Geschichte des Helmegaus

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Geschichte des Helmegaus
Untertitel Karl Meyer zum Gedächtnis
Autor Hans Silberborth
Herausgeber Max Schneider
Verlag Nordhausen : Hornickel
Erscheinungsjahr 1940
Umfang 299 Seiten
Preis 6 ℛℳ
Stand: 10. Februar 2017

Geschichte des Helmegaus von Hans Silberborth erschien 1940 und ist eine Zusammenfassung der Geschichte der Goldenen Aue.

Inhalt

Abschnitt I. Der Helmegau in germanischer Zeit
Kapitel 1 Begrenzung des Arbeitsgebietes. - Der Siedlungsbodem des Helmegaus in germanischer Zeit
Kapitel 2 Die Bewohner Thüringens und insbesondere des Helmegaus bis zum zweiten nachchristlichen Jahrhundert
Erstes Eindringen von Germanen in den Helmegau. Sweben im Helmegau; der Paß von Sondershausen. Die Hermunduren Siedler in Thüringen? Cherusker? Chatten? Ostgermansiche Völker im thüringischen Raume. Reste von Kelten. Kultur; die ältesten Ortsnamen. Die Orte auf "ida".
Kapitel 3 Die Besiedlung des Helmegaus vom 3. bis 5. Jahrhundert. Sweben, Angeln und Warnen; die Thüringer
Einströme neuer Siedler aus der Magdeburger-Nordharzer Kultursteppe. Die Orte auf "ingen". Der Name "Toringe". Die Irte auf "stedt". Wann erscheinen Angeln in Thüringen? Verhältnis zwischen Sweben und Angeln. Ihr Zusammenschluß. Burgunder am östlichen Rande Thüringens. Warnen und verwandte Stämme. Verhältnis der Angeln und Warnen zueinander. Die Orte auf "leben". Die Kultur.
Kapitel 4 Der Sturz des Thüringerreiches
Schwerpunkt des Reiches allmählich nach Süden verlagert, besodners durch anglischen Einfluß. Kultur. Thüringer, Franken, Sachsen, Runibergun. Diskussion des fränkischen Einmarsches in Thüringen. Die Sachen sicher an der Zertrümmerung des Reiches beteiligt. Der Zug der Sachsen. Stellung des Helmegaus nach 531.
Kapitel 5 Die vorchristlichen Befestigungsanlagen des Helmegaus
Abgrenzung, Namen der Wallburgen. Wahrscheinlich Nordwestillyrer, nicht Vorkelten auf vielen Wallburgen. Einrücken der Germanen. Einzelne Wallburgen. Die Vierecksburgen.
Abschnitt II. Der Helmegau im Zeitalter der fränkischen Vorherrschaft
Kapitel 1 Allgemeine politische Lage in Nordthüringen
Franken, Sachsen, Thüringer. Herzöge der Thüringer. Der Helmegau im 6. und 7. Jahrhundert; spätmerowingisches Grab. Vordringen der Sachen. Wiedererstarken der Franken.
Kapitel 2 Die Mundarten im Helmegau
Begrenzung des Helmegau-Dialektes; Zweiteilung innerhalb des Gaus. Einfluß von Landschaft, politischer Situation, Verkehr auf die Sprache. Dialekte im mittleren und östlichen Südharz. Einfluß des Niederdeutschen im Unterharze. Nordhausens sprachliche Stellung.
Kapitel 3 Die innerpolitischen Verhältnisse des Helmegaus in vorkarolingischer Zeit
Lebenszuschnitt. Stände. Rodungen; Marktgenossenschaften? Der "Gau" in vorkarolingischer Zeit. Besteht ein Zorge- und Wippergau? Hundertschaften? Der fränkische Helmegau aus drei vorfränkischen Gauen erwachsen. Thingplätze, Wale.
Kapitel 4 Germanischer Götterglaube im Helmegau und der Umbruch
Naturgottheiten. Ziu, Wotan, Phol, Giebich, Donar. Freya, Holle, Weiße Frau. Stand des christlichen Glaubens im 7. Jahrhundert. Möglichkeit der Christianisierung. Missionare. Hersfeld, Fulda; Zeitliche Festlegung der Einführung des Christentums im Helmegau.
Kapitel 5 Die Eingriffe in die Lande zwischen Harz und Hainleite in karolingischer Zeit und die Bildung des "Helmegaus"
Rübel und Höfer. Fränkische Kolonisation, fränkische Wirtschaftshöfe. Fränkische Siedler? Die Orte auf "Hausen, feld, brunn, furt, loh, dorf". Die "hausen" im Helmegau, die Landwehr von Nordhausen auf die Windleite. Bildung von Reichsgut im Helmegau in karolingischer Zeit. Bildung der fränkischen Gaue; alte thüringische Gaue und neue fränkische Gaue. Zeitliche Festlegung der Gaubildung. Umfang des Helmegaus. Die Grafen.
Abschnitt III. Der Helmegau unter den sächsischen Herrschern.
Kapitel 1 Von den Karolingern zu den Ottonen
Einfluß der Wirren nach Karls des Großen Tode auf die Landschaft am Südharze. Die Klöster in der Notzeit. Der freie Bauernstand, Besitz von Reich und Kirche im Helmegau. Die Sorben. Die Ungarn. Die Thüringer Herzöge. Liudikf von Sachsen und Otto der Erlauchte; Entfremdung von Königsgut. Otto der Erlauchte und sein Sohn Heinrich; Sicherung der Südgrenze des ottonischen Einflußgebietes; Übergang von Reichsgut zu Hausgut. Harz oder Hainleite die Südgrenze?
Kapitel 2 Heinrich I. und der Helmegau; seine Pfalzen und königlichen Höfe
Politische Bedeutung des Westteils und Ostteils des Helmegaus. Die ottonischen Pfalzen. Curtes regiae im Helmegau. Ausstattung von Familienmitgliedern mit Reichshöfen. Rechtliche Stellung der Königsgüter. Nordhausen. Wallhausen; Frage nach der Lage der Pfalz. Pfalz Tilleda.
Kapitel 3 Heinrichs I. Burgen und die Schlacht bei Riade
Burgen gegen die Sorben. Die Verteidigungslinie gegen die Ungarn. Die Burgwarte; der burgwart Wallhausen, der Sachsgraben. Burgwart Reot (Riade). Die Schlacht bei Riade.
Kapitel 4 Die Wenden im Helmegau. - Die innere germanische Kolonisation des 10. und 11. Jahrhudnerts
Ansiedlung von Wenden in mitteldeutschem Gebiete durch die Sachsenkönige; ihre Stellung im Helmegau. Die wendischen Ortschaften; rechtliche Stellung der Wenden. Die Dorfanlagen; Bielen und Widnehausen. Wendische Ausdrücke, wendisches Brauchtum. Wendische Keramik. Das obere Helmetal frei von Wenden. Innere Kolonisation; die "swende"- und "rode"-Dörfer. Mackenrode und Wernigerode. Weitere Neugründungen; Volkscharakter.
Kapitel 5 Der Helmegau unter den Sachsenkaisern von Otto I. bis Heinrich II.
Sachsen und Nordthüringen. Ottos I. Güterpolitik; Magdeburg im Helmegau. Kirchliche Schwenkungen Ottos II. Emporkommen weltlicher Gewalten in Nordthüringen; das Haus Weimar. Versuch Ottos I. das Erzstift Mainz in Thüringen und im Helmegau heimisch zu machen, Rottleberode erzstiftisch. Minderung der königlichen Stellung in Nordthüringen unter Otto III. Aufenthalt Ottos III. im Helmegau, Vergabungen. Heinrich II. und die Ostpolitik; Schaffung des sächsischen Pfalzgrafenamtes. Quedlinburger Besitzungen im Helmegau. Rückfall des Helmegaus in alte Bedeutungslosigkeit. Bedeutung des Kreuzstiftes zu Nordhausen für die Landschaft.
Kapitel 6 Das wirtschaftliche und soziale Leben im Helmegau im 10. und 11. Jahrhundert
Großgrundbesitzungen und kleienr Adel im Helmegau. Die Besitzungen der Kirche im Helmegau. Freier Bauernstand im Helmegau; Verschiebungen im Besitz und in den Abhängigkeitsverhältnissen. Unfreie; Ministeriale. Handwerker. Marktorte im Helmegau. Straßen des Verkehrs.
Kapitel 7 Die Kirche und das religiöse Leben im Helmegau
Umschichtungen in den kirchlichen Besitzverhältnissen. Das Mainzische Rottleberode; die Erzbischöfe Wilhelm und Willigis. Hersfeld und Fulda im Helmegau. Das Erzstift Magdeburg, das Stift Merseburg; Mackenrode. Stift Quedlinburg. Gründung und Stellung ddes Jungfrauenstiftes zu Nordhausen. Die Königin Mathilde. Die Kirche als Kulturfaktor.
Abschnitt IV Der Helmegau in der Zeit der salisch-fränkischen Kaiser
Kapitel 1 Die Politik der salischen Kaiser und der Helmegau
Warum die Südharzer Landschaft in den Mittelpunkt der Kämpfe Heinrichs IV. und V. in Deutschland rückt. Die Katlenburger, die Northeimer, die sächsischen Pfalzgrafen in diesem Kampfe. Konrad II. und der Helmegau. Jeinrich III. und der Helmegau. Der Helmegau während der Jugend Heinrichs IV.; das Reichsgut. Siegfried von Mainz und Otto von Northeim in den Thüringischen Wirren. Beschwerden des sächsischen und thüringischen Volkes. Hätte das Harzgebiet für das Reich eine bedeutung gewinnen können wie die isle de France für Frankreich? Die Volkserhebung und ihre Niederschlagung. Allmähliches Emporkommen der Territorialgewalten; Heinrichs IV. Unzulänglichkeit. Mainz faßt Fuß im Helmegau; Erzbischof Ruthard. Synode zu Nordhausen. Heinrichs V. Kämpfe um die Südharzer Landschaft; die Schlacht am Welfesholze, Eroberung der kaiserlichen Burgen. Ergebnis.
Kapitel 2 Die Burgen Heinrichs IV. in der ersten Zeit seines Kampfes mit Sachsen und Thüringen (1073-1075)
Allgemeines. Die Burgen Heinrichs IV. am Nord- und Südharzrande. Eigenart der Lage der Burgen in der Landschaft. Ausbau der Burgen: die Anlage der Sachsenburg. Gründe für die Lage der Burgen. Das Schicksal der Burgen.
Kapitel 3 Die Auflösung des Gaus und das Emporkommen der Territorialherren
Vom Gau zum Territorium. Vergabung und Usurpierung von Reichsgut. Herkunft der meisten nordthüringischen Dynastengeschlechter aus altem thüringischem Hochadel. Die Weimarer, die sächsischen Pfalzgrafen, die Northeimer als Stammesgeschlechter. Die Frage der Gaugrafen des oberen Helmetals. Ursprung der Ilfelder Grafen. Ursprung der Clettenberger; keine Bilsteiner, Heimat im unteren Helmetale. Adelheid von Clettenberg entstammt nicht aus dem Hause Lohra, sondern einem Geschlecht vom Nordrande des Harzes. Woher die Lehnshoheit Magdeburgs über Clettenberg?
Kapitel 4 Die Kirche und ihre Besitzungen im Helmegau. Das Erzstift Mainz; der Archivdiakonat Jechaburg
Frömmigkeit der Zeit; Klostergründungen, Ausstattung mit Ländereien im Helmegau. Mainz, Erzbischof Ruthards Wirken im Helmegau. Adekbert I. von Mainz. Die Gründung des Chorherrenstiftes Jechaburg zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Die Ausstattung, die Vögte des Stifts, die Pröpste, Gründung der Archivdiakonate. Einfluß des Stifts auf die Bevölkerung.
Kapitel 5 Über die Waldgemeinschaften des Helmegaus
Nicht germanische, sondern mittelalterliche, z. T. spätmittelalterliche Gründung der Waldgemeinden. Das Windehäuser Holz. Der Sieben-Gemeinde-Wald. Die übrigen Genossenschaften.
Kapitel 6 Ausklang
Gaugeschichte . Terrotorialgeschichte. Norden und Süden im Helmegau un politischer Beziehung. Sachsens und Thüringens Einfluß auf den Helmegau in wirtschaftlicher Beziehung. Die Bauten und Kulturdenkmäler im Helmegau. Der Helmegau auch kulturell zugleich vin Sachen und Thüringern beeinflußt.
Anhang Ortsnamen, die bis etwa 1150 urkundlich belegt sind

Besprechung

Das Buch, das dem Andenken des 1935 verstorbenen Nordhäuser Heimatforschers Karl Meyer gewidmet ist, baut sich in seinem Kern auf den Arbeiten von Karl Meyer und Richard Rackwitz über den Helmegau auf, die in den Jahren 1884 und 1888-90 in den Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle a. d. S. erschienen. Die Arbeit gibt ein Bild der geschichtlichen Entwicklung des Helmegaues von der germanischen Zeit bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts unter Einbeziehung der Kirchen-, Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte sowie der Kulturgeschichte im weitesten Sinne des Wortes. Somit umfaßt die Arbeit auch die Zeit der sächsischen und salischen Könige, unter denen sich die Pfalzen um den Harz und in der Goldenen Aue einer besonderen Wertschätzung seitens des deutschen Königtums erfreuten. Damit aber ergab sich zugleich die Notwendigkeit, die Reichsgeschichte an einzelnen Stellen stärker in die Betrachtung einzubeziehen. Dem Verfasser kommt es in erster Linie darauf an, „die Schicksale und den Geist einer Landschaft durch ein Jahrtausend hin leidlich zu erfassen“ (S. 5), doch nimmt das Buch öfter den Charakter einer Untersuchung an, und der Verfasser versucht, zu Einzelfragen kritisch Stellung zu nehmen. Wenn er dabei auch bemüht ist, die neuere Literatur zu verarbeiten, so vermißt man doch manche Arbeit, z. B. Heusingers vortreffliche Untersuchung über das Servitium regis der deutschen Kaiserzeit (Arch. f. Urk.forsch. 7. Bd. 1921), die ihm sicher manche Anregung gegeben hätte und vielleicht auch mit dazu beigetragen hätte, sein äußerst abfälliges Urteil über die Persönlichkeit König Heinrichs lV. (S. 226) abzuschwächen. Damit aber berühren wir die Grenzen der Arbeit: Die Ausführungen des Verfassers über die Gaueinteilung und die Grafschaftsverfassung sind mit Vorsicht aufzunehmen und bedürfen noch für ganz Thüringen einer gründlichen Untersuchung unter Heranziehung der kirchlichen Einteilung und der spätmittelalterlichen Gerichtsverfassung. Völlig mißverstanden hat Silberborth die Ansicht Georg v. Belows (Territorium und Stadt 2. Aufl. 1923 S. 22) über eine „Territorialbildung von oben und von unten her" und wendet sich gegen die Annahme, daß hier die Dynastengeschlechter „aus dem niederen Adel oder gar aus dem Ministerialenstande emporgewachsen seien“ (S. 248), indem er fälschlich darunter eine Territorialbildung „von unten her“ versteht. Tatsächlich läßt sich bei keinem der im 12. Jahrhundert im Helmegau ansässigen Grafengeschlechter nachweisen, daß ihre Grafschaft einen alten staatlichen Gerichtsbezirk fortsetzte, vielmehr ist wahrscheinlich, daß die späteren Grafschaften sich von der „Opposition gegen den staatlichen Bezirk" her bildeten und sich so die Territorialbildung „von unten her" vollzog. Auch die Auffassung von Silberborth, daß „den Kaisern nach Lothar von Supplinburg an dem Reichsbesitz im Helmegau nur noch wenig gelegen war" (S. 235), läßt sich nicht aufrechterhalten. Allein der Wiederaufbau der Kyffhäuserburgen durch das Königtum in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts und die Entwicklung der Reichsministerialität in dieser Zeit zeigen, daß dem Reichsbesitz damals doch noch eine nicht geringe Bedeutung zukam, wie auch Allstedt, Tilleda und Wahausen ihren Pfalzcharakter noch im 12. Jahrhundert gewahrt haben.

Wenn somit das Buch nicht allen wissenschaftlichen Anforderungen zu genügen vermag, so stellt es doch eine nicht unbrauchbare Zusammenfassung der reichen hochmittelalterlichen Geschichte der Goldenen Aue dar, das dem Heimatfreund manche Anregung bieten wird. Die Anmerkungen bringen die wichtigsten Quellenbelege; das ausführliche Register wird der Leser ebenso dankbar benutzen wie die beigegebene Karte.