Luftangriffe auf Nordhausen

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Marktkirche, Rathaus und Stadthaus nach den Luftangriffen

Die Luftangriffe auf Nordhausen am 3. und 4. April 1945 durch Bomber der britischen Royal Air Force zerstörten Dreiviertel der Stadt. Dabei kamen über 8.800 Menschen ums Leben, weitere 20.000 wurden obdachlos. Mit einem Wohnungszerstörungsgrad von 55% (10.000 Wohnungen) gehörte Nordhausen zu den am schwersten zerstörten deutschen Städten; zahlreiche Denkmale von hervorragender Bedeutung, darunter die für Nordhausen charakteristischen Fachwerkbauten des 13. bis 19. Jahrhunderts, wurden vernichtet. Der historische Stadtkern, die Neustadt und die Gebäude um die Frauenbergkirche wurden fast gänzlich eingeebnet. Erhalten blieben die Gebiete westlich und nördlich der Stadtmauer, Barfüßerstraße, Kalte Gasse, Teile des historischen Königshofs sowie der Stadtteil Altendorf. Ein Großteil der stark beschädigten Bauwerke wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen. Die zerstörerische Gesamtwirkung aller Bomben und Luftminen war von keinem Einzelangriff im Luftkrieg gegen Deutschland auch nur annähernd erreicht worden.[1] Bei der Bombardierung von Nordhausen handelte es sich um die größte Katastrophe in ihrer tausendjährigen Stadtgeschichte.

Nordhausen im Krieg

Nordhausen hatte vor dem Zweiten Weltkrieg ca. 42.000 Einwohner. Während des Krieges stieg deren Zahl durch Ortsfremde (Luftkriegsevakuierte, Flüchtlinge, ausländische Arbeitskräfte, Verwundete und Kriegsgefangene) Anfang März 1945 auf 65.000 Einwohner.[2] Insbesondere für Evakuierte aus Berlin, Hamburg und Westdeutschland waren Stadt und Kreis Nordhausen als Aufnahmeräume ausgewiesen.

Der Bau von Luftschutzanlagen begann im Spätsommer 1943. Viele Bunkeranlagen in der Innenstadt blieben unvollendet. Am 29. November 1943 wurde für Nordhausen ein Evakuierungsplan, der Aussiedlungsrichtungen und Aufnahmegebiete festlegte, ausgearbeitet.[3]

Bis zum 22. Februar 1945 realisierte Stollenabschnitte[4]
Stollenabschnitte Länge Herstellung Ausbauart Bemerkung
Stollen IA, Mühlhof 55,00 m Okt. 1943 – Febr. 1944 Beton, 27,5 m nur Holzausbau Richtung Loge
Fluko-Bunkerzugang 2,40 m Febr. – März 1944 Eisenbetongewölbe IA, > 40 m links
Kreuz IA-Stummel 0,50 m März 1944 Eisenbetongewölbe, wie das gesamte Kreuz IA Drehscheibe
Stollen IB, Johannishof 38,50 m Nov. 1943 – April 1944 Beton, 22,5 m mit Firstschienen noch begehbar
Stollen von IA nach IB 66,10 m März 1944 – Nov. 1944 Beton Durchschlag im Nov. 1944
Stollen von IB nach IA 38,25 m April 1944 – Nov. 1944 Beton Durchschlag im Nov. 1944
Oststollen, von IA-IB ab 21,75 m Dez. 1944 – Febr. 1945 Seitenbeton, Art des Firstausbaues nicht benannt
Südstollen IC, ab IB 49,75 m April 1944 – Febr. 1945 zum Lohmarkt
Gesamt: 272,25 m Okt. 1943 – Febr. 1945
US-Luftaufnahme der Stadt Nordhausen (1944). Am unteren Bildrand ist der Fliegerhorst von Nordhausen und am rechten mittleren Bildrand die Boelcke-Kaserne zu erkennen.

Als Garnisonstadt hatte Nordhausen eine längere Unterbrechung seit dem 19. Jahrhundert. Ab 1935 wurde im Süden die Boelcke-Kaserne errichtet, mit Unterkünften und Fahrzeughallen; sie diente der Ausbildung von Luftnachrichtensoldaten. Daneben entstanden ein Fliegerhorst als Ausbildungsplatz und zeitweise Flugzeugwerft. Bis März 1945 wurden hier Flugzeuge für den Mistelschlepp („Huckepack“-Flugzeuge) montiert und Piloten dafür geschult. Sonst diente der Fliegerhorst 1945 noch zum Auftanken von Jagdflugzeugen. In provisorischen Unterkünften in der Stadt – nicht in der Boelcke-Kaserne – gab es das aus Berlin evakuierte Marineverwaltungsamt West; da dem Marineoberkommando West jedoch verschiedene Dienststellen unterstanden, ist davon auszugehen, dass nur Teile nach Nordhausen verlegt wurden. In der Stadt und ihrer nahen Umgebung existierten viele Lazarette mit insgesamt etwa tausend Verwundeten. Die Lazarette und Krankenhäuser trugen weithin sichtbare große Rotkreuz-Symbole auf den Dächern.

Das Mittelwerk Dora bei Nordhausen produzierte seit Ende März 1945 wegen ausbleibender Lieferungen von Bauteilen keine V-Waffen oder andere Rüstungsgüter mehr. Die dort ausgebeuteten Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora wurden evakuiert. Die Zwangsarbeiter – polnische, sowjetische und französische Kriegsgefangene – zerstreuten sich ohne Bewacher nach der Bombardierung am 4. April im Umland. Das Werk oder seine Verkehrsanbindungen waren nie Ziel alliierter Luftangriffe.

Die frühere Boelcke-Kaserne wurde seit Herbst 1943 nicht mehr militärisch genutzt. Seitdem waren Tausende von Zwangsarbeitern dort einquartiert worden, später wurden auch deutsche Flüchtlinge aufgenommen. Seit 8. Januar 1945 existierte ein KZ-Außenlager und ein bald überfülltes Häftlingslazarett in der Anlage.[5] Im Februar kamen zeitweise 3.500 Häftlinge aus dem KZ Groß-Rosen dazu.[6]

Erste Angriffe

Traueranzeige vom 26. Februar 1945

In der Nacht vom 25. August auf den 26. August 1940 griffen zwei britische Bomber vom Typ Handley Page Hampden den Flugplatz von Nordhausen an und warfen vier Bomben ab.[7] Es entstand ein kleiner Brand, der bald gelöscht werden konnte.

Von 1940 bis 1943 gab es insgesamt 72 öffentliche Luftwarnungen und Fliegerarlarme für Nordhausen. Als sich die alliierten Luftangriffe im Jahr 1944 auf die im Hinterland gelegenen deutschen Städte intensivierten, wurde Nordhausen verstärkt Überflugsort alliierter Bomberverbände, etwa wenn sie Berlin, Dessau oder Leipzig anflogen. Im März 1945 erreichten die durchschnittlich fünf bis sechs Luftalarme ihren Höhepunkt.[8]

Am 12. April 1944 flogen während der Mittagszeit zwei aus südlicher Richtung kommende amerikanische Jäger die Stadt an und töteten zwei Menschen, zwei Personen wurden schwer verletzt.[9]

Am 22. Februar 1945 griffen gegen 12:30 Uhr US-amerikanische Bomber den Verschiebebahnhof an, trafen jedoch die Unterstadt, einige Anlagen des Industriegebietes und die vormalige Fernmeldeschule der Luftwaffe in der Boelcke-Kaserne. Insgesamt fielen 296 Mehrzweckbomben und töteten 40 Menschen. Im Südharzer Kurier erschien am 26. Februar eine Todesanzeige für die „Gefallenen des Terrorangriffs“ mit der Ankündigung zur Beisetzung.

Am 28. Februar 1945 warfen drei amerikanische Maschinen 2,5 Tonnen Sprengbomben auf die Stadt ab.

Am 1. April 1945 wurden das Auto-Hotel Hesse durch Bomben getroffen und zahlreiche Menschen getötet.

Großangriffe im April 1945

Langstreckenbomber vom Typ Avro Lancaster, wie sie bei der Bombardierung von Nordhausen zum Einsatz kamen.
Zielmarkierer De Havilland Mosquito (1944)

3. April

Am 3. April 1945 starteten gegen 13 Uhr die englischen Bomberverbände und erreichten Nordhausen um 16 Uhr. Die 247 Avro-Lancaster-Bomber (Tragfähigkeit je 6 Tonnen Bombenlast) und 9 Mosquito-Mehrzweckflugzeuge warfen in 20 Minuten ca. 1.216 Tonnen Sprengbomben ab und trafen vor allem die Außenbezirke von Nordhausen.[10] Die nordwestlichen Außenbezirke nordwestlich der Linie Wallrothstraße - Post/Telegrafen-Zentrum wurden vereinzelt getroffen, aber nicht verwüstet. Im Stadtinnern fielen Bomben um die Neustadt-Kirche und Neustadtstraße. In den umliegenden Wäldern und Ortschaften Sundhausen, Bielen, Himmelgarten, Leimbach und Krimderode fielen schwere Bomben und Luftminen. Getroffen wurde auch die mit kranken Häftlingen überbelegte Boelcke-Kaserne, wo allein in einer mit Tuberkulose-Kranken belegten Flugzeughalle 450 Menschen den Tod gefunden haben sollen.[11] Die Stadt ohne Strom und Leitungswasser. Die Verletzten wurden gesammelt und nach Neustadt und Sülzhayn gebracht, die Ausgebombten erhielten Notquartiere in der Stadt selbst und ihrer Umgebung. Viele Nordhäuser flüchteten aus der Stadt. Zwei Stollen der unterirdischen Anlagen von Mittelbau Dora im Kohnstein nahmen bereits am 3. April Geflüchtete auf, später wurden es 10.000. Das Stadtkrankenhaus war beschädigt, die Patienten wurden in Notkrankenhäuser in das benachbarte Petersdorf gebracht, vor allem in das Ausflugsrestaurant Harzrigi.[12] Bomben fielen auch auf mehrere benachbarte Dörfer und deren Flur, besonders betroffen war Bielen. Zwei Bomber gingen beim Hin- und Rückflug verloren. Der erste Angriff erzielte die gewünschte Wirkung jedoch nicht. Der Angriff am 3. April war aus Sicht der RAF ein Misserfolg.[13] Viele Einwohner zogen am Abend des 3. April zum nahen Kohnstein, wo die mittlerweile fast verlassenen Stollen des Mittelwerks Schutz boten.

Zitat Die Stadt ist schwer getroffen, aber sie ist noch eine organisierte Gemeinschaft… Gegenseitige und Nachbarschaftshilfe wird geleistet. Die Stadtverwaltung und die Luftschutzleitung setzen ihre Kräfte ein. Rotes Kreuz und die Krankentransporte kommen an die Schwerpunkte. Man leitet die Evakuierung des beschädigten Krankenhauses ein. Die Verletzten des Angriffs werden geborgen, abtransportiert, in den Gaststätten Parkhaus und Kurhaus gesammelt und schließlich nach Neustadt und Sülzhayn weiterbefördert. Die Feuerwehr bekämpft die wenigen Brandherde. Zitat
                    — Manfred Schröter: Die Zerstörung Nordhausens und das Kriegsende im Kreis Grafschaft Hohenstein 1945

4. April

Am 4. April gegen 9 Uhr begann der zweite Großangriff der RAF. Der Verband kam über Gotha, Bad Langensalza und Schlotheim. Für 93 Bomber wurde die Boelcke-Kaserne als Angriffsziel befohlen, die anderen 150 hatten das Stadtzentrum anzugreifen.[14] Zwei Bomber mussten frühzeitig zurückkehren, und zehn weitere hatten ihren militärischen Auftrag verfehlt, so dass von den 243 Flugzeugen 231 am Luftschlag teilnahmen. Ein Bomber explodierte über der Stadt.

Konnten am Vortag die wenigen Feuer noch bekämpft werden, war die örtliche Feuerwehr nun, soweit noch vorhanden, von der Lage völlig überfordert. Die Straßen waren für die Löschfahrzeuge durch Trümmer und Bombentrichter unpassierbar, die Wasserleitungen vielerorts unterbrochen. So gaben die verbliebenen Feuerwehrmänner, die ohne Führung und Unterstützung von außen im Einsatz waren, schnell den Kampf gegen die Flammen auf.[15] Lediglich die Kasseler Feuerlöschpolizei, die sich nach dem Fall von Kassel mit der Wehrmacht zurückgezogen hat und am Abend des 4. April mit zwei Löschzügen in Nordhausen eintraf, gelang es an einigen Stellen Personen zu retten und Brände zu löschen.[15] Doch gegen die Flächenbrände konnte nichts ausgerichtet werden.[16]

Unter der überlebenden Bevölkerung herrschte Panik, viele verließen fluchtartig zu Zehntausenden das Inferno der Stadt in die Wälder, Dörfer und in Richtung Kohnstein. Auch außerhalb von Nordhausen wurde sie von Jagdbombern beschossen.[17] Am Abend und in der Nacht war die Stadt ein weithin leuchtendes Flammenmeer.[18] In der Mitte davon leuchtete der Kirchturm von St. Petri als riesige Fackel, die gegen Mitternacht zusammenbrach und auf das Kirchenschiff stürzte. RAF-Piloten, die von einem Einsatz bei Merseburg zurückflogen, berichteten um 23.00 Uhr von „good fires at Nordhausen“.[19] Der gebürtige Nordhäuser Schriftsteller Rudolf Hagelstange schrieb in seiner deutschen Familienchronik (Band 2: „Der Niedergang“, Seite 254) über die Feuersbrunst in seiner Heimatstadt: „Und die Hitze war so groß, dass in den meisten Straßen, sofern sie nicht gepflastert waren, der Asphalt geschmolzen war, dass Flüchtende da und dort in ihn eingesunken waren, einige unlöslich und damit zum Flammentod verurteilt.“

Situation nach den Großangriffen

Einwohner Nordhausens tragen am 12. April 1945 unter Bewachung von Angehörigen der US-Armee tote Häftlinge aus der Boelcke-Kaserne und legen sie davor ab
Der Stadtteil Altendorf blieb weitgehend unzerstört (Luftaufnahme um 1930)

Das britische Bomber Command berichtete als Ergebnis der beiden Großangriffe, dass „die Stadt fast vollständig zerstört wurde, inbegriffen die Kasernenblöcke.“[20] Die Situation für die Bevölkerung nach den Angriffen kann nur mit dem Begriff „Inferno“ beschrieben werden. Das Stadtzentrum konnte tagelang nicht betreten werden. Es wüteten noch zahlreiche Brände[21], die Schutthaufen strahlten unerträgliche Hitze aus. Bomben mit Zeitzündern gingen hoch. Über den Trümmerfeldern lag bald Leichengeruch, besonders im Bereich der Boelcke-Kaserne. In den Nächten des 6. und 7. April wurden die Kranken und Verwundeten aus Nordhausen und Umgebung durch alle verfügbaren Fahrzeuge, besonders mit Pferde-Gespannen, in den Kohnstein in Sicherheit gebracht. Die Nordhäuser Bevölkerung verteilte sich nach Schätzungen am 7. April wie folgt: 6.000 (8.800) Opfer tot unter den Trümmern, 6.000 Überlebende noch in der Stadt, 10.000 im Kohnstein und 20.000 in den umliegenden Dörfern, besonders nordöstlich der Stadt.[22] Oberbürgermeister Herbert Meyer verließ am 3. oder 4. April 1945 Nordhausen und kehrte nicht zu seinen Amtspflichten zurück. Die Stadtverwaltung aus „wenigen pflichtbewussten Verwaltungskräften“ sammelte sich nach einigen Tagen im Gehege.[23] Den britischen Bomber-Fliegern wurde wortwörtlich als Ziel der Angriffe am 3. und 4.April 1945 befohlen:

„Purpose of attack to kill high ranking and other Nazi officials evacuated from Berlin to these areas,
NORDHAUSEN town and barracks and ERFURT barracks“.
(dt. „Zweck des Angriffs Tötung hochrangiger und anderer Nazi Funktionäre evakuiert aus Berlin in
die Gebiete Stadt NORDHAUSEN und Boelcke-Kaserne und ERFURT Kaserne.“)

Das Bomber Command der Royal Air Force, geführt von Luftmarschall Arthur Harris, erteilte am 2. April 1945 den Befehl für Angriffe auf Erfurt und Nordhausen, obwohl es keine Anforderung der US-Panzer-Truppen auf Unterstützung gab. Der Angriff auf Erfurt wurde in letzter Minute abgebrochen, weil die rasch vordringenden US Panzer-Truppen getroffen werden konnten. Der Angriff auf Nordhausen und die Boelcke-Kaserne diente genauso wenig der „Unterstützung von Bodentruppen“ wie der noch rechtzeitig gestoppte Angriff auf „Erfurt und Kaserne.“

Vermutungen und Gerüchte über die Großangriffe

  • Die Stadt soll eine Aufforderung zur kampflosen Übergabe ausgeschlagen haben.
    • Der Nordhäuser Oberbürgermeister bei Kriegsende, Herbert Meyer, widersprach dieser Darstellung in einem Gespräch mit dem Journalisten Manfred Neuber um 1964 in Bad Lauterberg: „An die Stadtverwaltung ist niemals bis zu den Angriffen eine Aufforderung der Amerikaner ergangen, Nordhausen zur offenen Stadt zu erklären. Ich möchte bezweifeln, dass sie an Kreisleiter Nentwig ergangen ist.“[24] In den ersten April-Tagen 1945 standen die Panzerspitzen von US-General Patton noch vor Kassel, seine Truppen nahmen zu der Zeit gerade Fulda und Bad Hersfeld, Wasungen und Meiningen ein.
      Eine Entscheidung darüber hätte auch nicht in seiner Kompetenz gelegen: „Ob eine solche Aufforderung an den Kreisleiter Hans Nentwig ergangen ist und ob dieser sich geweigert hat, ihr nachzukommen, weiß ich nicht. Ich möchte es aber bezweifeln“, erklärte Meyer (Originalzitat in den Aufzeichnungen über das Treffen).

Herbert Meyer verließ am 3. oder 4. April 1945 die Stadt.[23] Der NSDAP-Kreisleiter Hans Nentwig hatte das Bombardement am 3. April 1945 in der Ausweich-Befehlsstelle „Zichorienfabrik“ am oberen Ende der Stolbergerstrasse unbeschadet überstanden. Am 4. April wurde er laut Manfred Bornemann „mit seiner Frau in dem hinter der NAPOLA gelegenen Stollen des Mittelwerkes gesehen“.[25] Nach der Verletzung des Kampfkommandanten Schulrat Paul Koch am 4. April in der Befehlsstelle im Riesenhaus übernahm der stellv. Kommandeur des Volkssturmes, Oberstudienrat Sigurd Rudloff, bis zur Übergabe der Stadt an die amerikanischen Truppen am 11. April 1945 das Mandat des Nordhäuser Kampfkommandanten.[26]). Die Stadtverwaltung aus „wenigen Getreuen“ sammelte sich nach einigen Tagen im Gehege.[23] Sie organisierten die Lebensmittelversorgung und die Unterbringung der Obdachlosen.[25]

  • Nordhausen wurde am 3./4. April 1945 durch die US-Luftwaffe zerstört.
    • In einem Bericht der Erfurt-Nordhäuser-Zeitung Das Volk vom 3. April 1965 heißt es: „Nicht nur den schon geschlagenen Deutschen wollte man seine Macht zeigen, sondern der (noch) verbündeten Sowjetunion sollte die Stärke der US-Air-Force demonstriert werden (..)“[27] Fortan sprach die SED nur noch von amerikanischen Luftangriffen.
      Es ist unbestritten und durch die von Walter Geiger in Nordhausen im Bombervisier veröffentlichten PRO-Dokumente belegt, dass britische Bomber die Stadt zerstörten:[28] „Die Einsatzbefehle der 8. US-Luftflotte sahen weder am 3. noch am 4. April 1945 Nordhausen als Ziel vor. Die Operationsberichte der 8. Luftflotte geben auch keinen Großangriff auf Nordhausen an einem dieser beiden Tage an. Der Hauptzielplan für die amerikanischen Heeresflieger in Europa während des Zweiten Weltkrieges führt ebenfalls keinen Angriff auf Nordhausen im April 1945 auf“, teilte das amerikanische Aerospace Studies Institute an der US Air Force University auf der US Air Base Maxwell bei Montgomery (Alabama) auf Anfrage des Journalisten Manfred Neuber zu Beginn der 1960er Jahre schriftlich mit.

US-Flieger flogen jedoch mehrere kleinere Angriffe auf das Stadtgebiet.[29] Am 2., 4. und 8. April griffen insgesamt 13 Maschinen der Taktischen 9. USAAF Nordhausen an. Am 8. April 1945 warfen sie, Beginn 17:30, über 30 Sprengkörper 1000 lb ab.[30] Ab dem 3. April kam es auch zu Tieffliegerangriffen, ab dem 4. April auch mit Schüssen auf Zivilisten..[31]

  • Nordhausen wurde anstelle Gothas bombardiert.
    • Der Buchhändler Kurt Kohlmann, Stolberger Straße, berichtete von zwei in seinem Haus einquartierten US-Offizieren: „Sie erzählten mir, der Kreisleiter von Nordhausen sei dreimal aufgefordert worden zu kapitulieren. Nachdem die Faschisten das dritte Mal abgelehnt hätten, sei ein auf Gotha angesetzter US-amerikanischer Bomberverband nach Nordhausen umgeleitet worden.“[32] Das wurde von Oberbürgermeister Dr Herbert Meyer als unglaubwürdig zurückgewiesen.[24]
  • Nordhausen wurde wegen der Raketen-Produktion im Kohnstein bombardiert.
    • Den Alliierten war bekannt, dass sich im Kohnstein ein Rüstungsbetrieb befand, nicht jedoch, dass dort die V-Waffen gefertigt wurden.[33] Der Kohnstein war wegen der Kriegsgefangenenlager kein Angriffsziel.[32]
  • Die Nordhäuser Bevölkerung wurde bestraft, weil sie KZ-Häftlinge ausbeuteten.
    • Dies wird durch kein Dokument der Alliierten bestätigt.[32]
  • Nordhausen wurde aus militärischen Gründen bombardiert.
    • Die Stadt war verkehrstechnischer Knotenpunkt und Mittelpunkt der Nordthüringer Rüstungsindustrie und wurde auch von der deutschen Armeeführung als wichtig wahrgenommen.Nach Schliessung des Ruhrkessels und nachdem die US-Amerikanischen Truppen zügig nach Osten vorrückten, ist Nordhausen nach Meinung der deutschen Generalität Drehscheibe für die 11. Deutsche Armee und strategisches Ziel. [34] Die Eroberung der unterirdischen Raketenfabrik im April 1945 und die Besetzung von Nordhausen, Nordhausen erhielt militärische Bedeutsamkeit für die Bodentruppen der 1. US-Armee, 3.US AD (Armored Division), auch wegen des Verschiebebahnhofs für Truppenbewegungen./> Jürgen Möller, S. 9 ff.</ref> Die Schonung der Rüstungsbetriebe mit ihrem Personal ergab sich aus der Hoffnung, möglichst viele Geheim-Waffen und Fachkräfte zu erbeuten.[34]
      Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Nordhausen aus militärischen Gründen bombardiert wurde.[34] Den Befehl des SHAEF vom 2. April 1945, „hochrangige Nazis aus Berlin in Erfurt und Nordhausen bei der frühestmöglichen Gelegenheit zu töten“, legte Harris auf seine eigene Weise aus:
      Die Wohnungen hochrangiger Funktionäre in der Oberstadt Nordhausens wurden kaum oder - wie Ilfeld - überhaupt nicht bombardiert.[35] Noch einmal wollte er für die deutschen Bombenangriffe deutsche Industriearbeiter büßen lassen. Sein Stab bereitete einen alles bisher übertreffenden Schlag unter Nutzung der kritischen Mindestwerte gegen die deutsche Zivilbevölkerung vor.
      Als kritische Mindestwerte für die Entstehung eines Flächenbrandes werden
  1. eine Fläche von ca. 1,3 km² (d.h. 0,5 square miles) und
  2. 39 Kilogramm brennbare Substanz pro m² (d.h. 8 pounds per square foot) genannt.[36]
    Die Stabsoffiziere des „Bomber Commands“ markierten ein Bomben-Zielgebiet von etwa 1,9 km² in der dicht besiedelten Nordhäuser Altstadt.[37] In dieser mittelalterlichen Baustruktur mit Fachwerkhäusern war mit einer brennbaren organischen Substanz (mindestens 39 kg/m²) aus Menschen, Tieren und Holzbauten von 74.100 kg zu rechnen. Dies entspricht der brennbaren organischen Substanz von 990 Menschen mit einem Durchschnittsgewicht von 75 kg (technische Kennziffer für Fahrstuhldimensionierung).[35] Am Ende starben mehr als 8.800 Menschen durch die Luftangriffe.
  • Nordhausen wurde wegen der Wunderwaffe „Mistelgespanne“ bombardiert.
    • Das stimmt nicht. Fred Dittmann berichtet in " Fliegerhorst u. Luft-Nachrichtenschule Nordhausen" auf S. 218, dass 6 Junkers Ju 88 Mistel-Umrüstung als Sprengstoff-Träger und zwei Focke-Wulf 190 als Steuerflugzeug unbeschädigt nach dem Einmarsch der US-Amerikaner auf dem Fliegerhorst Nordhausen an US- Militärs übergeben wurden. Die wenigen Einsätze haben gezeigt, dass das langsame „Mistelgespann“ keineswegs kriegsentscheidend sein konnte.
  • Nordhausen wurde wegen der Rüstungsingenieure bombardiert.
    • Das stimmt nicht. Die Wohnungen hochrangiger Funktionäre in der Oberstadt Nordhausens (Direktor Heinz Kunze, Stellvertreter des Leiters des „Sonderausschuß A4“ (Raketen-Produktion) im Reichsministerium für Bewaffnung und Munition, Gerhard Degenkolb, Oberstabsrichter Heine, Ing. Hermann, Syndikus Usbeck) und Ilfeld (Wernher v. Braun, Direktoren Rickhey und Sawatzki, SS-General Hans Kammler) (Quelle: Frau Inge Fritsch, Ilfeld, 2017) wurden entgegen dem Befehl des Alliierten Oberkommandos vom 2. April 1945 kaum oder - wie Ilfeld - überhaupt nicht bombardiert.[35]

Aufarbeitung und Gedenken

1945 bis 1990

DDR

Bis zur Wiedervereinigung hielt sich in der DDR die Behauptung, die United States Air Force habe Nordhausen am 3. und 4. April 1945 bombardiert. Zum einen wurde der US-Luftwaffe vorgehalten, dass die Angriffe auf Nordhausen ein Akt blinder Zerstörung und militärisch sinnlos gewesen seien, da das Ende des Dritten Reiches absehbar war. Andererseits wurde mit der „Gotha-Legende“ behauptet, dass Nordhausen bis zum Letzten verteidigt werden sollte und es deshalb zum Luftangriff kam; nach der Legende sollte ursprünglich Gotha bombardiert werden, die Bomber wurden jedoch nach Nordhausen umgeleitet, da die Stadt nicht kapitulierte. Damit wurde in der der marxistischen Geschichtsschreibung die Verantwortlichkeit für das Bombardement wahlweise den lokalen NS-Amtsträgern wegen „ihrer verbrecherischen Durchhalte-Politik“ oder den USA zugeschrieben.

Ein Interesse an einer realistischen Rekonstruktion hatte die SED auch aufgrund der Situation des Kalten Krieges nicht. Zum 40. Jahrestag der Luftangriffe wurde in der Lokalpresse erstmals von „250 britischen Lancaster-Maschinen“ berichtet.[38] Eine Korrektur der Geschichte fand jedoch nicht statt, und auch danach war mitunter vom „Zerstörungsangriff amerikanischer Bomber“ die Rede.[39] Für die in der DDR-Propaganda kolportierte öffentliche Erinnerung erklärt sich aus dem politischen Bedürfnis, die „imperialistischen“ Angreifer als möglichst grausam und skrupellos erscheinen zu lassen, im Sinne antiamerikanischer Propaganda.[40] Mit Verweis auf die Luftangriffe auf Nordhausen wurde auf tatsächliche oder vermeintliche aktuelle militärische Bedrohungen oder Konflikte Bezug genommen, z. B. auf den Vietnamkrieg.

Insgesamt war die Nordhäuser Luftkriegserinnerung gekennzeichnet von einer eigentümlichen „Verwischung der Grenze zwischen Faktizität und Fiktionalität“, die nach dem Historiker Martin Sabrow typisch für das Geschichtsdenken in der DDR war.[41]

Der Versuch einer wirklichen Aufarbeitung in der DDR wurde erstmals 1985 angestoßen, als Manfred Schröter anlässlich des 40. Jahrestages eine Publikation veröffentlichen wollte. Darin wurde dargelegt, dass die RAF und nicht die USAF für den Angriff im April 1945 verantwortlich gewesen war. Nachdem Schröters Buch nach Begutachtung und Korrektur durch den Historiker Olaf Groehler sowie der SED-Kreisleitung und Bezirksleitung in Druck gegangen war, konfiszierte die Kreisleitung am 29. März 1985 die gesamte Auflage und verhinderte eine Veröffentlichung.[42] Vorausgegangen war ein öffentlicher Vortrag Schröters am 14. März 1985, in dem er seine Ergebnisse (im Beisein von Stasi-Spitzeln) vorstellte.

Das Gedenken an die Luftangriffe wurde zu DDR-Zeiten auch stark mit dem Wieder- bzw. Neuaufbau der Stadt verwoben. In den ersten Jahren nach dem Krieg wurde vor allem zur Mithilfe agitiert, um durch das „Aufbauwerk“ einer „glücklichen, friedlichen und sonnigen Zukunft“ entgegenzutreten.[43] Ab Ende der 1950er Jahre verwies die SED auf die bisher erzielten Erfolge. Zum 40. Jahrestag der Bombardierung 1985 behauptete Oberbürgermeister Peter Heiter, dass die Jahre des Sozialismus die erfolgreichsten in der über tausendjährigen Stadtgeschichte gewesen seien und verwies auf die Rolle der Partei als entscheidender Faktor für das Erreichte.[44] Ein wichtiges Großereignis war die Instandsetzung des Petri-Turms mit einer neuen Turmspitze zum 42. Jahrestag 1987 als „wiedererstandendes Wahrzeichen“.[45] In der Festschrift 1050 Jahre Nordhausen (1977) herausgegeben vom Magistrat, heißt es: „Für den ausgesprochenen Terrorcharakter der anglo-amerikanischen Luftangriffe spricht auch, dass die Hauptstraßen des Schienen- und Straßenverkehrs funktionstüchtig blieben und die militärischen Anlagen der Stadt, insbesondere das Flugplatzgelände, weiter den Machthabern des Dritten Reiches für ihre verbrecherische Politik zur Verfügung standen.“ Die Festschrift hebt hervor: „Das heutige Nordhausen entwickelt sich dank der schöpferischen und angestrengten Arbeit der Arbeiterklasse und aller Bürger unserer Stadt, auf festen sozialistischen Fundamenten. Ständig entsteht Neues, man braucht sich nur umzuschauen.“

Dagegen bemerkte das Bad Lauterberger Tageblatt (Ausgabe vom 3./4. April 1985, Seite 3): „Der Wiederaufbau Nordhausens begann erst sehr spät und sehr schleppend. Noch immer bildet der alte Stadtkern eine weithin kahle Fläche.“

BRD

In der Bundesrepublik wurde das Gedenken von dem Verein Nordhäuser Heimatfreunde getragen. Die erste gedruckte Ausgabe der Vereinszeitung Nordhäuser Nachrichten widmete sich der Zerstörung Nordhausens, und auch in den folgenden Jahren bildete es ein wiederkehrendes Themenfeld mit zahlreichen Erlebnisberichten. Die Rolle des Vereinsvorsitzenden und früheren Nordhäuser NSDAP-Oberbürgermeisters Heinz Sting zum Gedenken wird kritisch gesehen.[46] So sei Sting zwar bemüht gewesen, klarzustellen, dass nicht die US-Luftwaffe die Stadt bombardierte, doch zeigte er sich auch bestrebt, die Rolle des Nationalsozialismus zu relativieren.

Die Rolle der der RAF hatte der Journalist Manfred Neuber schon vor 1965 in US- und britischen Archiven ermittelt und publiziert (Bad Lauterberger Tageblatt um 1964 und am 3./4. April 1985 in „Das Drama von Nordhausen“, in der Herzberger Zeitung und im späteren HarzKurier in Herzberg, im Göttinger Tageblatt sowie Erwähnung in den Nordhäuser Nachrichten).

Im Jahr 2000 kam die umfassende Dokumentation mit Augenzeugenberichten "Nordhausen im Bombervisier" von Walter Geiger heraus. Sie schildert detailliert das Luftkriegsschicksal 1940 - 1945 von Stadt und Umkreis von Nordhausen. Dr.rer. nat Walter Geiger bereitete die Arbeit seit Mitte der 80er Jahre vor. Er bekam Zugang zu den Archiven der Ministries of Defence in London und Washington sowie zahlreichen Dokumenten des Public Record Office in Kew(Stadtteil von London) mit Mitschnitten des Dechiffrier-Zentrums Bletchley Park. Seine fundierten Angaben sind eine Fundgrube für die Nordhäuser Heimatforschung.

Seit 1990

Der 50. Jahrestag der Luftangriffe 1995 wurde mit einer Gedenkwoche unter der Losung „Nordhausen 1945: Erinnerung – Trauer – Mahnung“ weitaus größer begangen als die Jahre zuvor. 1993 hatte das Stadtarchiv angekündigt, diverse Maßnahmen einzuleiten, um ein würdiges Gedenken zu gewährleisten. Darunter zählte das Sammeln von Zeitzeugenberichten, realisierte Veranstaltungen und Projekte sowie die Planung einer Publikation zum Thema. Am 30. März 1995 wurde eine Metallplastik auf der oberen Plattform des Petri-Turms enthüllt und einen Tag später eine Ausstellung mit Fotos und Dokumenten eröffnet. Zudem erschien unter der Leitung des Stadtarchivars Peter Kuhlbrodt das Buch Schicksalsjahr 1945 – Inferno Nordhausen. In den folgenden Tagen wurde ein ökumenischer Gedenkweg abgehalten, es gab Kranzniederlegungen am Gedenkstein auf dem Hauptfriedhof, dem Ehrenfriedhof und an der Boelcke-Kaserne. Begleitet wurde das Gedenken mit einer umfassenden Berichterstattung in der Presse, die auch überregional wirkte.

Nach dem Jahr 1995 wurden die Jahrestage der Luftkriegserinnerung weitaus kleiner begangen.[47] Ab Ende der 1990er Jahre erfolgte wieder eine allgemeine Repolitisierung der Luftkriegserinnerung.[47] Es zeigte sich, dass sich die öffentliche Erinnerung mehr auf gegenwärtige Ereignisse als auf die Jahre des Zweiten Weltkrieges zu beziehen schien; so werden stärkere Bezüge zu außenpolitischen Themen[48] oder Exkurse zum Rechtsextremismus hergestellt.[49] Im Vergleich zu DDR-Zeiten wurde das Spektrum der Erinnerungsakteure erweitert, und vor allem die Kirche rückte in den Vordergrund.

Seit den 2000er Jahren wird der Jahrestag der Luftangriffe mit der üblichen Kranzniederlegung an der Gedenkstele am Rathaus begangen. Seit 2017 werden statt Kränzen weiße Rosen niedergelegt.[50] Im Gegensatz zu DDR-Zeiten werden Schuldzuweisungen an die Westalliierten weniger offen aggressiv und ideologisch untermauert vorgebracht.[51]

Im Sommer 2019 beschloss der Nordhäuser Stadtrat, die Luftangriffe mit dem Forschungsprojekt „Nordhausen April 1945: Hintergründe, Opfer, Erinnerung“ neu zu analysieren.

Denkmäler

Mahnmal am Alten Rathaus
Gedenkstein am Massengrab für 600 Bombenopfer auf dem Alten Friedhof
  • Mahnmal für die Opfer der Bombardierungen vor dem Alten Rathaus: 1950 wurde ein Gedenkstein und eine Flammenschale am Sockel des früheren Lutherdenkmals angebracht. Es trug die Inschrift: „4.4. 1945 - Zerstörung Nordhausens durch amerikanische Bomber - 8800 Opfer klagen an“ (Amerikanische Bomber war falsch). 1969 wurde dieses Denkmal durch eine Säule des Künstlers Jürgen von Woyski ersetzt.
  • Auf dem Ehrenfriedhof westlich des Stresemann-Rings befindet sich ein 1999 umgestaltetes Denkmal in Erinnerung an die hier in Massengräbern beigesetzten über 1.600 KZ-Häftlinge, zum größten Teil Opfer der Luftangriffe auf die Boelcke-Kaserne am 3. und 4. April 1945. Viele Nordhäuser zivile Bombenopfer und Soldaten wurden auf dem nördlichen Teil des Sonderfriedhofs, des jetzigen Ehrenfriedhofs, oberhalb des Denkmals in Massengräbern beerdigt.[52]
  • Auf dem Hauptfriedhof findet sich ein Denkmal, das die zusammenfassende Inschrift trägt: „Zum Gedenken an die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege, die Toten der Bombenangriffe, die Opfer aller Gewaltherrschaft. Die Bürger der Stadt Nordhausen“. Links seitlich von dem Denkmal, vor dem begrenzenden Zaun, wurde eine größere Anzahl von Bombentoten in Gemeinschaftsgräbern beigesetzt.[53] Dort stehen noch einige große Kreuze, die wohl darauf hinweisen.

Zitate

  • „Das Ausmaß des Schreckens, der Verwüstung und des Todes, von dem unsere Stadt an jenen Apriltagen erfasst wurde, macht sie praktisch zu einem Synonym für die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Denn vergleicht man auf Airfotos ihre zerstörten Zentren, so lässt sich schwerlich ein gradueller Wirkungsunterschied erkennen.“ – Walter Geiger: Nordhausen im Bombervisier, S. 154.
  • „Nordhausen wurde am 3. und 4. April 1945 zerstört, weil der ehrgeizige britische Luftmarschall Sir Arthur Harris dem britischen Volk und den Alliierten zeigen wollte, dass sein "Bomber Command" das Handwerk des Tötens von deutschen Menschen perfektioniert hatte. Er löste einen furchtbaren Flächenbrand aus mit den stärksten Mitteln, die ihm zur Verfügung standen. Besonders verwerflich ist, dass er die Bombenziele auf die Nordhäuser Altstadt konzentrierte. Infam ist auch, dass er noch in den letzten Kriegstagen die Altstadt von Nordhausen mit einer nie vorher verwendeten Bomben-Mischung auslöschte. Er handelte trotzig wie ein Kind, dem man das Spielzeug wegnehmen will. Harris wollte sich in letzter Stunde in Nordhausen ein Denkmal aus Leichen und Ruinen setzen.“ – Jost-Dieter Rudloff: Warum wurde Nordhausen eine Woche vor Kriegsende 1945 in Brand gesetzt? Informationen und Überlegungen. In: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen (Band 44/2019), S. 141.

Literatur

Externe Verweise

Einzelnachweise

  1. Geiger: Nordhausen im Bombenvisier. S. 150.
  2. Peter Kuhlbrodt (Hrsg.): Schicksalsjahr 1945. Inferno Nordhausen. Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 20, 33
  3. Geiger: Nordhausen im Bombenvisier. Nordhausen: Verlag Neukirchner, 2000. S. 65
  4. Ullrich Mallis: Der Luftschutzstollen am Johanneshof / Neuer Weg. Ein Nordhäuser Baudenkmal, in: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (2/2011), S. 10.
  5. Manfred Schröter: Die Zerstörung Nordhausens. Nordhausen: Meyenburg-Museum, 1988. S. 6-8
  6. Walter Geiger: Nordhausen im Bombervisier. Nordhausen: Verlag Neukirchner, 2000. S. 258
  7. Geiger: Nordhausen im Bombenvisier. S. 61 f.
  8. Geiger: Nordhausen im Bombenvisier. S. 98 f.
  9. Geiger: Nordhausen im Bombenvisier. S. S 221 f.
  10. Groehler: Bombenkrieg gegen Deutschland, S. 422.
  11. Wagner: Produktion des Todes. S. 280
  12. Manfred Schröter: Die Zerstörung Nordhausens. Nordhausen: Meyenburg-Museum, 1988. S. 22, 23
  13. Walter Geiger: Nordhausen im Bombervisier, S. 114 ff.
  14. Geiger: Nordhausen im Bombenvisier. S. 146 f.
  15. 15,0 15,1 Jürgen Möller: Konzentrationslager Mittelbau-Dora. Bad Langensalza 2018, S. 12.
  16. Manfred Schröter: Die Zerstörung Nordhausens. Nordhausen: Meyenburg-Museum, 1988. S. 40.
  17. Manfred Schröter: Die Zerstörung Nordhausens. Nordhausen: Meyenburg-Museum, 1988. S. 26
  18. Peter Kuhlbrodt: Schicksalsjahr 1945. Inferno Nordhausen. Nordhausen 1995. S. 23
  19. Walter Geiger: Nordhausen im Bombervisier. Nordhausen, 2000. S. 180 f.
  20. Walter Geiger: Nordhausen im Bombervisier. Nordhausen: Neukirchner, 2000. S. 154
  21. Peter Kulhlbrodt: Schicksalsjahr 1945. Inferno Nordhausen. Nordhausen 1995. S. 24
  22. Manfred Schröter: Die Zerstörung Nordhausens. Nordhausen: Meyenburg-Museum, 1988. S. 30
  23. 23,0 23,1 23,2 Peter Kuhlbrodt: Nordhausen unter dem Sternenbanner, S. 7).
  24. 24,0 24,1 Heinz Sting: Das 1000-jährige Nordhausen und der schöne Südharz. Hannover: Nordhäuser Heimatfreunde, 1965. S. 252.
  25. 25,0 25,1 Peter Kuhlbrodt :Nordhausen unter dem Sternenbanner, S. 9.
  26. Nordhäuser Geschichtenbuch,J.D.Rudloff, S.180.
  27. "Das Volk", StadtA NDH, Best.9.4/306.
  28. Jost-Dieter Rudloff: Warum wurde Nordhausen eine Woche vor Kriegsende 1945 in Brand gesetzt? Informationen und Überlegungen. In: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen (Band 44/2019), S. 137.
  29. Walter Geiger: Nordhausen im Bombervisier, S. 238; PRO-Document: AIR 37/1061, Headquarters US Eight Air Force, (dt.: Hauptquartier US 8. Luftwaffen Flotte)
  30. Walter Geiger: Nordhausen im Bombervisier, S. 242.
  31. Jost-Dieter Rudloff: Warum wurde Nordhausen eine Woche vor Kriegsende 1945 in Brand gesetzt? Informationen und Überlegungen. In: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen (Band 44/2019), S. 123.: Dr. Peter Schlegelmilch (am 4.April 1945) und Dr. Manfred Schröter berichten von Tieffliegern, die über die flüchtenden Zivilisten flogen. Einigemale haben sie laut Dr. Schröter (Quelle:Fußnote 17), auch in die Massen geschossen.
  32. 32,0 32,1 32,2 Jost-Dieter Rudloff: Warum wurde Nordhausen eine Woche vor Kriegsende 1945 in Brand gesetzt? Informationen und Überlegungen. In: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen (Band 44/2019), S. 138.
  33. Jürgen Möller: Konzentrationslager Mittelbau-Dora. Bad Langelsalza 2018, S. 33.
  34. 34,0 34,1 34,2 Jost-Dieter Rudloff: Warum wurde Nordhausen eine Woche vor Kriegsende 1945 in Brand gesetzt? Informationen und Überlegungen. In: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen (Band 44/2019), S. 140.
  35. 35,0 35,1 35,2 Jost-Dieter Rudloff: Warum wurde Nordhausen eine Woche vor Kriegsende 1945 in Brand gesetzt? Informationen und Überlegungen. In: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen (Band 44/2019), S. 133.
  36. „Der Tagesspiegel“ v. 30.01.2015, www.tagesspiegel.de/berlin/bomben-auf-berlin-am-germanvillage- uebten -die-amerikaner-die-bombardierung-deutscher-staedte/11307344.html, abgerufen 13.09.2019.
  37. Vgl. den Stadtplan mit schraffiertem Zerstörungsgebiet aus der o.g. Ausstellung, Original, 2015, (Stadtverwaltung NDH, Dr. C. Klose), s. Abb. 8 sowie Stadtplan Nordhausen, Verlag Th. Müller, 1936, Maßstab 1:7.500, Nord-Süd-Achse: Straße am Hagen bis Hallesche Straße ca. 1.000 m, Ost-West-Achse: Grimmelallee bis Jahnstraße ca. 900 m ergibt eine Fläche von 1,9 km².
  38. „Die Zerstörung Nordhausens - Mahnung und Verpflichtung“, Das Volk, 2. April 1985.
  39. Unser Aktuelles Argument, April 1985.
  40. Winter: Öffentliche Erinnerungen an den Luftkrieg in Nordhausen 1945 - 2005. Marburg: Tectum-Verl., 2010. S. 63.
  41. Martin Sabrow: Einleitung - Geschichtsdiskurs und Doktringesellschaft, Potsdam: Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF), 2000. S. 24.
  42. Winter: Öffentliche Erinnerungen an den Luftkrieg in Nordhausen 1945 - 2005. Marburg: Tectum-Verl., 2010. S. 62.
  43. „Aufbauerfolge dürfen nicht preisgegeben werden,“ Das Volk, 7. April 1953.
  44. Winter: Öffentliche Erinnerungen an den Luftkrieg in Nordhausen 1945 - 2005. Marburg: Tectum-Verl., 2010. S. 100.
  45. „Kupferhelm für den Petriturm“, Das Volk, 7. April 1987.
  46. Winter: Öffentliche Erinnerungen an den Luftkrieg in Nordhausen 1945 - 2005. Marburg: Tectum-Verl., 2010. S. 83 ff.
  47. 47,0 47,1 Winter: Öffentliche Erinnerungen an den Luftkrieg in Nordhausen 1945 - 2005. Marburg: Tectum-Verl., 2010. S. 100.
  48. Winter: Öffentliche Erinnerungen an den Luftkrieg in Nordhausen 1945 - 2005. Marburg: Tectum-Verl., 2010. S. 101.
  49. Zum Umgang mit der Bombardierung, nnz-online, 3. April 2012.
  50. Gedenken an der Stele, nnz-online, 3. April 2018.
  51. Winter: Öffentliche Erinnerungen an den Luftkrieg in Nordhausen 1945 - 2005. Marburg: Tectum-Verl., 2010. S. 110.
  52. Manfred Schröter: Die Zerstörung Nordhausens. Nordhausen: Meyenburg-Museum, 1988. S. 59
  53. Manfred Schröter: Die Zerstörung Nordhausens. Nordhausen: Meyenburg-Museum, 1988. S. 59-60