Diskussion:Petersberg

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Historische Funde am Petersberg

18. Juli 2002. – Am südlichen Hang in der Neustadtstraße begann im Juli 2002 der Bau eines neuen Parkhauses. Zuerst rückte der Schaufelbagger an. Bis zu zwei Meter tief grub er sich in den Boden und trug die Erde ab. Und dort unten ruhten sie - die stummen Zeugen des uralten Nordhausens. Sofort wurden die Denkmalpfleger alarmiert. Und die übernahmen prompt die Regie auf der Baustelle. Eine archäologische Notbergung startete. Hans-Jürgen Grönke von der Unteren Denkmalpflege zeigte sich keineswegs überrascht. Es war bereits die zweite größere Fundstelle im Bereich der alten Neustadt, die im Jahre 1365 mit der heutigen Oberstadt vereinigt wurde. Und das jetzt Entdeckte passt in das Bild, welches die schriftlichen historischen Quellen der heutigen Generation lieferten. Hier waren einst die Garten- und Hinterhofbereiche der früheren Straßenzüge "Vor dem Vogel" und "Backhausberg". Die Nordhäuser Denkmalpfleger stießen am Petersberg-Südhang auf zehn Objekte, die sie peu à peu ausgruben. So kam ein Brunnen zum Vorschein, der noch weitere 1,40 Meter tief im Boden ragte. Den Weg ans Tageslicht fanden auch zwei Zisternen, die ersten Erkenntnissen zufolge vermutlich später als Abfallgruben benutzt wurden. Das Interesse der Denkmalpfleger weckten ebenso eine Kloake, die aus einem Holzfass bestand, sowie drei Abfallgruben unterschiedlicher Größe - die tiefste wurde mit 1,50 Meter vermessen. Ein Fund gab zunächst Rätsel auf. Er führte weitere 1,80 Meter tief in den Boden und verfügte über Mauern aus Sandstein. "Das ist vermutlich ein Toilettenhäuschen aus dem Mittelalter", meinte Grönke. An anderer Stelle steckten nur noch Pfosten im Boden. Über deren Bedeutung sollen tiefgreifendere Untersuchungen erst noch Aufschluss geben.Auch diverse Gefäße - wie Kugelbodentöpfe, Schüsseln, Becher und Grabentöpfe - wurden bei den Ausgrabungen entdeckt. Aufsehen erregte ein Holzteller. Aber auch Glasfunde in einer Zisterne. Ebenso stießen die Denkmalpfleger auf sehr viele Knochen, deren Alter noch bestimmt werden muss. Die Grabungen, die in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologische Denkmalpflege erfolgten, wurden inzwischen beendet. Jetzt werden die Fundstücke gesäubert. Dabei könnte die eine oder andere aufschlussreiche Gravur zum Vorschein kommen. Das Säubern, Konservieren und Restaurieren sowie die dendrologischen Untersuchungen werden in Weimar durchgeführt. Aber Eigentümer der Fundstücke bleibt Nordhausen. Denkbar sei, blickte Grönke voraus, dass die Ausstellung im Tabakspeicher einmal diesen Zuwachs erhalten wird. Die Funde stammen aus der Zeit zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert. Noch sind nicht alle Erkenntnisse ausgewertet worden. Aber all das Entdeckte wird bereits als Zeichen gewertet, dass dieses Gebiet schon damals besonders intensiv besiedelt war. "Und das Toilettenhäuschen ist nicht von ganz armen Leuten errichtet worden", deutete Denkmalpfleger Hans-Jürgen Grönke viel sagend an. --Chronist (Diskussion) 17:58, 1. Mär. 2020 (MET)