Goethes Beziehungen zu unserer Heimat

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Textdaten
Autor: Wilhelm Kolbe
Titel: Goethes Beziehungen zu unserer Heimat
Untertitel:
aus: Heimatland. Illustrierte Blätter für die Heimatkunde des Kreises Grafschaft Hohenstein, des Eichsfeldes und der angrenzenden Gebiete
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1911 (Nr. 24)
Verlag:
Drucker:
Erscheinungsort:
Quelle: Scan
Kurzbeschreibung:
Digitalisat:
Eintrag in der GND: [1]
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Goethes Beziehungen zu unserer Heimat.
Vom Herausgeber.

Zum ersten Male hat Goethe unsere Gegend auf seiner berühmten „Harzreise im Winter" gesehen. Er selbst berichtet unterm 30. Novdember 1777 in seinem Tagebuch an Frau von Stein: „Den 30. Sonntag früh nach sechsen von Greusen mit einem Boten ab. War scharf gefroren und die Sonne ging mit herrlichsten Farben auf. Ich sah den Ettersberg, den Jnselsberg, die Berge des Thüringer Waldes hinter mir. Dann in Wald, und im heraustreten, Sondershausen, das sehr angenehm liegt. Die Spizze des Brockens einen Augenblick, hinter Sondershausen weg auf Sundhausen. Schöne Aussicht, die goldene Aue vom Kyffhäuser bis Northausen herauf. Mit einigen Invaliden, die ihre Pension in Jlefeld höhlten. Fütterte in Sundhausen, dann bey Northausen weg, es hatte schon gegen Mittag zu regnen angefangen. Die Nacht kam lerse und traurig. Auf Sachswerben, wo ich einen Boten mit einer Laterne nehmen mußte, um durch die tiefe Finsterniss hierher (Ilefeld) zu kommen. Fand keine Stube leer. Sizze im Kammergen neben der Wirthsstube. War den ganzen Tag in gleicher Reinheit.”

 Hier in Ilfeld logierte er in der goldenen Krone, an der heute eine Inschrift an den Besuch Goethes erinnert. Hier „im Kammergen neben der Wirtsstube” hatte er das harmlose Erlebnis, das er uns später in seiner anschaulichen Weise geschildert hat:

 „Der Wirt führte mich durch das weite, hellerleuchtete Wirtszimmer, da ich mir denn im Vorbeigehen die sämtlichen munteren Gäste flüchtig beschaute. Doch sie sämtlich zu meiner Unterhaltung näher zu betrachten, gab mir in den Brettern des Verschlages eine Ästlücke die beste Gelegenheit, die, seine Gäste zu belauschen, dem Wirte selbst oft dienen mußte. Ich sah die lange und wohlerleuchtete Tafel von unten herauf, ich überschaute sie, wie man oft die Hochzeit von Kana gemalt sieht; nun musterte ich bequem von oben bis herab also: Vorsitzende, Räte, andere Teilnehmende, und dann immer so weiter, Sekretäre, Schreiber und Gehilfen. Ein glücklich beendetes, beschwerliches Geschäft schien eine Gleichheit aller Teilnehmenden zu bewirken, man schwatzte mit Freiheit, trank Grundheiten, wechselte Scherz um Scherz, wobei einige Gäste bezeichnet schienen, Witz und Spaß an ihnen zu üben, kurz, es war ein fröhliches, bedeutendes Mahl, das ich beim hellsten Kerzenscheine in seinen Eigentümlichkeiten ruhig beobachten konnte, eben als wenn der hinkende Teufel mir zur Seite steht und einen ganzen fremden Zustand unmittelbar zu beschauen und zu erkennen mich begünstigt. Und wie das mir nach der düstern Nachtreise in den Harz hinein ergötzlich gewesen, werden die Freunde solcher Abendteuer beurteilen. Manchmal erscheint es mir ganz gespensterhaft, als sähe ich in -einer Berghöhle wohlgemut Geister sich belustigen.”

 Am 1. Dezember, Montag früh 7 Uhr, verließ Goethe Ilfeld und begann nun allein auf seinem Pferde mit dem Mantelsäckchen seine allbekannte „Harzreise im Winter”.

Artikel wurde gekürzt