Über die Schneckenzucht in Bleicherode

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Textdaten
Autor: Wilhelm Kolbe
Titel: Ueber die Schneckenzucht in Bleicherode
Untertitel:
aus: Heimatland. Illustrierte Blätter für die Heimatkunde des Kreises Grafschaft Hohenstein, des Eichsfeldes und der angrenzenden Gebiete
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Erscheinungsdatum: 1905 (Nr. ?)
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Ueber die Schneckenzucht in Bleicherode, die besonders in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in hoher Blüte stand und den Bewohnern Bleicherodes, besonders den Besitzern der Berggärten einen nicht unbedeutenden Gewinn einbrachte, berichtet ein Schriftsteller aus dem Jahre 1739 folgendes: Die Einwohner zu Bleicherode haben vor einigen Jahren eine kuriose Nahrung gehabt, die wohl schwerlich an vielen Orten anzutreffen. Sie haben nämlich die großen Schnecken, so man zu essen pflegt, bei vielen tausend Schocken auf dasigen Bergen gesammelt und zusammengelesen, dieselben in ihren Gärten aufbehalten, zu dem Ende sie einen Haufen von Wellenholz gemacht, welcher von einem Wassergräbchen umschlossen gewesen, oder sie auch nur mit Holz umlagert, damit sie nicht davon kommen können, und solche nachgehends mit Kohlblättern auch einem Kraute von solcher Art so im Wasser wüchset, gefüttert, bis sich die Schnecken geschlossen. Alsdann haben sie solche zum Verkauf in benachbarte Orte gefahren und getragen. Man hat wohl eher (früher) ganze vierspännige Wagen voll solcher angefütterten Schnecken mit gutem Gewinn nach Leipzig gefahren und dort verkauft, nachdem aber vor einiger Zeit ein solcher gewinnsüchtiger Handelsmann das Unglück gehabt, daß er auf der Reise von einer warmen Witterung überfallen und wie er nach Leipzig kommt, der ganze Wagen lebendig worden, so daß er seinen ganzen Karren in den Kot schütten muß, so ist hernach manchem der Appetit vergangen, sich durch diese Schneckenfütterung zu bereichern.“ Wie vor etwa zweihundert Jahren in Bleicherode, so ist heute in Geisleben auf dem Eichsfelde (Kreis Heiligenstadt) die Schneckenzucht als ein lohnender Erwerbszweig wieder aufgeblüht; im verflossenen Sommer wurden zweihundertfünfzigtausend und im vorjährigen Sommer sogar annähernd fünfhunderttausend Schnecken exportiert.