Bau und Entwicklung der Stadt Ellrich

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Textdaten
Autor:
Titel: Bau und Entwicklung der Stadt Ellrich
Untertitel:
aus: Heimatland. Illustrierte Blätter für die Heimatkunde des Kreises Grafschaft Hohenstein, des Eichsfeldes und der angrenzenden Gebiete
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Erscheinungsdatum: 1905 (Nr. 22)
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Kurzbeschreibung: Aus der Geschichte der Stadt Ellrich
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Eintrag in der GND: [1]
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Bau und Entwicklung der Stadt Ellrich. Die älteste Ansiedlung wird man im Norden der jetzigen Stadt zwischen der Zorge und dem Frauenberge zu suchen haben, auf dem damals auch die Hauptkirche sich befand. Im 10. Jahrhundert soll die Stadt ummauert, zum Schutze gegen die Einfälle der Ungarn mit Gräben, Mauern, Türmen und doppelten Toren befestigt und vom Kaiser mit den Brau-, Markt- und andern Stadtgerechtsamen versehen worden sein. Urkundlich hören wir von einer Befestigung der Stadt erst im Jahre 1315. Die noch vorhandenen Mauerüberreste lassen die Befestigungsanlagen ziemlich deutlich erkennen. Die Stadt war mit einer Mauer umgeben, die sich von dem noch vorhandenen Ravensturm aus, im Norden der Stadt, an dem Mühlengraben die Zorge entlang zum Mühlentore erstreckte, von da bis zum Ende der Kirchgasse ging, dort links umbog, au der jetzigen katholischen Kirche, dann das Nordhäuser Tor erreichte und wieder links umbiegend längs der Hintergasse auf das Wernaer Tor stieß. Sie ging von da in gerader Richtung weiter bis zum neuen Tore, wandte sich sodann nach links und traf, am jetzigen „Bürgergarten" vorübergehend in dem Eckert'schen Garten wieder auf den Ravensturm . Hier sind auch die Gräben noch vorhanden, die außerhalb der Mauer hinliefen und jedenfalls mit den oberhalb der Stadt liegenden Teichen in Verbindung standen. Die Mauer wurde von einer Anzahl in ungleichen Abständen errichteter Halbtürme überragt, die nach außen abgerundet waren und zum Teil ebenfalls noch vorhanden sind.

Ellrich um die Mitte des 17. Jahrhunderts.

Die Türme, sowie die befestigten Tore wurden nach und nach, da durch die Erfindung des Schießpulvers ihr Wert vollständig hinfällig geworden war, abgebrochen. Das Nordhäuser Tor wurde im Jahre 1766 niedergelegt, das dabei gewonnene Material wurde zum Bau der Brücke über die Zorge verwendet. In dem Ravensturme befand sich ein Gefängnis. Nach dein Bauernkriege wurden eine Reihe Bauern in den Türmen auf der nordöstlichen Seite der Stadt gefangen gehalten. Einer von diesen Türmen war hoch unterwölbt, und oben im Turme befand sich ein Loch, durch welches die Gefangenen hinabgelassen wurden, sodaß sie weder Sonne noch Mond sahen, und ihnen jedes Mittel zu einer Errettung abgeschnitten war.

Die älteste Beschreibung Ellrichs finden wir in einem Aktenstücke (Verzeichnis) aus dem Jahre 1573, worin es heißt:

„Umb die Statt Elrich ist es also gelegen, daß dieselbige mitt einer schlechten mauren umbfangen. Was darin begriffen, halten die Grafen von Honstein vor Sächsisch Lehen. Die Vorstette sambt denn Gerichten außerhalb der Statt, so wol auch im Burgerholtze gehören in die Herrschaft Clettenbergk, werden auch daselbst hin mitt Pfannden und dergleichen Dingen, das gerichtliche Actus seindt, gebraucht. Wann aber die Vorstette abgetzogen, so will an der Mannschaft ein Großes abgehen.

Darumd können wir eigentlich nicht wissen, wie vil der Burger fein, tragen aber Vorsorge, das die Zal sich schwerlich aufn fünfhundert erstrecke und ist mehres theils ein arm Volk, das sich seiner sauren Hanndarbeit inn dem Hartze (der gleichwol sehr verwüstet) muß ernehren.

Der Brauhandel ist gar geringe, kumpt au eilten Burger deß Jahrs mitt genauer nott zweymal. Die Bier seindt nichts besonders, das der Bauerßmann uffm Lande, die zu trinken mitt gebetten muß genottreunget werden, thut eß doch unngerue, und steh asselbige bey dem Jnnhaber der Herrschaft Clettenbergk, maß er dessen thun oder verhenngen will.

Der Ackerbau ist geringe, wie eß pfleget am Hartze zu sein, dahero folget, daß die Burger den den Gersten, so sie vormeltzen, alle muffen in Düringen oder Sachsen, so wol auch den Hopfen bohlen, haben mitt noth von der Hanndt in den Mundt. Wann Johann Gaßmans sehligern und deß Muutzmeisters erben außgezogen, darffen w ir wol sagen, das wenige Leute inn Elrich wohnen, die über thansendt Thaler reiche seindt …“

Am Ende des 30jährigen Krieges befanden sich in Ellrich 38 gebaute Brau-Häuser, 13 Hinter- oder Kellerbrauhäuser, 95 Hintersättler-Häuser, Summa 16 bewohnte Häuser, 33 unbewohnte wüste Häuser und 237 Brau- und Hintersättler Brandstätten. An Mannschaften zählte man 8 Ratspersonen, incl. Stadtschreiber, 119 bürgerliche Mannspersonen und 27 Witwen, so eigene Häuser haben, dazu 21 Mann an Hausgenossen, die keine eigenen Häuser haben, sondern zur Miete wohnen. An Handels- und Handwerksleuten gab es einen Bänder-Krämer, 15 Schuhmacher, von denen aber nur zwei ihr Handwerk trieben, 3 Schneider, 2 Lohgerber, 3 Hufschmiede, 4 Weißbäcker, 3 Schwarzbäcker, 6 Leinweber, 4 Fleischhacker, 2 Weißgerber, 2 Schwarzfärber, 2 Wagner, 1 Sattler, 2 Zimmerleute, 1 Maurer, 1 Schlosser, 1 Nagelschmied, 1 Töpfer, 1 Tischler, 1 Drechsler und 2 Bader. Die gesamte Stadtflur betrug 1537½ Acker oder 68 Hufen und 10 Acker, und zwar bestand sie teils aus freier Länderei, teils aus Cleysingischem und Walkenrieder Klosterzinsland, sowie aus Wiesen und wüstem Lande. (Nach: Heine, Chronik der Stadt Ellrich.)