Friedrich Traugott Kützing

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Friedrich Traugott Kützing
Friedrich Traugott Kützing
Prof. Dr. phil. Friedrich Traugott Kützing
8. Dezember 1807 in Ritteburg
9. September 1893 in Nordhausen
Botaniker, Apotheker, Lehrer
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GND-Nummer 118725203
DNB: Datensatz

Friedrich Traugott Kützing (geb. 8. Dezember 1807 in Ritteburg an der Unstrut; gest. 9. September 1893 in Nordhausen) war ein Apotheker, Lehrer und Botaniker. Im Jahr 1834 entdeckte er den Kieselsäuregehalt in Diatomeen-Skeletten und besaß als Forscher international einen bedeutenden Ruf.

Leben

Herkunft

Friedrich Traugott wurde am 8. Dezember 1807 in eine Großfamilie geboren. Sein Vater besaß eine Mühlen und war als Öl-, Graupen- und Holzhändler tätig. Seine Mutter verstarb nach der Geburt des sechzehnten Kindes, Friedrich Traugott war zu diesem Zeitpunkt zwölf Jahre alt.

Apotheker

Er besuchte die Schule in Ritteburg und erhielt privaten Lateinunterricht. 1822 ging er ins benachbarte Artern und wurde Lehrling bei Ludwig Ferdinand Sondermann. Da dieser nicht berechtigt war, einen Apothekerlehrling auszubilden, ging Kölling nach Aschersleben und fand eine Lehrstelle bei Ernst Gottfried Hornung (1795-1862), der Schüler des sehr bekannten Erfurter Apotheker und Pharmazeuten Johann Bartholomäus Trommsdorff (1770-1837) war. 1828 zog Kölling nach Magdeburg und wurde Gehilfe beim Apotheker Tuckermann. 1830 bis 1832 lebte er in Schleusingen und Tennstedt. In Schleusingen fing er an, sich für Algen zu interessieren. 1831 erschien im Hofmeitser Verlag in Leipzig seine Arbeit über Wassersterne.

Studium in Halle

Seine intensive Beschäftigung mit der Botanik bewog Kützing, eine akade­mische Laufbahn einschlagen. Der Chemiker und Mediziner Franz Wilhelm Schweigger-Seidel (1795-1838) verschaffte ihm im Mai 1832 eine Freistelle an dem neu gegründeten Pharmazeutischen Institut der Universität Halle. Hier besuchte er die Vorlesungen in allge­meiner und analytischer Chemie bei Schweiger-Seidel und Botanik bei Kurt Sprengel, der 1833 verstarb. Wegen fehlender Mittel und der in Halle grassierenden Cholera (1832/33) wurde das Institut bald geschlossen.

Forscher

Die Mulde bei Eilenburg

Kützing wurde 1833 wieder als Apotheker tätig und zog ins sächsische Eilenburg bei Torgau. Ab 1834 widmete er sich ganz der Botanik und entdeckte in der wasserreichen Umgebung (Eilenburg liegt an der Mulde) die pflanzliche Na­tur der Hefe und die vitale Natur der Gärung[1] (unabhängig von Charles Cagniard-Latour und Theodor Schwann[2]) sowie den Kieselsäuregehalt in Diatomeen-Skeletten.

Im Februar 1835 unternahm er – unterstützt durch Alexander von Humboldt und der Berliner Akademie der Wissenschaften – Forschungsreisen nach Dalmatien, Italien und in die Schweiz, über die er ausführlich in seiner Autobiographie berichtet.

Lehrer in Nordhausen

Am 15. Oktober 1835 trat Kölling eine Stelle als Lehrer für Chemie und Naturgeschichte an der neueröffneten Realschule in Nordhausen an, wo ihm auf Grund seiner bisherigen wissenschaftlichen Leistungen die Lehramtsprüfung erlassen wurde. 1838 wurde er Oberlehrer. In Nordhausen lernte er den Botaniker Karl Friedrich Wallroth kennen, der ihm bei seinen Forschungen unterstützte.

Am 1. Oktober 1837 heiratete er Maria Elisabeth Brose (1816-1885) aus Aschersleben, die er seit 1828 kannte und 1833 in ihrem Geburtsort wieder getroffen hatte. Die Verlobung am 24. Dezember 1835 wurde von seinem Schwiegervater, Prof. Heinrich Brose zu Berlin, wahrscheinlich mißbilligt.[3] Aus der Ehe gingen vier Söhne und zwei Töchter hervor:[4]

  • Kurt Heinrich Karl (1838-1861), Zögling einer Maleradamedie, verstarb an Auszehrung
  • Paul Erich (1841-1862), Berg- und Hütteningenieur (Examen in Clausthal), verstarb an Auszehrung
  • Karl Johann (1842-?), Civillingenieurdienste
  • Friedrich Georg (1844-?)
  • Margarethe Julia Clara Henriette (1850-?)
  • Dorothee Marie Louise (1856-1862)

Am 25. November 1837 promovierte er zum Dr. phil. an der Universität Marburg, 1842 erhielt er den Professorentitel.

1883 trat Kölling in den Ruhestand und starb als Witwer am 9. September 1893 in Nordhausen. Er wurde auf dem Alten Friedhof an der Leimbacher Straße beigesetzt, seine Grabstätte ist heute jedoch nicht mehr auffindbar. Seine letzte Wohnstätte wurde während der Bombenangriffe auf Nordhausen 1945 zer­stört.

Ehrungen

Kützingdenkmal
  • Kützingdenkmal (1906), errichtet durch Kützings Schüler Hermann Arnold
  • Kützingstraße
  • Ehrenmitglied des Bota­nischen Vereins für Thüringen „Irmischia“ (Sondershausen)
  • Ehrenmitglied des Botanischen Vereins für Gesamt-Thüringen
  • Ehrenpräsident des Naturwis­senschaftlichen Vereins zu Nordhausen (8. Dezember 1887)

Werke

  • Microscopische Untersuchungen über die Hefe und Essigmutter, nebst mehreren ändern dazu gehörigen vegetabilischen Gebilden. In: Joum. prakt. Chem. 11, 1837, S. 385— 409
  • Phycologia generalis oder Anatomie, Physiologie und Systemkunde der Tange, Leipzig 1843
  • Die kieselschaligen Bacillarien oder Diatomeen, Nordhausen 1844
  • Phycologia germanica, Nordhausen 1845
  • Tabulae phycologicae oder Abbildungen der Tange, Nordhausen 1845/49-1871
  • Species Algarum, Leipzig 1849
  • Die Algen-Flora von Nordhausen und Umgebung, In: Programm Realschule Nord­hausen 1878
  • Der Butterpilz Hygrocrocis butyricola nov. spec., in: Irmischia 1(2), 1881, S. 5-6
  • Über die deutschen Callitrichen, in: Irmischia 1(11/12), 1881, S. 47

Literatur

Friedrich Traugott Kützin

Verweise

Einzelnachweise

  1. Kützing, F. T. (1837): Microscopische Untersuchungen über die Hefe und Essigmutter, nebst mehreren andern dazu gehörigen vegetabilischen Gebilden. In: Journ. prakt. Chem. 11, S. 385–409
  2. Theodor Schwann (1837): Vorläufige Mitteilung, betreffend Versuche über die Weingährung und Fäulnis. In: Annalen der Physik und Chemie. Bd. 41, S. 184–193
  3. Peter Kuhlbrodt: Friedrich Traugott Kützing als Nordhäuser Bürger. In: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen (Heft 25/2000). Nordhausen: Verl. Neukirchner, 2000. S. 58
  4. Peter Kuhlbrodt: Friedrich Traugott Kützing als Nordhäuser Bürger. In: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen (Heft 25/2000). Nordhausen: Verl. Neukirchner, 2000. S. 60