Freie Religionsgemeinde Nordhausen

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Die Freie Religionsgemeinde Nordhausen wurde 1847 gegründet.

Geschichte

Der Pfarrer Eduard Baltzer gab im Januar 1847 sein Amt auf und gründete im Haus der späteren Gaststätte Stadt Straßburg mit Kirchenvorstehern und Gemeindegliedern der St.-Nikolai-Kirche (Marktkirche) die Freie Protestantische Gemeinde Nordhausen, als deren Prediger und Vorsteher er bis 1881 wirkte.

Die Nordhäuser Freie Religionsgemeinde war die älteste in der Provinz Sachsen und wurde auf behördliche Anordnung am 3. Februar 1852 geschlossen.[1] Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen Übertretung des Vereinsgesetzes, da der Gemeinde ein politischer Verein die Zulassung von Frauen und Kindern nicht erlaubt war. Die Anklage wurde vom Kreisgericht in erster und dem Appellationsgericht zu Halberstadt in zweiter Instanz abgewiesen. Dennoch behinderte man das Wirken der Gemeinde in den folgenden Jahren stark und ihre Mitglieder erlebten Diskriminierung. Am 17. Januar 1853 fand eine erneute polizeiliche Hausdurchsuchung bei 17 Mitgliedern statt; beim Rendanten Carl Wilhelm Engelhardt wurde das Rechnungsbuch beschlagnahmt.[2]

Am 10. Januar 1897 feierte die Freie Religionsgemeinde den 50. Jahrestag ihrer Gründung. Die Jubelfeier, an der zahlreiche Menschen teilnahmen, bestand in Ansprachen, Gesängen und einem Festspiel.

Am 5. Januar 1922 beging die Gemeinde ihr 75-jähriges Stiftungsfest. Der Vorsitzende des Vorstandes, Richard Wiese, hielt die Festansprache, der Prediger der freien Religionsgemeinde Magdeburg, Köstlin, den Hauptvortrag. Abschließend sprach Emil Bursche. Da der langjährige Vorsitzende der Freien Religionsgemeinde, Richard Wiese, aus Altersgründen nicht wieder kandidierte, wurde am 15. Januar der Stadtverordnete Postsekretär Karl Manigk zum neuen Vorsitzenden gewählt.

Zur Baltzerfeier am 24. Oktober 1923 sang der Kinderchor der Gemeinde unter der Leitung von Ilse Schultes. Es gab ein Klavierspiel von Charlotte Manigk, einen Sologesang von Franz Baumbach und Tanzdarbietungen von Grete Schultes. Stadtrat Hermann Stade würdigt Baltzer als ein Vorbild, das zum Nacheifern ansporne. Am 25. November 1923 sprach Johannes Kleinspehn in der Sonntagserbauung der Freien Religionsgemeinde über „Das Problem des Todes“.

Am 8. Januar 1927 feiert die Religionsgemeinde ihr 80-jähriges Jubiläum.

Prediger

1888 hielt August von Eye vor der Freien Religionsgemeinde Probevorträge und wurde sodann als Nachfolger Dr. Schramms angestellt.

Am 16. Juni 1911 beging Emil Bursche sein 25-jähriges Jubiläum als Prediger. Bevor er 1896 als Nachfolger von Eyes sein Nordhäuser Amt antrat, war er Prediger der Freien Gemeinden Breslau und Magdeburg.

Mitgliederzahl

Die freireligiöse Gemeinde erlebte ihren Höhepunkt Anfang der 1850er Jahre, als sie 1.580 Mitglieder, knapp 11% der Einwohnerschaft, zählte. In dieser Zeit wurde sie zum Auffangbecken der unterdrückten demokratischen Bewegung, weshalb kurzfristig sogar ein Verbot erfolgte. Infolge dieser Repressionen sank die Mitgliederzahl bis unter 300. Auf diesem Niveau hielt sie sich während der nächsten Jahrzehnte.

  • 1850: 1580
  • 1861: 377
  • 1890: 257[3]

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 93.
  2. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 94.
  3. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 157.