Nordhäuser Stadion

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Stadion

Das Nordhäuser Stadion (1950 bis 1990 Ernst-Thälmann-Stadion) wurde 1925 eingeweiht und nach der Wiedervereinigung abgetragen.

Geschichte

Das Stadion mit groß angelegtem Spielplatz für Spiel, Sport und Turnen wurde bereits 1923 im beschränktem Umfang der Benutzung übergeben. Der Magistrat hatte im Juni 1913 erstmals den Bau eines modernen Spiel- und Sportplatzes angeregt. Kriegsbedingt konnte erst im Juli 1919 dieses Anliegen wieder aufgegriffen werden. Seit Anfang 1920 beteiligten sich auch die Turn- und Sportvereine an den Vorarbeiten. Am 5. Mai 1922 beschlossen die Stadtverordneten den Bau eines Stadions, das in jeder Beziehung den modernen Anforderungen entsprechen sollte. Am 11. Februar 1924 stimmte die Stadtverordneten-Versammlung der Errichtung einer Radrennbahn im Stadion zu. Im Herbst 1923 wurde das Stadion bereits für die Reichs-Jugendwettkämpfe genutzt.

Am 27. Juli 1924 kam es zur Eröffnung der städtischen Radrennbahn im Stadion. Rund 3000 Besucher waren erschienen, vor denen Malermeister August Andreas (DDP) die Sportanlage mit Dankesworten an die Erbauer den Radsportlern übergab. Vor Beginn der sportlichen Veranstaltungen ließ der Nordhäuser Brieftaubenverein Brieftauben aufsteigen, die Kunde von der Eröffnung in die Ferne tragen.

Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg im Stadion am 9. August 1924

Am 27. und 28. Juni 1925 wurde das Nordhäuser Stadion und der städtische Sportplatz offiziell eingeweiht. Die Anlage umfasste rund 22 Hektar und maß in der größten Ausdehnung 595 : 385 Meter. Von dieser Gesamtanlage entfielen auf die Sportfelder selbst über 19 Hektar, bei einer Länge von 380 Meter und 250 Meter Breite. Darin enthalten waren: ein Stadion von über 2 Hektar Größe mit einer Radrennbahn von 454 6/11 Meter, einer 400 Meter-Laufbahn und 2000 Sitz- und 5000 Stehplätzen.

US-Luftbild vom Nordhäuser Stadion mit dem benachbarten Fliegerhorst (Oktober 1944)

Am 23. August kämpfen auf der Radrennbahn im Stadion international bekannte Profi-Fahrer um den Siegeslorbeer, namentlich Nettelbeck (München), Stolz und Lorenz (Berlin), der Schweizer Schwab und der italienische Meisterfahrer Bordoni. Die Radrennbahn war nach dem Vorbild großstädtischer Anlagen als Betonbauwerk von außen nach innen geneigt. Die Kurven waren als Steilkurven für Zentrifugalkräfte bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von etwa 90 km/h ausgelegt. Die Fahrbahnfläche konnte mit schweren Motorrädern (Steher-Rennen) befahren werden. Den Zweiten Weltkrieg überstand sie unbeschadet. Bereits ab etwa 1949 fanden mehrere Steherrennen statt. Hinter spezialisierten Motorrädern mit einem aufrecht stehenden Fahrer ließen sich die Rennradler im Windschatten mitziehen und konnten so Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h erreichen.

Die Spielfläche außerhalb des Stadions umfaßte neun Felder in den Ausmaßen der Fußballfelder. In der Anlage kam es im Sommer 1926 zu Erweiterungen: vier Tennisplätze, eine Reitbahn, ein Luft- und Sonnenbad. 1927 wurden im Anschluss an das Luftbad ein Freibad in dem Ausmaß 20 x 70 Meter geschaffen. Das Schwimmbecken war für offizielle Schwimm-Wettbewerbe zugelassen. Der Sprungturm hatte einen Zweimeter- einen Dreimeter- und einen Zehnmeter-Absprung.

Sprungturm im Freibad (1962)

Am 5. August 1950 wurde das Stadion nach dem KPD-Vorsitzenden in der Weimarer Republik Ernst Thälmann benannt. Die Einweihung des vierten Tennisplatzes erfolgte am 24. Juni 1955; damit erhielt die Tennisanlage wieder ihr altes traditionelles Gesicht.

Am 22. August 1961 war Nordhausen das Ziel der 5. Etappe (Jena – Nordhausen, 136 km) der 12. DDR-Rundfahrt im Ernst-Thälmann-Stadion.[1]

Bei der ersten Etappe von Magdeburg nach Nordhausen (147 km) der 13. DDR-Radrundfahrt 1962 war am 14. August 1962 die Zielankunft ebenfalls im Ernst-Thälmann-Stadion.[2]

Bis auf das Schwimmbecken wurde das Stadion in den folgenden Jahrzehnten nur geringfügig instand gehalten. Ab den 1960er Jahren war das Areal sanierungsbedürftig; die Betonpiste war durch Aufbrüche zerstört, die Holzzaunbegrenzungen waren teilweise niedergerissen. Die Fensterscheiben in den unter den Rängen liegenden Räumen waren eingeschlagen, in denen sich Unrat befand. Im Dezember 1971 wurde das Gelände für das zukünftige Autodrom am Stadion planiert.

Nach der Wiedervereinigung wurde das marode Bauwerk mit dem Schwimmbad geschlossen. Die Flächen verwilderten, und die Reste des Stadions mussten im Zuge der Erweiterung des angrenzenden Autodroms abgetragen werden.

Externe Verweise

Einzelnachweise