtein saellwer un sinn Uussiehn un sinne Beschaffenheit hät au Mancher dn Kopp geschüttelt. De Sache äs mich awer erseht ganz klar geworm an aenn Owende, als iche äwwem Mart tappelte. Do dischkerierten zwischen zwöllewe un eins dr Ruland un sin huchgeschtellter Napper, dr Reese, äwwer daen Fall.

Dr Ruland frugk dn Reesen: „Du schtiehst jo su huch un kannst dn ganzen Himmel äwwergucke, häst Du daenn nischt von dn fierigen Himmelsschteine gesiehn un gehiert?“

Dr Reese antwortte: „Nei, kein Fiemichen weiß ich drvoone un hah au nischt gesiehn. Gehiert hah ich nur drvoone, wie se de Geschichte in Reesenhuse uus dr Zietunge veerlasen. Waenn me mant wisste, waer de Liegengeschichte mool wädder uff- un in de Zietung gebroocht hät, do ließen mie daen Bengel mool veerlade un huchnutpeinlich vämaeme, do sölltes boolichen ruuskumme, daßes lutter Liegen wörm.“

Dr Ruland meinte: „No, von Liegen wull me nich gliech schpraeche. Was Wohres muß jo dach wull an dr Geschichte siee, daenn am annem Tage kaamb jo dr Diraekter vons Schtadtmuseum met aen Kasten, in daen he aen gelehrtes Guckeglass hatte, von Könnigshowe haer äwwem Mart nach dr Engelsborgk zu Meinholden geschtaapelt un hät dn Himmelsschtein von vorne un hingene un von allen Sieten beguckt, ungersucht un beschniffelt un hätten au Meinholden obbkol-ze wulle, awer Meinhold hät, wie he das gemerkt, schnaellichen sin Schtein-schtickchen wädder in Siedenpapier gewickelt un in de Kummoden geschlossen. S‘äs dach ewig schade, daß ich von dn Schtorze un färchterlichen Krache bie dn Schteinfalle nischt gehiert hah; iche hettes werklich meeglich gemacht un hette mool im de Ecken geluupt, denn su was kimmet nich alle Tage veer.“

Dr Reese awer schöttelte met dn Koppe un saate: „Napper, iche glaube nich an dn Schpuuk! De Liete liegen hietzetage das Blaue von Himmel runger un das Griene von dr Mistpfitzen; denke mool an dn Baem, daer körzlich von dr Wil-haelmshöhe furtgelaufen siee sollte, was au nich wohr war.“

Do rief einer ungene von Kuhlmarte zun Reesen nuff un saate: „Reese, du häst raecht!“ S warsch Schöppmaennichen, das uff dn Ranne von dn Lutherbome saß un sich mang un zwischen das Gedischkeriere mengete un värzehlte: „Bridder-chens, de wißt, daß ich als ooler emeritierter Nordhieser Wasserinschpaekter nischt mieh ze tune hah un mich daesserwaegens öfters in dn Knieepen rimtriebe. Do kriee iche, weil iche unsichtbar bänn, manniches ze hiem, wovone sugar de Herrn von huuchen Rate keine blasse Idee aenner Ahnung hahn. An dn Schteinfall-tage saß iche hingem Uwen in dr Resterazjon naeben Meinholden in dr Engelsborgk un wärmete mich de Klaewichen, do kaamb aen Schnieder ninn, daer wahrscheinlich au fror, daenn de Schnieder sölln jo alle aen frosteminges Volk gesiee. Dr Schnieder satzte sich hinger aen Glas Bier un fung aan ze nootschen. Weil das Bier awer koolt war, fror he nach mieh. He guckte in dn Kollnkasten, awer daer war lier; he machte s Uwendlied uff un sahk, daß nach aen Linzchen Glut in Uwen war; do suchte he in dr Gastschtowwen de Schtriechhölzerengen zesammen un warf se dn Wärte zun Torte in dn Uwen, daß das Fier lustig uffflackerte. Wie dr Schnieder in dr Glut aenne Schlacken sahk, do machte he aen su pfiffiges Gesichte, daß me merke kunnte, daß he s fustdicke hingem Uhren hatte; he faßte de heiße Schlacken met dr Fierzangen, gung ans Faenster, machte das liese uff un warf de Schlacken aen Linzchen in de Höchte, daß se von ubene nädderfuul. Wie se nune ungene uffs Schtrooßenpflaster uffklatschte, huppte dr Schnieder schnel-lichen wie aen Ärrwisch hinger dn Faensterveerhang un luupte nuus, was woll folge wörre. Do kaamb grade aene Wase, se mutte von Lanne siee, die bickte sich, wie de Schlacken uffschlugk un wullte das näddergefallene Ding uffhebe un besiehe. Wie se es awer in dr Hand hatte un de Hitze schpierte, da warfs se s schnaelle hän un rief: „Was aes daenn das fär aen gliehninger Sehtein, daer hier zur Aem gefallen äs“ Wie das Meinhold hierte, daer in dr Ladenteer geschtann hatte, schprang he zu, packte das greßte Schtickchen von dn heißen Schteine, daer zerschprungen war, wie n de Wase us dr Hand geworfen hatte, un krehlte: „Das äs aen von Himmel rungergefallener Schtein, was me aen „Meteor“ heißt; das äs was Rares, aenne grüße Saeltenheit!“ Do kaamb au dr Schnieder angehuppt un nahmb sich au aen Haeppchen von dn Himmelsschteine un wickelte s in Papier. Un de Liete uus de Napperschaft luufen zu, beguckten sich das Waeltwunner un meinten: „S äs mant aen Gliecke, daß dr gliehninge Schtein nich uff unse Hisser oder gar uff unse Köppe gefalln äs. Was hette das fär aen Unglicke gewaere kinne!“ Meinhold hät nach dr Ziet nach kleine Schtickerchen von dn Himmelsschteine verschenkt un vär eins hätte he boolichen aen Faeßchen Bier gekrein; 's äß awer nischt druus geworm. Dr Schnieder awer hät sich ins Fiestchen gelacht, daß ehn dr Ulk su gelungen war un daß sich de Liete un de Zietung su hingersch Licht hahn fiehre looße. Su äs die Geschichte von fierigen Himmelsschteine gewaesen un nich anderscht. Waenn de s nich glaube wullt, do fraat dn Schnieder saellewer; he sitzt Owends in Kuntzens Braueröi an Liegentische. Dr Ruland schöttelte met dn Koppe un fiehrte met sinn Daegen aen Hieb därch de Luft, das sullte su veele heiße wie: „Hette ich dich, ich wullte dich!“ Dr Reese awer fuchtelte met sinn Kitzelschtocke un saate: „Verflöckter Häppelschnieder, no worte mant, waenn ich dich mool fasse, do will ich dich met minner Lanzen kitzele, daß dersch Lietevämnarmhooln värgiehe sali!“ Schöppmaennichen awer meinte: „Wenn iche dn Schnieder mool kriee, do schtecke ichen met dn Koppe in dn Möhlgraben, dasse kooles Wasser schlucke sali, was he gar nich gaeme trinkt!“ Ich awer doochte: „Ormer Schnieder, wie wärd dirsch giehe!“

62. Aeberschbaergk fehrt met dn Schloßbaecker zur Tierschau.

     Dr Martmeister Aeberschbaergk nottelte im Sommer an aen Mittwoche, wu he kenn Dienst hatte, weil an dissen Tage kein Wochenmart war, därch de Schtadt. He wullte sich de Fieße aen Linzchen vertraete un dn Kesselingen in Schtrooßenpfla-ster de Köppe intraete, domett de Börger un ehre Wieber nich schtulperten. Das gabb he aan, als he värr aenn Huss an aenner Schtrooßenecken kaamb, wu drinne dr Schloßbaecker wohnte, daer zun Faenster ruusguckte un ehn fraate, wu he daenn hänwullte.

Dr Baecker, daer aen schnaakscher Bengel war un immer was besonderes ruusbieße wullte, weshalb ehn sinne Zunftbrieder met dn Namen „Schloßbaecker“ beläht un uusgezeichnet hatten, saate zu Aeberschbaergen, he hette wie he, hiete Nachmittag au nischt witter zu tune; ob se nich zesammen aenne kleine Uus-schwiefunge oder aen Uusflogk ungemaehme wullten.

Aeberschbaergk meinte, das kinnten un möchten se woll, awer es wörre hiete aenne bannige Glut un Hitze, su daß me aen Schlagkfloß sich zuziehe kinnte. Jo, waenn se Fahrgelaegenheit hetten, do ließe sich de Sache woll mache, awer su wörre se siehre riskant un gefaehrlich.

Dr Schloßbaecker machte nune dn Veerschlagk, se wullten sich von sinn Napper sinne Schemmel un Jagdwagen borge un nach daen Mittagsbrute aenne Uusfahrt mache, awer die Frage wörre, wuhän? Aeberschbaergk wußte gliech Rot: Mie fahm nach dr hannöwerschen Nöischtadt, do äs hiete Tier- un Viehschau; do sinn veele Menschen un Tiere ze siehn, un wu das dr Fall äs, do gitts aenne saftge Brot- oder Reestworscht un au aen frisches Glas Bier, un Schpaaß müsse me uns saellwer mache. Dr Schloßbaecker war domett inveerschtann, awer eins bedung he sich uus: He wullte dn Schemmel un Wagen lenke. Aeberschbaergk war domett zefreeden met dr Inschrenkunge, daß dr Schloßbaecker als Kutscher dn Schemmel un Wagen lenke sollte bis zwischen Harzungen un daer Nöischtadt, wu dr Kappelbach därch de Schossee flösse. Als dr Schloßbaecker das zugeschtannen hatte, worde dr Fahrveertragk obbgeschlossen un beschtimmet, daß de Fahrt nach dn Mittagsbrute obgiehe sollte.

Das geschahk daenn au un dr Schemmel zogk un fuhr die beiden Brieder an Crimderode un Näddersachswaerfen väräwwer.

Wie se Näddersachswaerfen hinger sich hatten, sahk dr Schloßbaecker aenne Wase, aenne kleine Schtrecken väm Wagen uff dr Schossee un saate zu Aeberschbaergen: „Die oole Wase will gewiß au nach zur Tierschaue un sich durten uusschtelle. Die muß ich dach kenne, se kimmet mich su bekannt veer un rief ehr zu: „Heda, junge Fraue, sinn Se nich de oole Schienemann?“

Wie das de Oolsche hierte, bläbb se schtiehe, bis dr Wagen rankaamb, un do saate se zun Schloßbaecker: „Aenne Oole sali ich siee? Waer nich oolt waere will, magk sich jungk an Galgen henge looße!“ Als dr Schloßbaecker das vemahmb, hub he dn Schemmel an un lußen aen Traeppchen mache, domett he nich nach mieh aanzehieren bekäme.

Wie nune dr Wagen zwischen Harzungen un Nöischtadt vär dn Kappelbach kam, fand Platzwechsel schtatt: dr Schloßbaecker satzte sich in dn Wagen un Aeberschbaergk uffen Kutschersitz. Dr Schemmel kreik aen paar Hiebe uffs Faell un satzte sinne Beine in Galopp, su daß dr Wagen in aen paar Minietchen vär dn Nöischtaeder Schtadttore, vär daen uff dr Wesen de Tierschau obgeholn worde, ankamb. Wie die Menschen dn Ratterwagen angepröscht kumme sahen un hierten, guckten alle un au das Vieh nach dn Fuhrwaerke; Aeberschbaergk awer erkannte, daß de Tierschau boolichen zu Enge war, daenn de Veerschtandsmetglieder von landwärtschaftlichen Vereine schtannen ungene vär dr Tribiene un dr Veersitzen-de klaetterte aeben de Kanzel naan, um de erkannten un festgesatzten Priese bekannt zu gaeben. Aeberschbaergk saate sich, jetzt ässes de allerhechste Ziet, daß ich minne Knallrakete, die ich uffen Kutscherbocke uusklissiert un uusgeheckt hah, lußlooße un obschieße: He hob sinne beiden Orme in de Höchte, machte sinne beiden Patschhenge hohl un lähte se zu aen Schalltrichter zesammen un gröhlte uus Lieweskreften ninn: „Holt inne! Holt inne! Ich brenge nachch das greßte Schticke Rindvieh von Nordhusen; das will ich au nachch aen Pries hah!“

Äwwer dissen Ruf lachten alle Menschen uff daen Platze un au alles Vieh un Getierze luß sinne Schtimme erschalln. Awer aen Pries fär dn Schloßbaecker war nich mieh do. Väm Schtadttore schpeelte aen Driehorgelmann uff sinn Wimmerkasten aenne wehmietige Melodie un he sang das höbsche Lied drzu: „Zerdricke nich in dinn Aue die Träne, - die wische ob met Sandpapier.“

Die beiden Fahrbrieder schtellten Pfaerd un Wagen in Rotskaeller in, dr Schemmel kreik aenne Maetzen Hawwer, aen Bingel Hau un Wasser, su veele, wie he hah wullte. Noochdem laweten sich Aeberschbaergk un dr Schloßbaecker an aenner saftgen Reestworscht un schpiehlten se met kiehlen Biere nunger, was ehnen raecht siehre wohl tat. Aeberschbaergk saate zun Schloßbaecker: „Brieder-chen, siehste, du häst mich aen Vergniegen därch dinn Ruf an de oole Schienemann verschafft un do mutte ich mich dachch revanchiere un dich un dn veelen Lieten au aen Schpaß bereite. Waenn daer au aen Linzehen hahnebiechen uusgefalln äs, su sali das dachch unserer oolen Frindschaft nieh schade. Schlogk in, mie Beiden blieben, was mie bishaer gewaesen, gute Fringe, de aenander nischt äwwelnaeh-men. Beide gaben aenander de Patschhenge.

Nune saate Aeberschbaergk zun Schloßbaecker: „Du bäst aen Prachtskaerl un verdienst aen Pries un aenne Anerkennunge; die satte au hah: Du sallst Schemmel un Wagen uff dn ganzen Heimwaege lenke un fahre!“

63. Reeschens Heirats-Antragk.

Michel, willste mich nich fröie,
Bän ich nich aen höbsches Kind?
Du, äs wärd dich nich geröie,
Guter Michel, sick nich blind.

Ich hah Hünner, ich hah Gense
Un min Vater veeles Vieh:
Gruße Ochsen, die hahn Schwenze,
Michel, no die mußte sieh.

Siehste böie dn Kärmestanze
Mich in minr nöin Bluse schtieh,
Met dn grüßen bunten Kranze
Un met ner goldnen Kette gieh.

Siehste mich die nöie Schärze
Un min uffdressierten Kopp,
Wie mich brennt min ormes Haerze
Un wie lang henget mich dr Zopp?

Michel, fiehlste daenn keine Liebe?
Du bäst dach nich von Holz aen Schtock?
Guck nur an die faetten Kiewe
Un min stolzen Zeienbock!

Siehste durt, de große Weesen
Un die Eppelbeime schtieh?
Alles, alles äs dr Reesen
Un nachch veeles Haemmelvieh.

Un ich bän dasjenige Maechen,
Das dich liebet. Wärscht du mine,
Wie wullte ich dich verpflegen,
Dich obworte un dich diene.

Dummer Kaerl, so schlock dach in
Un sack „jo“ ich naehme dich!“
Häste sunst nachch was im Sinn,
Du sacks nur, obschloh tu ichs nich.

Ich hette schunt kinne lange gefröie,
Aber ich hah s nich gemocht,
s warn ehre mieh als dröie
Aber ich hah s mich bedoocht:

Nachbarsch Hannchen hät zwei Brieder
Un dr aeltste kam jetzt haer,
Au kam haer des Schulzens Pieter,
Aber daer süfft wie aen Baer.

Süfft tagtäglich Schnaps aen Neesel,
Waenn man n sieht, hät he aen Schtrich.
Machs nune, wie de willst, du Esel;
Willste de oder willste de nich?

64. Michels Zuschtimmung.

<poem> Jo, ich will dich, Haerzens-Reese, Aber ich muß dr nachch was saa: Ich muß alle Sunntags Kleeße Un am Montage Meerrettig hah.

Un am Dienstage harte Eier Un am Mittwoch Suuerkuhl, Do bän ich sufurt din Freier Un din Mann, nune sick nich fuul.

Donnerschtagk, do machst de Suppe Un am Fröitagk Zippelbrieh, Ach, wie ward din Michel huppe, Reeschen, das das waerschte sieh.

Un am Sunnobend gibste Worscht un Butter Uns s obends dicken Matz; Gibb nur acht, böi solchen Futter Platzt dr letzte Knopp am Latz.

Alle Johre vär nöie Lappen, Fär de Kärche aen feinen Rock, Gruße Schtäwweln, die raecht trappen, Ins Faenster au aen Rusenschtock.

Reeschen, guter Haerzens-Engel, Das wärd aenne wohre Pracht! Su aen Mann un uffgeklaerten Bengel Häst de dich wohl nich gedacht!

Kannst un willste das alles hoole, Reese, do äs minne Hand, Gucke, ich kann dich nischt verkohle. Daenn aen Mann, daer hät Verschtand.

No, do schpring un füll'de Kanne Un ich trinke aen „Vivat hoch! Reeschen laeb met ehrem Manne Un ehr Mann met Reeschen hoch!“