Das Zeitungswesen in Nordhausen

Aus NordhausenWiki
Version vom 9. Februar 2019, 18:04 Uhr von Vincent Eisfeld (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Die ersten periodischen Blätter, die zu dem Zwecke (gedruckt wurden, der Öffentlichkeit Nachrichten zu übermitteln, erschienen in Deutschland, Österreich,…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Die ersten periodischen Blätter, die zu dem Zwecke (gedruckt wurden, der Öffentlichkeit Nachrichten zu übermitteln, erschienen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, in Frankreich und England während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Sie entsprangen einmal dem Bedürfnis der Allgemeinheit, regelmäßig über die Welthändel unterrichtet zu werden, zum andern dem Bedürfnis städtischer und anderer Obrigkeiten, ihre amtlichen Anordnungen zu verkünden. Je nach dem Vorherrschen des einen oder anderen dieser Beweggründe hießen diese Publikationen dann „Zeitung“ (vom mittelhochdeutschen „zitunge“ = Nachricht, Botschaft, Neuigkeit), auch „Relation“ (= Berichterstattung) oder aber „Intelligenzblatt“, worunter geradezu die bloße Veröffentlichung amtlicher Bekanntmachungen und privater Inserate verstanden wurde.

In Nordhausen wurde erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts unter dem Titel „Northäusischen Adlers Relation“ eine solche Zeitung gedruckt, wie sich aus einem einzigen erhaltenen Exemplar vom Jahre 1690 (Nr. 14) ergeben hat. Als Herausgeber und Drucker des vierseitigen Blattes in Quartformat ist der damalige Nordhäuser Buchdrucker August Martin Hynitzsch anzunehmen[1] Die Lebensdauer dieser ersten Nordhäuser Zeitung ist unbekannt. Ebenso ist für die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Nachrichtenblatt hier nicht nachweisbar. Erst 1766 erschien[2] ein

Wöchentliches Nordhäusisches Intelligenz-Blatt“ mit Bewilligung E. Hoch-Edlen und Hochweisen RathsReferenzfehler: Für ein <ref>-Tag fehlt ein schließendes </ref>-Tag. Unter Hinweis auf die Förderung von Handel und Verkehr durch das eigene Nordhäuser Nachriehtsblatt vermochte der Magistrat jedoch, die Genehmigung zu seiner Fortführung zu erhalten. Kettembeil hatte lediglich eine jährliche Gebühr von 20 Talern in die Invalidenkasse zu Berlin abzuführen, der die gesamten Einnahmen aus dem „Intelligenzwesen“ zugunsten der Militärwaisenhäuser untdi Invaliden des preußischen Staates zuflossen.[3] Außerdem waren monatsweise Belegexemplare an verschiedene Zentralbehörden der Polizei und Finanz einzureichen, die sich so eine Nachzensur sicherten. Die eigentliche Vorzensur lag in der Hand des Landrats, der mit der Ausübung den Bürgermeister beauftragte.

Während das „Intelligenz-Comtoir“ von Anfang an sowohl die Redaktion, als auch den „Debit“, d. h. den Vertrieb des Nachrichtsblattes besorgt hatte, ergab sich, seit 1835 eine Trennung der beiden Funktionen, indem der Buchhändler Wilhelm Köhne den Debit übernahm. Als Kettembeil 1840 starb, bewarb Köhne sich auch um die Redaktion, die er nach eigener Angabe schon seit 1833 für den erkrankten Tribunalrichter geführt hatte. Ein weiteres Gesuch um Verleihung des recht einträglichen Nebenamtes reichte der Stadtsekretär Lemecke unter Hinweis auf sein bescheidenes Gehalt ein.[4]

Der Magistrat selbst trug sich mit der Absicht, den Stadtsekretär B os s e mit der Leitung des Blattes zu betrauen. Da schaltete sich der Lairidrat von Byla ein und ernannte mit der Motivierung, das Nordhäusische Nachrichtsblatt erscheine mit kgl. preußischer Genehmigung und entrichte den für preußische Kreis-Intelligenziblätter vorgesehenen Canon,, sei also faktisch ein Kreisanzeiger, seinen Kreissekretär R. Kosack zum Redakteur des Blattes. Dabei blieb es auch trotz heftigen und historisch wie juristisch begründeten Einspruchs von seiten des Magistrats und der Stadtverordneten.

Seit dem 27. Februar 1840 zeichnete also Kosack als verantwortlicher Redakteur. Bereits im folgenden Jahre kam es zwischen ihm und dem Verleger Köhne zu Unstimmigkeiten. Kosack erhielt für seine nebenamtliche Tätigkeit eine jährliche Entschädigung von 500 Talern, und das bei einer Auflage von- 750 Exemplaren! Da er sich dank seiner Beziehung zum Landrat fest im Sattel fühlte, verlangte er nun 800 Taler, worauf Köhne den Debit kurzerhand aufgab.

  1. s. Heinrich Heine, Gesch. des Buchdrucks und des Buchhandels in Nordhausen, in: Zs. d. Harzvereins, Jg. 63 (1929), 9. 37
  2. vgl. Hermann Heineck, Gesch. d. Stadt Nordhausen 1802—1914, in: Das tausendjährige Nordhausen Bd. II (1927), S. 252. — Das Stadtarchiv besitzt derzeit ein Einzelblatt vom 2. Nov. 1774, dann die gesamten Jahrgänge von Okt. 1776 bis Ende 1850
  3. Nordh. StA. DA I 94, 99
  4. ordh. St.A. DA I 148. — Friedrich Lemecke, ein sehr strebsamer und intelligenter Mann, war nebenberuflich städtischer Salzseller, Rendant der Ver. milden Stiftungskasse und Herausgeber der Nordhäuser Adreßbücher von 1834, 1846, 1852 und 1856. Ein Sohn von ihm wurde Arzt, ein Enkel Bürgermeister in Nordhausen