Jahrtausendfeier der Stadt Nordhausen 1927

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Ansichtskarte (1927)
Festumzug
Festumzug

Die Jahrtausendfeier der Stadt Nordhausen fand zwischen dem 27. und 29. Mai 1927 statt.

Vorbereitung

Am 26. Mai 1925 beschloß der Magistrat, die Jahrtausendfeier in das Jahr 1927 zu verlegen. Es war notwendig, diesen Beschluß zu fassen; nicht nur aus dem selbstverständlichen Grunde, daß überhaupt die Feier beschlossen und zeitlich festgelegt werden mußte, sondern auch deshalb, weil die Sachverständigen über den Zeitpunkt der Vollendung der tausend Jahre nicht einer Ansicht waren.

Der Teil, aus dem die Stadt wurde, ist eine Gründung König Heinrichs I. Im Jahre 929 wird der Name Nordhausen zum ersten Male urkundlich erwähnt. In einer weiteren Urkunde von 927 wird die Stadt ebenfalls erwähnt. Der Magistrat beschloß daher, das Jahr 1927 zur Jahrtausendfeier zu bestimmen.

Am 20. Mai 1926 entschied sich der „Jahrtausendausschuß“ dafür, die Tage vom 27. bis 29. Mai zu wählen – nicht nur aus praktischen Erwägungen, sondern auch mit Bezug auf das Datum der maßgebenden Urkunde (13. Mai 927).

Es wurde ein „Ausschuss zur Vorbereitung der Jahrtausendfeier“ – später „Hauptausschuß“ genannt – unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Curt Baller eingesetzt. Die Einzelarbeit wurde von „Sonderausschüssen“ geleistet; diese nahmen ihre Mitglieder nicht nur aus den Angehörigen der Stadtverwaltung, sondern zogen auch geeignete Persönlichkeiten aus der Bürgerschaft als Sachverständige heran.

Die Gliederung und Zusammensetzung dieser Ausschüsse war folgende:

  1. Hauptausschuß: Vors. Oberbürgermeister Dr. Baller
  2. Presse- und Propaganda-Ausschuß: Vors. Bürgermeister Borchardt
  3. Finanzausschuß: Vors. Bürgermeister Borchardt
  4. Festausschuß: Vors. Stadtrat Hensel
  5. Kunstausschuß: Vors. Stadtschulrat Dr. Koch
  6. Sportausschuß: Vors. Stadtschulrat Dr. Koch
  7. Technischer Ausschuß: Vors. Stadtbaurat Rost
  8. Ausschuß für Dekoration u. Beleuchtung: Vors. Stadtbaurat Rost

Neben diesen Arbeitsausschüssen wurde noch ein „Bürgerausschuß“ eingesetzt, der – unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters – die Aufgabe hatte, durch Beteiligung weiter Kreise der Stadt den Kontakt zwischen den arbeitenden Ausschüssen und der Bürgerschaft herzustellen und aufrechtzuerhalten.

In diesen Ausschüssen wurde während des Restes der Vorbereitungszeit die Einzelarbeit geleistet.

Der Hauptausschuß gab die Richtlinien, bewilligte endgültig die Mittel und sorgte für den Zusammenklang der Maßnahmen der bis an die Grenze der Möglichkeit selbständigen Einzelausschüsse. Presse- und Propaganda-Ausschuß und Kunstausschuß hatten das umfangreichste Arbeitsgebiet. Ihre Tätigkeit ging häufig ineinander über.

Werbung

Die Werbungsarbeit wurde von Anfang an modern und großzügig angelegt. Sie hatte den ihrer Art und ihrem Umfang entsprechenden Erfolg. Überall in der Presse des Deutschen Reiches erschienen Artikel oder wenigstens kurze Hinweise. Jeder in Nordhausen abgestempelte Brief trug die Kunde von der Jahrtausendfeier durch die Reklamestempel „Nordhausen, die tausendjährige Stadt am Harz“ überregional hinaus. Weitere Marketing-Aktionen waren Briefverschlußmarken und reichsweite Werbezettel. Daneben gab es zwei Festpostkarten (Entwürfe der einheimischen Künstlerin Schmidt-Franken und des Sondershäuser Künstlers Mücke), die während des Festes und später die Kunde vom tausendjährigen Geburtstag der Stadt in die Weite tragen sollten.

Die Festschrift zur Jahrtausendfeier, die auch als Führer gedacht war, wurde in einer Auflage von 25.000 Stück verbreitet.

Ein Werbeplakat – in einer Auflage von 10.000 Stück – verkündete die bevorstehende Feier.

Schon diese Vorbereitungen beanspruchten zu einem erheblichen Teil die Arbeiten des „Werbeausschusses“ – dieser Name setzte sich durch – und des Kunstausschusses.

Ein großer Erfolg der Kampagne war die Genehmigung vom Reichsfinanzministerium zur Prägung von 100.000 Erinnerungstalern. Es waren kursfähige Dreimarkstücke, deren eine Seite durch Bild und Wort die Erinnerung an das Jahr festhält. Den Entwurf schuf Professor Maximilian Dasio aus München. Es war das zweite Mal, daß die Prägung kursfähiger Münzen für eine Stadt gestattet wurde. Professor Dasio entwarf auch die Bronzedenkmünze, die die Stadt selbst in dem Jubeljahr herausgab. Derselbe Künstler schuf die Ehrengabe der Stadt Nordhausen, die – in Silber und Bronze – als ein Symbol des Dankes und der Anerkennung der Stadt zum ersten Male im Jahre 1927 verliehen wurde. Bescheidener wurden zwei (Meißner) Porzellan-Denkmünzen gefertigt; die eine im schlichten Braun gehalten: als Gabe der Stadt für jeden bestimmt, der während des Jahres ihr Gast war; die andere zeigt die gleiche Prägung, aber golden auf weiß: sie erhielten die Persönlichkeiten, denen die Stadt für die Mitarbeit an der Vorbereitung der Feier oder an ihrer Durchführung zu danken verpflichtet war.

Erinnerungsstein

Ein – nach dem von Dasio für den Erinnerungstaler geschaffenen Entwurf – geformter Erinnerungsstein wurde den Besitzern der Häuser zur Verfügung gestellt, die im Jahre 1927 vollendet wurden.

Bücher

Bereits im Jahre 1911 war durch Oberbürgermeister Carl Contag angeregt worden, für die – damals zeitlich noch nicht festgelegte – Jahrtausendfeier der Bürgerschaft eine neue Geschichte der Stadt Nordhausen zu schenken. Dieser Gedanke wurde aufgenommen und verwirklicht durch das zweibändige Werk Das tausendjährige Nordhausen, das in einer Auflage von 3.000 Stück kurz vor Beginn der Festtage erschien. Die Stadt hat sich mit diesem Werk ein Denkmal gesetzt, wie es wenige Städte besitzen. Die Geschichte der reichsfreien Stadt schrieb Studienrat Hans Silberborth, die der preußischen Stadt Stadtarchivar Hermann Heineck. Dieser fortlaufenden Geschichte wurden Einzelabhandlungen über Sondergebiete angefügt: von Oberbürgermeister i. R. Carl Contag (Nordhausen im Weltkrieg und in der Nachkriegszeit), von Pfarrer Otto Riemenschneider (Die ehemalige Heinrichsburg), von Mittelschullehrer i. R. Heinrich Heine (Geschichte der dramatischen Aufführungen und des Theaters, und Geschichte der Musik), von Museumsdirektor August Stolberg und Dr. Ing. Friedrich Stolberg (Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt). So wurde für 1927 ein Werk geschaffen, das schon seit vielen Jahrzehnten als eine Notwendigkeit erkannt war.

Eine Ergänzung stellt das Historische Bilderbuch der tausendjährigen Stadt Nordhausen mit Federzeichnungen von Fritz Teichmüller dar.

Baumaßnahmen

Rekonstruktion Stadttor in der Bahnhofstraße

Die beiden technischen Ausschüsse schufen durch direkte und indirekte Arbeit – auch die Privathäuser wollten im Festjahre sich im Festgewande zeigen — das Stadtbild, das im Mai 1927 präsentiert werden sollte. In allen Stadtteilen wurde alte Fachwerkhäuser restauriert. Die am 2. September 1927 vollendete Wiederherstellung der Finkenburg war dabei das größte Projekt.

Das Magistratssitzungszimmer erhielt zwölf bunte, bleiverglaste Wappenfenster – Geschenke befreundeter Städte. Die Wände wurden getäfelt. Otto und Georg Kruse schenkten ihrer Vaterstadt die Mittel für die Bemalung der Decke (mit heraldischen Motiven) und für zwei Beleuchtungskörper. Der Raum wurde allerdings erst im Juni 1928 vollendet. Auch die Flure des alten Rathauses erhielten bunte Fenster – zwei von ihnen ein Geschenk der Nordhausen-Wernigeroder und der Gernrode-Harzgeroder Eisenbahngesellschaft.

In der Bahnhofstraße – zwischen Hotel Friedrichskron und Hotel Fürstenhof – wurde die Rekonstruktion eines mittelalterlichen Stadttores geschaffen, wo während der Feier zwei Landsknechte Wache hielten.

Sonstige Maßnahmen

Eine Geschichte in Bildern sollte auch der historische Festzug werden, wobei hohe Kosten und Wetterabhängigkeit zunächst Zweifel aufkamen ließen.

Festausschuß, technischer Ausschuß und Ausschuß für Dekoration und Beleuchtung traten mit ihrer Hauptwirksamkeit erst auf den Plan, als das Fest näher heranrückte. Dem Festausschuß oblag die Aufgabe der Durchführung der Organisation der Festtage; auch der Fackelzug am Abend des 28. Mai wurde von ihm vorbereitet. –

Festtage

siehe auch: Festreden zur Jahrtausendfeier von Nordhausen am 28. Mai 1927

27. Mai

Die Tage der Jubelfeier – der 27. bis 29. Mai 1927 – sahen eine große Zahl geladener Gäste, viele auswärts wohnende Nordhäuser und Tausende von Fremden aus dem Reich in den Mauern der tausendjährigen Stadt.

Am Abend des 27. Mai konnte die auf der Ostseite des Neumarktes durch das Stadtbauamt errichtete große Festhalle – ein Holzbau, der bis zum Dezember 1927 staud – die Teilnehmer am Begrüßungsabend nicht fassen. Er gab die Einstimmung zu den beiden Hauptfesttagen.

Ein Festgottesdienst in der Nikolai-Kirche am 28. Mai, 91/2 Uhr, ließ – eingeleitet vom Festgeläut aller Kirchenglocken – den ernsten Grundton der seltenen Feier zuerst erklingen. Superintendent Hammer hielt die Predigt vor gefüllter Kirche. Um 11 Uhr begann im Stadttheater – Posten in der Uniform der Stadtsoldaten des 18. Jahrhunderts erwiesen draußen die Ehrenbezeugungen –, die Feierstunde.

Oberbürgermeister Baller hielt die Begrüßungsrede, Stadtschulrat Koch die Festrede. Als Vertreter der Gäste sprachen: der preußische Handelsminister Schreiber für den Reichspräsidenten, die deutsche Reichsregierung und die preußische Staatsregierung; der Präsident des Preußischen und Deutschen Städtetags Mulert; der Landeshauptmann der Provinz Sachsen, Hübener; der Prorektor der Universität Halle-Wittenberg, Professor Fleischmann; Oberbürgermeister Mann-Erfurt als Sprecher des Städtetages der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt; der kommissarische Landrat des Kreises Grafschaft Hohenstein, Baerensprung. Oberbürgermeister Baller dankte in einer Schlußansprache für alle guten Wünsche und alle Gaben, für die Mitarbeit aller, die durch ihre Hingabe das seltene Fest ermöglichten.

Auf dem Marktplatz und auf dem Gehegeplatz wurde während dieser Zeit der Lautsprecher umdrängt, der der Bürgerschaft weitergab, was die Teilnehmer des Festaktes erleben durften. Ferner wurde der Festakt auf dem „Mitteldeutschen Sender" und den „Deutschlandsender" übertragen.

Anschließend fand das Festmahl in der Festhalle statt. Stadtverordneten-Vorsteher Kneiff begrüßte die Ehrengäste, die einheimischen und auswärtigen Nordhäuser; Staatsminister Schreiber erwiderte. Der Ehrenbürger der Stadt, Richard Wiese, erzählte aus der Zeit seiner vierzigjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit im Dienste der Stadt, und Regierungspräsident Tiedemann hob die von jeher angenehmen Beziehungen zwischen der Aufsichtsbehörde und der Verwaltung der Stadt Nordhausen rühmend hervor.

Der erste Akt der „Walküre" — durch Lautsprecher und Rundfunk weitergegeben — schloß sich als Festvorstellung im Stadttheater an.

Am Abend fand ein Umzug mit 4800 Fackeln durch die Stadt statt. Für die Ehrengäste und für die Stadtverwaltung waren vor dem Stadthaus Tribünen aufgeschlagen. Die frohbewegte Menge vereinte ein allgemeiner Kommers in der Festhalle.

28. Mai

Der Sonnabend war trübe, das Wetter unzuverlässig; die Prophezeiungen für das Wetter am Sonntag, dem Tag des historischen Festzuges, waren so ungünstig wie möglich. Doch es lag strahlender Sonnenschein über der Stadt.

Ein Platzkonzert der vereinigten Nordhäuser Männergesangvereine um 11 Uhr vor dem Rathause zog einen großen Teil der Fremden an, die bereits mit den ersten Zügen, zu Fuß und mit allen nur möglichen Beförderungsmitteln in die Stadt strömten. Der Kraftwagen- und Fuhrwerkverkehr mußte schon vormittags umgeleitet werden: die Hauptstraßenzüge waren so mit Menschen gefüllt, daß sogar die Straßenbahn nicht mehr verkehren konnte. Immer neue Menschenmassen ergossen sich bis zu den Mittagsstunden in die Stadt; man suchte sich rechtzeitig in den Straßen des historischen Festzuges günstige Plätze zu sichern. Die städtische Polizei war durch Erfurter berittene Polizei verstärkt. Es gab keine nennenswerten Unfälle.

Eine nach Zehntausenden zählende Menschenmasse stand Kopf an Kopf in den Straßen, die der Festzug durchschreiten sollte. Alle Fenster in ihnen waren besetzt. Auch der Festzug verlief ohne jede Unregelmäßigkeit, ohne jeden Unfall.

Am Nachmittag und Abend drängten sich in den öffentlichen Lokalen der Stadt Menschenmassen, denen die vorhandenen Räume nicht gewachsen waren. Wenn nicht nach der Auflösung des Festzuges das Volksfest auf dem Neumarkt begonnen hätte, wäre das Problem der Unterbringung der Menge — nach zuverlässigen Schätzungen beherbergte die Stadt an diesem Tage mehr als 100.000 Menschen — fast unlösbar gewesen. So zog diese Veranstaltung einen Teil der Massen aus den Lokalen heraus — namentlich am Abend, an dem um 9 Uhr der Tanz in der Festhalle begann.

Zahlreiche Glückwunschschreiben und Glückwunschtelegramme aus allen Teilen des Reiches und aus dem Ausland erreichten die Stadtverwaltung.

Zitat Oberbürgermeister Dr. Baller, Nordhausen am Harz.

Zu Nordhausens Tausendjahrfeier sende ich der alten Kaiserpfalz und ehemals Freien Reichsstadt meine herzlichsten Glückwünsche. Möge deutscher Sinn und deutscher Fleiß die arbeitsame Stadt einer blühenden Zukunft entgegenführen.
von Hindenburg,
Reichspräsident und Ehrenbürger der Stadt Nordhausen.

Zitat
                    — Telegramm, Reichspräsident Hindenburg

Festzug

Der Festzug wurde mit Unterstützung des Kunstausschusses zur Vorbereitung der Jahrtausendfeier entworfen und aufgestellt von Stadtschulrat Koch.

Aufstellung des Zuges in der Grimmelallee, der Straße „am Ständehause", in der Hohnsteiner Straße, im Grimmel, in der Hohenzollernstraße.

Der Zug bewegt sich durch folgende Straßen: Grimmelallee, Siechenbrücke, Kasselerstraße, Moltkestraße, Bahnhofsplatz, Bahnhofstraße, Arnoldstraße (westliche Hälfte), Sandstraße, Neustadtstraße, Vor dem Vogel, Rautenstraße, Kornmarkt, Töpferstraße, Friedrich-Wilhelms-Platz, Gartenstraße, Stolbergerstraße zwischen Gartenstraße und Mittelstraße, Mittelstraße, Promenadenstraße zwischen Mittelstraße und Wallrothstraße, Wallrothstraße, Geiersberg zwischen Wallrothstraße und Contagstraße, Contagstraße, Riemannstraße zwischen Contagstraße und Osterstraße, Osterstraße (östliche Hälfte), Meyenburgstraße, Köllingstraße zwischen Meyenburgstraße und Riemannstraße, Riemannstraße, Wilhelm-Nebelung-Straße zwischen Promenadenstraße und Löbnitzstraße, Löbnitzstraße, Neumarkt (Auflösung).

Spitze

Abt. 1. Trommler und Pfeifer

Abt. 1. Trommler und Pfeifer

Werwolf, Verein ehemal. 71er, Pionierverein, Infanterieverein

Der Hauptmann der Stadtsoldaten. Stadtsoldaten des 18. Jahrhunderts. Nordhausen unterhält vom dreißigjährigen Kriege ab bis zum Jahre 1802 ständig Stadtsoldaten etwa in Stärke einer halben Kompanie. Der Waffenrock eines Offiziers war noch im Musenm vorhanden. Auch das „Sponton" des Leutnants ist der Waffensammlung entnommen.

Wiegleb'sche Kapelle, Uthleben

Abt. 2. Die Stadtfahne von 1742

Gardeverein

Die im städtischen Museum aufbewahrte Stadtfahne ist angefertigt am 24. Februar 1742, gelegentlich der Krönung des Kaisers Karl VII. Die Huldigung fand am 21. April des Jahres vor dem Reichsgrafen Heinrich von Bünau statt. Die Uniformen sind die der Bürgerkompanien des 18. Jahrhunderts. Die Fahne zeigt das Stadtwappen und die Jahreszahl 1742.

Abt. 3. Die Fahne der Nordhäuser Bürgergarde von 1814

Gardeverein

Abt. 4. Die Standarte der reitenden Bürgergarde von Nordhausen 1814

Kavallerieverein

Seit Mitte November 1813 wird auch in Nordhausen die Errichtung der Landwehr betrieben: im Januar 1814 wird ein Landsturm gebildet und wird eine „Bürgergarde" errichtet. Ihr, die bis 1815 geübt hat, gehören diese Fahnen an. Sie zeigen auf blauer Seide den preußischen Adler, wie ihn die Fahnen des preußischen Heeres fuhren, und die Aufschrift: Bürgergarde (bezw. Reitende Bürgergarde) von Nordhausen, 5. August 1814 (bezw. 1814). Die Infanteriefahne trägt außerdem die Bezeichnung des Bataillons.

Abt. 5. Die Fahne der Bürgerwehr von 1848.

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold

Als im Jahre 1848 überall die Bürger militärisch organisiert werden, bildet sich in der Mitte des März in Nordhausen eine Bürgerwehr, in 4 Kompanien geteilt. Ihr stiften die Nordhäuser Frauen die schwarz-rot-goldene Fahne. Ihre Weihe findet am 18. Juni 1848 statt. Die Fahne wird 1849 unter Verschluß des Magistrats genommen und erscheint erst 1861 wieder beim Krönungsfestzug zu Ehren König Wilhelms. Die Reihenfolge der Farben ist Gold-Not-Schwarz; auf der anderen Seite steht das Stadtwappen. Die Inschrift lautet: Freiheit und Ordnung. Bürgerwehr zu Nordhausen. Den 19. März 1848.

Zweite Gruppe – Heinrich I.

Abt. 6. König Heinrich I. mit Gefolge im Jahre 927

Abt. 6. Heinrich I. kehrt mit 24 berittenen Begleitern und 4 gefangenen Ungarn von einer Streife gegen die Ungarn nach Nordhausen zurück.

Kavallerie- und Artillerieverein

Im Jahre 933 fallen die Ungarn nach Ablauf des Waffenstillstandes in Thüringen sengend und mordend ein und kommen bis in die Nähe von Sondershausen. Die Entscheidungsschlacht fand bekanntlich in Riade, östlich vom Kyffhäuser, statt.

Abt. 7: Königin Mathilde als Gründerin des Domes (Modell des Domes)

Abt. 7. Wagen: Königin Mathilde als Gründerin des Domes. (Modell des Domes). Königin Mathilde, Kaiser Otto, Erzbischof Wilhelm, Abtissin Richburga und eine Hofdame, Pagen, Edelfrauen. Edle in Hoftracht und gerüstete vornehme Reiter begleiten den Wagen.

Domgemeinde

927 schenkte König Heinrich seiner Gemahlin Mathilde seine Besitzungen in Nordhausen als Wittum. Gern weilte sie hier und gründete ein Nonnenkloster, das 962 reich begabt wurde. Seine erste Äbtissin war Richburga. 965 hielt sich Kaiser Otto zum letzten Male bei seiner Mutter auf, ehe er nach Rom zog. Erzbischof Wilhelm von Mainz war ihr Enkel.

Dritte Gruppe – Nordhausen wird Reichsstadt

Abt. 8. Ein Königsbote bringt im Jahre 1220 die Urkunde, die Nordhausen zur Reichsstadt erhebt.

Vereinigung der Inhaber des Eisernen Kreuzes

Er ist von 4 Rittern, von denen einer die Reichsfahne trägt, begleitet und wird von Nordhäuser Bürgern zu Fuß und zu Roß eingeholt. Durch Urkunde König Friedrichs II. vom 27. 2. 1220 werden die politischen Verhältnisse in Nordhausen grundsätzlich geändert. Mit päpstlicher Bewilligung wird das Nonnenstist in ein Domherrnstift mit einem Propst an der Spitze verwandelt. Die Stadt behält der König sich selbst vor und macht sie auf diese Weise zu einer Reichsstadt. Hier beginnt die Geschichte der Freien und des Reiches Stadt Nordhausen, die im Jahre 1802 — nach fast 600 Jahren — endet.

Stadtkapelle

Vierte Gruppe Vierte Gruppe – 14. Jahrhundert

Abt. 9: Mädchen der Mädchenschule vom Kloster Neuwerk

Abt. 9. Mädchen der Mädchenschule vom Kloster Neuwerk

Mädchenvolksschule am Töpfertor, Justus-Jonas-Schule, Mathilden-Mittelschule

Kurze Zeit vor der Aufhebung des Nonnenklosters znm heiligen Kreuz im Jahre 1220 wird das Zisterzienserkloster Neuwerk am Frauenberg begründet. Es setzt die früher im Dom bestehende Mädchenschule fort; aus dieses Klosters Kapitalien werden später in der Reformationszeit als Zinsen die Gelder zur Besoldung der zwei Mädchenschullehrerinnen entnommen.

Abt. 10: Gerüstete Patrizier zu Pferde

Abt. 10 Gerüstete Patrizier zu Pferde

Reitklub

Aus den Händen der Reichsbeamten gleitet nach der Zerstörung der Reichsburg (1275) die Herrschaft über die Stadt in die Hand der reichen „Geschlechter" über. Sie, die Patrizier, sind die Herren der Stadt, zum Regiment und zum Kampf erzogen.

Fünfte Gruppe – 15. Jahrhundert

Abt. 11. Schützengilde

Männerturnverein

Die Bürger des Mittelalters sind alle zum Schutze der Stadt bewaffnet. Als Schießwaffe dient in ältester Zeit Bogen und Pfeil, dann die Armbrust. Seit 1420 kennen wir die Brüderschaft der Pfeilschützen; sie führen die „Armbost". Gegen Ende des 15. Jahrhunderts gibt es in Nordhausen auch schon „Büchsenschützen", die eine Vereinigung bilden. Der dreißigjährige Krieg macht der Schützenherrlichkeit ein Ende; die am Ende des 17. Jahrhunderts neugebildete, noch heute bestehende Schützenkompanie hielt im Jahre 1694 ihre ersten Schießübungen ab.

Musikkapelle ehemaliger Militärmusiker, Kapellmeister Machlitt
Abt. 12: Nordhäuser Handwerkerzünfte des 15. Jahrhunderts

Abt. 12. Zünfte

Die kaufmännischen Innungen (Gewandschneider und Kramer) werden von Mitgliedern des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes dargestellt; die handwerklichen Innungen von Angehörigen der betreffenden Handwerke

Gewandschneider (d. h. Tuchgroßhändler), Schneider, Bäcker, Kramer, Sattler, Schmiede, Böttcher, Stellmacher, Schuhmacher, Fleischer, Schlosser, Klempner, Glaser, Maler, Tischler, Zimmerleute, Maurer, Dachdecker. Im Jahre 1375 beendete die Empörung der Handwerker die Herrschaft der „Geschlechter". An Stelle des Patriziats traten in der Stadtregierung die Zünfte. Die Zeit des Handwerks begann. Die Einfügung der Handwerker und Gewerbetreibenden in Zünfte, Gilden, Innungen hat sie im Mittelalter stark und mächtig gemacht. Als die veralteten Einrichtungen verknöcherten, schadeten sie und hielten den gesunden Fortschritt auf. Da schreiten sie vorüber, die selbstbewußten, wohlhabenden Angehörigen der Zünfte, ein farbesfrohes Bild. Bunte Fahnen und Symbole werden ihnen vorangetragen; an ihnen ist jedes Handwerk leicht erkennbar.

Abt. 13: Die Zünfte der Wehrmacht im 15. Jahrhundert

Abt. 13. Die Zünfte als Wehrmacht

Handwerker aus mehreren Innungen: Schneider, Bäcker. Sattler, Schmiede, Schuhmacher, Fleischer, Tischler, Maler, Dachdecker, Böttcher. Kramer: Gewerkschaftsbund der Angestellten

Jeder Bürger war Soldat. Er hatte seine vorgeschriebenen Waffen in Bereitschaft zu halten. Strafen wurden verhängt über den, der sein Rüstzeug nicht imstande hatte.

Abt. 14. Ein Lastwagen mit bewaffneter Begleitung

Kaufmannschaft

Ein Nordhäuser Großkaufmann (Gewandschneider) mit gerüstetem Geleit. Der Handel außerhalb der Stadtmauern war im Mittelalter eine Unternehmung, die auf Tod und Leben ging. Bewaffnet ritt der Kaufherr bei seinem Wagen. Bewaffnetes Geleit, von den Herren des durchfahrenen Gebietes gegen Bezahlung gestellt, gewährte einige Sicherheit. — Hier führt ein Nordhäuser Gewandschneider (Tuchgroßhändler) die Stoffe, die in der Stadt von den Webern gewebt sind, auf schwierigen Straßen in die Ferne.

Abt. 15. Gefangene Raubritter

Stahlhelm

Dieses Bild ist eine Ergänzung zu dem vorhergehenden: die Bestrafung des Adels, der die Sicherheit des Landes störte. Nordhausen — wie auch andere Städte — lag das ganze 14. und 15. Jahrhundert hindurch in ständigem Kampfe mit den zahlreichen Grafen und Herren, die die blühenden Gemeinwesen zu schädigen suchten. Die Thüringischen Städte und die des Harzes — besonders Erfurt. Mühlhausen, Nordhausen, Goslar — schlossen sich zusammen und griffen die Raubburgen an. So wurde u. a. die Feste Bramburg bei Göttingen im Juli 1458 berannt, ihre Besatzung gefangen genommen und zum Teil hingerichtet. Diese Zeit soll durch die Gruppe 15 festgehalten werden. 3 gefangene Ritter werden durch Nordhäuser Bürger abgeführt.

Bergkapelle Bleicherode

Sechste Gruppe – 16. Jahrhundert

Abt. 16: Reformation. Luther fährt von Stolberg im Harz nach Nordhausen

Abt. 16. Reformation

Evangelische Gemeinden

a) Wagen: Luther, von einem vornehmen Bürger begleitet, fährt von Stolberg im Harz nach Nordhausen. Ihn schützen Bewaffnete, von einem Ritter geführt. In den Tagen des Bauernkrieges, am 21. April 1525, hält sich Luther in Stolberg auf und predigt, um die aufgeregten Gemüter zu beruhigen. Am 24. April kommt er nach Nordhausen. Die Grafen von Stolberg lassen ihn durch Bewaffnete nach dort geleiten; die Unsicherheit der Straßen gebietet diese Vorsicht. In Nordhausen predigt er — aber die Predigt wird durch allerlei Unfug gestört, selbst der Reformator ist nicht imstande, die aufgeregte Stimmung zu beruhigen.

d) Wagen: Justus Jonas, Lorenz Süße, Philipp Melanchton und Johannes Spangenberg. Die hier vereinigten Reformatoren haben alle in Nordhausen gewirkt. Justus Jonas ist in Nordhausen am 5. Juni 1493 geboren und bleibt bis zu Luthers Tod und bis zu den Zeiten des Interims (1548) in steter Verbindung mit seiner Vaterstadt. Lorenz Süße, seit 1519 Prior des Nordhäuser Augustinerklosters, hält die erste evangelische Predigt am Sonntag Septuagesima des Jahres 1522 in der Petrikirche. Melanchthon war der Erzieher der Kinder Michael Meyenburgs und hat besonders in der Zeit des Schmakaldischen Krieges für sich und seine Familie eine rettende Zuflucht in Nordhausen gefunden. Johann Spangenberg, seit 1524 Prediger an St. Blasii, ist der eigentliche Reformator Nordhausens und hat seine besonderen Verdienste um das evangelische Schulwesen der Stadt.

Abt 17. Lateinschüler mit ihrem Lehrer

Staatliches Gymnasium

Immer wieder hat Luther den Städten ans Herz gelegt, daß es ihre Sache sei, Schulen zu gründen. In Nordhausen ist es besonders der eben erwähnte Johann Spangenberg, der dafür sorgt, daß die evangelische Lateinschule eine sichere Zufluchtsstätte erhält. Sie siedelt nach 1525 in das verlassene Kloster der Dominikaner (Predigermönche) über und hat dort bis zum Jahre 1890 ihre Stätte gehabt (Gebäude der Mathilden-Mittelschule).

Abt. 18: Ratsherren

Abt. 18. Ratsherren

Der Rat wird durch Angehörige alter Nordhäuser Familien dargestellt

Der Nordhäuser Rat in freireichsstädtischer Zeit war eine komplizierte Einrichtung. Seine Herrschaft war auf drei Jahre verteilt; der regierende Rat zählte 18 Personen, die 3 „Regimenter" zusammen: 3x18 = 52 Personen. Für eine Stadt von rund 5- bis 6000 Personen also Regierung genug. Vorüber schreitet der „regierende Rat" mit Michael Meyenburg, dem politischen Führer der Stadt in diesen unruhigen Jahren, an der Spitze.

Abt. 19. Bewaffnete Bauern

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Auch die Trommler und Pfeifer sind Angehörige des Reichsbanners

Die soziale Bewegung der Bauern hängt mit den gleichzeitigen religiösen Strömungen zusammen. Die Vorstellungen von menschlicher und christlicher Freiheit, wie sie sich bei den unterdrückten Bauern bildeten, haben die Umsturzideen gefördert. Der Sturm des Frühjahres 1525 hat manches umgeworfen, was morsch war. Die Hohnsteiner Bauernerhebung ist ein Teil der von Thomas Münzer geführten Thüringer Bauernrevolution. Seine Fahne — der Regenbogen im weißen Felde — wird deshalb der Bauernschar vorausgetragen.

Abt. 20. Landsknechte 1532

Vereinigung der Inhaber des Eisernen Kreuzes

Im Anfang des 16. Jahrhunderts ist die Gefahr, die den europäischen Staaten von Seiten der mohammedanischen Türken droht, außerordentlich groß. Von Ungarn aus fallen die Türken ins Reich ein und bedrohen Wien. Will Karl V. dieser Feinde sich erwehren, so braucht er die evangelischen Stände im deutschen Reiche. Nur gegen Nachgeben auf dem Gebiete der Religion erhält der Kaiser deren Unterstützung. Im Jahre 1532 stellt auch Nordhansen sein Kontingent gegen die Türken. Unter 3 Hauptleuten ziehen 168 Landsknechte, darunter eine Anzahl Nordhäuser Bürgerkinder, ins Feld und kehren erst im Herbst desselben Jahres von ihrem Feldzug zurück. Für Michael Meyenburg haben sie einen erbeuteten Türkensäbel mitgebracht. Die Landsknechte schreiten in ihrer bunten Tracht, unter der Last ihrer schweren Waffen, dahin, der Fähnrich trägt die eigenartige Fahne mit dem kurzen Schaft und dem umfangreichen Tuche.

Stadtkapelle Sangerhausen

Siebente Gruppe – 17. Jahrhundert

Abt. 21. Maifest der Gymnasiasten

Staatliches Gymnasium

Ein altes, wohl schon vor der Reformation begangenes Schulfest hat sich bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts erhalten. In der Woche vor Pfingsten zogen die Schüler durch Salza nach dem Kohnsteinwald. Dort wurde der Tag verbracht und Birkenzweige wurden abgeschnitten. Gegen Abend wurden die Maien auf einen Wagen gelegt und bis ans Altentor gefahren. Dort stellten sich die Schüler auf, jeder Schüler empfing seine Maie, und nun zog man bis vors Rathaus. Der Chor trat im Kreis zusammen, und eine Festmusik unter Leitung des Kantors beschloß die Feier, an der die ganze Stadt teilnahm. Die Maien wurden dann als Festschmuck an den Häusern befestigt. Ein friedliches Bild aus dem Jahrhundert des Dreißigjährigen Krieges — in dem die kleine Reichsstadt nur ein Objekt des kriegerischen und politischen Geschehens war: ein Schicksal, daß sich nicht mehr ändern sollte.

Achte Gruppe – 18. Jahrhundert

Abt. 22: Innung der Friseure

Abt. 22. Innung der Friseure

Friseur-Zwangsinnung

Auf die Haartracht hat der Deutsche schon immer gehalten; das 16. Jahrhundert hindurch gilt die spanische Tracht, auch im Bartschnitt. Im 17. Jahrhundert ist die Haartracht des olympischen Zeus, die sich zur gewaltigen Allongeperrücke ausivächst, herrschend. Die rinbequeme Tracht wird vom aufklärerischen, soldatischen Zeitalter enger znsammengefaßt in den Zopf, der erst kurz nach den Freiheitskriegen endgültig verschwindet. Diese Moden bringt das Gewerbe der Haar- und Bartkräusler (Friseure) und der Perrüquiers in Blüte.

Abt. 23: Innung der Gärtner

Abt. 23. Innung der Gärtner

Handelsärtnerverein

Das Mittelalter, das im engen Mauerbering sein Leben gestaltet, kennt nur den Gewürz- und Gemüsegarten. Im 16. Jahrhundert ist der Park vor allem Wildpark, in dem allerlei jagdbares Hoch- und Niederwild gepflegt wird. Erst Ludwig XIV. stellt gärtnerische Aufgaben, die von Gartenarchitekten mit Winkelmaß und Lineal gelöst werden. England geht auf die Natur und den Naturpark zurück; der eintretende Klassizismus stellt in die Landschaft noch römische Tempel, Freundschaftsdenkmäler und allerlei Kuriositäten hinein. Ans diesen Anfängen seit Mitte des 17. Jahrhunderts hat sich der heutige Stand der Landschafts- und Blumengärtner entwickelt. — Das 18. Jahrhundert hatte besondere Freude an den Blumen. Schäfer und Gärtner spielen in der Dichtung und im Gesellschaftsleben eine große Nolle. Das feinste Zeugnis dafür sind die Meißener Porzellanfiguren.

Abt. 24: Bauern der Grafschaft Hohnstein. – Burschen und Mädchen gehen zur „Spinnstube“

Abt. 24. Hohnsteiner Bauern

Landbund

Die Verbindung zwischen Stadt und Land ist im Kreise Grafschaft Hohnstein und in der Stadt Nordhausen immer eng gewesen. Sind doch beide aufeinander angewiesen. Nordhausen bietet die Industrieerzeugnisse an, Hohnstein die Landesprodukte. Politisch geschieden bis 1802, hat die freie Reichsstadt immer eine Anzahl Ortschaften unter ihrer Einflußsphäre gehabt. Von 1802 bis 1882 waren beide — Grafschaft und Stadt — miteinander vereinigt. Dann wurden die Kreise von einander getrennt.

Die alte Tracht der Hohnsteiner Bauern ist längst verschwunden. Hier zieht sie in 3 Bildern vorüber: In Großwechsungen reiten junge Burschen zum „Hammelreiten": Der Siegespreis wird mitgeführt. Ein Erntezug folgt: Die ganze Freude der naturverbundenen Menschheit über die glücklich ein- gebrachte Frucht lebt in dem Bilde. Burschen nnd Mädchen gehen zur „Spinnstube" — der beliebten geselligen Zusammenkunft der Jugend, die in dieser Form mit dem Verschwinden des Spinnrades ihren Platz im Alltagsleben des Dorfes räumen mußte.

Kapelle ehemaliger Militärmusiker, Sondershausen. (Kapellmeister Schneemann)
Abt. 25: Friedensfest der Nordhäuser Jugend. – Hubertusburger Frieden 1763

Abt. 25. Friedensfest der Nordhäuser Jugend

Die Schulen der Stadt, Kavallerieverein, Marineverein

Das Archiv bewahrt aus der Feder des Gymnasialrektors Hake eine genaue Schilderung dieses Festes, das in großen Ausmaßen den Hubertusburger Frieden — 1763 — feierte. Die Freude über die Beendigung der Leiden, die der siebenjährige Krieg der kleinen Reichsstadt gebracht hatte, war groß. Es ist versucht worden, dieses Fest im Nahmen des Zuges nachzubilden.

Kavallerie und Infanterie der Nordhäuser Bürgerkompanieu eröffnet und schließt den feierlichen Zug. Eine genaue Nachbildung der im Museum aufbewahrten, für jenes Fest angefertigten Fahne mit mit dem Reichsadler und der Inschrift: Freude der Jugend 1763. Jugend freu dich auf das Beste' heilt zu diesem Friedensfeste! wird vorangetragen. Auf einem Festwagen sind die Gottheiten Eirene (die Friedensgöttin), Minerva, Herkules und Apollo, die damals durch den Mund von Gymnasiasten schöne Verse sprachen, und die sieben freien Künste dargestellt. Von Marschällen geführt, schließen die Schüler und Schülerinnen der Nordhäuser Schulen den Wagen ein. Viel prächtiger und eindrucksvoller war das Fest des Jahres 1763. Ein gewaltiger antiker Tempel — im Geschmack der Zeit — war auf dem Königshof errichtet und wurde prächtig illuminiert. Der Festwagen trägt eine Nachbildung, die allerdings die Gestalt des Tempels nur andeutet. Die Bürgerkompanien zu Pferde und zu Fuß traten an. Es war ein großer Jubel in der Stadt.

Neunte Gruppe – Nordhausen wird preußisch

Abt. 26. Preußische Husaren besetzen Nordhausen 1802

Kavallerieverein

Der Friede von Lüneville (9. Februar 1801) bedeutet das Ende der Reichsstädte; nur vier bleiben bestehen. Die übrigen dienen als Entschädigung für die Fürsten, die Gebiet auf dem linken Rheinufer verlieren. Am 2. August 1802 nehmen preußische Truppen, L' Estocq-Husaren und v. Wartensleben'sche Infanterie, von der Stadt Besitz. Zu irgendwelchen Unruhen ist es nicht gekommen. Der Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803 bestätigt diesen Übergang an Preußen. Mit der Reichsstadtherrlichkeit, die fast 600 Jahre gewährt hat, ist es endgültig aus.

Abt. 27. Innung der Schneiderinnen

Schneiderinnen-Zwangsinnung

Die neue preußische Regierung führt manches Neue ein, gegen das sich die Reichsstadt gewehrt hatte, z. B. die Anerkennung weiblicher Personen als Innungsmitglieder.

Abt. 28. Schützengilde

Schützenkompanie

Die Schützenkompanie spielt im Anfang des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Leben noch eine Rolle. Sie ist berufen, am Schutze der Stadt bei Aufläufeu und bei Feuersbrünsten mitzuwirken. Ihre Feste finden allgemeine Anteilnahme, und ihr Einzug uach dem Königsschießen durch das Töpfertor — der Schützengraben befand sich damals noch in der Schützenstraße — gestaltete sich zu einem Volksfest. Die alte Fahne aus dem Jahre 1806 wird vorausgetragen. Eine der Kompanie gehörige Kanone, die in jener Zeit entstanden sein mag, wird mitgeführt.

Kapelle des Landeserziehungsheimes

Abt. 29. Schülerinnen der höheren Mädchenschule

Königin-Luise-Schule

Die höhere Mädchenschule wird 1808 unter Rektor Heyse eröffnet. Aus kleinen Anfängen erwachsen, feierte sie im Jahre 1908 ihr Hundertjahrjubiläum und erhielt dabei den Namen Königin-Luise-Schule.

Zehnte Gruppe – Freiheitskriege

Abt. 30. Freiwillige Jäger des v. Hellwig'schen Freikorps

Schüler der höheren Schulen, Mitglieder des Vereins ehemaliger Mittelschüler, EK-Verein und andere

Bereits am 14. April 1813 sind v. Hellwigsche Husaren ans einem Streifzug in Nordhausen und führen den Platzkommandanten, Baron ä'Lallst, gefangen mit sich fort. Am 26. Oktober, 6 Tage nach der Schlacht bei Leipzig, trifft das Freikorps des preußischen Majors v. Hellwig hier ein. 30 Mann unter einem Offizier bleiben in der Stadt, um die 200 nen eintretenden freiwilligen Jäger einzuexerzieren.

Abt. 31: Landwehr der Freiheitskriege

Abt. 31. Landwehr

Vereinigung der Inhaber des Eisernen Kreuzes

Im Monat November 1813 trifft ein preußischer Stadtkommandant ein, und die Landwehreinrichtung wird, wie im ganzen preußischen Staate, betrieben. Am 25. Februar 1814 leistet in der Marktkirche die erste Klaffe des hiesigen Landsturms den Fahneneid zusammen mit der Schützenkompanie und der Bürgergarde.

Elfte Gruppe – Biedermeierzeit bis 1840

Abt. 32. Turner

Männerturnverein

Im Jahre 1816 erklärt sich Nordhausen bereit, einen Turnplatz zu errichten; zu Ende Juni 1817 schickt die Negierung als Turnlehrer einen Schüler Ludwig Jahns, namens Salomo. Er wirkt hier 2 Monate, dann geht er nach Mühlhausen. Der erste Turnplatz im Gehege besteht nur 2 Jahre, er wird im Herbst 1819 polizeilich geschlossen („Turnsperre"). Erst seit 1827 gestattet die Regierung unter gewissen Bedingungen gymnastische Veranstaltungen. Der Name „Turner" bleibt bis 1848 verpönt.

Abt. 33: Straßenbild aus der Biedermeierzeit bis 1840
Abt. 33: Straßenbild aus der Biedermeierzeit. – Verhaftung eines Landstreichers

Abt. 33. Ein Straßenbild aus der Biedermeierzeit

Erholungs-Gesellschaft

Ein Straßenbild aus der Zeit, die Menschen so liebenswert erscheint; ein Straßenbild, wie es sich an schönen Sommertagen oft dargeboten haben mag. Drei in jener Zeit gebaute Wagen fallen besonders in die Augen. „Promenierende" Bürger, Reiter, Offiziere und Soldaten des 4. Jägerbataillons, Handwerksburschen, Dienstmädchen, ein Schusterjunge; es tritt dem Beschauer manches Bild ans jenen Jahren, die — nicht immer mit Recht — als ein ersehntes Land des Behagens gelten, in die Erinnerung.

Schluß Abt. 33/34: Jäger des 4. Jägerbatallions

Abt. 34. Jäger des 4. Jägerbataillons

Verein ehemaliger Jäger und Schützen

Das an den Grenzen von verschiedenen Staaten gelegene Nordhäuser Gebiet wird in der Zeit von 1820—1840 der Mittelpunkt eines ungemein regen Schleichhandels. Um diesen! Schmugglerunwesen zu steuern, wird 1832 das 4. Jägerbataillon nach Nordhausen in Garnison gelegt. Die Soldaten werden nicht in einer Kaserne untergebracht, sondern liegen in Bürgerquartieren. Im Jahre 1848 wird das Bataillon nach Sangerhausen versetzt.

Bergkapelle Obergebra

Zwölfte Gruppe – Mitte des 19. Jahrhunderts

Abt. 35. Turner. Die alte Fahne des Männer-Turnvereins Vater Jahn vom Jahre 1848 wird mitgeführt

Verein ehemaliger Mittelschüler, Turnverein Friesen und Turnverein Vater Jahn

Turner, Schützen und Sänger überbrücken durch ihre über die Landesgrenzen hinausgreifende Organisationen schon vor 1848 die Gegensätze der deutschen Staaten und Stäätchen — so die Einigung des Vaterlandes vorbereitend. Die Bewegung des Jahres 1848 bringt auch in die Turnvereine neues Leben. Der Turnverein Vater Jahn wird 1848 gegründet. Seine alte Fahne weht vorüber.

Abt. 36. Sänger

Arbeitsgemeinschaft der Nordhäuser Männergesangvereine

Die ältesten Gesangvereine in Nordhausen sind die Singakademie (1816), die Liedertafel (1629), der Liederkranz (1839), und der Liederbund (1852). Folgende — im städtischen Museum verwahrte — Fahnen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts werden mitgeführt: Gesangverein Concordia, Sängerbund, Männergesangverein Liederbund, Gesangverein Euterpe, Gesangverein Borussia, Gesangverein Teutonia.

Abt. 37. Schützen

Schützen-Kompanie

Die Kleinodien der Schützenkompanie werden im städtischen Museum aufbewahrt. Die von ihr mit Stolz getragene kostbare seidene Fahne ist vom Kamerad Huch geschenkt und am 4. Oktober 1858 feierlich eingeweiht worden. Der neue Schießplatz, im Westen der Stadt gelegen, besteht seit April 1884.

Abt. 38. Ein mit Kornbranntwein beladener Frachtwagen

Vereinigung der Nordhäuser Kornbranntweinfabrikanten

Ehe die Eisenbahnen in den fünfziger Jahren den Verkehr umgestalteten — Nordhausen hat den Eisenbahnanschluß erst 1866 erreicht — spielte sich der ganze „Engros-Verkehr" ans dem Schiffe oder der Landstraße ab. Auf großen, mit Leinwand verdeckten Leiterwagen führte der auf sein Gewerbe stolze Frachtfuhrmann die Lasten aus den Landstraßen dahin. Die Pferdegeschirre blinkten von Messingbeschlägen, weithin hörbares Peitschenknallen kündete das Nahen der trunk- und wetterfesten Gestalten an. — Der Wagen stammt aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts und wird von Herrn Adam, Breitenworbis, selbst geführt, der schon in den sechziger Jahren nach Nordhausen gekommen ist. Es ist die Zeit, in der Nordhausens Ruhm als Stadt des „Nordhäusers" sich fest begründete.

Abt. 39: Bürgerwehr kehrt im Jahr 1848 vom Exerzieren zurück

Abt. 39. Bürgerwehr kehrt im Jahre 1848 vom Exerzieren zurück

Reichsbanner Schwarz-Not-Gold, von dem auch das Trommler- und Pfeiferkorps gestellt wird

In der Mitte des Monats März 1848 wurde die Bürgerwehr gegründet. Sie war in 4 Kompanien geteilt, ihre Übungen hielt sie an verschiedenen Plätzen ab. Über ihre Fahne vergleiche die Erläuterungen zu Abt. 5. Die Uniform ist eine genaue Nachbildung eines Aquarells aus dem Jahre 1848, das wir dem Herrn Stadtrat Hallensleben in Benneckenstein verdanken.

Abt. 40. Ein Bremer Frachtwagen mit Tabak

Nordhäuser Tabakfabriken A.-G.

Seit 1840 etwa wird die Tabakindustrie für die Stadt von Bedeutung. Die ältesten noch bestehenden Fabriken sind in den Jahren 1817 und 1818 gegründet. Für den Wagen gilt das unter Abt. 38 bereits Gesagte: — Er ist nach einer Abbildung aus dem Museum der Stadt Bremen gebaut. — Die alte Hansastadt ist die Rohmaterial-Hauptlieferantin für die Nordhäuser Tabakfabrikanten.

Abt. 41. Handwerk

Darsteller sind die entsprechenden Innungen

1. Fahne des Schneider- und Mützenmacher-Gewerks 1859. — 2. Fahne des Zimmergemerks zu Nordhausen 1850. — 3. Fahne des Maurergewerks 1861. — 4. Fahne des Zigarrenmachervereins 1859.

Abt. 42. Kriegerverein

Infanterieverein

Der Verein führt die Fahne des Hohenzollern-Kriegervereins aus dem Jahre 1855. Zeit, in der die Kriegervereine Bedeutung zu erlangen beginnen.

Trommler- und Pfeiferkorps — Kyffhäuserjugend

Abt. 43. Realschüler, die zum Turnen marschieren

Realgymnasium

Die Realschule, die Vorgängerin des jetzigen Realgymnasiums, wurde im April 1836 in dem Hause Ritterstraße 8 eröffnet und siedelte am 15. Oktober 1840 nach dem Gebäude vor dem Töpfertor über, in dem sich jetzt die „Mädchenschule am Töpfertor" befindet. Als Turnplatz diente seit 1833 ein Platz auf dem Hammerrasen; später wird jenseits der Zorge geturnt, etwa da, wo jetzt die Nordhäuser Maschinenfabrik von Schmidt, Kranz & Cie. steht. Die Turnkleidnng ist nach dein Aufsatz des Professors Krenzlin in der Festschrift zur Fünfzigjahrfeier des Realgymnasiums angefertigt. Die mitgeführte Fahne trägt die Inschrift: Die Turner der Realschule zu Nordhausen. Den 18. Juni 1861.

Dreizehnte Gruppe – Reichsgründung

Abt. 44. Das zweite Bataillon des 4. Magdeburger Infanterie-Regiments Nr. 67 marschiert 1870 zum Bahnhof

Gardeverein, Verein ehemal. 82er

Das Bataillon lag in Nordhausen seit 1868 in Garnison. Gleich bei Ausbruch des Krieges wurde es mit der Eisenbahn nach Sondershausen befördert und ging von dort aus in den Krieg. Nach Friedensschluß wurde es nach Blankenburg a. Harz verlegt, weil die Errichtung eines Militärschießplatzes in der Nähe von Nordhausen Schwierigkeiten bereitete und ausreichende Kasernements fehlten.

Die Darstellung der Geschichte der Stadt durch den historischen Festzug schließt mit dem Jahre 1870 — mit der Gründung des Deutschen Reiches.

Vierzehnte Gruppe – Heimische Industrie

Abt. 45: Heimische Industrie. – Nordhäuser Kornbranntwein

Abt. 45. Kornbranntwein-Industrie

Verewigung der Nordhäuser Kornbranntweinfabrikanten

Braucht ein Wort über die Bedeutung des Kornbranntweins, des „Nordhäusers", für Nordhausen gesagt zu werden? Des „Nordhäuser Branntewiens" — der „besten Medizin"?

Abt. 46: Heimische Industrie. – Nordhäuser Kautabak

Abt. 46. Tabak-Industrie

Nordhäuser Tabakfabriken A.-G.

Seit rund 100 Jahren ist die Tabakverarbeitung in die Reihe der für die Stadt Nordhausen wichtigsten Industrien getreten. Nordhäuser Kautabak ist unerreicht.

Fünfzehnte Gruppe

Abt. 47. Fahnen und Banner der Vereine und Organisationen

In diesen Gruppen spielen folgende Kapellen: Kapelle der Schutzpolizei Sondershausen (Musikleiter Vetter). — Reichsbannerkapelle Salza. — Jungdeutsche Ordenskapelle, Roßla a. H. (Kapellmeister Dräsel).

Ein Meer von Fahnen und Bannern, an das Ende des historischen Festzuges gesetzt. Ein Meer von Fahnen und Bannern — ist das nicht ein schönes Bild der alle Gegensätze einenden Kraft der Liebe zur Heimat — zu Nordhausen, der tausendjährigen Stadt am Harz?

Ausstattung und Unterstützung

Die Ausstattung lieferte die Firma F. & A. Diringer, München. Die Nordhäuser Firmen Ewald und Hampel lieferten Rokoko- und Biedermeierkostüme.

Die Pferde, soweit sie nicht Eigentum der Reiter sind, stellten die Firmen: Edmund Becker, August Beatus, Fr. Bösenberg, Karl Bohnhardt, Albert Busse, Otto Eberwein, R. Elsholz, Edeka-Großhandel, Landwirt Richard Fritsche, Bierhandlung Gerlach, Emil Gnttermann, Schäfereibesitzer Gottlieb Henze, Robert John, Landbund, Fleischermeister Hermann Müller, N. Pape, Herm. Rathsfeld, C. Schmalz, H. Th. Schulze, Gebr. Teichmüller, v. Tennecker L Sommer, Karl Teichmüller, Herm. Törpe, Herm. Varges, Schmiedemeister Wehrhahn, Rittergut Großwerther, Rittergut Wernrode, Rittergut Wolkramshausen; die Wagen: Bergbrauerei, Adam-Breitenworbis, Karl John, Halleschestr., Herm. Schneidewind, v. Tennecker L Sommer, Herm. Törpe, Vereinigung der Nordhäuser Kornbranntwein-Fabrikanten, Herm. Rathsfeld, Landbund. Von den 3 Wagen der Abteilung 33 wurden 2 von Herrn Legationsrat von Krause auf Schloß Bendeleben, einer von der Hausverwaltung der Fürstin Anna-Luise zu Sckwarzburg-Sondershausen, zur Verfügung gestellt.

Für die Beschaffung der Pferde sorgte Stadtrat Werther.

Die mittelalterlichen Fahnen und Innungszeichen wurden nach Angabe der Festzugleitung — zum großen Teil auf Grund von im Stadtarchiv vorhandenen Unterlagen — gezeichnet von Ilse Schuttes und Walter Hönemann. Die mittelalterlichen Fahnen und die Fahnen der Abteilung 2—4 und 25 des Zuges — diese letzteren sind Nachbildungen der alten, im Museum aufbewahrten Fahnen — wurden von der Firma W. Dorrhauer in Nordhausen angefertigt.

Nachklang und Rückblick

Ein Nachklang zur Tausendjahrfeier bildete Beethovens 9. Symphonie und dem Schlußakt der „Meistersinger" am 30. und 31. Mai 1927 im Theater Nordhausen.

Das Volksfest auf dem Neumarkt, das das bekannte Bild des „Rummelplatzes" bot, dehnte sich über die Pfingsttage bis zum 6. Juni aus.

Unerwartet stark war der Widerhall des Festes in der deutschen Presse, daß von den Kritikern positiv aufgenommen wurde.

Besonders die Bilder vom Festumzug sind in der Gegenwart häufig gezeigte Aufnahmen vom Nordhausen vor 1945.

Finanzen

Soziale Leistungen

Einstimmig beschloß auf Antrag des Magistrats die Stadtverordneten-Versammlung, an die Renten- und Unterstützungsempfänger sowie an die Erwerbslosen einmalige außerordentliche Beihilfen im Gesamtbeträge von 65.000 ℛℳ auszuzahlen; den besonders notleidenden Gewerbetreibenden wurden Gewerbeertrags- und Gewerbekapitalsteuer in Höhe von insgesamt 16.500 ℛℳ erlassen; für notleidende Hausbesitzer wurden 16.000 ℛℳ bereitgestellt zur Hergabe von Darlehn für notwendige Haus- und Wohnungsreparaturen; und endlich wurde ein „Jubiläumsfonds“ von 25.000 ℛℳ gestiftet, aus dessen Zinsen an städtische Beamte, Lehrer, Angestellte und Arbeiter in besonderen Notfällen Beihilfen gezahlt werden sollten.

Kosten

Die Kosten der Jahrtausendfeier – korrekt das Jahr der Jahrtausendfeier – waren nicht gering: sie betrugen – einschließlich der zuletzt erwähnten sozialen Aufwendungen und abzüglich der verhältnismäßig geringen Einnahmen – rund 310.000 ℛℳ. Hiervon konnten rund 130.000 ℛℳ aus Kämmereikassenüberschüssen von 1925 gedeckt werden; der Rest von 180.000 ℛℳ wurde vorschußweise verausgabt und vom Jahre 1926 ab alljährlich in Teilbeträgen in den Haushaltsplan eingestellt.

In der Stadtverordneten-Versammlung am 19. April 1928 wurde die Abrechnung fast einstimmig gutgeheißen und einmütig zum Ausdruck gebracht, daß die Jahrtausendfeier Nordhausens als ein voller Erfolg anzusprechen sei.

Literatur

Externe Verweise