Der Nordhäuser Roland (4/1953)

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Der Nordhäuser Roland (April 1953)
Reihe Der Nordhäuser Roland
Band-Nr. 4/1958
Autor Verschiedene
Herausgeber Kulturbund
Erscheinungsjahr 1953
Umfang 18 S.
 Im Bestand der Stadtbibliothek Nordhausen.
Stand: 10. September 2015
Digitalisat: PDF (3 MB)
Seite Titel Autor
3 Dem "Nordhäuser Roland" zum Geleit! Fritz Gießner
4 Warum steht am Nordhäuser Rathaus ein Roland? R. H. Walther Müller

Dem "Nordhäuser Roland" zum Geleit!

Der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, Kreis Nordhausen, trägt mit der Herausgabe der monatlichen Mitteilungen einem dringenden kulturellen Bedürfnis der Bevölkerung der Stadt und des Kreises Nordhausen Rechnung. Bewußt ist diesen monatlichen Mitteilungen der Name „Nordhäuser Roland“ gegeben worden, denn unter diesem Wahrzeichen unserer Heimat soll das kulturelle Leben iin unserer Stadt und des Kreises widergespiegelt und damit ein Beitrag zur breiten Entfaltung der Kultur in unserem Kreis geleistet werden.

Diese monatlichen Mitteilungen werden das jeweilige Programm des Kulturbundes und der Kulturinstitutionen enthalten, aus der reichen kulturellen Arbeit im Kreis Nordhausen berichten, die kulturellen Einrichtungen popularisieren, durch wissenschaftlich-kulturelle Beiträge und durch die Pflege des kulturellen Erbes mit die Voraussetzungen zur Entwicklung einer wahren sozialistischen Kultur schaffen.

Wir sind der Überzeugung, daß unsere monatlichen Mitteilungen unter diesen Gesichtspunkten freudig aufgenommen werden, daß die Mitarbeit und die helfende Kritik an unserer Arbeit zur Sache aller Bevölkerungskreise wird, und wir wünschen dem „Nordhäuser Roland“ eine gute Entwicklung und einen vollen Erfolg.

Nordhausen, den 1. April 1953.              Fritz Gießner, Kreisvorsitzender

Warum steht am Nordhäuser Rathaus ein Roland?

Von Stadtarchivar R. H. Walther Müller
Leiter der Fachgruppe Heimatgeschichte und Ortschronik

Der Roland ist das Wahrzeichen der Stadt Nordhausen. Es wird kaum einen ortsfremden Touristen geben, der ihn nicht (sofern er eine Kamera bei sich führt) auf die Platte bannt, um daheim einen anschaulichen Bericht geben zu können. Die markante, rotberockte Figur mit dem martialischen Gesicht und dem erhobenen Schwert wirkt so Jahr für Jahr als zuverlässiger Werber für den Nordhäuser Fremdenverkehr. Der Nordhäuser selbst sieht in ihm den ewigen Mitbürger, ein Wesen, das nicht etwa nur stumme Wacht an dem Platze hält, wo Beschlüsse über das Wohl und Wehe der Bürgerschaft gefaßt werden, sondern, das sich — selbstverständlich in heimischer Mundart — kritisierend und ratend am Zeitgeschehen beteiligt. Die kleinsten Buben prüfen und diskutieren vor ihm ihre Furchtlosigkeit, und Generation auf Generation trägt ihn als Inbegriff der Heimat mit durchs Leben. Immer von neuem erscheinen Name und Bild des Nordhäuser Rolands als Warenzeichen oder als Titel von Veröffentlichungen, wie die vorliegenden Mitteilungen des Kulturbundes ja beweisen.

Gehen wir den Ursachen nach, die ihn zu einem derart beliebten Symbol werden ließen, so stellen wir fest, daß in ihm gewisse Freiheiten der ehemals Freien Reichsstadt verkörpert sind, eines Gemeinwesens also, das unabhängig von adligen Herren, Grafen und Fürsten war, und das sich vor der obersten irdischen Gewalt, dem Kaiser, ähnlicher Vorrechte erfreute, wie jene. Man hat den Roland geradezu als Wahrzeichen der Freien Reichsstadt bezeichnet.

Daß diese Ansicht nicht ganz zutreffend sein kann, dürfte unseren Heimatfreunden sofort einleuchten, wenn sie an das Vorhandensein der Rolande in Neustadt-Hohnstein und Questenberg denken. Beides sind ja Plätze, die weder im Genuß e.nes Stadtrechts noch gar der Reichsunmittelbarkeit gestanden haben. Es gibt auch andererseits zahlreiche, ehemals freie Reichsstädte, die nie einen Roland besessen haben. Und Bremen und Hamburg hatten Rolandstandbilder, ehe sie die Rechte einer Freien Stadt erwarben. Tatsächlich war Nordhausen die einzige, schon im Mittelalter anerkannte Reichsstadt mit einem Roland!

Es ist bemerkenswert, daß bei der sonst so umständlichen, schriftlichen Fixierung der Verleihung von Rechten im Zeitalter des Lehnswesens (Feudalismus) keine Urkunde die Errichtung oder das Vorhandensein eines Rolands erwähnt. In Nordhausen finden wir die älteste Nachricht in einem der 14 handgeschriebenen Bände, die uns der Nordhäuser Arzt und langjährige Bürgermeister Dr. Konrad From-mann (1616—1706) hinterlassen hat. In der darin enthaltenen Abschrift eines alten städtischen Erbzinsbuches notiert er unter dem Jahre 1421 auf dem Blattrande eine Abgabe „von dem eckhuse an dem steinwege gein (gegenüber) rulande“. Das gleiche Haus (also an der Stelle,, wo vor 1945 das Schühihaus Pabst stand) wird in der nämlichen Abschrift 1376 als „das eckhus vorn an dem holtzmarkte gein dem rathuß“ bezeichnet. Wir dürfen aus diesen beiden Notizen folgern, daß also zwischen 1376 und 1421 ein Roland am Rathause aufgestellt worden ist. (Karl Meyers Hypothese von einer noch älteren Rolands-„Säule“ bei dem „Alten Rathaus“ (antiquum mercatorium), dem ältesten Rathaus der Nordhäuser Bürgerschaft am westlichen Eingänge der Krämerstraße, kann als widerlegt bzw. unbeweisbar angesehen werden.) Wie dieser Roland ausgesehen hat, wissen wir nicht. Daß er aus Holz war, geht daraus hervor, daß er bei den großen Stadtbränden 1710 und 1712 so mitgenommen wurde, daß der Rat 1717 einen neuen — den heute noch stehenden — anfertigen ließ.

Nach den Ursachen und der Bedeutung der Aufstellung unseres Rolands um das Jahr 1400 würden wir aber vergeblich suchen, wenn uns nicht Forschungen über