Konrad Schmidt

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Konrad Schmidt
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geb. ca. 1520er Jahre in Nordhausen
gest. nach 1575
Jurist, Ratsherr
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Konrad Schmidt (geb. vermutlich 1520er Jahren in Nordhausen; gestorben nach 1575) war Jurist, Ratsherr der freien Reichsstadt Nordhausen und geheimer Informant des Kurfürsten von Sachsen im 16. Jahrhundert.

Leben

Schmidt entstammte einer alteingesessenen und angesehenen Nordhäuser Patrizierfamilie, die zahlreiche Ratsherren, Bürgermeister und Geistliche in der Stadt hervorgebracht hatte. Sein Vater Melchior Schmidt war ebenfalls Ratsherr und Vierherr in Nordhausen. Ein Onkel väterlicherseits namens Erasmus amtierte als Nordhäuser Bürgermeister und pflegte Kontakte zu den Reformatoren Philipp Melanchthon und Justus Jonas.

Konrad Schmidt erhielt eine universitäre Ausbildung als Jurist, indem er ab seinem 17. Lebensjahr die Rechtswissenschaften an den Universitäten Leipzig und Erfurt studierte. 1554 heiratete er nach Abschluss seines Studiums die Nordhäuserin Elisabeth.

Tätigkeiten und Besitztümer

1559 erwarb Schmidt ein Haus am Bäckerborn in Nordhausen für 800 Gulden, das er 1568 für 1000 Gulden wieder verkaufte. Stattdessen übernahm er das Haus seiner verstorbenen Mutter in der Bäckergasse zum Wert von 950 Gulden. 1563 wurde er in die Kaufmannsgilde der Stadt aufgenommen.

In den 1560er Jahren übte Schmidt juristische Beratertätigkeiten für verschiedene adlige Familien aus. So ernannten ihn die Grafenbrüder Heinrich und Christoph von Stolberg zu ihrem Rat. Von Wilhelm von Wülferodt und Christoph von Rüxleben wurde er als Gevatter angefragt. Auch die Grafen Ludwig von Stolberg-Königstein und Johann Georg von Mansfeld-Vorderort zählten zu seinen Auftraggebern.

Neben Grundbesitz in Nordhausen und Eisleben besaß Konrad Schmidt Anteile an der ertragreichen Silbererzgrube Samson in St. Andreasberg im Harz. 1571 schenkte er seinem kursächsischen Gönner Barthel Lauterbach eine halbe Kuxe (Anteil) an dieser Grube.

Politik

1566 und erneut 1566 wurde Konrad Schmidt als Vierherr in das Ratsregiment der Stadt Nordhausen gewählt. Die Vierherren fungierten als eine Art Kontrollinstanz gegenüber dem Rat und Vertreter der Bürgerinteressen. Sie verwahrten das Stadtsiegel.

In den Ratsprotokollen der 1560er Jahre sind Schmidts Aktivitäten als Ratsherr dokumentiert. 1572 geriet er jedoch in einen schweren Konflikt mit dem Nordhäuser Rat, nachdem seine Tätigkeit als geheimer Informant des Kurfürsten Augustus von Sachsen aufgeflogen war.

Geheime Agentenrolle für Kursachsen

In den Wirren nach der Niederschlagung des Aufstands des Reichsritters Wilhelm von Grumbach und der sogenannten Grumbachschen Fehde in den 1560ern übermittelte Schmidt unter dem Decknamen "Pankraz" in verschlüsselter Form regelmäßig geheime Berichte über die nach Grumbachs Scheitern gesuchten "Ächter" und deren Unterstützer an den kursächsischen Beamten Barthel Lauterbach. Dazu führte er ein Codebüchlein mit Symbolen für Personen, Orte und Begriffe.

Die genauen Beweggründe für Schmidts Agentenrolle sind nicht abschließend geklärt. Möglicherweise wollte er seine Heimatstadt und sein bürgerliches Auskommen schützen, vielleicht erhoffte er sich auch eine Gegenleistung von Kurfürst August. In seinen Rechtfertigungsschreiben gab er an, seine Vaterstadt vor weiteren Unruhen und Landfriedensbrüchen bewahren zu wollen.

Der früheste überlieferte Bericht Schmidts an Lauterbach datiert vom 7. Mai 1567, doch hatte er wohl schon zuvor für Kursachsen spioniert. Seine codierten Berichte enthielten Informationen über Aufenthaltsorte und Aktivitäten der nach Grumbach gesuchten Personen wie Ewald von Karlowitz und Antonius Pflug im Raum Nordhausen und Eichsfeld. Obwohl der Nordhäuser Rat offiziell Unwissenheit über die "Untaten" der Gesuchten behauptete, ging Schmidt davon aus, dass diese in der Stadt sehr wohl Zuflucht und Unterstützung fanden. Die reichsstädtische Öffentlichkeit sympathisierte offenbar mit den Grumbach-Anhängern und lehnte die harte Verfolgung durch die Fürsten ab.

Konflikt mit Nordhäuser Rat

1572 geriet Konrad Schmidts Geheimdienst-Tätigkeit für Kursachsen ans Licht und führte zum Eklat mit dem Nordhäuser Rat. Dieser sah in Schmidts Arbeit als Informant einen Vertrauensbruch und Verrat an der reichsstädtischen Freiheit. In einer Klageschrift an den Kurfürsten bestritt Schmidt jedoch jeden Verrat und berief sich auf seine Loyalität gegenüber Kaiser und Reich.

Der Konflikt eskalierte soweit, dass Schmidt aus der Stadt flüchten musste. In Leipzig fand er zeitweilig Zuflucht, wurde aber auf Druck Nordhausens auch von dort ausgewiesen. Im April 1573 bat er Kurfürst August um Aufnahme in dessen Dienst und Schutz. Sein weiteres Schicksal ist nicht überliefert.

Schmidt war keineswegs der einzige geheime Informant der Fürsten bei der Suche nach den Grumbach-Anhängern. Auch in anderen Städten und Territorien waren ähnliche Spitzel für die Obrigkeiten tätig. Die frühneuzeitlichen Territorialfürsten nutzten solche Denunzianten bei der Verfolgung ihrer Feinde und zum Machterhalt.

Unterhändler im Konflikt um den Walkenrieder Klosterhof

1566 wurde er zusammen mit dem Juristen Georg Wilde als offizieller Gesandter der Stadt zum Reichstag nach Augsburg entsandt. Dies spricht für das hohe Ansehen, das Schmidt schon zu diesem Zeitpunkt in Nordhausen genoss.

In den 1560er Jahren geriet die Stadt in einen schweren Konflikt mit dem sächsischen Kurfürsten August um die Oberhoheit über das Reichsstift Walkenried und dessen Klosterhof innerhalb der Nordhäuser Stadtmauern. Der machtbewusste Kurfürst berief sich auf angebliche alte Schutzrechte des Hauses Wettin über Walkenried und beanspruchte die Oberhoheit, da sich der reiche Walkenrieder Klosterhof im kurfürstlichen Herrschaftsbereich Nordhausen befand.

Nachdem August 1564 zunächst die kursächsischen Räte Petrus Bötticher und Hans von Germar zu Verhandlungen mit Graf Volkmar Wolf von Honstein geschickt hatte, besetzte er ab Ende 1564 das Klostergebiet gewaltsam mit Truppen unter Hans Heinrich von Salza. Der Abt und die Mönche flohen auf die Burg Klettenberg der Grafen von Honstein.

Als Reaktion auf diese Okkupation nahm der Nordhäuser Rat im Juli 1565 seinerseits den Walkenrieder Klosterhof in der Stadt unter seine Kontrolle. Der Rat sah darin lediglich eine Sicherung der eigenen alten Rechte an dem Hof. Dennoch wurde diese Aktion vom Kurfürsten als unzulässiger Eingriff in seine Hoheitsrechte gewertet. Im August und September 1565 korrespondierten die Nordhäuser Bürgermeister in dieser Streitsache mit August.

Um die heikle Situation zu entschärfen, entsandte der Rat im September 1565 den erst 29-jährigen Ratsherrn Konrad Schmidt als Unterhändler und Vermittler an den kursächsischen Hof nach Glauchau. Über Schmidts dortige Verhandlungen ist leider nichts Näheres überliefert. Der Rat dankte dem Kurfürsten aber dafür, dass dieser den Gesandten Schmidt angehört hatte.

In den folgenden Monaten verfrachteten die Nordhäuser dennoch die auf dem Klosterhof gelagerten Ernteerträge und Abgaben eigenmächtig nach Walkenried. Der Kurfürst verlangte daraufhin ein Inventar aller auf dem Hof vorhandenen Güter und drohte damit, künftig die Erträge selbst einziehen zu lassen.

Um den Konflikt zu beruhigen, gestattete August der Stadt schließlich am 16. Dezember 1566 offiziell, den Walkenrieder Klosterhof in Besitz zu nehmen. Als Bedingung forderte er lediglich, dass Nordhausen dem Kurfürsten Lagerräume für die aus Walkenried zu liefernden Getreidezinsen zur Verfügung stellen müsse. Daraufhin unterstützte die Stadt den von Kursachsen eingesetzten Gegenabt Wolfgang Lange gegen den vertriebenen rechtmäßigen Abt Adam Goldhorn.

Obwohl das Reichskammergericht 1568 in einem Mandat die Rückgabe des Walkenrieder Hofes an das Kloster forderte, konnte Sachsen 1568 im Vertrag mit Walkenried die Obervogtei und jährliche Schutzzahlungen von 300 Gulden durchsetzen. Der Machtkampf um die reichen Walkenrieder Besitzungen endete somit mit einem Sieg des Kurfürsten von Sachsen über die Reichsabtei und die Reichsstadt Nordhausen.

Geheimkontakte zu Ewald von Karlowitz

Im Frühjahr 1567 gehörte der Nordhäuser Ratsherr Konrad Schmidt zu den engsten Vertrauensleuten des nach der niedergeschlagenen Grumbachschen Fehde gesuchten "Ächters" Ewald von Karlowitz. Der kursächsische Adlige Karlowitz, dem schwere Verbrechen wie Raubüberfälle, Landfriedensbruch und sogar Mordpläne gegen Kurfürst August vorgeworfen wurden, hielt sich in jener Zeit heimlich in seiner Heimatstadt Nordhausen versteckt.

Offenbar hatte der geächtete Karlowitz vollstes Vertrauen zu dem einflussreichen Schmidt, der als angesehener Jurist und Repräsentant der freien Reichsstadt gute Verbindungen zum umliegenden Landadel pflegte. Schmidt wiederum dürfte die seit Jahren zunehmenden Spannungen und Konflikte zwischen den benachbarten reichsunmittelbaren Grafenhäusern von Stolberg, Honstein und Mansfeld mit dem Kurfürsten von Sachsen sehr genau registriert haben. In Adelskreisen hegte man erhebliches Misstrauen gegenüber den Machtambitionen der Wettiner, deren "aggressives Vordrängen" in den Harz- und Eichsfeldraum als Bedrohung empfunden wurde.

Es ist daher möglich, dass der Nordhäuser Patrizier Schmidt selbst offen oder heimlich auf Seiten der anti-albertinischen Opposition um Wilhelm von Grumbach stand und Kontakte zu den nach 1567 verfolgten "Ächtern" unterhielt. So war er nachweislich bereits vor der Belagerung der von Aufständischen besetzten Städte Gotha und Grimmenstein im Lager der Rebellen um Grumbach und Ernst von Mandelslohe. Während der Kampfhandlungen 1567 entsandte der Nordhäuser Rat Schmidt mehrmals als offiziellen Unterhändler und Berichterstatter ins kurfürstliche Heerlager nach Goldbach bei Gotha.

Die kursächsischen Befehlshaber machten Schmidt dabei auf die Präsenz verdächtiger Anhänger der "Ächter" in Nordhausen aufmerksam und warnten davor, diese in der Stadt aufzunehmen. Schmidt gab diese Warnung zwar an den Rat weiter, hielt seine engen Kontakte zu dem bei ihm untergetauchten Karlowitz aber offenkundig geheim. Noch Anfang August 1567 genoss der Ratsherr das volle Vertrauen der Stadtoberen, die ihn erneut als Gesandten an den Kurfürsten nach Dresden schickten. Spätestens in dieser Zeit hatte Schmidt jedoch heimlich die Fronten gewechselt. Aus Motiven, die unklar sind - ob aus reiner Selbsterhaltung, Hoffnung auf Belohnung oder Loyalität gegenüber Kaiser und Reichsrecht - wurde der Jurist zum bezahlten Geheiminformanten des Kurfürsten August gegen Karlowitz und dessen Gesinnungsgenossen. In den folgenden Monaten übermittelte Schmidt unter dem Decknamen "Pankraz" in regelmäßigen, codierten Briefen detaillierte Angaben über die Aufenthaltsorte, Pläne und Aktivitäten des von ihm eigens dafür observierten Karlowitz und anderer zur Fahndung ausgeschriebener "Ächter" und Grumbach-Anhänger. Dazu führte er ein Codebüchlein mit Geheimzeichen und Symbolen für Namen, Ortschaften und Begriffe.

Mit seinen Informantendiensten für den Kurfürsten brach Schmidt nicht nur das Vertrauen seines untergetauchten "Freundes" Karlowitz, sondern echauffierte sich auch beim Nordhäuser Rat und den reichsritterlichen Kreisen, die zunehmend in Konfrontation zu den Wettinern gerieten. Sein Doppelspiel als vermeintlicher Reichsstädter Patriot und fürstlicher Zuträger brachte Schmidt in eine äußerst prekäre Lage zwischen den Fronten dieser Konfliktparteien. Sein riskantes Spiel blieb jedoch längere Zeit unentdeckt.

Schmidt zog den Juristen Michael Meyenburg den Jüngeren und den Wirt Hans John als Komplizen hinzu. Er versteckte Karlowitz über Wochen hinweg in Meyenburgs Haus. In dieser Zeit korrespondierte Schmidt mit dem kurfürstlichen Berater Barthel Lauterbach und bereitete alles für Karlowitz' Verhaftung vor. Unter dem Vorwand, angeblich selbst zu den Rebellen zu gehören, ließ er auch seine Komplizen festnehmen.

Am 9. November 1567 schlugen die Häscher zu und ergriffen Karlowitz in Meyenburgs Haus. Schmidt, Meyenburg und John wurden ebenfalls verhaftet, offiziell weil sie einem Geächteten geholfen hatten. Karlowitz wurde kurz darauf nach Leipzig und Dresden gebracht und dort am 22. November 1567 durch Enthauptung und anschließendes Vierteilen hingerichtet. Als Lohn für seinen Verrat erhielt Schmidt vom Kurfürsten 2000 Taler Bargeld sowie Land im Wert von 1000 Talern und weitere Zuwendungen. Meyenburg wurde mit mindestens 1000 Talern entschädigt, musste Nordhausen aber verlassen und fand später eine Anstellung als Amtsschösser in Roßla unter kursächsischer Herrschaft. Schmidts Doppelspiel brachte der Stadt großen Schaden ein. Der Rat erließ neue Verordnungen, die den Bürgern untersagten, Fremde ohne Genehmigung zu beherbergen. Zudem mussten alle Mieter genau überprüft werden. Dies trug zu einer Atmosphäre des Misstrauens in Nordhausen bei.

Prozess

Literatur