Klosterschule Ilfeld

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Die Klosterschule Ilfeld ist eine ehemalige Schule, die 1546 in den Gebäuden des aufgehobenen Prämonstratenserklosters Ilfeld gegründet wurde. Sie war eine bedeutende Bildungsinstitution der Reformationszeit und gilt als ein wichtiger Ort der Bildungsgeschichte in Deutschland. Das Alumnat gehörte bis 1934 zu den großen Gymnasien Mitteldeutschlands.

Geschichte

Ilfeld um 1900; im Vordergrund der dominante Schulkomplex aus dem 19. Jahrhundert

Der letzte Abt des Klosters, Thomas Stange, gründete die Schule mit Zustimmung von Graf Wolfgang zu Stolberg. Michael Neander, der ab 1550 die Schule leitete, legte die Grundlagen und Schwerpunkte für die spätere Tradition, die auf den Vorstellungen des Reformators Philipp Melanchthon basierte.

Im Jahr 1593 versuchte Herzog Heinrich Julius von Wolfenbüttel das Erbe der ausgestorbenen Territorialherren der Grafschaft Hohnstein zu sichern und geriet dadurch in Konflikt mit den konkurrierenden Grafen zu Stolberg. Die Welfen verloren den Rechtsstreit durch ein Urteil des Reichskammergerichts aus dem Jahr 1632. Nur das Stift Ilfeld blieb als "Milde Stiftung" unter der Obhut der Welfen. Diese Exklave wurde bereits seit 1559 von Hannover aus verwaltet. Die Milde Stiftung sollte sich später, im Jahr 1803 beim Reichsdeputationshauptschluss, als vorteilhaft erweisen, da sie so vor einer Säkularisation geschützt wurde.

Im Jahr 1622 führte die katholische Partei im Dreißigjährigen Krieg zur Restauration der Verhältnisse im Stift Ilfeld. Die Prämonstratenser zogen 1629 in ihr altes Kloster zurück, wurden jedoch bereits 1631 von herannahenden schwedischen Truppen zur Flucht veranlasst. Zwei Jahre später, im Jahr 1633, richtete der protestantische Abt Cajus das Akademische Gymnasium wieder ein.

Im 18. Jahrhundert wurde die Klosterschule Ilfeld eng mit der Georg-August-Universität Göttingen verbunden und wurde als Vorbereitungsanstalt für die Universität angesehen. Seit 1823 befindet sich das Stift Ilfeld und damit auch die Klosterschule als Sondervermögen in der Verwaltung der Klosterkammer in Hannover. Das Königliche Stifts-Pädagogium erhielt ab 1859 sukzessive neue Gebäude anstelle der mittelalterlichen Klostergebäude, die dafür abgerissen wurden. Der 1864 gebildete Kreis Ilfeld war eine hannoversche Exklave, nach der Annexion des Königreichs Hannover eine Exklave der preußischen Provinz Hannover in der Provinz Sachsen. Das hannoversche Stifts-Pädagogium wurde daher 1866 geschlossen.

1867 folgte dann die Neueröffnung als preußische Königliche Klosterschule Ilfeld. 1934 wurde die Schule in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NPEA) umgewandelt. Die NPEAs sollten Eliteschulen im NS-Staat werden und den Führernachwuchs ausbilden. Neben einem altsprachlichen Gymnasialzweig wurden paramilitärische Inhalte wie Wehrsport, weltanschauliche Schulung und Arbeitseinsätze in den Lehrplan integriert. Trotz dieser Gleichschaltung blieben in Ilfeld christlich-humanistische Traditionen teilweise erhalten. Ab 1943 musste die NPEA Ilfeld wegen der Errichtung des Raketen-Rüstungswerks Mittelwerk geräumt werden. Die Schüler wurden auf Außenstellen in Kärnten und Baden verteilt. Nur die jüngeren Jahrgänge verblieben bis 1944 in Ilfeld.

Nach dem Krieg wurden die Gebäude als Krankenhaus genutzt, aus dem 1993 die Neanderklinik Harzwald GmbH wurde. Die Bibliothek der Schule mit bedeutendem Altbestand erlitt erhebliche Verluste und kam schließlich in die Forschungsbibliothek Gotha.