Die Salzburger Emigranten in der Grafschaft Hohnstein: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Die Salzburger Emigranten, auch  als Exulanten bezeichnet die Geschichtswissenschaft die meist protestantischen Glaubensflüchtlinge des 16.–18. Jahrhunderts, die wegen ihres religiösen Bekenntnisses aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Quelle Wikipedia Exulanten, gesehen am 11.9.2020 . Die Grafschaft Hohnstein war der erste preußische Landesteil, welcher die Salzburger berührten. 1732, den 29. August, kamen deren 940 Köpfe über Mühlhausen und Nordhausen in Ellrich an, wovon aber gleich 400 nach Beneckenstein weiter geschickt wurden. Der Commissarius Reinhard und Landrat Philipp vom Hagen empfingen sie an der Grenze. Bei ihrem Eintritt in das Ellrichsche Stadtgebiet wurden die Glocken geläutet, unterdessen ging man ihnen in Prozession entgegen; erst die Schule, dann das Ministerium, daraus der Magistrat und endlich die Bürgerschaft in Festkleidung mit schwarzen Mänteln. Bei ihrer Ankunft wurden die Frauen, kleinen Kinder und Kranken sofort in die Stadt gebracht. Um die Uebrigen ward vor dem neuen Tore auf dem alten Schützenrasen ein Kreis geschlossen, in welchem der Consistorialrat Schüßler von Bleicherode eine Bewillkommnungsrede an sie hielt, wobei verschiedene passende Lieder gesungen wurden. Nach einer zweiten Rede des Oberpredigers Schüßler zu Ellrich namens der Stadt zogen die Salzburger unter Geläut und Gesang zwischen den Reihen der Bürger paarweise in die Stadt nach der Johanniskirche. Der Oberprediger Schüßler hielt die Festpredigt über Matth. 5. 11, worauf der Diakonus Otto noch eine Rede vor dem Altar hielt. Nun gingen die ermüdeten Pilger in die Häuser, wo sie liebreich aufgenommen und verpflegt wurden. In den Becken vor den Kirchtürmen fanden sich 29 Taler 4 Groschen 6 Pfg. welche von den vielen herzugekommenen Fremden zusammengebracht waren. Die Stadtbewohner sammelten noch besonders 55 Taler 17 Groschen und 10 Pfg; außerdem schickte die Stadt Sachsa 25 Taler. Diese Summe wurde unter die einzelnen Familien nach Bedürftigkeit verteilt. Den 30. August wurden die Emigranten, wie sie gekommen, wieder unter Geläut und Gesang in Prozession aus Ellrich hinausgeleitet, nachdem Diakonus Helmann noch eine Abschiedsrede gehalten, fuhren sie auf 24 Wagen, welche die Aemter Wofleben und Clettenberg bereitwilligst gestellt hatten, weiter.
'''Die Salzburger Emigranten in der Grafschaft Hohnstein'''. Die Grafschaft Hohnstein war der erste preußische Landesteil, welcher die Salzburger berührten. 1732, den 29. August, kamen deren 940 Köpfe über Mühlhausen und Nordhausen in Ellrich an, wovon aber gleich 400 nach Beneckenstein weiter geschickt wurden. Der Commissarius Reinhard und Landrat Philipp vom Hagen empfingen sie an der Grenze. Bei ihrem Eintritt in das Ellrichsche Stadtgebiet wurden die Glocken geläutet, unterdessen ging man ihnen in Prozession entgegen; erst die Schule, dann das Ministerium, daraus der Magistrat und endlich die Bürgerschaft in Festkleidung mit schwarzen Mänteln. Bei ihrer Ankunft wurden die Frauen, kleinen Kinder und Kranken sofort in die Stadt gebracht. Um die Uebrigen ward vor dem neuen Tore auf dem alten Schützenrasen ein Kreis geschlossen, in welchem der Consistorialrat Schüßler von Bleicherode eine Bewillkommnungsrede an sie hielt, wobei verschiedene passende Lieder gesungen wurden. Nach einer zweiten Rede des Oberpredigers Schüßler zu Ellrich namens der Stadt zogen die Salzburger unter Geläut und Gesang zwischen den Reihen der Bürger paarweise in die Stadt nach der Johanniskirche. Der Oberprediger Schüßler hielt die Festpredigt über Matth. 5. 11, worauf der Diakonus Otto noch eine Rede vor dem Altar hielt. Nun gingen die ermüdeten Pilger in die Häuser, wo sie liebreich aufgenommen und verpflegt wurden. In den Becken vor den Kirchtürmen fanden sich 29 Taler 4 Groschen 6 Pfg. welche von den vielen herzugekommenen Fremden zusammengebracht waren. Die Stadtbewohner sammelten noch besonders 55 Taler 17 Groschen und 10 Pfg; außerdem schickte die Stadt Sachsa 25 Taler. Diese Summe wurde unter die einzelnen Familien nach Bedürftigkeit verteilt. Den 30. August wurden die Emigranten, wie sie gekommen, wieder unter Geläut und Gesang in Prozession aus Ellrich hinausgeleitet, nachdem Diakonus Helmann noch eine Abschiedsrede gehalten, fuhren sie auf 24 Wagen, welche die Aemter Wofleben und Clettenberg bereitwilligst gestellt hatten, weiter.


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[[Kategorie:Heimatland]]
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Version vom 11. September 2020, 14:26 Uhr

Textdaten
Autor: Wilhelm Kolbe (?)
Titel: Die Salzburger Emigranten in der Grafschaft Hohnstein
Untertitel:
aus: Heimatland. Illustrierte Blätter für die Heimatkunde des Kreises Grafschaft Hohenstein, des Eichsfeldes und der angrenzenden Gebiete
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1905 (Nr. ?)
Verlag:
Drucker:
Erscheinungsort:
Quelle: Scan
Kurzbeschreibung: Die Ankunft der Salzburger Exulanten in Ellrich. Die Salzburger Emigranten, auch als Exulanten bezeichnet die Geschichtswissenschaft die meist protestantischen Glaubensflüchtlinge des 16.–18. Jahrhunderts, die wegen ihres religiösen Bekenntnisses aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
Digitalisat:
Eintrag in der GND: [1]
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Die Salzburger Emigranten in der Grafschaft Hohnstein. Die Grafschaft Hohnstein war der erste preußische Landesteil, welcher die Salzburger berührten. 1732, den 29. August, kamen deren 940 Köpfe über Mühlhausen und Nordhausen in Ellrich an, wovon aber gleich 400 nach Beneckenstein weiter geschickt wurden. Der Commissarius Reinhard und Landrat Philipp vom Hagen empfingen sie an der Grenze. Bei ihrem Eintritt in das Ellrichsche Stadtgebiet wurden die Glocken geläutet, unterdessen ging man ihnen in Prozession entgegen; erst die Schule, dann das Ministerium, daraus der Magistrat und endlich die Bürgerschaft in Festkleidung mit schwarzen Mänteln. Bei ihrer Ankunft wurden die Frauen, kleinen Kinder und Kranken sofort in die Stadt gebracht. Um die Uebrigen ward vor dem neuen Tore auf dem alten Schützenrasen ein Kreis geschlossen, in welchem der Consistorialrat Schüßler von Bleicherode eine Bewillkommnungsrede an sie hielt, wobei verschiedene passende Lieder gesungen wurden. Nach einer zweiten Rede des Oberpredigers Schüßler zu Ellrich namens der Stadt zogen die Salzburger unter Geläut und Gesang zwischen den Reihen der Bürger paarweise in die Stadt nach der Johanniskirche. Der Oberprediger Schüßler hielt die Festpredigt über Matth. 5. 11, worauf der Diakonus Otto noch eine Rede vor dem Altar hielt. Nun gingen die ermüdeten Pilger in die Häuser, wo sie liebreich aufgenommen und verpflegt wurden. In den Becken vor den Kirchtürmen fanden sich 29 Taler 4 Groschen 6 Pfg. welche von den vielen herzugekommenen Fremden zusammengebracht waren. Die Stadtbewohner sammelten noch besonders 55 Taler 17 Groschen und 10 Pfg; außerdem schickte die Stadt Sachsa 25 Taler. Diese Summe wurde unter die einzelnen Familien nach Bedürftigkeit verteilt. Den 30. August wurden die Emigranten, wie sie gekommen, wieder unter Geläut und Gesang in Prozession aus Ellrich hinausgeleitet, nachdem Diakonus Helmann noch eine Abschiedsrede gehalten, fuhren sie auf 24 Wagen, welche die Aemter Wofleben und Clettenberg bereitwilligst gestellt hatten, weiter.