Die Wasserversorgung der Stadt Nordhausen seit alter Zeit

Aus NordhausenWiki
Textdaten
Autor: Karl Meyer
Titel: Die Wasserversorgung der Stadt Nordhausen seit alter Zeit
Untertitel:
aus: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde. (Band 34. 1901), S. 519-534
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901 (Band 34)
Verlag:
Drucker:
Erscheinungsort:
Quelle: Scan
Kurzbeschreibung:
Digitalisat: thulb.uni-jena.de
noch nicht Korrektur gelesen
Eintrag in der GND: [1]
Bild
[[Bild:|250px]]
Bild
Die Wasserversorgung der Stadt Nordhausen
seit alter Zeit.
Nach urkundlichen Quellen vom Volksschullehrer Karl Meyer in Nordhausen.


 Wasser ist das erste Erfordernis für jede menschliche Niederlassung. Aus diesem Grunde liegen alle Oerter an Quellen, Bächen oder Flüssen. Viele Oerter haben ihre Namen geradezu dem Wasser entliehen, an dem sie liegen und welches für sie Existenzbedingung war: So Dietenborn, Tettenborn, Ebersborn, Weißenborn; Salza, Wieda, Zorge, Görsbach, Urbach, Leimbach, Grumbach; Bodungen an der Bode, Leinungen an der Leine, Thürungen und Uftrungen (d. h. Obertyrungen) an der Tyra, Haferungen am Haferbache, Wippra an der Wipper.

 Für das auf und am Frauenberge gelegene Dörfchen Nordhausen (welches nach Erbauung der Stadt dann „Altnordhausen“ genannt wurde), sind wohl die Quellen des Rumbaches (d. h. Rinnebaches) diejenigen gewesen, welche den Bewohnern das Trink- und Kochwasser geliefert haben, während das Fließwasser des Rumbaches und eines am Bergfuße entlang laufenden Zorgearmes zum Waschen und zum Tränken des Viehes benutzt wurde. Der Rumbach ist, was wohl nur wenige Nordhäuser wissen, noch als Bach vorhanden, wenn auch nur als Gossenwasser. Seine westliche Quelle fließt heute noch, wie schon in uralter Zeit: Sie befindet sich im Hofe des Hauses der Firma L. Heilbrun & Co. Nr. 26 vor dem Vogel und fließt durch dieses Haus nach der Straße ab; die östliche Quelle des Rumbaches freilich scheint schon längst versiegt zu sein. Sie wurde vor mehreren Jahren im Gehöft der Nordhäuser Aktienbrauerei, Abteilung Förstemann, zufällig bloßgelegt und dadurch als solche entdeckt, daß sich in der Vertiefung der einstigen Quelle noch mancherlei alte Schöpfgeräte aus Thon fanden.

 Bei Anlage der Stadt Nordhausen auf der Höhe (im Anfange des 10. Jahrhunderts) mußte man auf Beschaffung des unbedingt erforderlichen Wassers Bedacht nehmen. Es wurde als „Mühlgraben" ein Arm aus der Zorge ab- und dicht am Fuße des die Stadt tragenden Berges hingeleitet. Zwei wohlverwahrte Pforten und Treppen führten von der Stadt hinab zum Wasser des Mühlgrabens und auf diesen Wegen versorgten sich die Bewohner der Bergstadt mit der unentbehrlichen Flüssigkeit. Die nördlichste Pforte und Treppe führten die bezeichnenden Minen „Wasserpforte und Wassertreppe" und die südlichste Pforte und Treppe die Namen „Kottelpforte und Kotteltreppe", weil an letzterer die 3 Köttel- oder Wursthäuser der in ihrer Nähe wohnenden Fleischer oder Knochenhauer wohnten. Schon im 13. Jahrhundert kam ein dritter, nach dem Wasser führender Ausgang hinzu, „das Neuewegsthor", dessen Name darauf hinweist, daß es den beiden älteren Pforten gegenüber eine neuere Anlage war. Von ihm führt die nach dem Wasserheiligen Johannes dem Täufer genannte „Johannistreppe" zum Wasser des Mühlgrabens hinab und von ihm zur Stadt hinauf.

 Welch hohe Bedeutung der Mühlgraben für die aus dem Berge liegende Stadt Nordhausen hatte, ist daraus zu ersehen, daß sich dieselbe wegen Wassermangels ergeben mußte, als 1198 Landgraf Hermann von Thüringen den Mühlgraben abgraben und sein Wasser durch Seitenkanäle in die Zorge leiten ließ. (Eine andere hohe Bedeutung des Mühlgrabens für die Stadt zeigt sein Name an. Ueber die Mühlen der Stadt Nordhausen soll am Schlusse erzählt werden.) Der Kranz von Teichen, der sich um die Vorstädte — im Norden des Altendorfes, zwischen Altendorf und Grimmel, zwischen dem Grimmel und dem Sande, zwischen dem Sande und der Sundhäuser Straße, südlich und östlich vor dem Klosterhofe — zog, hatte zwar große Bedeutung für die Sicherheit der Vorstädte, nicht aber für die Wasserversorgung der Stadt. Letztere Bedeutung hatte auch nicht der Töpferteich, welcher wohl als „Feuerteich" diente und in Urkunden genannt wird: 1322 fossata scilicet Topfergraben, fossata Figulorum; — 1337 beschuldigt der Propst Ditterich zu dem heiligen Creucze zu Northusen die Bürger, daß sie den Töpferteich zu unrecht uf das seine gedrungen haben; — 1338 geben die Bürger dem Propste Dietrich (Grafen von Hohnstein) für sein zum Töpferteiche genommenes Land andere Länderei nicht weit davon; — zwischen 1375 und 1383 warf der Nordhäuser Ratsherr Nickel Torboum das arme Kind eines Viehhirten freventlich in den Tophhertych, wovon das Kind siech wurde und nach drei Wochen starb; — 1457 stand dem Rate der mit Fischen besetzte „töpfferteich" zu. — Der Töpferteich wird durch Ausgraben des Lehmes durch die Töpfer vor dem Jahre 1300 entstanden sein. Da er nur durch Schmutz- und Regenwasser gespeist wurde, so wird er eine in heißen Sommern arg duftende Flüssigkeit enthalten haben. Trotzdem ging in der Stadt Nordhausen die Sage, der Storch hole die kleinen Kinder für die Nordhäuser Bürgerfrauen aus dem Töpferteiche. Er ist im 19. Jahrhundert (1833 bis 1838) nach und nach und Ende der 70er Jahre vollends zugeschüttet worden; an seiner Stelle wurde sodann der Neumarkt angelegt. 1800 wurde sein Flächenraum auf 4 Acker 27 Ruten angegeben.

 Eine gewisse Bedeutung muß für unsere Altvordern die noch heute fließende Quelle des „Elisabethbrunnens" gehabt haben, da sie ihn zu den sieben Wahrzeichen der Stadt rechneten. Er galt ihnen als Gesundbrunnen, weshalb in seiner unmittelbaren Nähe eine der heiligen Elisabeth geweihte Kapelle, die schon 1422 existierte, erbaut wurde; neben ihr stifteten 1436 die beiden Nordhäuser Bürger, Hermann von Werther und Hans Swelngrebil, ein Hospital für fremde Pilger. Vom Elisabethenbrunnen erzählten sich die Nordhäuser Bürger, „wer voll dessen Wasser trinke, den ziehe es also zu oder an sich, daß er sein immer mehr begehre und er immerdar daran gedenke", — er könne Nordhausen nicht vergessen.

 Schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts scheint man in der Bergstadt einen Brunnen (einen Ziehbrunnen, aus dem mittelst einer Winde, an der eine Kette und an dieser ein Eimer sich befand, das Wasser emporgeschwungen wurde) angelegt zu haben und zwar da, wo Prediger- und Jüdenstraße zusammenstießen (vor dem jetzt dem Kaufmann Peter gehörigen Hause). Dieser Brunnen wird 1322 urkundlich „der Judenbrunnen" (fons judeorum) — weil er westlich von dem Jüdenhause (curia judeorum) lag — oder „der Bernolfsbrunnen" (fons Bernolfi) — weil er vor dem Hause des Bernolfs lag — genannt. Wahrscheinlich hatte der von 1240 bis 1242 als Reichs schütze urkundlich erwähnte Nordhäuser Bürger Bernolfus diesen Brunnen vor seinem Hause anlegen lassen.

 Im Jahre 1322 existierte noch ein zweiter Brunnen in der Oberstadt, nämlich vor dem „Bärenkopfe", einem an der Ecke der Barfüßer- und Kranichstraße gelegenen Domherrnhofe, welcher "curia prebendalis apud fontem" heißt. Der Brunnen befand sich auf dein freien Eckplatze vor den Häusern der Kaufleute Reich und Barthel (Kaluschke); die Zeit seiner Zuschüttung ist unbekannt, kann aber nicht 1329 sein, wo er der Sage nach zugeschüttet worden sein soll, weil man angeblich die durch das Altenthor eingedrungenen und in der Barfüßerstraße erschlagenen Feinde in denselben geworfen hat; dieser Brunnen erscheint nämlich urkundlich noch 1339 als „der Frankenborn" (fons frankorum) und 1548 und 1559 als „der Franckenborn". Die Herkunft des Namens ist unbekannt.

 Im Jahr 1421 wird „der Ruthenborn" erwähnt, welcher 1559 „der Rautenborn" genannt wird. Er lag unten in der Rautenstraße vor dem Eingänge der neuen Straße (früher Kikersgasse" geheißen) und wurde im September 1890 znge- schüttet, nachdem er in der letzten Zeit seiner Existenz (wie die anderen Ziehbrunnen) mit einer Pumpe versehen gewesen war.

 Im Jahre 1431 erscheint urkundlich „der Peterßborn", welcher 1554 „der born am petersberge", 1559 „der Petersborn" und 1583 „der Petersbrun vor der Hundsgasse" genannt wird. Wann er zugeschüttet worden, ist unbekannt. Später befand sich ein Brunnen (mit Pumpe) weiter oben, da, wo der Petersberg ans die Weberstraße stößt; dieser wurde im Oktober 1891 zu geschüttet.

 Im Jahre 1434 wurde ein neuer Brunnen auf dem Königshofe angelegt, über dessen Erbauung wir folgende urkundliche Nachricht fanden: „1434 sabatth. ipso die St. Bonifacii completus e. iste novus fons vulgariter "uff dem Konigshofe" situatus, et constant 300 floren. solvente modio tritici XIV." Im Jahre 1858 wurde wieder ein Brunnen auf dem Königshofe gegraben. Er hat, mit einer Pumpe versehen, bis in die Neuzeit existiert.

 In der Bäckerstraße lag östlich neben dem Eingänge in die kalte Gasse 1559 „der Becker Born", 1583 „der born in der Beckergasse" und existierte, mit einer Pumpe versehen, bis in die Neuzeit.

 Auf dem Kornmarkte befand sich im nordwestlichen Teile 1559 „der Kornmarcktsborn gegen dem Schuhoff und Doctor Nicolaus Luder"; Zuletzt mit einer Pumpe versehen, wurde er bei der im Juni 1893 erfolgten Umwandlung des Kornmarktes zugedeckt.

 Der Töpferbrunnen, welcher mich aus älterer Zeit stammt, lag da, wo die Töpferhagenstraße (jetzt Schreiberstraße) auf die Töpferstraße stößt und ist im Oktober 1891 beseitigt worden. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war er verfallen. Im Jahre 1571 schritt man zur Wiederherstellung desselben, worüber wir folgende urkundliche Aufzeichnung fanden: „Anno 1571 ist zu erbauunge und wiederaufrichtunge des Tepfferbornes vom Rathe verordnet, daß ein jeder Brauer (d. h. Besitzer eines brauberechtigten Hauses) 2 Groschen, die Hintersattler aber 1 Groschen geben und contribuieren sollen. Als der Töpfferborn ist gemacht worden, hat man in der Stadt 9 Umgänge dazu gehalten und eingesammlet; die Cämmerey hat gegeben 5 Gulden, die Vormunden zu St. Martini (des Martinsstiftes) 3 Gulden, die Vormunden zu St. Cyriaci (des Siechhofes) 2 Gulden, die Vormunden zu St. Elisabeth (des St. Elisabethhospitals) 1 Gulden 3 Groschen, die Spende (die Vorsteher der ewigen Spende) 2 Gulden, das Weinamt (die Vorsteher des städtischen Rathskellers) 10 Gulden. Die Summa aller Einnahmen war 72 Gulden 12 Groschen 8 Pfennige 1 Heller. Ausgabe 63 Gulden denen, die den Born gemacht haben; Summa aller Ausgabe 99 Gulden 6 Pfennige."

 Auch in den Vorstädten wurden Ziehbrunnen angelegt.  Aus älterer Zeit stammt sicher der Brunnen auf auf dem Plane im Altendorfe, unterhalb der Geiersbergsstiege. Er wird 1525 „der Born im Altendorfe", 1559 „Born im Aldendorff", 1569 „im Altendorfe der Born" und 1583 „brun im Alttendorff" genannt.

 Der Brunnen vor dem Vogel wird nicht jünger sein, da er schon 1559 „Born vor dem Arne" genannt wird Dagegen ist es nicht festzustellen, ob der Lohmarktsbrunnen aus älterer Zeit stammt, da er bis jetzt noch in keiner älteren Urkunde aufgefunden worden ist.

 Ueber sämtliche Brunnen waren früher „Brunnenherren" gesetzt, welche, wenn etwas an den Brunnen baufällig geworden war, solches den Bau- und Feuerherren anzeigen mußten, damit es bei Zeit wieder zurecht gebracht wurde. (Lessers Chronik S. 5.)

 Trotz ihrer 8 Brunnen hatte die Oberstadt doch nicht selten Mangel an Wasser, weshalb der Rat, gedrängt von den Klagen gemeiner Bürgerschaft, Bedacht auf Beseitigung des Wassermangels nahm. Es fand sich der Netter in der Not in der Person des Meisters Hans Lachsner (oder Laxner) aus Sachswerfen. — Schade, daß man nichts näheres über den geschickten Mann weiß; ja, man weiß nicht einmal, aus welchem Sachswerfen — Ober- oder Niedersachswerfen - er war; doch lobt fein Werk den Meister —. Er legte ein Druckwerk — die jetzige Oberknnst - im Altendorfe an, durch welches das Wasser aus dem Mühlgraben 85 Ellen hoch auf den Geiersberg getrieben und durch in der Erde liegende Röhren in die Oberstadt geleitet wurde.

 Wie erfreut die Bewohner der Stadt Nordhausen und wie zufrieden Bürgermeister und Rat mit der Wasserkunst Meister Hans Lachsners gewesen, ist deutlich aus dem Empfehlungsbriefe zu ersehen, der ihm nach glücklicher Vollendung des Werkes ausgestellt wurde. Dieser von uns aufgefundene Brief lautet wörtlich: „Wir Bürgermeister und Rath der Stadt Nordhausen bekennen und thun kundt mit diesem unsern offenen Brief, daß wir an Wasser in unserer Stadt zur täglichen Nothdurft und auch in Nöthen großen Mangel gehabt. Demnach haben wir mit dem Ersamen Meister Hansen Lachsnern zu Saxwerffen, Briefeszeigern, gehandelt, welcher maßen ein beständig Wasser an den Orth, da unsere Stadt am höchsten gelegen, zu brauchen seyn möchte; darauf hat berührter Lachsner uns eine Wasserkunst angeben und verfertigt, damit das Wasser 85 Ellen gehoben und seinen unverhinderten Fall und Laust bis in unsere Stadt beständig hat, und hat uns also mit derselbigen Wasserkunst treulich, ufrichtig und wohl verwahret, dieselbe zum besten verfertiget, daß wir deren guth Genügen haben. Zu Urkund haben wir unser Stadt Secret zu Ende dieser Kundschafft wissentlich thun drücken Donnerstages nach Martini anno domini 1546."

 Meister Hans Lachsner hat sich nach Vollendung seiner Wasserkunst in Nordhausen niedergelassen und zwar im Aliendorfe, wo er sich in der Nähe der Oberkunst „bep dem Ceigertor in Altendorff" für 93 Gulden ein Halls erkauft hat, in dem 1559 „Llavs I^aodsensr" wohnte- Aus dem Jahre 1548 ist ein Verzeichnis vorhanden, in dem die Bottiche der neuen Wasserkunst aufgeführt werden. Es standen „Bottiche: in der Nutengasse, vor der Wasserpforten, oben und unten vorm Hayne (oben vor dem Hagen und unten vor der Hagenstraße), uff dem Kornmarckte, vor dem Francken- borne und uff dem Pferdemarckte." — Ferner werden genannt: 1559 „dy Kunstroren hart am Namen Wegs Tor, die Kunst (unter den Weiden am Mühlgraben), welche vor Zeilen S. Martins Oelmüle gewest, die Kunst uf dem Marckle, die Kunst in der Rautengasse", — 1567 und 1583 „Kunst usm holtzmarckte", — 1569 „die Kunst usm Marckle".

 Nur ein halbes Jahrhundert reichte Meister Lachsners Werk aus; dann wurde der Wunsch nach Vergrößerung und Erweiterung desselben laut. Der Rat der Stadt Nordhausen hielt Umfrage nach einem geschickten Kunstmeister und erfuhr, daß in Halle (wo man ja die Soole aus dem Salzbrunnen zu heben verstand) ein solcher zu haben war. 1594 am 20. Julii schrieb ein Ehrbarer Rath der Reichsstadt Nordhausen an den Rath der Stadt Halle, daß sie (die Rathsleute zu Nordhausen) eines erfahrenen Meisters zu ihren Wasser-Künsten voll nöthen, sie (die Ratsherren zu Halle) doch ihren Mitbürger Peter Guntern, so in solcher Kunst wohl geübet sein soll, uf der Stadt Kosten wollten anhero (nach Nordhausen) folgen lassen."

 Meister Peter Günther aus Halle, welcher kurz vorher auch der Stadt Merseburg eine Wasserkunst erbaut hatte, kam 1595 nach Nordhausen und verhandelte mit dem Rate über eine Er- Weiterung der Tberkunst und über Neuanlage einer Unterkunft, lieber diese Verhandlungen hat sich folgende Aufzeichnung erhalten: „Verzeichnis, was Hmno 1595 im Monath Junio als den 2". mit Peter Gnnlhern allhier abgeredet worden- Peter Günther berichtet: die Unkosten werden fast gleich seyn an einer Kunst sowohl als ml der andern. 100 Thaler sind ihme zu Merseburg gegeben für seine Mühe alleine; die andern Unkosten hatten sie (die Merseburger) alle getragen. In 12 Wochen hoffe er alles zu verfertigen. (Es sind erforderlich:) Ein krummer Zapfen von 1 '/- Ellen; 4 Mörser ohngefehr 200 Pfund, voll jeder Elle 4 V2 Gulden zu gießen; 20 Thaler ohngefehr vor Eisenwerg, ohn die Zapfen, oder 30 Gulden für alles; ein neu Nad zu 9 Ellen; 6 Thaler (für) 6 Ventyll. Fordert uf feine Persoll und einen Gesellen 100 Thaler, ausgeschlossen das Graben- und Maüerwerk. Will alle Röhren, so 3 borig, mit einbohren, soviel zu der Kunst gehörig. Soll alles, was zur Kunst gehöret, verrichten; das Haus soll erst gemacht werden; mit 100 Gulden, so ihm zugesagt, ist er zufrieden. Wie die Unterkunft allzurichten?

 In Johann Günther Pfeiffers Garten 3 Schuhe voll der Bleichen, 10 Ellen ins Gevier, unten aus dem Wasser mit Mauersteinen ausgemauert, über dem Wasser mit Brandsteiuen oder mit Bohlen, ein Born zu graben, ein Haus über dem Vorne zu 4 Sparren, ein Mörser ohngefehr von 3 oder 4 Ellen ins Haus, eill Stangwerck in den Garten an der Bleichen, muß uf beyden Seiten ein Gebeu darüber seyn zu 8 Schuhe hoch, ein Halls zu 5 Sparren oben gegen der Linden (^ö.: diese stand oben beim Neuenwegsthore) mit Boden und Treppen, darein eiil Mörser auch zu 2 oder 3 Ellen, und fol solche Behausung Hunden am Berge auf Pfale gesetzt werden, eine kupferne Wanne ohngefehrlich voll ' 2 Elle oben in dies Gebende, darein das Wasser fällt; voll dieser Behausung sollen die Röhren zum (Nenenwegs-)Thore hinein in die Stadt, oder wie sichs leiden will, geleget werden. Item die Röhren zu 12 Schuhen und stärker als die andern und sollen 4 Zoll ausgebohrt werden. Item die Stangen sollen seyn so dicke, wie ein Pfannbaum ungesehr."

 Meister Peter Günther aus Halle verbesserte und erweiterte im Jahre 1598 die Oberkunst, das Werk Hans Lachsners, indem er das Wasser aus dem Mühlgraben durch 84 Röhren, welche zusammen 42 Zentner wogen, 264 Ellen (52 in) hoch bis in eill Wassersammelhäuschen trieb, welches auf der Höhe des Geiersberges liegt und als das Schöpfmännchen („Schöpp- männichen") jedem Nordhäuser bekannt ist. Vom Schöpfmännchen wurde das Wasser in 160 hölzernen Röhren bis aus den städtischen Marstall (er lag da, wo sich jetzt das Hagenthor befindet) und von da in 1100 hölzernen, durch eiserne Buchsen verbundenen Röhren nach den Kunstlöchern der Oberstadt geleitet. In diesen Kunstlöchern der Oberstadt befanden sich 28 messingene Hähne zu den Reisen oder Wasserständern. Durch die Unterkunst, welche Peter Günther ebenfalls 1598 und zwar unten neben der Johannistreppe anlegte, wurde das Wasser in 75 messingenen Röhren, welche zusammen 55 V2 Zentner schwer waren, 222 0-, Ellen (44 in) hoch, anfänglich in eine kupferne Wanne, welche sich in einem Wasserbänschen vor dem Neuenwegsthore befand, später in einen Trog, welcher innerhalb des Neuenwegsthores stand, getrieben und von hierin 543 hölzernen, durch eiserne Büchsen verbundenen und mit 30 messingenen Hähnen verseheneil Röhren weiter geleitet und durch 178 Querröhren verteilt.

 Später ist das Wasserwerk noch erheblich erweitert worden, indem man das Wasser noch durch neugelegte Röhren in andere Straßen leitete- Vom Schöpfmännchen abwärts legte man dann auch eiserne Röhren statt der hölzernen. Zur Erhaltung der Ober- und Unterkunft hatten die Bürger ein jährliches „Kunstgeld" zu zahlen. Es betrug 1802 jährlich 1500 Thaler.

 Nach der Lesserschen Chronik von Nordhausen (S. 5 und 6) waren 1740 vorhanden 3 steinerne Wasserkünste: am Markte (auf dem Kohlmarkte), auf dem Kornmarkte, ans dem Pferdemarkte, und 3 hölzerne Bottiche: in der Nautengasse, über der Wassertreppe und (oben) am Pferdemarkte (auf dem Hagen). In der 1842 herausgegebenen Nordhäuser Chronik v. Förstemann wird S- 6 berichtet: „Die beiden Wasserkünste oder Pumpwerke füllen durch eine ausgedehnte Röhrenleitung die steinernen Wasserbehälter, die auch „Wasserkünste" oder kurzweg „Künste" heißen. Es waren damals vorhanden ^.) 10 steinerne Künste: am Markte (vor dem Niesenhause), auf dem Korn- markte, auf dem Pferdemarkte, aus dem Königs Hofe, oben und unten in der Nautenstraße, auf dem Petersberge, in der Barfüßerstraße, auf dem Hagen und in der Topferstraße am Eingänge der Töpserhagenstraße (Schreiberstraße) und L) 2 hölzerne Bottiche: unten in der Hagenstraße (Baltzerstraße) und in der Domstraße."

 Später (noch 1872) waren außerdem vorhanden 3 hölzerne Bottiche: in der Sedanstraße (dem Eingänge der Freiheitstraße gegenüber), in der Lichtengasse und in der Vogelstraße (vor dem nach der Hütersgasse führenden Gäßchen).

 Die Kunst am Markte (auf dem Holzmarkte oder Kohlmarkck', jetzt Lucherplatze) ist, wie die ou derselben be sindlich gewesene, eiugehauene Jahreszahl auswies, im Jahre 1583 erbaut worden (Lesser, Chr. S. 5). Sie ist damals an Stelle einer älteren, schon 1559 als „Kunst uf dem Marckte", 1567 als „Kunst ufm holtzmarckte" und 1569 als „Kunst ufm Marckte" erwähnten getreten. 1744 soll sie verlegt worden sein und !755 ist sie mit der Statue des Triton (gefertigt vom Bildhaller Johann Ludwig Meil aus Ilfeld) geschmückt. Der langbärtige, sehr muskulöse Meeresgott reißt einem Drachen den Rach eil ans, aus dem einst das Wasser aufstieg (Schmidt, Bau- und Kunftdenkmäler von Nordhausen S. 205). An der Stelle dieser Kunst ist der Lutherbrunnen 1888 errichtet worden. Die Kunst auf dem Kornmarkte ist im Jahre 1698 (dem jetzt Schönbeckschen Hause gegenüber) erbaut worden, lieber die Erbauung dieser Kunst existieren folgende urkundliche Nachrichten: „^rmo 1697 am 9. September haben im Nahmen Eines Edlen und Hochweisen Rathes die Bauherren Hr. Gundeloch, Hr. Caspar Timmer und Hr. Andreas Lerche mit Meister Halls Caspar Werner, Steinmetzen zu Kelbra, gehandelt, eine neue steinerne Wasser-Kunst uf den Korn-Marckt zu verfertigen, also, daß solche uf folgende Arth: Es sollen die Steine im Steinbruche gantz fertig von lauter Werckstücken, welche zum wenigsten 15 Zoll in der Breite, die Sembse (Simse) aber 2 Zoll breit. Die Steine alle sollen mit einem Wasser (?) verfertigt werden, welche bei Setzuuge müssen mit Thon voll gestoßen werden. Es soll auch dieselbe 8 Ecken bekommen. Die Weite im Lichzen soll seyu l6 Schue weit; die Höhe bis an die Simsen 8 Schue; die Gewerck-Steine, woraus sie gesetzt werden, sollen Elle breit seyn. Was aulangel die Bodensteine, wenn derselben nicht genug hierzu vorhanden, müssen ihm dieselben gilt gethan werden. Wenn dann gedachte Kunst obgedachter- maßen verfertiget und auf E. E. H. Raths Kosten hier zur Stelle geschafft worden und bis zum Ausrichten fertig, soll ihm eines für alles gezahlet werden 100 Thaler, und so lange er bey Setzunge daran helfen wird, soll ihm (besonders) bezahlet werden. Daß daun auch der Anfang damit mit nechsten geschehen möchte und versichert ist, wenn und wo er das Geld bekommen soll, dazu der jetzo regierende Oberkämmerer Hr. V(ürgermeister) Lic. Eckhardt bey dessen noch wehrender Cämmerey zu zahlen versprochen 25 Thaler, worauf ihm sobald auch bey dieser Bedingung ausbezahlet werden 10 Thaler und noch uf Martini g(eliebts) G(ott) noch 15 Thaler. Die übrigen 75 Thaler sollen bey Verfertigung und Lieferung nach dem neuer: Jahre 1698 g. G. bezahlt werden.

 Damit auch E. Edler Hochweiser Nath der Auszahluugs- I Gelder halber, wie auch der Verfertiguug versichert seyu möge, so setzet Unterschriebener als Baumeister zum ausdrücklichem Unterpfaud eiu seiu ill Kelbra im Alteudorse gelegeues Haus uud Hof im Fall, da solches uicht gehalten, wie vorbeschrieben, welches doch, ob Gott will, nicht geschehen soll, daran zu erholen Macht haben soll. Urkundlich ist dieser Contract in Gegenwart der Herren Deputaten des Bau-Amts unterschrieben, geschehen in Nordhausen den 9. Septembr. 1697. Andreas Gundelach. Hans Caspar Werner. Casparus Timmert. Andreas Lerche.

 Specification aller des Steinbrunnens Kosten:  Dem Steinhauer in Kelbra baar 100 Thaler. Demselben ^ bei Setzung .derselben und auch p. ckiZeretions t2 Thaler 16 Groschen. Bey 20 Bürger-Fuhren, so die Steine aus dem Bruche anhero geführet, L 2 Thaler — 60 Thaler. Dem hiesigen Baumeister und Unter-Kunstmeister wegen seiner beim Setzen gethaner Anordnung 4 Thaler Für 17 Wagen Lohn, so den Thon dazu geführet, 8 Thaler 9 Psg. — 300 Brand- Steiue zum Füllemund L 16 Groschen ----- 2 Thaler, die großen Bodensteine 24 Thaler. 260 eiserne Clammern-Steine ä, 2 Groschen — 21 Thaler 16 Groschen. Das Loch dazu zu formiren und die Erde auszugraben 6 Thaler 12 Groschen. Für Bley und Zinn 11 Thaler 21 Groschen. Haar und Kohlen 2 Thlr. 6 Gr. Dem Raths-Maurer selb vierdte in 4 Wochen 20 Thlr. 6 Gr., denen Thonarbeitern 8 Thlr 8 Gr. Das Holtz, worauf die Steine herbei gewaltzet 2 Thaler. Breter zu den Thon-Kasten 2 Thlr. 12 Gr. Den ausgegrabenen Schutt auszuführen 6 Thlr. Den Schutt durch gewisse Leute anszuladen 6 Thlr. Für Thon zu fahren 4 Thlr. Das Stein-Pflaster mit der Kunst zu repariren 2 Thaler. — Summa: 300 Thaler 10 Groschen. Nordhausen, 20. September 1698."

 Der 1824 verstorbene Nordhäuser Bürger Christian Böttcher vermachte letzwillig der Stadt 500 Thaler zur Errichtung einer Statue des Neptun auf der Kornmarktskunst. Dieselbe wurde nach dem Modelle des nachgehends so berühmt gewordenen Dresdener Bildhauers Ernst Rietschel in der Gräflich v. Einsiedelschen Eisengießerei zu Lauchhammer gegossen und am 2. Juli 1828 auf dem inmitten der Kornmarktswasserkunst errichteten Pfeiler aufgestellt. Die Neptunsstatue ist eine der Erstlingsarbeiten des Künstlers. Die 2 m hohe Figur mit edelgebildetem Kopfe ruht mit dem linken Fuße auf dem Kopfe eines ziemlich konventionell geformten Delphins; die rechte Hand hält den Dreizack. Am Sockel steht die Inschrift: 0. 0. UÖNMI1LR.

 1828. — Bei der im Juni 1893 erfolgten Umwandlung des Kornmarktes wurde die Kunst mit dem Neptun etwas weiter nach Südwesten verlegt.

 Die Kunst auf dem Königshofe ist 1734 aus roten Kelbraer Steinen erbaut und durch den Bürgermeister Johann Gottfried Riemann mit einer lebensgroßen Statue des Neptun, der den Dreizack in der Rechten hielt und zu desseu Füßen ein früher wasserspeiender Delphin lag, geziert worden. Diese Kunst ist zwischen 1888 und 1900 beseitigt worden.

 Die Kunst auf dem Pferdemarkte hat der Bürgermeister Jakob Vrettschneider 1735 aus roten Kelbraer Steinen erbauen und 1738 mit. der Figur eines wasferspeienden Meerpferdes zieren lassen. Diese Kunst wurde 1876 abgebrochen.

 Die beiden Künste in der Rautenstraße sind im Jahre 1750 erbaut und 1755 mit Statuen aus Sandstein, gefertigt vom Bildhauer Johann Ludwig Meil, geschmückt worden. Die oben in der Rautenstraße (am unteren Eingänge der Kohlgasse) befindliche Kunst trug die Statue des von Schlangen umwundenen Laokoon; die unten in der Rautenstraße (vor dem Eingänge in die neue Straße) befindliche Kunst trug die sitzende Figur der Leda, welche einen Schwan mit beiden Händen auf ihrem Schoße hielt; dem hoch nach oben gerecktem Halse und Schnabel des Schwanes entströmte einst ein Wasserstrahl. Beide Künste wurden im April 1887 abgebrochen. Die Figuren derselben, welche bei ihrer Errichtung 500 Thaler gekostet haben, und die der andern Wasserkünste werden im Städtischen Museum aufbewahrt.

 Die Kunst auf dem Petersberge ist im Jahre 1900 beseitigt worden; vorher war schon die Kunst in der Töpfer- straße entfernt morden. Auch die hölzernen Bottiche sind abgebrochen worden. Jetzt existieren nur noch von den Brunnen die Quelle des NumbacheS und der Elisabethbrunnen und als einzige Wasserkunst ist noch die in der Barsüßerstraße (vor dem Spendekirchhofe) vorhanden. Die Oberkunst existiert noch, aber die Unterkunft ist im Mürz 1886 beseitigt worden.

 Die Thatsache, daß die Brunnen der Stadt oft eine recht zweifelhafte, der Gesundheit schädliche Flüssigkeit lieferten, und das berechtigte Bestreben, der Bürgerschaft statt des harten und unreinen und deshalb nicht besonders appetitlichen Mühlgraben- Wassers ein reineres, weicheres Wasser zu verschaffen, führte zur Anlage der neuen Wasserleitung durch die Gesellschaft „Neptun." Durch diese neue Wasserleitung wird das Wasser aus der oberen

 Tyra (aus dem 16 Kni von Nordhausen entfernten langen Thale rm Südharze) — die Brrmrkenstrtbe im Tyrathale liegt 365 in über dem Ostseespiegel — in Röhren nach dem Hochreservoire auf dem Geiersherge (es liegt 252 rn über dem Ostseespiegel und 67'/r in höher als der Bahnhof) und von hier durch eiserne Röhren in die Stadt geleitet. Das Wasserwerk wurde Ende Dezember 1873 sertiggestellt und im Januar 1874 in Betrieb gesetzt. Am 8. Mai 1874 erwarb die Stadt Nordhausen das Wasserwerk von der Aktiengesellschaft Neptun für 223 000 Thaler (nach anderer Angabe für 675000 Mk.) Zur Verstärkung des Wasserzuflusses der städtischen Wasserleitung erwarb die Stadt 1887 Nordhausen das Wasser des Ottostollens im Jlfelder Thale und 1890 wurde ein zweites Hochreservoir auf dem Geiersberge erbaut und am 26. November 1890 eröffnet. Jetzt steht Nordhausen vor dem Projekt einer Thalsperranlage im oberen Tyrathale. Ueber die Notwendigkeit der Verwirklichung dieses Projekts sind die Meinungen in der Bürgerschaft noch geteilt.

 Der Mühlgraben hat, wie sein Name beweist, besondere Bedeutung für Nordhausen dadurch erhalten, daß die Triebkraft seines Wassers zum Betrieb der an ihm nach und nach erbauter: Mühlen benutzt wurde. Die älteste Mühle ist höchstwahrscheinlich die Kaiser- oder Grimmmühle, nach welcher die neben ihr entstandene Vorstadt „Grimmel" (d. h. Grimmühle) genannt worden ist. Sie lag unter oder hinter dem Hofe des Kaisers d. h. hinter der Kaiserburg, zu welcher sie auch wohl in ältester Zeit gehört hat. Im Jahre 1322 war die hinter der cmria OssariZ gelegene Mühle verlehnt vom Domstifte, welches von ihr einen Jahreszins von 88 Scheffel Roggen zu fordern hatte. Etwas später besaß die Witwe Conradi cliodi Scaphen die eine und der Schwiegersohn des Conrad Scaphen die andere Hälfte dieser Mühle. 1372 bezeugt der Rat der Stadt Nordhausen, daß der Bürger Berld v. Schernberg das halbe Teil der Müllen, dy da genannt ist „des Kaysers mülle," gelegen keyn dem thnme des heiligen Cruczes buffen der muren der stad zu Northusen, dp da waz Henrich von Werther unsts bürgers und siner erbin, verpsendig gemacht hat vor 1 virdung und 56 lotige mark Silbers — doch unschedelich der thumherren zu dem heiligen Crucze ewigen zinsen, dp sp daran haben. 1446 giebt Hans v. Artern sein '/. an der Kaysers Mille an die Gebrüder Curth und Claus v. Wenden. 1559 heißt sie „die Keyser Moln" und heute noch „die Kaisermühle."

 Oberhalb derselben liegt „die Rosenmühle," welche wir zuerst 1421 erwähnt gefunden haben: damals hatte der Rat Jahreszins zu fordern von der „Nosenmol." (Damals existierte auch bei Nordhausen schon eine „Wintmoln," welche in jenem Jahre Dieterich Blicherodt vom Rate erblich um einen gewissen Zins empfing.) Sodann wird 1525 die Windmohle und die Rosenmüllen genannt. 1559 besitzt Bastian Berga die letztere, welche als „das Ratsmuele" bezeichnet wird. 1584 wird „der Rosenmüller Andreß vom Rate mit 5 Mark bestraft, weil er leuthe, so nicht bürger sind, bei sich innen gehabt."

 Es folgen weiter aufwärts „die Schärf- und die Roth- leim mahle." 1305 gab der wohlhabende Nordhäuser Bürger Heinrich Kindelin mit seinen beiden Töchtern dem Altendörfer Cisterzienser-Nonnenkloster „die Scherfmulle und die am Roteleime." Während 1310 „die Scherfmullen" allein genannt wird, erscheinen 1323 wieder zusammen „niolsnäina doRsi-tmullsir und iriolsriäina Noten! seinen." 1523 übergiebt das Alten- dorfskloster „dem erbarn und wolwiesen rathe der stad Nort- husen seine zwo molen, die Scherssmolen und die molen am Roteillepmen, die vorwust gewesen und die ein erbar rath wieder in bewlich wesen Pracht und erbawet hat" 1525 sind „die Scherfmnllin und die mullen am Rotenleymen" Eigentum des Rates. 1559 wird die Scherfmühle, „der Fabian Oelmoln" genannt.

 Unterhalb der Kaisermühle lag 1559 „unter den Weydeu" die Kunst, welche vor Zeiten S. Martins Oelmülen gewest.

 Weiter abwärts folgt die Kottelmühle (Kuttelmühle), welche 1310 „inolenäina Ninäellvi" genannt wird 1431 erwarb der Rat der Stadt Nordhausen mit den Vormunden des St. Martinihospitals vom jungen Herrn Hans v. Bnla und seiner Frau Adelheid für 50 rheinische Gulden und für ein für Beide zu Haltendes Jahrgedächtnis die Kottelmühle. In demselben Jahr Dienstags nach S. Vitistage lassen die Grafen Heinrich, Ernst und Eyliger von Honstein, Herren zu Lare und Elcttenberg, vor des heiligen Richß Stulen zu Northusen an geheigter Dingbank in Gegenwart des Schultheißen, des Vogts, der Schöppen, des Schreibers, der Fronen und der Zeugen durch ihren Getreuen Dietrich v Höngeda als ihren Bevollmächtigten erklären, daß sie (die Grasen) als Lehnsherren zum Verkaufe der Kottelmuhlen zu Northusen undir dem Kottelberge seitens des Hans von Villa an das Martinshospital ihre Zustimmung geben und die Vormunde des genannten Spitals mit der Kottelmühle belehnen. 1431 Donnerstags nach Eyriaci gab auch Graf Heinrich v. Honstein, Herre zu Heldrungen, als Opfer dem S. Martins Hospitale zu Northusen den Teil der Köttel Mullin, gelegen untir dem Kottelberge zu Northusen, den Hans von Bula von ihm zu Lehen gehabt und ihm ausgelassen hat 1555 heißt sie „möhle unter dem Kottelberge," 155t) „Sauet Martins Mohlen vnder dem Kottelberge."

 Die folgende Mühle ist die in der Mühlgasse aus dem Schackenhofe. Sie gehörte dem Frauenbergskloster. Das Kloster nennt in seinen Urkunden diese Mühte wie folgt: I40l „vnßere mol gelegen by dem sunthußthore und den angustinern", 1404 „unsere clostirmullen gelegen by den Augustinern", 1410 „mullen, dy do eß geheißen dy clostermulle by dem snnthnsen thore allernehist by der stobbin des gotishnßes (FrlNle)ibergs- klosters) kegin dem spittal ower, dy von uns zu lehen gehit", 1421 „des gotishusismol uff dem frawenberge bei den Allgnstinern giebt dem Rathe 4 Schillinge Jahreszins", 1420 „vnsere lo- mulen und olmnllen gelegen vor dem snnthnsen thore"; 1559 heißt sie „die Elostermohl".

 Die Mühle auf dem Klosterhofe gehörte ebenfalls dem Frauenbergskloster und hieß, weil die Ansiedlung aus dem Frauenberge ursprünglich das Dörfchen Altnordhausen gewesen war, „die Mühle zu Allnord Hause n". Das Frauenbergskloster nennt dieselbe: 1355 „unser molen Alden-Northusen", 1426 „vnsere mole zcu alden northusen" und 1440 „vnßere mole zcu alden northußen".

 Unterhalb der Stadt liegt die neue Mühle, über deren Erbauung sich folgende schriftliche Nachricht findet: Freitag nach Thomastag 1581 erhandelt Martin Schaffhirte (der fremd anher gekommen, die Papiermühle an der Saltza 1567 erkauft, einige Zeit dieselbe besessen und wegen Streites mit den Müllern in Salza au Nicolaus Ludern für 200 Gulden verkauft hatte), der Papiermacher, von einem Erbarm Rate die alte wüste Statte vor dem Vielenthore, „die Messiugsmöhle" genannt, und erbaut daselbst eine neue Papiermühle und verpflichtet sich, falls er dieselbe verkaufen wolle, sie zuvor dem Rate anzubieten.

 Auf dem Bielenrasen legte 1689 das Nnismitglied Christoph Schreiber eine Oelmühle und einen Zehnt-Hammer an, „obzwar viele diesermegen murrten". „Dort glüet er die Eisen- stäbe wieder mit Kohlen in einer Esse oder Ofen vor einem vom Wasser des Mühlgrabens gezogenen Gebläse und machet daraus unter dem vorgedachten Hammer dünne, lange und viel ge- kerbete Stäbe, die man Kraus-Eisen heißet, woraus die Nagelschmiede, sowohl auf dem Hartze, als in dem Lande, allerhand Nägel verarbeiten." (So berichten Behrens in feiner I46roynia. caniosa und Bohne in dem Fragmente seiner Nordhäusischen Ebronika.) Aus dem Jahre 1730 wird mitgeteilt: „Der Hammer wird also genannt, weil vor Jahren Hierselbst eine Hammer-Hütte ist angelegt worden, so jetzo ein Wirthshaus ist und 2 Oehlmuhlen daneben, hat eineil festen Hoff zur Wirlhschaft und einen großen und herrlichen Lustgarten, durch welchen nicht allein der Mühlengraben fleußt, sondern es ist auch ein großer und länglicher Fischteich darinnen und noch ein kleinerer, in dessen Mitte ein Lust-Haus als auf einer Insel stehet."

 Der Mühlgraben hatte für die Altvordern aber noch eine andere Bedeutung An ihm lagen die Badstuben, in welche Wasser des Mühlgrabens geleitet und zur Reinigung des Körpers benutzt wurde. Urkundlich lassen sich im Mittelalter 4 Badstuben Nachweisen. Sie seien nachfolgend in der Reihe von unten nach oben aufgezählt. Die Badstube in der Sund Häuser Straße neben dem Stubengäßchen, welches von ihr seinen Namen erhalten hat. Sie gehörte dem Frauenbergskloster und wird 1410 „dis 8to1>bir>, ds8 Zoti8llus68 (nämlich des Frauenbergsklosters)" genannt. Sie bestand damals schon längere Zeit, denn schon 1408 wird „die 8tob1)6HAa886^ nach ihr genannt, die auch 1453 als „8tobi)iirKa886" erwähnt wird. 1559 wird sie „dis 0Io8tsr 8tu1>6n" genannt und berichtet, daß „01au8 Ztolbsi'Ak dis 13a.d8lubs ertrankt, trat,".

 Die zweite Badstube lag neben der Kuttelmühle. Im 15. Jahrhundert hatte „die Badstube under dem Kottelberge 1 Schock gut Geld als Jahreszins an das St. Georgenhospital zu zahlen". 1467 wird sie „die Uad^nbs unter dem Lokkst- dsrZs" genannt. 1555 werden „die möhle und die badestnben unter dem Kottelberge" erwähnt. Die dritte Badstube lag unter dem Neuenwege und zwar neben dem „Hurenhause" (gemeinen Hanse, Hause der gemeinen Frauen). Sie wird bereits 1359 „badestube undir dem Nuwenwege an der Zcorgenge" genannt. t539 „erkaufte Osr8ban 8to1bsrA und dessen Frau Elisabeth die badstuben unter dem nuwenwege". Er besaß sie noch 1559. — Die S. 520 erwähnte „Johannistreppe" kann auch ihren Namen von Johannes dem Evangelisten, dem Apostel der Liebe, tragen, weil ihrem unteren Ende gegenüber in der Weidenstraße das Haus der gemeinen Liebe (das Hnrenhaus) lag. Die vierte Badstnbe lag unter dem Altenthore (Barfüßerthore). t366 „verkaufte Luckard, wittwe des Heinrich Macken, die staben, die gelegen ist undir dem Aldentore vor unsir stad, an Henrich von Gotha dem eldern". 1559 wird „Facius Müller der Stubener" als Besitzer dieser „hinter S. Elisabeth" belegenen Badstube genannt. Nachträglich sei zu Seite 521 nach bemerkt, daß bis vor wenige Jahrzehnte vor dem unteren Ende der Wassertreppe und zwar an der Nordseite sich der nur spärliches Wasser spendende „Tröppelborn" befunden hat, der aber für die Wasserversorgung Nordhausens keine Bedeutung gehabt haben kann.