Berchtenkrieg

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Der sogenannte Berchtenkrieg war eine langwierige Fehde (1430 bis 1443) zwischen der Stadt Nordhausen und den beiden Familien Berchte und Kirchhof.

Geschichte

Im Dezember 1428 wurden bei einem Einbruch im Rathaus eine größere Summe Geld und Silber gestohlen. Das Rathaus war durch schwere Schlösser und Türen gesichert. Nach zum Aufkommen von Gerüchten wurde eine außerordentliche Untersuchungskomission eingesetzt, der die höchsten Stadtbeamten angehörten. Anfang September 1430 wurde schließlich Hans Kirchhof, Sohn eines angesehenen Bürgers, und Johann Schultheiß, ein Domherr, als Tatverdächtige verhaftet. Der dritte Verdächtige, Stadtschreiber Hermann Liebenrodt, beging durch Gifteinahme Selbstmord.

Hans Kirchhof wurde am 11. September 1430 in Gegenwart von sechs Nordhäuser Bürgern peinlich verhört. Er legte ein volles Geständnis ab und bekannte, von dem Diebesgut etwa 60 Schock Groschen und drei silberne Schalen erhalten zu haben. Letztere habe er in Erfurt einem Goldschmied verkauft. Am 13. September 1430 wurde er zum Tode durch den Strang verurteilt und am folgenden Tag hingerichtet.

Domherr Johann Schultheiß durfte nur in Gegenwart eines erzbischöflichen Kommissars aus Mainz verhört werden. Er sagte aus, er habe Wache gestanden, als Liebenrodt und Kirchhof den Diebstahl auf dem Rathaus verübten. Welche Strafe über ihn verhängt worden ist, wird nicht berichtet. Eine Urkunde im Stadtarchiv bezeugt, daß Papst Martin V. den Rat der Stadt Nordhausen von einem Interdikt, also einer Kirchenstrafe (Verbot kirchlicher Handlungen) freisprach, die das geistliche Gericht zu Thüringen ausgesprochen hatte, weil der Rat einen Geistlichen verhaftet und peinlich verhört hatte.

Die Familie des hingerichteten Hans Kirchhof, die als angesehen und begütert beschrieben wird, behauptete später, dass er zu unrecht hingerichtet wurde und unschuldig sei. Vater Apel Kirchhof, Bruder Gerke Kirchhof und Schwager Kurt Berchte versicherten sich der Erlaubnis des Grafen Heinrich von Honstein und hieben am 21. September widerrechtlich mit dem Schwert den Körper des Hingerichteten vom Galgen ab. Damit hatten sie dem Rat der Stadt den offenen Kampf angesagt. Kurz darauf verließ die Familie Nordhausen.

Apel Kirchhof, der sich in Weißensee niederließ, erhob 1432 vor dem landgräflichen thüringischen Landgericht zu Weißensee Klage gegen die Stadt Nordhausen. Kurt Berchte, Gerke Kirchhof und ihre Helfer kündeten der Stadt mit einem Fehdebrief offiziell den Kampf an.

Das Fehde- und Sühnebuch, das Ernst Günther Förstemann dem Stadtarchiv um 1840 geschenkt hat, enthält Aufzeichnungen über den „Berchtenkrieg“, der die Bürger der Stadt über ein Jahrzehnt lang in Atem hielt.

Am 22. März 1433 gelang es Kurt Berchte und seinen Kumpanen, unbemerkt durch die Stadtflur bis an die Stadtmauer vorzudringen. Sie überfielen ein Wachhaus „uff deme hinder den barfußen“ und ermordeten acht Wächter, indem sie ihnen „ore kele abgestochin“. Im Sommer desselben Jahres überfiel ein Helfer Berchtes den Nordhäuser Ratsboten und raubte ihn aus.

In der Nacht des 11. Februar 1434 drangen Kurt Berchte und Gerke Kirchhof mit 110 Reitern erneut in die Nordhäuser Flur ein, erstiegen im Osten unbemerkt die Mauern kamen bis „vor dy toppher“, in die Töpferstraße, verbrannten mehrere Häuser „und habin Mertin Lantgraven eyn pherd genomen“.

Drei Monate später haben Curt Berchte und Gerke Kirchhof „mit ere helffern ffuir geschossin in dy Stat oben vor deme hayn by deme marscal“ - sie schossen 14 Brandpfeile vom Hagen aus, in der Nähe des Marstalls, in die Stadt, „und habin das gethan by nacht und by nebele“. Die Brandstiftung hat aber offenbar zu keinem größeren Brand geführt.

Am 10. Mai ermordeten Berchtes Kumpanen einen Nordhäuser Bürger in der Nähe der Numburg und hieben ihm Hände und Füße ab. Im September 1435 plünderten Berchte und Kirchhof zwei Mühlen an der Salza und brannten sie nieder. Ende Juni des folgenden Jahres erschlugen sie bei Auleben wiederum einen Nordhäuser Bürger.

Berchte und Kirchhof vermochten gegen Geldzahlung den Herzog von Braunschweig zu veranlassen, raubend und plündernd in die Stadtflur einzufallen und auch sonst den Nordhäusern großen Schaden zuzufügen.

Erst im Jahre 1443 wurde die Fehde durch einen Vergleich beendet. Offenbar waren die Stadtväter der blutigen und kostspieligen Angelegenheit so überdrüssig, daß sie den Kirchhofs und Berchtes mehr sehr entgegenkamen, indem sie ihnen ihren Besitz voll zurückerstatteten, unter anderem das Kirchhofsholz bei Petersdorf.