Protokoll über die Übernahme der Stadtverwaltung Nordhausen im Auftrage des Militärgouvernements in Nordhausen

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Textdaten
Autor:
Titel: Protokoll über die Übernahme der Stadtverwaltung Nordhausen im Auftrage des Militärgouvernements in Nordhausen
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1945
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Erscheinungsort:
Quelle: Peter Kuhlbrodt: Inferno Nordhausen. Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995.
Kurzbeschreibung: Otto Flagmeyer übernimmt als Bürgermeister die Verwaltung der Stadt
Digitalisat:
Eintrag in der GND: [1]
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Editionsrichtlinien:
  • Sperrschrift wird kursiv wiedergegeben.
Nordhausen, den 16. April 1945


Protokoll
über die Übernahme der Stadtverwaltung Nordhausen
im Auftrage des Militärgouvernements in Nordhausen


Anwesend:

von der bisherigen Verwaltung
Herr Stadtrat Sturm
Herr Werrbach
von der übernehmenden Verwaltung
Bürgermeister Otto Flagmeyer
Polizeipräfekt Josef Schmid
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In Verfolg der gestern erfolgten Entlassung der Stadtverwaltung Nordhausen durch den Militärgouverneur und des uns gewordenen Auftrages, die Verwaltung zu übernehmen im Sinne der Anordnung der alliierten Militärkommission, legitimiert durch ihre Anschläge, fanden wir uns zusammen und stellten folgendes fest:

  1. Herr Stadtrat Sturm erklärte, daß die Akten der Stadtverwaltung Nordhausen bei der Bombardierung der Stadt größtenteils verbrannt und teilweise vernichtet worden sind laut Angabe der ihn unterstellten Beamten Herr Höfer als Vertreter des Stadtbauarates hat einige Pläne und Akten nach gewordener Mitteilung an den Unterzeichneten in Meyenburgmuseum und hier im Gehege Wirtschaft "Forsthaus" sichergestellt.
  2. Herr Revierhauptmann d. Schutzpolizei Wilhelm Werrbach hat bereits gestern bei Abberufung der Stadtverwaltung durch den Militärgouverneur erklärt, daß er keinerlei Unterlagen der Polizei, Kriminalpolizei oder Gestapo in Händen habe. Nach seinem Wissen ist eine Kiste der Personalakten der uniformierten Polizei in der Zichorienfabrik sichergestellt, wovon sie mit abtransportiert werden sollte, was jedoch nicht geschehen ist.
  3. Herr Verwaltungsdirektor Bruno Ernst erklärt, daß zur bombensicheren Unterbringung von Akten und Material folgende Auslagerungsstellen bestehen: Wernrode bei Kramer, Wernigerode Forsthaus, Stadthaus Tresor, Neuer Friedhof, Meyenburgmuseum, Luftschutzraum im Neuen Rathaus. Weitere Auslagerungen sind ihm nicht bekannt.
  4. Herr Stadtamtmann Kurt Vogel bestätigt diese Angaben, soweit sein Resort betroffen ist.
  5. Herr Stadtobersekretär Otto Seifert erklärt, daß etwas Schreibmaterial und die Ehrenkreuzkartei im Neuen Friedhof gelagert ist. Alle anderen Akten der Verwaltungspolizei befanden sich gestern noch im Neuen Rathaus.
  6. Herr Polizeimeister der Schutzpolizei Karl Großmann erklärt, daß in dem Keller des Neuen Rathauses zwei Kisten mit Personalakten der aktiven Polizei und der Polizeireserve untergestellt worden sind.
  7. Herr Stadtrat Sturm erklärt ausdrücklich, daß er lediglich seine Resorts verwaltet habe und von einer Auslagerung usw. nichts wisse, lediglich das, was Herr Ernst ihm gespächsweise erzählt habe. Herr Stadtrat Sturm erklärt ferner, daß auf Anordnung des Herrn Regierungspräsidenten laut Verfügung des Innenministeriums die Personalakten der Beamten bis einschließlich Inspektor abwärts sowie sämtliche Geheimsachen vernichtet werden müßten. Das ist am 2. April geschehen, wie in allen Städten Deutschlands. Ferner mußten sämtliche Kennkarten und Paßvordrucke vernichtet werden. Außerdem ist dis gesamte Einwohnerkartei verbrannt worden. Vom Standesamt sollten ursprünglich die Aufgebotsunterlagen vernichtet werden, das ist aber nicht geschehen.
  8. Herr Großmann erklärt nachträglich, daß sämtliche Geheimasachen, die die Landesverteidigung betrafen, auf Anordnung des Innenministeriums am 2.4.1945 durch Feuer vernichtet worden sind.

Gestützt auf diese Angaben übernehmen wir nunmehr die Stadtverwaltung Nordhausen, erklären, daß die alte Stadtverwaltung Nordhausen hiermit als aufgelöst zu betrachten ist und die neue Stadtverwaltung alles weitere veranlassen wird, für die Sicherheit aller militärischen und wirtschaftlichen Maßnahmen zu sorgen. Jeder Beamte, Angestellte, Arbeiter, sei es wer es sei, hat so lange seinen Posten weiter zu versehen, bis er von mir als neuen Bürgermeister in die Verwaltung übernommen bzw. ordnungsgemäß verabschiedet wird. Ich erwarte von Allen, daß sie sich diesen Anordnungen fügen, wer renitent, widerspenstig sich zeigen wird, gegen denselben wird rücksichtslos vorgegangen. Es liegt der Wunsch vor, daß es kein 1918 wieder gibt, wir werden in diesem Sinne handeln.

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben