Domstraße

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Die Domstraße (bis um 1800 Stiftsgasse) beginnt an der Einmündung zur Wassertreppe und führt in nördliche Richtung am Nordhäuser Dom vorbei bis zur Barfüßerstraße.

Geschichte

Bis 1896 hatte die Domstraße jedoch einen anderen Verlauf; sie begann damals an der Gumpertstraße und führte in südwestlicher Richtung zur Straße „Domgasse bei der Wassertreppe“ und von dort im rechten Winkel zum Dom und weiter zur Barfüßerstraße.

Im Zuge der Neuordnung der Straßen im Jahr 1896 wurde das Teilstück von der Einmündung Gumpertstraße bis zur Einmündung in die Domgasse bei der Wassertreppe zur Kranichstraße. Das Teilstück der Domgasse bei der Wassertreppe wurde der Domstraße zugeordnet und es erfolgte eine neue fortlaufende Numerierung von 1-23, die bis heute Bestand hat. Allerdings wurden nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere Gebäude in der Straße abgerissen.

Der katholische Friedhof, der sich in unmittelbarer Nähe des Doms befand, war der älteste nachweisbare Friedhof der Stadt. Er erstreckte sich auf beiden Seiten des Kirchenschiffs und diente seit Jahrhunderten als wichtiger Bestattungsort für die Bürger von Nordhausen. Er wurde auf polizeiliche Anordnung 1877 geschlossen und Bestattungen wurden fortan auf dem Zentralfridhof durchgeführt.

Im Mai 1875 begannen die Schwestern von der Heiligen Elisabeth zu Neisse (bzw. Breslau) in der Domstraße 21 mit ihrer Tätigkeit als Krankenpflegerinnen. Diese Schwestern, die wegen ihrer grauen Ordenskleidung auch „Graue Schwestern“ genannt wurden, gehörten zu einer Kongregation, die 1842 in Neisse/Schlesien gegründet wurde. Ein Gedenkkreuz auf dem Kirchhof des Doms erinnert an die Wirkungsstätte der Grauen Schwestern in Nordhausen, wo zu ihrer Zeit bis zu zehn Schwestern ihre karitative Arbeit verrichteten.

Die Domstraße 7 hatte eine wichtige Rolle in der Geschichte der Sozialarbeit. Im Jahr 1893 stellte der Rat der Stadt dem Verein für freiwillige Armenpflege einige Räume im Erdgeschoss des Hauses zur Verfügung, um dort ein Kinderheim einzurichten. Das Kinderheim, das unter bescheidenen Verhältnissen betrieben wurde, diente dazu, Kinder aus armen Familien oder Waisen unterzubringen und ihnen eine angemessene Fürsorge und Erziehung zu bieten. Heute ist das Haus bekannt als Kindergarten „Domschlösschen“.

In der Domstraße befand sich auch die erste Schule Nordhausens. Im 10. Jahrhundert existierte innerhalb des Nonnenklosters eine Mädchen- bzw. Jungfernschule, die von Königin Mathilde regelmäßig inspiziert wurde. Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude Domstraße 10, eine ehemalige Stiftskurie, vom Staat als katholisches Schulhaus und Lehrerwohnung zur Verfügung gestellt. Hier erhielten 1858 insgesamt 150 Kinder ihre schulische Ausbildung. 1892 wurde die katholische Grundschule (4 Klassen) in den städtischen Haushalt übernommen. Als 1908 die Freimaurerloge das Haus kaufte, erfolgte der Umzug in einen Flügel des neuen Schulkomplexes an der Wiedigsburg. In 1937, im Zuge der nationalsozialistischen Ausrichtung, wurde die Domschule unter großem Protest der Lehrer, Eltern und Schüler aufgelöst. 1884/1885 entstand in der Domstraße 15 die Heinrich-Mittelschule für Knaben, das heutige Humboldt-Gymnasium.

Im April 1790 gründeten sieben Personen in Nordhausen die Johannisloge und gaben ihr den Namen "Zur gekrönten Unschuld". Dies war die erste Loge in der Stadt und seit ihrer Gründung hat die Domstraße eine wichtige Rolle in der Geschichte der Freimaurerei gespielt.

1923 wurde die Finkienburg an der Wassertreppe-Domstraße rekonstruiere.

Im 19. Jahrhundert lebten unterschiendliche Schichten in der Straße. Eine große Anzahl der Bewohner waren Handwerksmeister, die in den Geschäften und Werkstätten der Straße arbeiteten. Mit der Einsetzung der Industrialisierung in Nordhausen nahm der Anteil der arbeitenden Bevölkerung in der Domstraße zu, die soziale Struktur änderte sich jedoch in den folgenden Jahrzehnten kaum. Die Anzahl der Handwerksmeister ging jedoch zurück (1858 gab es noch 16 Meister, 1897 noch 10 und 1937 nur noch 3). Stattdessen siedelten sich im Laufe der Jahrzehnte mehrere Gewerbetreibende und Dienstleistungsbetriebe in der Domstraße an. In der Domstraße 21 (heute Wohnhaus) gab es eine katholische Volksbücherei.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der Domstraße in Nordhausen kaum Maßnahmen zur Erhaltung der Gebäudesubstanz durchgeführt. Viele Häuser verfielen und verschwanden aus dem Straßenbild. Beispielsweise mussten 1980 fünf baupolizeilich gesperrte Gebäude abgerissen werden. Erst nach der Wiedervereinigung begannen umfangreiche Maßnahmen zur Erhaltung der Bausubstanz und Sanierung der Gebäude. Dies führte zu einer deutlichen Verbesserung des Erscheinungsbildes der Straße und zur Erhaltung des historischen Charakters. Dabei entstanden auch neue Wohnhäuser.

Literatur