Pia Praetorius

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Pia Praetorius (geb. 1963 in Nordhausen) ist Dirigentin und Kantorin.

Leben

Praetorius studierte Kirchenmusik an der Hochschule für Kirchenmusik in Halle/Saale und war zunächst als Kantorin in Berlin und Sonthofen tätig. Von 1999 bis 2017 wirkte sie als Kantorin an der evangelisch-lutherischen Kirche St. Egidien in Nürnberg.

Ihre musikalischen Schwerpunkte liegen in der Alten und Neuen Musik. Ihre Programme umfassen ein breites Spektrum von lateinamerikanischer Renaissancemusik bis hin zu multimedial inszenierten Aufführungen sowie Tanz- und Opernproduktionen. Im Rahmen des Amerika-Festivals in Nürnberg dirigierte sie die Uraufführung der 12. Symphonie von Gloria Coates.

Praetorius arbeitete mit renommierten Künstlern verschiedener Disziplinen zusammen, darunter die Videokünstler Christoph Brech, Ivonne Mohr und Steffen Ruyl Cramer, Ulli Sigg, Stephan Windischmann, die Regisseure Claudia Doderer, Carlos Manuel und Cornelia Heger sowie die Licht- und Bühnenkünstler Fred Pommerehn und Lutz Deppe. Auch mit den Choreographen Cayetano Soto und Shang Chi Sun verband sie eine kreative Zusammenarbeit. Eine besondere, langjährige künstlerische Freundschaft pflegt sie mit dem Holzbildhauer Andreas Kuhnlein.

Zu ihren bedeutenden Gründungen zählt die schola cantorum nürnberg, ein Ensemble, das sich auf die Musik des 15. und 16. Jahrhunderts spezialisiert hat, sowie der Kammerchor St. Egidien. Sie arbeitet regelmäßig mit Ensembles wie L’arpa festante und Les cornets noir sowie weiteren Experten für Musik des 16. und 17. Jahrhunderts zusammen.

Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Erforschung der Nürnberger Musikgeschichte des 16. Jahrhunderts. Sie beschäftigt sich intensiv mit Chorbüchern aus St. Egidien, setzt unveröffentlichte Werke in Partitur und organisiert deren Wiederaufführungen in Konzerten und Gottesdiensten. Einige dieser Projekte wurden auch auf CD veröffentlicht.

Seit 2017 widmet sich Praetorius zusammen mit ihrem Ehemann Wolfgang Kropp der Entwicklung des Schlosses Weißenbrunn in Ebern zu einem Musik- und Kulturzentrum in den Haßbergen. In dem aufwendig sanierten Barockschloss wurde ein Saal als Musiksalon eingerichtet, in dem regelmäßig Kammerkonzerte sowie Kurse der neu gegründeten Musikakademie stattfinden.

Kritiken

„Das Mittelmaß ist der Feind des Außergewöhnlichen und Mittelmaß ist Pia Praetorius nun wirklich zuwider. Sie versteht Musik als Konzeptkunst, die ihre Schwesterkünste am besten miteinbezieht.“ so beschrieb ein Kritiker der Nürnberger Nachrichten den Arbeitsstil der Dirigentin. Abseits des üblichen Konzertbetriebes ist sie immer wieder auf der Suche nach ungewöhnlichen Begegnungen zwischen Kunst und Musik.

Nürnberger Nachrichten vom 12.10.2009: "Als Glücksgriff erwies sich die eigenwillige Bach-Lesart von Pia Praetorius, mit der sie die h-Moll-Messe in frischem Glanz erstrahlen ließ. Die spannende Aufführung von «Bach leuchtet« in der Egidienkirche mit der quirligen, detailfreudigen Dirigentin profitierte freilich nicht nur durch die Einladung des erstklassigen, historisch orientiertem Ensemble «L’Arpa Festante«. Auch wenn die weichen, wohlgerundeten Klangkonturen der Traversflöten, die prachtvoll schmetternden Barocktrompeten oder die akzentreiche, markante Rhetorik kurzbögiger Saiteninstrumente zum Gelingen beigetragen haben mögen: Es bleibt die entschlossene Neuaufteilung der Chor- und Solistenstimmen durch die Egidienkantorin, die diesen Klangfarbenreichtum erst zur Geltung brachte."

Nürnberger Nachrichten 06.10.2008: "Unter der Leitung von Pia Praetorius entfalten die Mitwirkenden einen einzigartigen Klangteppich. Atemberaubend die Klangfülle des Egidienchors und der vier Solisten Heidi Elisabeth Meier, Monika Mauch, Rüdiger Ballhorn und Klaus Schredl. Gemeinsam mit dem Orchester «L’arpa festante» entsteht ein Werk von ergreifender Intensität. In Verbindung mit dem Lichtdesign des amerikanischen Bühnenbildners Fred Pommerehn und dem barocken Kirchenraum ergibt sich eine spektakuläre Inszenierung. Lang anhaltender Applaus."

Nürnberger Nachrichten 24.09.2007: "Und es bleibt eine tadellose musikalische Umsetzung. Kantorin Pia Praetorius hat das Barockspezialisten-Ensemble «L’Arpa Festante» aus München geholt und feuert es vom Pult aus an, hat jedes Wort ihres Egidienchors auf den Lippen – auch der mit einer beeindruckenden Leistung. Vor vollem Haus ließ die musikalische Spannung über mehr als drei Stunden kaum nach. Für das geistliche Drama des Barock erwies sich Nürnbergs einzige Barockkirche als idealer Spielort."

Nürnberger zeitung vom 24.09.2007: "Kernig, griffig und expressiv ließ Pia Praetorius die historisch artikulierten Klänge des Münchner Barockorchesters L’arpa festante leuchten. Die Kantorin hatte «ihren» Händel wahrlich im Blut und in den Fingerspitzen. … Georg Friedrich Händels musikalische Porträtkunst feierte in der mit viel Sorgfalt vorbereiteten Aufführung Triumphe. Große Begeisterung beim Publikum."

Nürnberger Zeitung, 17. Oktober 2006: "Spätestens in Schuberts Messe in Es-Dur muss man Kantorin Pia Praetorius nicht nur für ihren künstlerischen Mut beglückwünschen, sondern auch zu ihrem Kammerchor, der an diesem Abend einfach eine atemberaubende Leistung zeigt. Vom butterweichen Piano bis ins emphatische Forte lässt sie Schuberts Seelenempfinden in der Messe mit größter Differenzierung durchscheinen. Für dieses Gesamtkunstwerk hätte man gerne einen Wiederholungstermin weiterempfohlen."

Nürnberger Nachrichten, 5. Oktober 2005: "Mit ihrer glanzvollen Aufführung in St. Egidien setzte Pia Praetorius die Intentionen Monteverdis in hervorragender Weise um. ... Bestechend die souveräne Bewältigung der stimmtechnisch außergewöhnlich schwierigen Partien durch das Solisten-Ensemble ... Klangschön, in klarer Intonation und beweglicher Dynamik sang der durch Praetorius bestens vorbereitete, nur rund dreißig Sänger zählende Egidienchor, deren Leiterin die Aufführung zu einem Höhepunkt der eben begonnenen Nürnberger Konzertsaison führte."

Nürnberger Zeitung, 5. Oktober 2005: "Euch zeig ich’s allen, muss sich auch Pia Praetorius gedacht haben und präsentierte eines der Großwerke geistlicher Musik in einer Form, von der nicht nur die anwesenden Zuhörer noch lange schwärmen werden. … Doch das wirklich Spektakuläre spielte sich an diesem Abend in der ausverkauften Egidienkirche gleichwohl in der Musik ab...die rotgewandete musikalische Leiterin hat nicht nur eine exzellente Orchesterfamilie um sich geschart, die auf ihren historischen Instrumenten einen ungemein lebendigen Eindruck hinterlässt, ... Ein großes Kompliment verdient der von Pia Praetorius sehr gut eingestimmte Egidienchor, der über alle Etappen der Aufführung stets hellwach agierte, als zweigeteilter Chor die komplexe Mehrstimmigkeit auch in den blühendsten Augenblicken beeindruckend inszenierte und durch seine Fähigkeit zu vielseitiger Charakterisierung gefiel. Magnificat? Magnifico!"

Nürnberger Nachrichten, 22. September 2003:"Experiment geglückt: Petr Ebens "Jeremias" in der Nürnberger Egidienkirche - Mit ganz schlichten Symbolen in Material und Licht haben Carlos Mauel und Fred Pommerehn die Kirchenoper in fünf Bildern "Jeremias" aufbereitet....So dynamisch wie Egidienkantorin Pia Praetorius das Projekt angeschoben hatte, leitete sie von ungewohnter seitlicher Warte aus die engagiert zu Werke gehenden Mitwirkenden. Auch wenn die Inszenierung - bedingt durch die Thematik und ihre Verarbeitung im Stück - etwas oratorisch ausfiel, so kann dieses "Oper in der Kirche" - Experiment doch als erfolgreich gelten."

Nürnberger Nachrichten 10.6.2002:"Eine überaus gelungene Idee war es, die hohen künstlerischen Ansprüche auch in einem Gottesdienst zu realisieren. In der vollbesetzten Egidienkirche stand eine Mess-Liturgie aus der Zeit um 1580 des Dinkelsbühler Komponisten Michael Tonsor im Zentrum. Der von Pia Praetorius geleiteten schola cantorum nürnberg gelang bei allem Wohlklang eine lebendige Interpretation."

Nürnberger Zeitung 24.9. 2001: "Einen Höhepunkt setzte auch die Aufführung von Paul Hindemiths im US-amerikanischen Exil entstandenen Requiem. Die Interpretation unter der umsichtigen Leitung von Pia Praetorius betonte besonders die lyrischen Züge des Werkes. Mit Sigune von Osten und Matthias Horn hatte die Kirchenmusikerin profilierte Solisten gewonnen, auch die Koordination des Festivalorchesters gelang Dank ihres exakten Dirigats. Mit Transparenz und klarer Tongebung überzeugte der Kammerchor St. Egidien."

Nürnberger Zeitung, 4. April 2000: „Und da ist es mehr als beachtlich, wie sich Pia Praetorius mit der Johannes-Passion einführt. Kammerchor in kleiner Besetzung, die Egidier Barockinstrumentalisten mit alten Instrumenten, eine Auswahl hervorragender Solisten sind die Ingredienzien für eine erfrischende, undogmatische Darstellung von Bachs großem Opus."

Nürnberger Nachrichten, 2. Oktober 2000: "Ein ehrgeiziges und aufwendiges Projekt, das Nürnbergs musikalisches Gewicht in Vergangenheit und Gegenwart klingend bewusst machte. Und ein insgesamt gelungenes Unternehmen auf künstlerisch hohem, teils höchstem Niveau. Pia Praetorius hatte hervorragende Mitstreiter um sich versammelt: ... und ihre eigenen beiden Chöre – die schola cantorum nürnberg und den Kammerchor St. Egidien -, die sie in kurzer Zeit zu exzellenten, leistungsstarken Ensembles geformt hat. Die erfreulich zahlreichen Zuhörer quittierten die bemerkenswerte Leistung mit starkem Beifall."