Bad Sachsa zog ein glückliches Los

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- Britische Besatzung statt der Sowjet-Armee -
von Manfred Neuber

Großes Glück hatten nach Kriegsende 1945 die Einwohner von Bad Sachsa, als ihr Ort von sowjetischer Besatzung verschont und der britischen Zone zugeschlagen wurde. Beide Siegermächte beschlossen die Korrektur der Demarkationslinie im Südharz in einem am 12. Juli 1945 in Braunschweig abgeschlossenen Geheimabkommen. Auch Tettenborn fiel durch diese Regelung an den Westen.

Nach nur leichten Kampfhandlungen waren US-Panzer am 12. April nach Bad Sachsa vorgedrungen. Walkenried wurde kampflos erobert. Gemäß dem Londoner Abkommen vom 12. September 1944 zogen die amerikanischen Streitkräfte bis zum 3. Juli aus Mitteldeutschland wieder ab, und die Rote Armee rückte in den geräumten Raum ein. Die „grüne Grenze“ der Besatzungszeit verwandelte dann die DDR in den Todesstreifen quer durch Deutschland.

Eigentlich gehörte Bad Sachsa zum Landkreis Grafschaft Hohnstein im Regierungsbezirk Erfurt und somit zu Preußen. Der vertrackte Grenzverlauf zwischen den einst braunschweigischen und hannöverschen Gebieten sowie Preußen erforderte jedoch territoriale Veränderungen. Während Bad Sachsa zum Landkreis Osterode kam, bildeten Walkenried, Wieda, Zorge, Hohegeiß und Braunlage den Restkreis Blankenburg. Blieb Bad Sachsa nach dem Abzug der US-Armee bis zum 23. Juli unbesetzt, so zogen britische Truppen bereits am 2. Juli in Walkenried ein. Im selben Zeitraum rückten die Russen nach Branderode, Neuhof, Tettenborn, Klettenberg und Obersachswerfen vor. Schließlich zogen sie sich aus Neuhof, Tettenborn und dem Vorwerk Wiedigshof bis zum 23. Juli zurück. Danach erst zeigten die Engländer dort Flagge. Auf Weisung der britischen Militärregierung hat der Oberpräsident der damaligen Provinz Hannover mit Wirkung vom 1. September 1945 Bad Sachsa und Tettenborn in die britische Besatzungszone eingegliedert. Von November 1946 an gehörten sie zum neuen Land Niedersachsen. Bad Sachsa erlebte einen starken Zustrom von Flüchtlingen, vor allem aus Schlesien, und von Bewohnern jenseits der Demarkationslinie, die aus dem sowjetischen Herrschaftsbereich flohen.

In der Nachkriegszeit bis zur Währungsreform 1948 und vor Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der DDR im folgenden Jahr blühte ein inner-deutscher Schwarzmarkt am Bahnhof Walkenried. Die Hauptgüter waren Textilien aus Sachsen und Salzheringe aus Bremerhaven. Bevor die DM kam, galten amerikanische Zigaretten als harte Währung. Die Kriminalstatistik jener Jahre weist Dutzende Todesfälle/Morde an Grenzgängern auf.

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