Mädchenvolksschule am Töpfertor

Aus NordhausenWiki
Version vom 30. November 2022, 20:01 Uhr von Vincent Eisfeld (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „1802-1914“ durch „1802–1914“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Die Töpfertorschule (1840 bis 1891)

Die Mädchen-Volksschule am Töpfertor (auch Töpfertorschule) war ein klassizistisches Schulgebäude und befand sich am Friedrich-Wilhelm-Platz 1 neben der Sedanstraße. Sie wurde bei den Luftangriffen auf Nordhausen im April 1945 schwer zerstört. Einige Jahre nach der Umbenennung in Käthe-Kollwitz-Schule (1954) kam es zum vollständigen Abbruch.

Geschichte

Realschule und Realgymnasium

Dieses Schulgebäude wurde im Jahr 1839 als städtische Realschule auf der Südseite des späteren Friedrich-Wilhelm-Platzes erbaut.

Nach Abbruch des 40 Fuß hohen inneren Töpfertors im Juni 1839 erfolgte am 20. Juli 1839 die Grundsteinlegung. Bereits am 15. Oktober 1839 konnte das Gebäude dann als neue Realschule der Stadt Nordhausen eingeweiht und bezogen werden.

Für die Anlegung eines Schulhofes wurde in den Jahren 1845, 1847 und 1852 der südlich der Schule gelegene Zimmergraben beseitigt. Im Sommer 1874 wurde damit begonnen, einen westlichen Anbau an das Schulgebäude anzufügen. Dieser Anbau nahm nach seiner Fertigstellung u. a. die Aula auf. Im September 1875 erfolgte die feierliche Einweihung dieses Ergänzungsbaus. Für die Errichtung des Anbaus hatte die Stadt eine Anleihe von 61.704 Mark aufgenommen.

Die Schülerzahlen an der Realschule entwickelten sich von 1851 bis 1882 wie folgt: 1851 wurden 192 Schüler in 7 Klassen von 11 Lehrern unterrichtet. 1862 waren es 205 Schüler. 1868 besuchten 337 Kinder die Schule. Sie wurden von 17 Lehrern unterrichtet. Im Jahr 1871 zählte die Volksschule 495 Schüler (inkl. Vorschule). 19 Lehrer unterrichteten. Sieben Jahr später, 1878, waren es 456 Knaben, die von 24 Lehrern unterrichtet wurden. Zu Ostern 1882 besuchten 368 Schüler die Schule.

Seit dem Jahr 1847 hatte die Realschule eine einklassige Vorschule, die die Aufgabe hatte, die 7jährgen Knaben auf den Besuch der Realschule vorzubereiten. Aufgrund der großen Schülerzahl wurden ab dem Jahr 1860 drei Klassen gebildet. Auch diese Vorklassen unterstanden dem Rektor der Realschule.

Am 23. Juni 1865 wurde die Realschule in eine Schule 1. Ordnung erhoben und damit dem Gymnasium gleichgestellt. Seit dem 31. März 1882 trug die Schule dann offiziell den Namen Realgymnasium.

Erster Rektor der Realschule war der Physiker und Mathematiker Carl Christian Fischer. Er hatte bereits seit April 1835 die erste Realschule im Joachimschen Haus in der Rittergasse 3 geleitet. Seit 1845 Professor, starb er erst 50jährig am 11. März 1854. Sein Nachfolger wurde zu Ostern 1854 Wilhelm Burghardt, der die Schule bis zu seinem Tod Ende September 1877 leitete. Am 25. April 1978 wurde Dr. Hermann Wiesing Leiter der Schule. Einer der ersten Lehrer war der Botaniker und Chemiker Friedrich Traugott Kützing, der hier bis zu seinem Ruhestand Ende September 1883 unterrichtete.

Volksschule

Aufgrund der Tatsache, dass die beiden städtischen höheren Lehranstalten 1889 staatlich wurden, musste die Stadt 1891 das Volksschulgebäude am Taschenberg an den preußischen Staat abgeben. Die Mädchenvolksschule bezog im Juli 1891 das bisherige Gebäude des Realgymnasiums am Friedrich-Wilhelm-Platz 1 und erhielt zusätzlich Räume im Gebäude der Knabenvolksschule am Friedrich-Wilhelm-Platz 8.

Ende September 1894 wurden in beiden Schulteilen 1430 Schülerinnen in 25 Klassen unterrichtet. Rektor beider Schulteile der Mädchenvolksschule war Gottlieb Klautzsch.

Nach dem Umzug der Knabenvolksschule im Oktober 1900 in die neu erbaute Petersbergschule wurden beide Schulgebäude am Friedrich-Wilhelm-Platz dann als Mädchenvolksschule genutzt, in denen im September 1901 unter Leitung von Gottlieb Klautzsch 1425 Schülerinnen in 30 Klassen unterrichtet wurden.

Nach dem Tod von Gottlieb Klautzsch am 9. Juni 1902 wurde die Mädchenvolksschule geteilt, in die „Mädchenvolksschule I“ und die „Mädchenvolksschule II“. Die Mädchenvolksschule I erhielt ihr Domizil im ehemaligen Realgymnasium und die Mädchenvolksschule II im Volksschulgebäude am Friedrich-Wilhelm-Platz 8 (ab 1907 Museum).

Neuer Rektor der Mädchenvolksschule I am Friedrich-Wilhelm-Platz 1 wurde Emil Schondorf.

Ende September 1903 waren in der Mädchenvolksschule I folgende Lehrkräfte tätig:

  • Rektor: Emil Schondorf
  • Volksschullehrer: Brabandt, Geisel, Hause, Mäder, Meyer, Neumeyer, Oßwald, Seidenstücker, Temme, Wille, Winkelmann
  • Lehrerinnen: Frl. Burghardt, Görschner, Schwerdtfeger, Voigt
  • techn. Lehrerinnen: Frl. Bänder, Hartz

703 Schülerinnen wurden in 16 Klassen unterrichtet.

Am 1. April 1927 erhielten die Volks- und Mittelschulen der Stadt neue Bezeichnungen. Die „Mädchen-Volksschule I“ hieß nun „Mädchen-Volksschule am Töpfertor“.

Für den Sportunterricht der Schülerinnen diente die Turnhalle in der Sedanstraße 15. Eine erste 1882 errichtete Turnhalle war 1930 baufällig geworden. Anstelle dieser alten Turnhalle wurde an selber Stelle 1930/1931 eine neue Halle erbaut, die von der Knabenvolksschule am Petersberg und der Mädchen-Volksschule am Töpfertor gemeinsam genutzt wurde.

Seit 1929 war Gustav Temme Rektor. Im Ehrenamt war er Fraktionsvorsitzender der Nordhäuser SPD-Stadtverordnetenfraktion und in der Arbeiterwohlfahrt aktiv. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde er im Juni 1933 verhaftet. Stellvertretend leitete nun die Konrektorin Gertrud Kutzner die Schule.

Im Schuljahr 1936/37 unterrichteten folgende Lehrkräfte an der Schule:

  • Rektor: Dr. Otto Ritzau
  • Lehrer: Einicke, Euling, Gothe, Krieghoff, Muder, Schulze
  • Lehrerinnen: Konrektorin Kutzner, Lehrerin Muerau, Wisotzki, Klotz, Rademacher, Busse, Dempwolf, Volger, Lemke, Tappenbeck.

682 Schülerinnen wurden in 16 Klassen unterrichtet.

In den Jahren 1939/40 wurde westlich der Schule entlang der Mauerstraße ein Toilettengebäude für die Schülerinnen errichtet.

Beim britischen Bombenangriff auf Nordhausen am 4. April 1945 wurde das Gebäude zerstört. Die Zerstörung der Schule überstand nur der westliche Anbau. Am 2. April 1954 beschloß der Stadtrat die Umbenennung der „Töpfertorschule“ in „Käthe-Kollwitz-Schule“. Das Schulgebäude wurde später abgebrochen.

Literatur

Weblinks