Nordhausen im Aufbau

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Nordhausen im Aufbau
Untertitel Nationales Aufbauwerk 1956
Herausgeber Aufbaukom itee der Stadt Nordhausen
Verlag Südharzdruckerei Nordhausen
Erscheinungsjahr 1956
Umfang 27 Seiten : Illustrationen
Stand: 8. Dezember 2016
Editionsrichtlinien:
  • Es wurden nicht alle Illustrationen übernommen.
  • Sperrschrift wird nicht wiedergegeben.
  • Dieser Text wurde teilweise Korrektur gelesen und spiegelt somit keinen endgültigen Bearbeitungsstand wider.

Wer Deutschlands Einheit will,
der stärkt die Deutsche Demokratische Republik.

Wer Demokratie und Fortschritt will,
hilft mit am großen Aulbauwerk in der
Deutschen Demokratischen Republik.

Liebe Nordhäuser Bürger!

Mit reger Anteilnahme und kritischer Betrachtung nehmen Sie alle am Wiederaufbau unserer Heimatstadt teil. Mögen sich da und dort auch noch beim Aufbau Schwächen und Mängel ergeben, so freuen wir uns doch gemeinsam über jeden neu errichteten Wohnblock, über jede neue Kulturstätte und jede neu angelegte Straße.

Mit Freude werden auch alle Bürger davon Kenntnis nehmen, daß im zweiten Fünfjahrplan an die Wiederbebauung des Stadtzentrums gedacht ist und somit die Verschmelzung der Unter- und Oberstadt zu einem Ganzen sich ergeben wird. Das ist eine schöne, aber auch große Aufgabe, die Kraft und Zuversicht von jedem einzelnen erfordert.

Gewaltig war der bisherige Aufbauwille unserer Bevölkerung, und gerade die Ergebnisse der letzten zwei Jahre im Nationalen Aufbauwerk lassen erkennen, wie die Bereitschaft der Bevölkerung, auf neue Arbeit zu arbeiten, gewachsen ist. Mit Entschlossenheit waren unsere Werktätigen des volkseigenen, genossenschaftlichen und privaten Sektors nicht nur bemüht, ihren Plan zu erfüllen und überzuerfüllen, sondern auch zusätzlich an dem Wiederaufbau ihrer Stadt mitzuarbeiten. Dafür sei allen der Dank ausgesprochen.

Dieser Dank möge den wenigen noch Abseitsstehenden eine Verpflichtung sein, sich den Reihen der Aufbauwilligen anzuschließen. Sie mögen auch darüber nachdenken, zu was ein Nur-Eigenleben in der Vergangenheit geführt hat und wer der tatsächliche Schöpfer der Geschichte ist und der Gesellschaft das Leben und ihre aufsteigende Entwicklung gewährt; dann sind, wir gewiß, daß auch diese Bürger in der Gemeinschaft die wachsenden, schöpferischen Kräfte unseres Arbeiter-undrBauem-Staates kennen und verstehen lernen.

Wir rufen alle Bürger der Stadt Nordhausen auf, durch ihre Mitarbeit das Nationale Aufbauwerk des Jahres 1956 zu einem noch größeren Erfolg zu gestalten. Gemäß des Aufrufes des Kreisblocks vom 25. Oktober 1955 werden die Mitglieder der demokratischen Parteien in ihren Wohnbezirken für die weitere Aktivierung der Arbeit der Nationalen Front und des Nationalen Aufbauwerks eintreten und damit ihre Treue Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit ihrer Partei gegenüber unter Beweis’stellen. Damit schaffen sie mit die Grundlage für die Gewinnung aller Bürger für den Aufbau ihrer Heimatstadt Nordhausen und für die weitere Stärkung und Festigung unserer Deutschen Demokratischen Republik.

So wird, sich in allen Betrieben und Wohnbezirken unserer Stadt ein fairer, kameradschaftlicher Kampf um die Verleihung der Wanderfahnen der Stadt Nordhausen für das Jahr 1956 entfalten, mit dem Ziel, den größten Erfolg für unsere Gesellschaft, für die Gestaltung unserer Zukunft zu erreichen.

Möge uns dabei das erfolgreiche und glückliche Jahr 1955 Ansporn und Grund sein, mit noch größerem Optimismus im Jahre 1956 in die Zukunft zu sehen, wozu der Rat der Stadt Nordhausen allen Bürgern viel Gesundheit und weitere Schaffenskraft wünscht.

Nordhausen, den 1. Januar 1956
Andree, Bürgermeister

Worte eines Aufbauhelfers

Als ältester Sohn von sechs Kindern des Zigarrenmachers Hermann Gieseler wurde ich im Jahre 1902 in Nordhausen auf dem später zerbombten Petersberg geboren. Mein Großvater war der letzte Turmwächter auf dem Petersberg. Nach dem Schulbesuch arbeitete ich als Eisendreher in Nonihäuser Betrieben und war in den 20er Jahren auch mehrere Male arbeitslos.

Unter dem Bombenhagel am i. April 1945 wurde auch mein Elternhaus durch zwei Volltreffer zerstört; meine Mutter, zwei Schwestern, meine 16 Jahre alte Tochter und eine 16jährige Nichte kamen dabei ums Leben.

Aus amerikanischer Gefangenschaft – Ende 1945 – zurückgekehrt, entschloß ich mich, alle meine Kräfte für den Wiederaufbau unserer Heimatstadt einzusetzen, und ich habe sofort die Arbeit in der ABUS aufgenommen.

Im Jahre 1953 wurde ich vorübergehend Invalide geschrieben. Soweit es meine körperlichen Kräfte zuließen, half ich bereits 1953 mit am Bau des Kulturhauses in Niedersalza; ich schaffte damals 230 Stunden.

Manche Aufbauhelfer der ersten Zeit verloren den Mut, gingen ihrer Wege. Doch ich habe mir gesagt: „Was wir einmal angefangen haben, müssen wir auch fertig machen!“

Dadurch, daß ich in unmittelbarer Nähe des Kulturhauses wohne, fühlte ich mich verpflichtet, ständig mit am. Bau zu sein. Im Jahre 1954 habe ich dann 745 Stunden mit daran gearbeitet. Auch meine Frau und Tochter haben mitgeholfen. In diesem Jahre gab es bis zur Fertigstellung die meiste Arbeit. So sind, von mir 1648 Stunden am Kulturhaus geleistet worden. Meine Frau hat bis Ende November 250 Stunden mitgearbeitet.

Ich habe es nicht nur getan, weil ich ein großes Interesse daran habe, daß dieses Kulturhaus für unseren Stadtteil nun endlich Wirklichkeit wird, sondern weil ich erkannt habe, d.aß durch gemeinsames Anfassen manch zusätzlicher Wert zur Verbesserung unseres Lebens geschaffen werden kann.

Ich bin der Meinung, daß noch viel mehr Nordhäuser am Wiederaufbau mitarbeiten könnten und rufe alle auf, auch im Jahre 1956 nicht abseits zu stehen.

Nordhausen, den 1. Januar 1956
Kurt Gieseler

An alle Bürger der Stadt Nordhausen!

Mit Zuversicht und großem Fleiß haben auch unsere Werktätigen der Stadt Nordhausen an dem Gelingen des ersten Fünf jahrplans beigetragen. Sie scheuten keine Mühe und keinen Schweiß, mit ihrer Hände Arbeit und ihren Gedanken den, größtmöglichen Erfolg an ihrem Arbeitsplatz für die Gesellschaft zu erzielen. Alle beseelte der Wille, durch tatkräftiges Handeln ihrer Heimatstadt und unserem Arbeiter-und-Bauern-Staat zu dienen.

Tagtäglich wuchs dieser Wille, wenn ihr Weg an den Trümmerstätten vorbei – die der verbrecherische Hitlerkrieg uns als Erbe hinterlassen hat – zu ihrem Arbeitsplatz führte. Wie oft werden da bei manchen die Gedanken auf den 3. und 4. April 1945 gerichtet sein, wo bei vielen nicht nur ein materieller Verlust zu verzeichnen war, sondern auch innere Bande durch den Verlust von Angehörigen zerrissen wurden. Wir verstehen den Schwur, den sie bei diesen Gedanken immer wieder aussprechen und möchten alle anderen daran erinnern, nicht sorglos an den noch stehenden Ruinen vorbeizugehen. Diese Ruinen sind, Mahnmale, daß alle schaffenden Menschen zueinander finden müssen, um gemeinsam an dem großen Ziel des Aufbaus unserer Heimat und der Erhaltung des Friedens mitzuarbeiten.

Noch nie in der Geschichte war die Weltlage so günstig für die Erhaltung des Friedens als im gegenwärtigen Zeitpunkt und in aller Sachlichkeit mögen noch vorhandene Skeptiker sich ein Bild von der gewaltigen politischen Veränderung unserer Mutter Erde machen, dann sind wir gewiß, daß auch diese wenigen Bürger mit Hoffnung und größerer Schaffenskraft an der Festigung und Stärkung unserer Gesellschaftsordnung teilnehmen werden. Viele Beweise sind vorhanden, daß gerade solche Bürger bei Erkennen der Wirklichkeit des Lebens mit großer Anteilnahme sich dem Wiederaufbau unserer Stadt zur Verfügung stellen, um dann frei von jedem unnötigen Ballast gegnerischen Einflusses den anderen nicht nachzustehen.

So wächst das Bewußtsein unserer Bürger ständig und die alten Schlacken des fluchbeladenen Kapitalismus in der Form der Trägheit, der politischen Uninteressiertheit und des kleinbürgerlichen Egoismus verschwinden nach und nach. Dieses wird auch mehr dazu führen, daß ein Teil unserer Bürger nicht nur noch bestehende Schwächen und Mängel sehen werden, sondern ihr Augenmerk mehr auf die günstige, unserer Gesellschaftsordnung entsprechende Strukturveränderung unserer Stadt und auf ihre gewaltigen Aufbauerfolge richten.

War der ökonomische Charakter von Nordhausen früher vorwiegend durch die Brennerei und Kautabakfabrikation bestimmt, so änderten sich die ökonomischen Verhältnisse mit der Bildung unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates. Immer mehr nimmt der Schwermaschinenbau und Maschinenbau in Nordhausen Platz und die Namen VEB Maschinenbau Nordhausen, VEB Schachtbau Nordhausen, VEB Schlepperwerk Nordhausen und viele andere haben nicht nur im Republikmaßstab durch ihre laufende qualitative und technologische Verbesserung einen guten Ruf, sondern finden auch international immer größere Achtung und Anerkennung. Erst auf der letzten Frühjahrsmesse konnten sich die inländischen und ausländischen Besucher und Käufer davon überzeugen und die Vertragsabschlüsse nicht nur für die Staaten des sozialistischen Lagers, sondern auch mit kapitalistischen Ländern bestätigen diese besagten Worte.

Die baulichen Maßnahmen seit dem Jahre 1950 zeugen auch von der wachsenden Entwicklung unserer Stadt. Mit Freude stellen wir dabei fest, wie sich räumlich und architektonisch von Jahr zu Jahr die Bauweise verbessert und damit der Sorge um unsere Bürger ein immer größerer Ausdruok verliehen wird.

Erlauben wir uns einen kleinen Bummel durch die Stadt und gehen vom Albert-Kuntz-Platz – mit seiner neu angelegten Grünanlage – die Karl-Marx-Straße entlang, dann kommen wir an der Poliklinik vorbei, die täglich Hunderte von Werktätigen kostenlos ärztlich betreut. Wir schreiten über die neu erbaute „Brücke des Friedens“ und freuen uns über die schöne Fassade des neuen Verwaltungsgebäudes des VEB Nordbrand, in dessen Mauern, außer Verwaltungsräumen, gleichzeitig ein moderner Speise- und Belegschaftsraum sowie sanitäre und hygienische Anlagen für die Belegschaft sich befinden, was bei den meisten volkseigenen Betrieben schon eine Selbstverständlichkeit ist.

Es geht weiter, und vor uns liegt die Rautenstraße. Völlig verändert in der Linienführung mit breiten Fahrbahnen links und rechts der doppelgleisigen Straßenbahnanlage wird diese Straße durch ihre Bebauung im zweiten Fünfjahrplan die Unter- und Oberstadt wieder zu einem Ganzen vereinen.

Als Wahrzeichen und Mahnmal an die Tage des 3. und 4. April 1945 bleibt uns ewig der Petersbergturm in Erinnerung. Heute flankiert von den Neubauten der Theo-Neubauer- und Berufsschule, wird in Zukunft dieses Stück Erde weitere Gebäude aufnehmen und zu einem Forum der Jugend vereinen. Vom Petersberg haben wir einen guten Überblick, wie vom Nordwesten nach Nordosten unsere Stadt zu nöuem Leben erwacht ist. So grenzen an die bereits im Jahre 1950/51 bezogenen Neubauwohnungen der Predigerstraße die Neubauten des Königshofs

an und zwischen dem Neuen Rathaus und Alten Rathaus sehen wir den rohbaufertigen neuen Wohnblock am Lutherplatz.

Vom Rathaus, das 1952 wieder restauriert wurde, strahlt seit 1945 auch ein neues Leben aus. Ernsthaft sind die Mitarbeiter des Rates der Stadt bemüht, auf neue Art zu arbeiten und die Bevölkerung an die Lösung ihrer ureigensten Aufgaben heranzuführen.

Die im Rathaus befindliche Volksbücherei erfreut sich immer größerer Beliebtheit und unentgeltlich werden jährlich Tausende von Büchern unserer Klassiker, Standardwerke der Weltliteratur, schöngeistige fortschrittliche Romane, wissenschaftliche und Fachliteratur, an unsere Bevölkerung ausgegeben.

Wir können es gut verstehen, wenn dabei unser „Roland" schmunzelt.

Ist es doch erst seit dem Jahre 1945, daß seine symbolische Darstellung für Wahrheit und Recht auf Wacht zu einem realistischen Begriff geworden ist.

Unser Blick schweift weiter and wir sehen, wie ein Teil der Kranichstraße und die Töpferstraße ebenfalls ein neues Gesicht erhalten haben und allen Anforderungen sines erhöhten Verkehrs in der Zukunft gewachsen sein werden.

Urößere staatliche finanzielle Beiträge sorgen mit dafür, daß verschiedene Nordhäuser Kir-;hen wieder restauriert wurden.

Inmitten der prachtvollen Anlage der Promenade wird das Stadttheater sichtbar. Nach Wiederherstellung konnte es im Jahre 1949 wieder seine Pforten öffnen und nur selten bleibt einer der 650 Plätze unbesetzt, was gleichzeitig besagt, daß unsere Werktätigen immer größeren Anteil an regelmäßigen Theaterbesuchen nehmen.

Vor uns ist auch ein Neubau aus der Erde gewachsen.

Das Lichtspieltheater mit seinen 800 Plätzen, eines der modernsten unseres Bezirkes, wird mit zur Befriedigung der kulturellen Bedürfnisse unserer Bevölkerung beitragen. Mit 48 m Länge wirkt der Vorbau des „Lichtspieltheaters der Neuen Zeit" sehr repräsentativ, und das darin enthaltene „Cafe" der HO sowie die Geschäfte dienen mit zur wachsenden Normalisierung unseres Stadtlebens. Steht auch heute dieses Gebäude noch etwas einsam, so wird es nicht mehr lange dauern und es wird links von einem Warenhaus flankiert sein und rechts von Wohnhäusern. Auch die andere Straßenseite wird dann ein neues Bild erhalten und der Zentrale Platz mit seiner Stadthalle zu einem Anziehungspunkt unserer Stadt werden.

Noch einen kurzen Blick und wir wandern an der Morgenröte – an dem neuen Wohnblock mit seinen 30 Wohnungseinheiten – vorbei zu dem neu erbauten Stadtteil, der die Blödaustraße, Hohekreuzstraße,

Körnerstraße, Schillerstraße und die große Front der Neubauwohnungen am August-Bebel-Platz mit insgesamt 600 Wohnungen umfaßt. Mit ihrer Geräumigkeit, Bequemlichkeit und billigem Mietzins sind diese Wohnungen von der Bevölkerung besonders begehrt.

Zu den aufgezeigten Wohnungsbauten kommen noch die wie Pilze aus der Erde wachsenden Genossenschaftshäuser der Arbeiter-Wohnungsbaugenossenschaft „8. Mai". In kurzer Zeit haben diese Genossenschafter gemeinsam mit den Kollegen des VEB (K) Bau Nordhausen bereits 90 Wohnungseinheiten in der Halleschen Straße, der Löbnitzstraße und am Stresemannring errichtet. Diese stolzen Erfolge sollten dazu führen, weitere Werktätige für die Bildung einer zweiten Arbeiter-Wohnungsbaugenossenschaft zu gewinnen.

Setzen wir unseren Weg fort, dann zeigt uns ein weiteres Mahnmal nochmals eindringlich die Notwendigkeit des unbedingten gegenseitigen Verstehens und gemeinsamen Handelns.

In einer Grünanlage eingebettet ruhen 2000 Opfer des sinnlosen Bombenangriffs, darunter viele ausländische Widerstandskämpfer.

Der Brief eines französischen Widerstandskämpfers aus Cambrai, vom 28. November des vergangenen Jahres, der den damaligen Luftangriff hier erlebte, zeigte dem Rat der Stadt nochmals die furchtbare Tragödie der damaligen Tage auf.

Im Anschluß an diese Ruhestätte betreten' wir den Ehrenhain der hier bestatteten, sowjetischen Soldaten, die im Kampf gegen den Hitler-Faschismus ihr Leben lassen mußten.

Symbolisch, den friedlichen Charakter unseres Staates verkörpernd, entwickelt sich anschließend auf dem in unmittelbarer Nähe befindlichen Gelände des Weinbergholes in großangelegten Schul- und Wohnkomplexen ein neues Leben. Tausende junge Menschen werden im Laufe der Zeit in der Fachschule für Landtechnik zu Ingenieuren ausgebildet, um dann die Erkenntnisse und Erfahrungen einer fortschrittlichen Agrobiologie und -technik den Maschinen-Traktoren-Stationen una Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und unseren werktätigen Einzelbauern zu übermitteln.

Wir beenden nun unseren kleinen Bummel und haben festgestellt, daß sich doch schon eine gewaltige Veränderung des Stadtbildes in den letzten Jahren ergeben hat. Dabei wurde nicht alles auf gezeigt, sei es das Wohnhaus der technischen Intelligenz und das Gerichtsgebäude in der Rudolf-Breitscheid-Straße, oder das Feierabendheim „August Frölich" in der Goethestraße, die Kinderkrippe und der Kindergarten in der Uferstraße und seien es die erwähnenswerten Bauten des VEB Schachtbau in der Leninallee, die Brücke und Schule mit Turnhalle im Ortsteil. Krim-derode, die Kulturhäuser vom VEB Schlepperwerk, VEB (K) Werkzeugstiefelfabrik und in Niedersalza, sowie die Neubauten des Wasserwirtschaftsbetriebes, des Omnibushofes an der Geseniusstraße und so vieles andere.

Leistungen unserer Bürger im Nationalen Aufbauwerk der letzten Jahre

Liebe Bürger!

Ist es nicht ein erhebendes Gefühl, zu wissen, daß an diesen Bauten einige hunderttausend Arbeitsstunden von Bürgern unserer Stadt freiwillig im Nationalen Aufbauwerk geleistet wurden und andere durch Materialleistungen oder Geldzuwendungen auch ihren Beitrag dazu leisteten? Hier kommt das Neue unserer Gesellschaftsordnung zum Ausdruck. Diese Bürger haben erkannt, daß ein besseres Leben nicht durch schöne Worte, sondern nur durch Taten erreicht wird. Sie haben erkannt, daß jeder freiwillige Hammerschlag, jeder Spatenstich und jede Mark unseren Aufbau beschleunigt und eine echte Friedenstat ist. Allein in den letzten zwei Jahren wurde auf dieser Basis an reinen manuellen, materiellen und finanziellen Leistungen ein Wert von über eine Million DM erbracht. Diese Summe bedeutet eine Pro-Kopf-Leistung der Bevölkerung – vom Säugling bis zum ältesten Bürger – von 25,65 DM. Davon entfallen auf 1954 11,65 DM und auf 1955 14 DM. Dafür sei nochmals allen Beteiligten in den Betrieben und Verwaltungen, im Handwerk und Handel, den Hausfrauen und allen anderen der herzlichste Dank für diese Leistungen gesagt.

Was wurde nun außer dem bereits Angeführten in diesen zwei Jahren ohne Zutun von Investitionsmitteln und Haushaltsmitteln noch durch das Nationale Aufbauwerk geschaffen?

So konnte zum 76. Geburtstag des unvergeßlichen großen Stalin am 21. Dezember 1955 den Bürgern der Siedlung Niedersalza ein Kulturhaus im Werte von 300 000 DM übergeben werden.

Dieses Kulturhaus wurde von den Bürgern der Siedlung Niedersalza – mit tatkräftiger Unterstützung der Bevölkerung von ganz Nordhausen – geschaffen. Damit wurde bereits das zweite Kulturhaus in Nordhausen im Nationalen Aufbauwerk erbaut und der Bevölkerung übergeben.

Die Wartehalle am Altentor mit zwei Verkaufsständen und Toilettenanlagen konnte ihrer Bestimmung übergeben werden.

Unsere Werktätigen des VEB Maschinenbau schafften die stolze Leistung, dem Nationalen Aufbauwerk einen Bagger im Werte von 105 000 DM zu übergeben. Auch die IFA-Werker standen nicht nach und übergaben der Stadt einen Traktor und einen 5-t-Kipper.

Mit großer solidarischer Anteilnahme waren viele Betriebe an der Festigung und Stärkung unserer ersten Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft „8. Mai" beteiligt und gaben damit unseren Genossenschaftern die Möglichkeit, allein im Jahre 1955 einen Wert von weit über 100 000 DM zu erarbeiten.

Weiter wurde die Neuchaussierung der Wertherstraße und der Straße der Genossenschaften vorgenömmen. Straßenleuchten konnten zusätzlich angebracht werden. Die weitere Ausgestaltung und Neuanlegung von Grünanlagen mit Ruhebänken im gesamten Stadtbild – einschließlich des Stadtparks – wurde von der Bevölkerung begrüßt.

Auch unsere Sportler leisteten ihren Anteil. Sport- und Tennisplätze wurden neu angelegt, weiter ausgebaut oder instand gesetzt und die erste Eiswiese ihrer Bestimmung übergeben.

Überörtlich beteiligten wir uns mit einer Summe von 9000 DM an der Restaurierung des Poppenbergturmes bei Ilfeld. Somit ist dieses beliebte Ausflugsziel für unsere Bevölkerung wieder zugängig.

Uberbezirklich war die Stadt Nordhausen an der Wiedererschließung der Heimkehle bei Uftrungen finanziell beteiligt.

Auch unsere Pioniere und Schüler waren nicht müßig. Sie waren nicht nur dabei, die Verschönerung der Innen- und Außenanlage ihrer Schule vorzunehmen, sondern sie beteiligten sich gleichzeitig rege beim Verkauf für das Nationale Aufbauwerk der Stadt Nordhausen.

In den Sammlungen von Altstoffen und Wildfrüchten wurden beträchtliche Werte erreicht. Wenn auch diese Werte nicht in der Summe des Nationalen Aufbauwerkes der Stadt enthalten sind, so werden diese örtlichen Reserven als Rohstoffe oder Futtermittel unserer Volkswirtschaft zugute kommen. Der Erlös soll für den Bau eines 3000-t-Frachtschiffes beitragen. Diese Verpflichtung übernahmen die Jungen Pioniere anläßlich ihres zweiten Treffens in Dresden im Jahre 1955.

Das Pionierhaus „Hermann Matern“, das in der Arbeitsgemeinschaft Schiffsmodellbau beim zweiten Pioniertreffen einen DDR-Sieg erringen konnte, hat zwei Segelschiffe als Sparschiffe hergestellt.

Bis Ende Oktober wurden in der Altstoff- und Wildfruchtsammlung folgende Ergebnisse durch unsere Sammler im Jahre 1955 erzielt:

  • Schrott 68 292 kg
  • Buntmetall 2 422 kg
  • Knochen 4 287 kg
  • Lumpen 19 746 kg
  • Papier 25 510 kg
  • Flaschen 19 649 Stück
  • Wildfrüchte 5 008 kg
  • Heilkräuter 756 kg

Zur weiteren Mobilisierung der Bevölkerung wurde im Monat September des vergangenen Jahres eine Aufbauwoche im Nationalen Aufbauwerk zu Ehren unseres Präsidenten Wilhelm Pieck durchgeführt. Wenn auch unerwartet aufgrund der Schlechtwetterlage der größte Teil unserer Werktätigen gerade in dieser Zeit bei der Einbringung der Ernte beschäftigt war, so konnte immerhin tro tzdem ein Ergebnis von 50 000 DM Wertschaffung erreicht werden.

Diese Aufbauwoche gab dem Zentralen Aufbaukomitee der Stadt Veranlassung, für den besten Betrieb und den besten Wohnbezirk im Nationalen Aufbauwerk je eine Wanderfahne zur Verleihung zu bringen. So wurde für hervorragende Leistungen bereits mit der Einweihung des Kulturhauses in der Siedlung Niedersalza den dortigen Wohnbezirken 20 und 21 die Wanderfahne übergeben und die Bürger der Siedlung wollen alles daransetzen, diese auch im Jahre 1956 wieder zu erringen. Als

weitere Anerkennung ihrer Leistungen übergab das Zentrale Aufbaukomitee diesen Bürgern gleichzeitig einen Fernsehempfänger für die Aufklärungsarbeit der Wohnbezirke der Nationalen Front.

Für den besten Betrieb im Nationalen Aufbauwerk erfolgt die Verleihung der Wanderfahne in einer Festveranstaltung im Monat Januar im Stadttheater mit der gleichzeitigen Planübergabe an die Bevölkerung.

Der unermüdliche Einsatz der Genossenschafter der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft „8. Mai“ hat auch seine Anerkennung in der Übergabe eines Fernsehempfängers für ihr selbstgeschaffenes Aufklärungslokal der Nationalen Front gefunden.

Die drei besten Schulen in der Altstoff- und Wildfruchtsammlung erhalten für ihren Einsatz je eine Wanderausstattung.

Unsere besten Aufbauhelfer wurden mit einer Prämie durch den Rat des Kreises ausgezeichnet und die Familie Kurt Gieseler erhielt zusätzlich vom Zentralen Aufbaukomitee der Stadt eine 14tägige Ferienreise nach Ebersdorf (Thüringer Wald).

Wie alle Jahre, werden auch für das Jahr 1955 die besten Betriebe und Einzelpersonen mit Urkunden ausgezeichnet. Die Auszeichnung erfolgt in der bereits genannten Festveranstaltung.

Wir freuen uns, daß die Auszeichnung mit Urkunden bei unseren Bürgern Anklang gefunden hat und wissen, daß diese Urkunden bestimmt einen würdigen Platz finden.

Viele Bürger unterstützen auch durch ihre Spielfreudigkeit im Zahlenlotto und Sport-Toto indirekt unser Aufbauwerk, das heißt, die Ausschüttung im Bezirksmaßstab zum Beispiel beim Zahlenlotto geschieht nicht allein aufgrund der Leistungen im Nationalen Aufbauwerk, sondern auch entsprechend Pro-Kopf-Teii-nahme der Bevölkerung am Zahlenlotto. Unter Berücksichtigung dieser zwei Faktoren erhielt das Zentrale Aufbaukomitee der Stadt- zur Verwirklichung seiner Pläne im Jahre 1954 den Betrag von 39 500 DM und im Jahre 1955 einen Betrag von 93 000 DM. Im Sport-Toto konnte die Stadt Nordhausen im Jahre 1954 den Betrag von 63 500 DM erhalten, während das Jahr 1955 uns keine Summe brachte, dafür aber für das Jahr 1956 eine größere Summe angedeutet wurde. Wenn Sie nun bisher persönlich im Lotto oder Toto noch kein Glück hatten, dann haben Sie aus der Summe, die Ihre Heimatstadt Nordhausen erhalten hat, entnommen, daß Ihr Einsatz zumindest der Allgemeinheit zugute gekommen ist.

Auch hier muß bemerkt werden, daß die erhaltenen Lotto- und Totogelder nicht in der geschaffenen Wertsumme der einen Million des Nationalen Aufbauwerkes enthalten sind.

Welche Aufgaben stellen sich unsere Bürger im Jahre 1956?