Eine seltene Jubelfeier – Erinnerungsblatt zur goldenen Hochzeit von Gustav Jordan, Nordhausen

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Titel: Eine seltene Jubelfeier
Untertitel: Erinnerungsblatt zur goldenen Hochzeit von Gustav Jordan, Nordhausen
aus: Leipziger Uhrmacher-Zeitung ; 13.1906
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Erscheinungsdatum: 1906
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Quelle: Scan
Kurzbeschreibung: über den Uhrmacher Gustav Jordan
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Eintrag in der GND: [1]
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Eine seltene Jubelfeier.
Erinnerungsblatt zur goldenen Hochzeit von Gustav Jordan, Nordhausen


Nur ein Familienfest ist es, auf das wir in den folgenden Zeilen unsere Leser aufmerksam machen möchten, aber ein Familienfest so seltener Art, daß rein menschliche Gefühle nach Tönen suchen, um ihren freudigen Gehalt an einem solchen Tage ausklingen zu lassen.

Die Feier der goldenen Hochzeit des gewiß in weiten Kreisen bekannten und geschätzten Kollegen Gustav Jordan in Nordhausen veranlaßt uns, einige Erinnerungen aus dem Lebensgang des ehrwürdigen Jubilars mitzuteilen.

Am 26. Juli 1830 ist G. Jordan in Bardenitz bei Jüterbogk geboren, als der Sohn des damals hochangesehenen Besitzers der dortigen Papiermühle, Gottlieb Jordan. Seine Ausbildung erhielt der Knabe auf dem Realgymnasium der Frankeschen Stiftungen in Halle, jener Gelehrtenschule, aus der schon eine große Anzahl hervorragender Köpfe hervorgegangen ist. Als Sekundaner verließ er die Anstalt zum größten Leidwesen des Vaters, da häusliches Mißgeschick, hervorgerufen durch Überschwemmungen, die oftmals den Bestand der tief gelegenen Mühle bedrohten, ein längeres Verweilen auf der geistigen Pflanzstätte unmöglich gemacht hatten. Dieser geschäftliche Niedergang der einst so blühenden Papierindustrie hat den Sohn vom Geschäft des Vaters abgedrängt und auf Bahnen getrieben, auf denen er sich nun erst recht seiner Begabung entsprechend entfalten sollte.

Der heranreifende Jüngling fand, als er das Elternhaus verlassen hatte, Aufnahme bei einem Onkel, der in Wernigerode a. H. das Geschäft eines Uhrmachers betrieb. Dieser Onkel hatte einst seine Kenntnisse in der blühenden Industrie der Schweiz erweitert, und so war denn G. Jordan bei einem tüchtigen Meister in der Lehre. Die sechs Jahre, die er in Wernigerode verblieb, wurden neben tüchtiger Übung in der Herstellung von Uhren auch der weiteren Pflege des Geistes, besonders in sprachlicher Hinsicht, verwandt. Nachdem der junge Mann noch in dem Magdeburger Geschäft von Bore & Berger tätig gewesen war, zog er, seinen lebhaften Wünschen entsprechend, nach der Zentrale der Schweizer Uhrenindustrie, nach Chaux-de- Fonds. Hier beschäftigte er sich hauptsächlich mit der Herstellung von Ankergängen und Tourbillon-Chronometern.

Im Alter von 26 Jahren, am 20. November 1856, heiratete er die Tochter einer hochgeachteten Beamtenfamilie in Wernigerode, die dem Onkelhause gegenüber wohnte. Nach achtjährigem Aufenthalte in der Schweiz zog G. Jordan wieder in die deutsche Heimat zurück und siedelte sich in Nordhausen an.

Hier in dieser Stadt aufstrebenden Geschäfts- und Geisteslebens fand der strebsame Mann ein reiches Arbeitsfeld vor. Das anfänglich kleine Geschäft hob sich zusehends, und wenn man heute durch die erste Geschäftsstraße der Stadt Nordhausen geht, so sieht man das Uhrengeschäft Jordans als ein feines und gediegenes schon von weitem. Die Treue seiner Berufsarbeit, die Gediegenheit seiner Grundsätze und nicht zum wenigsten die Geradheit und Offenheit seiner selbständigen freien Denkungsart fand bald in den führenden Kreisen der Stadt lebhafteste Anerkennung und Zustimmung. Er hat sich große Verdienste um die Gründung und bisherige Leitung des Gewerbevereins erworben. Im Jahre 1880 rief er eine Gewerbe-Ausstellung ins Leben, die weit über die Grenzen des heimatlichen Landes damals Beachtung gefunden hat. — Es ist darum nicht verwunderlich, wenn die Bewohner Nordhausens ihren geschätzten Bürger in die Stadtverordneten-Versammlung und weiter dann in die leitende Stellung eines Stadtrates des dortigen Magistrats wählten. Dem Verdienste hat die Stadtverordneten-Versammlung durch den ehrenden Titel eines Stadtältesten im vergangenen Jahre Anerkennung verliehen.

In Nordhausen kennt man Gustav Jordan als Muster treuer Pflichterfüllung und edler Gesinnungsart, und wir sind gewiß, daß dort am Jubeltage der goldenen Hochzeit dankbare Wünsche für den glücklichen Lebensabend des verdienten Mitbürgers und seiner Frau laut werden.