Ellermühle

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Die Ellermühle (links) mit Wohnhaus. Im Hintergrund die Ellersiedlung (2017)

Die Ellermühle (auch Jericho-Mühle) befindet sich an der Zorge in Krimderode und wurde bis Ende 1991 als Getreidemühle betrieben. Unmittelbar an der Mühle befindet sich das Zorge-Wehr.

Name

Den Namen „Ellermühle“ erhielt sie nach einem früher mit Ellern oder Erlen bewachsenen Sumpfgebiet. Ein weiterer Name war „Jericho-Mühle“, nach der Familie Jericho, die die Mühle von 1860 bis 1953 betrieben.

Geschichte

Die Ellermühle wurde über 130 Jahre betrieben und lieferte als Getreidemühle ihre Erzeugnisse bis in den Oberharz, ins Mansfeldische, nach Erfurt und ins Eichsfeld. In fränkischer Zeit wurde der an der Ellermühle beginnende fünf Kilometer lange Mühlgraben angelegt, um die Reichsmühle in Nordhausen mit Wasser zu versorgen.

Um 1200 erlaubte der Crimderöde Lehensritter von Buhla den Bau einer Ölmühle am Mühlgraben. 1760 wurden wahrscheinlich die beiden „Unterellermühlen“ errichtet.

1860 erwarb Wilhelm Jericho die beiden Unterellermühlen und 1865 die Oberellermühle, die er in eine Getreidemühle umbaute. 1876 wurden die Unterellermühlen stillgelegt und zu Betriebswohnungen umgebaut. Nach dem Tode von Wilhelm Jericho 1883 übernahm sein Sohn Friedrich Jericho den Betrieb mit seinem Bruder Carl als Prokurist. Am 1. September 1896 brannte der Betrieb ab und wurde nach damals modernstem Muster einer Braunschweiger Mühlenbauanstalt wieder aufgebaut.

Große Schwierigkeiten brachten die Hochwasser der Zorge. Der Wasserstand wurde durch Heben oder Senken der Schütze, einer Art Schleuse, reguliert. Bei dieser Tätigkeit wurde Richard Jericho, der Sohn Friedrich Jerichos, am 4. Februar 1909 ein Opfer des Hochwassers.

Nach dem Tode von Friedrich Jericho am 24. Oktober 1912 übernahm sein Sohn Curt Jericho mit seinem Schwager Curt Müller die Leitung der Firma. 1913/14 wurde das neue Wohnhaus der Firmeninhaber errichtet. 1920 wurde die Brotfabrik mit Maschinen modernisiert, wodurch acht Bäcker in 16 Stunden pro Tag 2.200 Brote backen konnten. Verbesserungen und Erweiterungen des Mühlenbetriebes erfolgten 1922 bis 1928, so daß in 24 Stunden 30 Tonnen Korn vermahlen werden konnten. 1934 wurde das Stahlsilo gebaut und die gesamte Lagerkapazität auf 900 Tonnen gesteigert werden konnte.

Zum Zeitpunkt des 75jährigen Betriebsjubiläums 1935 waren 35 Arbeiter und Angestellte tätig. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Kapazität der Mühle durch Heereslieferungen und Versorgung der wachsenden Bevölkerung fast vollkommen ausgeschöpft, indem in drei Schichten gearbeitet wurde. Die tägliche Brotpoduktion stieg auf ca. 4.000 Brote mit einer Belegschaft von ca. 50 Personen. Im April 1945 sprengten deutsche Soldaten die Felsenböschung gegenüber dem Zorge-Wehr der Jericho-Mühle und blockierte so die Harzstraße.

1946 mußte für die sowjetische Besatzung 450 Tonnen Roggenmehl als Reparationsleistung per Güterzug in die UdSSR geliefert werden. Die Hauptprodukte der Mühle waren in den folgenden Jahren Roggen- und Weizenmehl sowie Kleie für Futterzwecke. Zudem wurde der VEB Nordbrand mit Roggenschrot beliefert, aus dem der Nordhäuser Korn gebrannt wurde.

1953 wurde die Familie Jericho enteignet und es erfolgte die Umwandlung in die VEB Mühlenwerke Nordhausen. Später wurde die Kapazität auf 60 Tonnen Getreideverarbeitung pro Tag erhöht. 1967 kam es zur Einstellung des Backbetriebes, da in Salza eine Konsum-Großbäckerei errichtet wurde; der Mühlenbetrieb konnte dadurch vergrößert werden.

Nach der Wiedervereinigung wurde der Betrieb der Treuhand unterstellt und die Produktion Ende 1991 eingestellt.

2014 wurde die Baugenehmigung für den Umbau der Ellermühle erteilt; 42 Wohnungen sollen im früheren Mühlengebäude und einem nebenstehenden Neubau entstehen.

Siehe auch

Literatur

Externe Verweise