Kurt Bührig

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Kurt Bührig
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Dipl.-Ing. Kurt Bührig
geb. 5. April 1897 in Lutherstadt Wittenberg
gest. 9. Juli 1981 in Nordhausen
Bergbauingenieur, Bergbauwissenschaftler
Bilder und Medien bei Commons
GND-Nummer 1283865432
DNB: Datensatz

Kurt Bührig (geb. 5. April 1897 in Lutherstadt Wittenberg; gest. 9. Juli 1981 in Nordhausen) war Bergbauingenieur und Vorstand der Nordhäuser Schachtbaufirma Gebhardt & Koenig. Er war maßgeblich an der erfolgreichen Realisierung technisch anspruchsvoller Schachtbauprojekte beteiligt und trug wesentlich zur Entwicklung und Ausrichtung des Unternehmens Gebhardt & Koenig bei.

Später war er Technischer Direktor des VEB Schachtbau Nordhausen.

Leben

Frühe Jahre und Ausbildung

Kurt Bührig wurde als Sohn des preußischen General-Oberarztes Heinrich Bührig geboren. Er schloss das Gymnasium in Gleiwitz 1914 mit der Notreifeprüfung ab und wurde unmittelbar danach zum Heeresdienst einberufen, den er bis 1919 absolvierte. Seine erste Berührung mit dem Bergbau erfolgte auf Steinkohlen- und Erzbergwerken in Schlesien bis 1920. Anschließend studierte er an der Universität Breslau und an der Bergbau-Abteilung der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg.

Beruflicher Werdegang

Kurt Bührig wurde 1928 im Bezirk Breslau[1] zum Bergassessor ernannt. Danach begann er seine praktische Ausbildung bei der Nordhäuser Schachtbaufirma Tiefbau und Kälte-Industrie AG, vormals Gebhardt & Koenig. Nach verschiedenen Stationen im Unternehmen, darunter die Position des Technischen Leiters des Betriebsbereiches Oberschlesien, wurde er 1938 zum Direktor und 1939 zum stellvertretenden Vorstandsmitglied der fusionierten Firma Gebhardt & Koenig – Deutsche Schachtbau AG Nordhausen ernannt.

Sein Hauptaugenmerk lag auf der Anwendung und Verbesserung von Techniken in den Bereichen Abteufen und Ausbau von Schächten, insbesondere in den Sektoren Steinkohle, Braunkohle, Kali und Kupfer.

Zeit des Nationalsozialismus

Bührig war 1937 Anwärter und trat ein Jahr später der NSDAP bei. Während des Zweiten Weltkriegs war er als Artillerie-Reserveoffizier in der Wehrmacht tätig. Nach dem Tod von Wilhelm Zaeringer und dem altersbedingten Ausscheiden von Walter Resow übernahm Bührig zusammen mit Richard Nehring die Leitung der Firma Gebhardt & Koenig. 1944 wurde er zum Kompanieführer der Volkssturm-Transport-Kompanie Nordhausen ernannt, die jedoch nicht zum Einsatz kam.

Bührig spielte eine wichtige Rolle bei der Durchführung von Arbeiten in unterirdischen Militäranlagen während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit, wie der Heeresmunitionsanstalt Wolkramshausen.

Nachkriegszeit

Nach Kriegsende wurde Kurt Bührig aufgrund der Anweisung eines sowjetischen Befehlshabers verhaftet. Zuvor hatte er alle Pläne der militärischen Anlagen an die Sowjetische Militäradministration (SMAD) übergeben.
Bührig wurde nicht in das NKWD-Gefängnis in der Karolingerstraße 18 in Nordhausen gebracht, sondern in das Nachfolgelager des ehemaligen Konzentrationslagers Mittelbau-Dora am Kohnstein. Dort mussten die Angehörigen der Inhaftierten für deren Versorgung mit Essen sorgen. Am 28. August 1945 wurde Bührig aufgrund eines Antrags der neuen Betriebsleitung für einen Arbeitseinsatz bei der Instandsetzung der Nordhäuser Kanalisation freigelassen. Er arbeitete gemeinsam mit Artur Grosser, der eine Beschreibung der Haftzeit in diesem Lager hinterlassen hat.
Bührig wurde am 16. Juli 1946 durch eine Unterschriftensammlung von 30 Nichtmitgliedern der NSDAP entnazifiziert (Nordhäuser Antifa-Ausschuss). Infolgedessen durfte Bührig in seiner alten Firma als Bergbau-Prokurist weiterarbeiten. Er diente als wichtige Kontaktperson für die SMAD bei der Durchführung von Arbeiten in insgesamt zwölf ehemaligen unterirdischen Militäranlagen in der Region.

1946 wurde er als Firmenvorstand abgelöst und zum Prokuristen zurückgestuft. 1948 erfolgte seine Ernennung zum Technischen Direktor und stellvertretenden Werkdirektor. Im selben Jahr trat er der Liberaldemokratischen Partei (LDP) bei.

Nach 1945 setzte Bührig seine Kenntnisse und Erfahrungen für den Wiederaufbau der deutschen Bergbauindustrie ein. Er leitete mehrere erfolgreiche Schachtbauprojekte, darunter die Produktionsschächte Doberlug, Nienstedt und Marx-Engels II. Zudem war Bührig an der Verbesserung von Organisation, Arbeitsvorbereitung und Planung von Arbeitsabläufen beteiligt.

1977 gratulierte das Zentralkomitee der SED im Neuen Deutschland zu seinem 80. Geburtstag.[2]

Akademische Laufbahn

Neben seiner beruflichen Tätigkeit war Bührig auch als Professor für das Fachgebiet Schachtabteufen an der Bergakademie Freiberg tätig – Anfang Juli 1957 hatte er, Technischer Direktor des VEB Schachtbau Nordhausen, die Ernennungsurkunde erhalten.[3] Darüber hinaus war er Mitglied des Redaktionsbeirats. Seine akademische Arbeit zeichnete sich durch umfangreiches Wissen und vielseitige Erfahrungen aus, die er seinen Studenten als Grundlage für ihre zukünftige Tätigkeit im Bergbau vermittelte.

Familie

Kurt Bührig war seit 1937 mit Ursula Lustig, der Tochter eines Stabsoffiziers im Reichsmarineamt, verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos.

Auszeichnungen

Im Laufe seiner Karriere erhielt Kurt Bührig mehrere Auszeichnungen für seine Verdienste und seinen Einsatz für die Bergbauindustrie. Dazu gehören die

  • Aktivist des 1. und 2. Fünfjahrplanes (1949, 1952, 1953, 1956),
  • Verdienter Bergmann der DDR (1953),
  • Ehrennadel des Betriebes in Gold (1958),
  • Verdienstmedaille der DDR (1959),
  • Nationalpreis III. Klasse (Kollektivauszeichnung VEB Schachtbau Nordhausen, 1961)[4]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Glück auf, Nr. 23
  2. ZK der SED gratuliert, nd-archiv.de, 5. April 1977.
  3. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 463.
  4. „Für ihren Anteil bei der Niederbringung des Marx-Engels-Schachtes II, bei der durch persönlichen Einsatz und Entwicklung neuer, dem Weltniveau entsprechender Abteufmethoden unter schwierigsten geologischen Bedingungen ein Beispiel sozialistischer Gemeinschaftsarbeit geschaffen wurde, das für den gesamten Bergbau vorbildlich ist“. siehe Liste der Träger des Nationalpreises der DDR III. Klasse für Wissenschaft und Technik (1960–1969)